Schicht im Schacht

Blick auf das Stadion

Viertelfinale 2019. Das Finale erreicht 1989. 1999 den Pokal gegen die Bayern gewonnen. 2009 Finale Berlin. Titelträger wieder der SVW. 2019. Ihr erkennt ein Muster? Auf geht es heute nach Gelsenkirchen auf ein DFB-Pokal Spiel. 

Wenn die Ferne ruft

13:30 Uhr. Ich werfe mich in mein Werder Trikot und düse zum Würzburger Hauptbahnhof. Dort treffe ich auf Chris (der übrigens den ersten Gastbeitrag hier auf meinem Blog verfasst hat). Gemeinsam werden wir von Anne eingesammelt und es geht mit dem Auto gen Pott, um den Pott ein Stück näherzukommen. 4 Stunden Fahrt warten auf uns. Mit guten Werder Liedern, bei denen wir noch in Erinnerungen schwelgen, ist die Fahrt schneller rum, als gedacht. 7000 Fans reisen heute für den Sportverein in die Veltins Arena auf Schalke. 

Blick auf das Spielfeld
Calm before the Storm

Glück auf

Das Licht geht aus. Viele kleine wieder an. Im Hintergrund beginnt die Melodie des Steigerliedes. Das hat Tradition. Früher sang man das Lied als Kumpel des Bergbaus. Die einen sagen, dass Stück diente dem Glauben an die Hoffnung nach gefährlicher Arbeit wieder ans Tageslicht und zur Familie zurückzukehren, die anderen sagen, das Lied wurde gesungen, damit sich die Schätze des Berges auftun. Somit war es als Glückslied zu betrachten. Vor allem erinnert es mich aber an eine Stadt und ein Stadion, die mich weit in eine andere Zeit schleudern. Das Schwarz-Weiß Video auf dem Würfel unterstützen meine Reise in die Vergangenheit. Und wenn ich gerade schon dabei bin über Vergangenes zu sprechen, dann doch bitte auch über den wichtigsten Grund des Abends. Den DFB-POKAL.

Das Licht im Stadion ist aus. Kleine Lichter sind zu sehen während das Steigerlied läuft
Glück auf, der Steiger kommt

Zurück zum Ursprung

Früher hieß der noch „Tschammerpokal“. Benannt nach seinem Namensgeber Hans Tschammer, Reichssportführer der National Sozialisten. Am 06.01.1935 ging der Wettbewerb mit unglaublichen 4.000 Mannschaften in die Erste Runde. Damaliger Gewinner am 08.12.1935 war der 1. FC Nürnberg. Schalke 04 unterlag damals dem 1. FCN mit 2 : 0.

1938 beschloss der Deutsche Fachverband Fußball, dass nun auch österreichische Vereine an dem Wettbewerb teilnehmen dürfen. Und so standen sich im selben Jahr, Rapid Wien und der FSV Frankfurt am Ende gegenüber. Das Spiel entschieden die Österreicher für sich mit 3 : 1. 

1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Der Pokal blieb weiterhin bestehen, das Finale wurde jedoch erst ein Jahr später ausgetragen. Gewinner war wieder Nürnberg, die sich zum zweiten Mal den Titel sicherten. 

1943 in Stuttgart, gewann der First Vienna FC gegen den Luftwaffen-Sportverein Hamburg die Letzte Trophäe unter diesem Namen. Endergebnis: 3 : 2. Der Tschammerpokal war ab da an Geschichte.Knapp 10 Jahre lang wartete der Pokal in Wien auf einen neuen Besitzer.

1952 gingen dann erstmals 32 Vereine für den „DFB-Vereinspokal“ ins Rennen. Gewinner nach 10 Jahren Unterbrechung war Rot-Weiß Essen. Das Hakenkreuz am Pokal selbst, wurde lediglich mit einer Plakette mit dem DFB-Logo ersetzt. Seit 1964/1965 gibt es dann den offiziellen Pokal, den wir alle heute als DFB-Pokal kennen. Dort ist allen voran, Borussia Dortmund als erster Gewinner eingraviert worden. Natürlich wurde die Trophäe mittlerweile um einige Sieger erweitert. Nach dem FC Bayern mit 18 Siegen, schließen unsere Grün-Weißen mit 6 Titeln, Schalke und Frankfurt mit jeweils 5 und Köln, Nürnberg und Borussia Dortmund mit jeweils 4 Titeln auf.

Ein besonderes Ereignis gelang dann noch Rudi Assauer (R.I.P Rudi) 2002, der den Pokal fallen ließ. Der damals „schiefe Pokal“ wurde dann auf Kosten von Rudi für 32.000 Euro repariert. 

Das Spiel beginnt
Mögen die Spiele beginnen

Es geht im Pott um den Pott

Zurück vorm Stadion bin ich in bester Gesellschaft. Eine ewige Party auswärts mit Freunden. Aber 60 Minuten vor Anpfiff machen wir uns dann doch auf Richtung Kurve. Ich bin nervös. Mein Herzschlag gleicht einem Drum and Bass Lied. Der Schiedsrichter Deniz Aytekin pfeift die Partie um 20:45 Uhr an. Zu der ersten Halbzeit kann ich nicht viele außergewöhnliche Szenen beschreiben — es gibt nämlich keine. Kurz kommt der Gedanke in mir auf: „Der ganze Weg für dieses Spiel?“ Ich kann nur hoffen, dass die nächsten 45 Minuten mehr Bums dahinter haben. 

Heiko und Nadine in der Gästekurve
Gute Freunde kann niemand trennen

Einige Freunde hatten mich davor noch angesprochen: „Du fährst nur für 90 Minuten Fußball so viele Kilometer?“ Ich würde gerne immer eine passende Antwort haben auf diese Frage. Wenn ich mit: „Ja, das ist meine Leidenschaft“ antworte, stoße ich auf Unverständnis. Klar, wenn man nie dabei war, kann man das nicht nachvollziehen. Die Stimmung, die Atmosphäre, die pulsierende Masse an Menschen die sich die Seele aus dem Leib schreien. Klingt verrückt? Stimmt. Aber einmal in diesem Bann gewesen, kommt man nicht mehr raus. Es ist wie bei der Herr der Ringe, der dich immer wieder ins Stadion lockt. 

Meine Damen und Herren das ist norddeutscher Zauber

2. Halbzeit. Nervosität wieder da. Werder aber auch. Die Grün-Weißen haben mehr Schwung und es gibt schon einige Situationen, die gefährlich werden. Aber auch die Knappen kommen zu manch guten, Gott sei Dank nicht verwerteten, Chancen. Dann nach 65 Minuten Spielzeit, steht Rashica vor dem Strafraum und zaubert den Ball ins obere Linke Eck. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich es spätestens bei der Bierdusche gemerkt. WIR FÜHREN! Der Jubel — unvergleichlich mit allem was davor war. Jubel ist, wenn du irgendwelche Fans umarmst. So auch hier. In dem Moment ist man mit Allen vereint. Das ist Fußball. Ich kann es irgendwie noch gar nicht glauben. Aber es steht auf Schalke 0 : 1 für uns. 

Schlagartig heizen die Ultras noch mal so richtig ein. Famos. 7 Minuten später klingelt es zum 0 : 2. Ausgerechnet Davy Klassen, der bislang nicht so richtig in das Spiel fand, macht den Deckel zu. Wir rasten aus. Ist das ein Traum? Und da fällt mir, und da spreche ich glaube ich auch für alle anderen, ein Stein vom Herzen.

Blick auf die Anzeigetafel. Es steht 0 : 2 für die Gäste
Werder führt mit 0 : 2.

Wir sind zurück

Diese Emotionen hier zu beschreiben, fällt schwer. Man muss sie erleben. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich nah am Wasser gebaut bin? Klar, ich bin waschechter Bremer, ich komm von der Nordseeküste, da ist viel Wasser umzu. Da steh ich also nun. Um mich herum wird es leise und so langsam bekomme ich Tränen im Auge. Das ist dann wohl der Teil, in dem ich sentimental werde. Es war von Anfang an wirklich alles drin für beide Mannschaften und dann steht es 0 : 2 für den SVW. Oh wie ist das schön. Die Gesänge greifen über in: „Über Hamburg fahr’n wir nach Berlin“ und „Europapokal“. Es gibt so viele Fans die noch nie eine Meisterschaft oder einen Pokaltitel ihrer Mannschaft feiern konnten. Welch ein Glück, gehören wir nicht dazu. 

Geschlossen stehen die Werderaner auf dem Platz in einem Kreis. Die Fans applaudieren
Nach dem Spiel vereint

Das muss man eben auch mal aus der Perspektive sehen. Das ist fast wie seine Seele und sein Herz in eine Aktie zu investieren, die zu Lebzeiten vielleicht nie zu Erfolge kommt. Das ist Leidenschaft. Das ist bedingungslos und das ist ECHT. 

Was leider auch echt ist, ist die Rote Karte die Nuri Sahin in der 90. Minute kassiert. Zurecht oder nicht, es ist unnötig. Nach den 5 Minuten Nachspielzeit ist der Krimi endlich vorüber. Das Spiel war auch nicht das Gelbe vom Ei, dennoch bin ich heilfroh über den Einzug ins Halbfinale. 

DIE NUMMER EINS IM NORDEN SIND WIR!

Autor: aufeinspiel

Nordisch by Nature!

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