Der Mythos vom 12. Mann

Freunde des guten Fußballgeschmacks, es ist wieder so weit. Es geht nach Gelsenkirchen. Warum die Fahrt und der Einlass nicht so reibungslos abliefen und was mich wirklich zu Tränen gerührt hat, erfahrt ihr wie immer hier – AUF EIN SPIEL!

Unverhofft kommt oft

Wer meinen letzten Beitrag gelesen hat, weiß, dass ich mich für diese Saison schon verabschiedet habe. Jetzt kommt es super spontan doch noch zu zwei Auswärtsfahrten. Die erste gegen den S04. Es war noch ein Platz in einer geplanten 9er-Bus Fahrt frei und ein Ticket gab´s auch für mich.

Egal wo du auch spielst…

Ihr kennt das Prozedere aus meinen vorangegangenen Beiträgen. Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr morgens. Man kommt im Tag an und dann irgendwann am Bahnhof oder am vereinbarten Treffpunkt. So wie auch heute. Ich hatte mich auf 8 weitere Bremer Fans gefreut. Was mir aber keiner im Vorfeld verraten hat, hier fahren auch zwei Schalke Anhänger mit. Das kann ja unterhaltsam werden, denke ich mir. Nachdem wir vollzählig sind, geht es los. Fünf Stunden in Richtung Pott!

Freunde in Werder Bremen Fanbekleidung unterwegs im Bus nach Gelsenkirchen
Egal wo du auch spielst!

Musikalisch wird die Auswärtsfahrt untermalt von Hymnen verschiedenster Vereine. Auch Schalke Songs tönen durch die Boxen. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir am Rastplatz für eine letzte Pause halten, fährt uns auf dem Rasthof jemand vorne ins Auto. Die Stimmung ist für einen kurzen Moment dahin. Aber dann sind wir 30 Minuten später in Gelsenkirchen an der Veltins-Arena – und jeder hat Bock auf diese Partie.

Der Mythos vom Schalker Markt

Die Veltins-Arena, früher Arena AufSchalke genannt, löste im August 2001 das Parkstadion ab, welches dem modernen Fußball irgendwann nicht mehr gerecht werden konnte.  

Dem Mythos nach treffen sich 1904 ein paar Jugendliche im Garten von Heinrich Kullmann und möchten ihren Traum von einer Fußballmannschaft verwirklichen. Sie wollen einen Verein gründen, um Derbys spielen zu können. Dies wird laut mündlichen Überlieferungen in ein Notizbuch eingetragen. Das war die Geburtsstunde des Vereins „Westfalia Schalke“ in den Vereinsfarben rot und gelb. 1904.

1912 schließen sich diese Jungs notgedrungen dem bürgerlichen „Turnverein Schalke 1877“ an und die Farben ändern sich ein Jahr später in die uns eher bekannten Schalker Farben blau und weiß. 

In der Weltkriegszeit gründete man noch einen Verein, man trug Freundschaftsspiele gegeneinander aus, fusionierte beide Mannschaften und trennte sich ein paar Jahre darauf wieder. Kurzum – am 05. Januar 1924 einigte man sich auf den Namen des Vereins. FC Schalke 04.

sind wir mit dabei…

Nach einem kleinen Fußmarsch vom Parkplatz zum Stadion spricht man über Vermutungen, wie das Spiel wohl heute ausgehen mag. Ich tippe selbstsicher auf ein 0 : 2. So hatte ich ja im April 2019 auch ein 0 : 2 hier auf Schalke im DFB-Pokal gesehen – Beitrag verpasst? – Hier entlang!

Die Jungs gehen schon in das Stadion und ich warte auf Freunde aus München. Zeit für ein Kaltgetränk und etwas zu essen. 

Nadine und ein Freund vor der Veltins-Arena beim Warten
Wartezeit ist bekanntlich die _______ Zeit.

Vom Warten und warten

Kurze Zeit nach Einlass kommt es zu einem Einsatz der Polizei und ab dem Zeitpunkt kam keiner mehr in das Stadion. Einlassstopp. Noch tangiert mich das relativ wenig. Ich warte mit Ludwig, den ich zuvor in Mainz kennengelernt habe, auf die Münchener. Als die eintreffen und die Uhr 17:45 Uhr anzeigt, werde ich doch etwas nervös. Kurz blitzt der Gedanke auf, ob man die Partie heute überhaupt im Stadion gucken kann. Laut Hörensagen verursachen ein paar Fans aus der eigenen Reihe einen Streik und blockierten für alle weiteren den Einlass. Großartig. Da kommt Freude auf. Immerhin kommt man mit weiteren Anhängern des SVW in Gespräche und die Zeit wird gut überbrückt.

Fünf Freunde vor der Arena kurz vor dem Einlass
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ich drehe mich um, kurz bevor es dann tatsächlich weitergeht. Ein verwüsteter Platz mit viel Müll ist das Letzte, dass ich sehe, bevor es endlich ins Stadion geht. 

Unsere Fahnen wehen nur für Grün und Weiß…

Nach ewiger Suche finden wir dann noch ein schönes Plätzchen weit unten. Das Spiel ist bereits im vollen Gange. Die Stimmung auch. Ich liebe es, vor dem Spiel da zu sein. Die Mannschaft zu begrüßen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Heute ist dafür keine Zeit. Reingeschmissen in Euphorie von 0 auf 100. 

Die Punkte sind unglaublich wichtig. Aber nicht nur für uns, sondern auch für die Knappen, die sich aktuell noch auf einem direkten Abstiegsplatz befinden. Die Spiele kurz vor Saisonende sind immer die emotionalsten. Man weiß, was in der Saison noch realistisch machbar ist und versucht dies mit allen Mitteln zu erreichen. 

Der Fußball hat sich verändert. Aus Fußball mit Herz und Seele wurden wirtschaftliche Unternehmen. Hoffenheim und Leipzig läuteten mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga eine neue Ära ein. 

Vereine wie Schalke und der SV Werder Bremen, durften bereits am eigenen Leib erfahren, was das heißt. Wir standen uns auch in Liga 2 gegenüber und schafften den direkten Aufstieg. Auch weitere Vereine werden bei dem neuen Geschäftsmodell „Fußball“ zu Fall kommen.

Übrigens haben Schalke und Werder Bremen, die meisten Auswärtsfahrer 2022/2023.

Die Kurve singt für dich…

So stehe ich nun in der Gästekurve. Klatsche in die Hände und singe mit, so laut ich kann. Das ist meine Welt. Eine Welt, in der noch alles gut ist. In der ich die Romantik des Fußballs noch spüren kann. 90 Minuten, die mich vergessen lassen, was sonst so passiert. Welche krummen Dinger gedreht werden, welche Trainer wo entlassen werden und ominöse Sporttaschen für Schiedsrichter in Kabinen stehen. Keine Kapitel aus Football Leaks. Hier werden noch eigenen Geschichten geschrieben.

Für einen Moment kann man das alles ausblenden. Sowas hat man nicht vor der Mattscheibe im heimischen Wohnzimmer. Und doch bleibt es ein bitterer Nachgeschmack, dass diese beiden Traditionsvereine sich heute hier mit dem Gedanken an den Abstieg gegenüberstehen. 

18. Minute – TOR für uns! Marvin Duksch erzielt den Führungstreffer. Anknüpfen am Sieg in Bremen – äh Berlin.

Spielanzeige mit 0:1 im Vordergrund Fahnen aus dem Gästeblock
Zur Halbzeit steht es 0:1

So kann es weitergehen. Aber außer einer Gelben Karte und einer Unterbrechung aufgrund einer Verletzung passiert nicht viel. 

Halbzeit

In der Pause kommt ein bekennender Blogleser zu mir, der mich unbedingt treffen möchte. Das erwischt mich unerwartet emotional. Das berührt mein Herz, wenn sowas passiert. Danke dafür. Das ist die Belohnung für die Mühe, die in diesem Blog steckt. 

Egal was auch passiert…

Wenn man in Würzburg wohnt und auf Spiele des glorreichen SVW fährt, hat man nie ein Heimspiel. Man muss immer fahren. Heute sind es 90 Minuten Fußball 10 Stunden Fahrt. Der Unterschied zwischen unzählig teuren monatlichen Abos um seine Mannschaft zu sehen (was nicht nur absurd, sondern auch ziemlich frech ist) und die Kilometer, die ich gerne fahre – sind wir. Wir Fans. Wir sind der Unterschied! Das ist kein Geschäftsmodell. Das ist Leidenschaft. Das gibt dir kein Anbieter (Ausbeuter) für x Euro im Monat. So glücklich macht dich keine Sportwette. 

Ob du Meister wirst oder heute hier verlierst…

Anpfiff zweite Hälfte. Außer zahlreichen Unterbrechungen und Gelben Karten ist bis zur 80. Minute nicht viel zu berichten. Der gerade frisch eingewechselte Schalker van den Berg gleicht für die Königsblauen aus und es wird laut. Sehr laut. 1 : 1. Und von da an ist die Stimmung auf Schalke unantastbar. Die Luft knistert. Was erwartet uns heute noch?

Die Bremer geben nicht auf. Wir auch nicht. Die Trommeln und die Fangesänge erklingen weiter. Und in der Nachspielzeit fällt dann das 2 : 1. Was? So schnell sind 3 wichtige Punkte aus der Hand gegeben. Ich stehe fassungslos, wie alle anderen angereisten Werderaner, in der Kurve und kann nicht glauben, was ich da sehe. Die Zeit auf der Uhr läuft ab und wir verlieren auf Schalke. 

Spielstand nach 95 Minuten Fußball - 2:1 für Schalke04
Abpfiff!

Das Restprogramm hat es für beide Mannschaften in sich. Die 3 Punkte sehe ich als Investition heute Abend. Auch, wenn es für uns selbst so wichtig gewesen wäre, hier zu Punkten. Und vielleicht mag der ein oder andere Leser empört über meine Worte sein. Aber ihr habt nicht gesehen und erlebt, was ich gesehen habe und erlebt habe.

Blick auf die Nordkurve in Gelsenkirchen nach Abpfiff
Tradition schießt vielleicht keine Tore aber ohne Tradition ist Fußball nichts!

Nach Abpfiff blicke ich auf eine komplett blaue Nordkurve. Ein Meer aus Schals, Ekstase und lautem Gesang. Als die Mannschaft der Knappen sich in die Kurve begibt, ertönt der Mythos vom Schalker Markt. So laut wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe.

Und Freunde des guten Fußballgeschmacks, das ist Ehrlichkeit. Das ist das, was man in Leipzig oder anderen Retortenclubs nie erleben wird. Der Unterschied. Hier habe ich ein Stadion mit Seele und Charakter erlebt. Ich kämpfe für den echten Fußball. Für echte Emotion. Und so ein Verein hat in Liga zwei nichts verloren. Ebenso wenig wie wir!

SVW ALLEZ!

Wir sehen uns am letzten Spieltag gegen Union!

Das Ende der Fastenzeit

Freunde des guten Fußballgeschmacks – es geht wieder los. Die Bremer Jungs spielen in Mainz und sollte ich keine Karten für das Union-Spiel bekommen, ist dies hier mein letzter Beitrag für die aktuelle Saison. Was die Busfahrt so besonders gemacht hat und was die Highlights dieses Spiels waren, lest ihr hier – AUF EIN SPIEL!

Freunde beim Anstoßen am Würzburger Hauptbahnhof
Bereit zur Abfahrt!

Der Bus hat keine Bremse

Der Wecker klingelt, die Tasche ist gepackt und es geht Richtung Würzburger Hauptbahnhof. Dort warten schon einige Warriors, die es kaum abwarten können, nach Mainz zu fahren. Wir stoßen an und bewegen uns langsam zum vereinbarten Platz. Dort holt uns mein alter Fanclub „Grün-Weißes München“ ab. Beide Fanclubs in einem Bus. Ich habe mich besonders auf diese Fahrt gefreut. Heute kommen alle zusammen. Und wenn ich doch in meinen alten Beiträgen bemängeln musste, dass entweder der Bus zu spät am Stadion ankam oder lange Schlangen den Weg versperrten, sollte ich heute eines angenehmeren belehrt werden. Die Fahrt vergeht wie im Flug und während wir zwischen Erinnerungen und Zukunftsmusik des SVW schwelgen, kommen wir auch schon an – an der MEWA Arena.

Mewa-Arena
Willkommen in Mainz

Der Ursprung

Und da die MEWA Arena eines der Stadien ist, in denen ich heute zum ersten Mal bin, hier ein kleiner Exkurs. (Wie in guten alten Zeiten)

Ursprünglich spielten die 05er bis 2011 im Bruchwegstadion. Das wird aktuell von der zweiten Mannschaft und der A-Jugend genutzt. Die MEWA Arena hatte zur Einweihung 2011 den Namen „Coface Arena“ bis es dann 2016 in die „Opel Arena“ umgetauft wurde. Seit 2021 trägt es den Namen eines Herstellers für Berufs- und Schutzkleidung (u. a.). Ganz schön viele Namensgeber für meinen Geschmack, da kommt man schnell durcheinander. Was mir aber in Hinsicht des Fußballs auch auffällt, ist der Ursprung großer Namen, die in Mainz ihre Karriere begonnen haben. 2004 steigen die 05er erstmals in die 1. Bundesliga auf. Hachja – 2004! Kein anderer als Jürgen Klopp war zu dieser Zeit dort als Cheftrainer angestellt. Als dieser 2008 seinen Arbeitsplatz nach Dortmund verlegte, um dort seiner Karriere ein Double Sahnehäubchen aufzusetzen, suchte Mainz einen neuen Trainer. Für ein Jahr half Jørn Andersen aus, bis dann schließlich im Sommer 2009 Thomas Tuchel fünf Jahre sein Bestes geben sollte. Dieser wechselte dann auch zu Dortmund und die Geschichte endet – naja, ihr wisst schon. Eine berührende Geschichte zum Stadion konnte ich bis auf eine kleine Umfunktion zu einem Kartoffelacker in der Kriegszeit nicht finden. Aber das Stadion wechselte, wie schon beschrieben ja auch seinen Standort, um wirtschaftlich Konkurrenzfähig zu bleiben.

Stadionfeeling

Wieder zurück zur Fahrt. Wir treffen, wie schon beschrieben, pünktlich um 13:00 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Stadion ein. Ich kann mein Glück kaum fassen. Noch in Ruhe was essen, mit dem ein oder anderen Fan ins Plaudern kommen und dann gemütlich in den Block. Wer meine Beiträge aus 2023 kennt weiß, dass bei den letzten Fahrten nicht wirklich Zeit für solche Genussmomente war. Die Kontrollen am Einlass liefen reibungslos und auch keine lange Schlange kann mich noch um mein Kaltgetränk und meine Bratwurst bringen. Nach langersehnten Wiedersehen, finden wir uns im Gästeblock ein und warten auf unsere Mannschaft.

Heiko und Nadine vor dem Spiel
Ein langersehntes Wiedersehen!

Wer zuletzt lacht…

Mindset ist alles. Davon bin ich überzeugt. Ich selbst habe es schon oft erlebt. Also bin ich für jedes Spiel positiv gestimmt. Egal ob gegen die Bayern oder gegen Dortmund. Ich würde nicht im Traum auf die Idee kommen, ein Spiel gegen den SVW zu tippen. Es ist jedes Mal alles drin. Jedes einzelne Spiel. Wenn die Würfel vor jedem Spiel doch schon angeblich gefallen sind, warum existiert das Spiel dann noch? Die Nörgler unter den Fans werden jetzt die Nase rümpfen und mit dem Kopf schütteln. Voller Support – die Bremer Jungs laufen ein. Tosender Applaus und eine Choreografie zu Beginn des Spiels sollen heute der Startschuss für ein kleines Werder-Wunder sein. Und ein bisschen „Pyromantik“ darf auch nicht fehlen. Ist das schön!

Werder Fans die den Schal hoch halten, um die Mannschaft zu supporten
Pyromantik

Aufwachen ist die beste Art, seine Träume wahr werden zu lassen

Dieses berühmte Zitat von Muhammad Ali beschreibt die Schlussphase dieses Spiels. Über 85 Minuten passiert relativ wenig. Dann allerdings kommt Schlag auf Schlag alles zusammen, was auch Platz in der bereits abgelaufenen Spielzeit gefunden hätte. Aber das ist in dem Fall nicht Werder-Like. 85. Minute – Ajorque schießt die Mainzer in Führung. Die Mainzer Fans holen die Schals raus und bejubeln ihre Mannschaft. Der Blick geht zur Uhr. Noch 5 Minuten. AUF GEHTS WERDER – KÄMPFEN UND SIEGEN! 120 Sekunden später trifft Stage und wir sind wieder im Game. Während der Jubel der Heimfans verstummt, ist unserer riesengroß – die Bierdusche auch. Jeder unterschreibt mit Freuden diesen einen Punkt. Nachspielzeit – 4 Minuten. Ich stelle mir den Timer, um ungefähr zu wissen, wann dieser Nervenkitzel ein Ende hat.

Blick auf das Spielfeld. Auf der Anzeigetafel steht der aktuelle Spielstand - 1-1
1-1

Weiper – HYPER

93. Minute. Und jetzt geht es erst so richtig los. Weiper trifft und Mainz liegt wieder vorne. Also holen die Heimfans wieder die Schals raus. Ich hole mein Handy aus der Tasche und gucke auf den Timer. Noch 60 Sekunden. Handy wieder weg – Stimmung an. Und dann zieht Lücke ab – und….

trifft. Ich schreibe diese Zeilen und habe Gänsehaut. Es steht 2:2. Abpfiff im Stadion und die Party im Block beginnt so richtig. Man könnte sagen, wir haben 2:2 gewonnen. Wir liegen uns in den Armen. Neue und alte Bekannte. Weil das beim Fußball so üblich ist. Die Mannschaft kommt noch zu uns und lässt sich feiern. Zurecht. Heute hat wieder gezeigt, dass immer was geht, wenn das Mindset stimmt!

Gruppenfoto aus der Gästekurve
So sehen „Sieger“ aus!

Und wer spult dieses Leben eigentlich immer auf 1,5-facher Geschwindigkeit ab?!

So schnell vergehen 90 Minuten Fußball und auch dieser Tag. Nach schönen abschließenden Gesprächen im Bus sind wir auch schon wieder in Würzburg angekommen. Es ist April. Die Fastenzeit endet heute und war nicht gestern nicht noch erst 2022?! Vielleicht endet heute auch die Zeit des negativ Denkens mancher Fans. Das Ende auch der Fastenzeit im Sinne einer fast punktlosen Durststrecke. Es wird viel spekuliert, wo wer im Sommer vielleicht wechseln könnte. Für meinen Geschmack zu viel Konjunktiv. Denn die beste Zeit die wir haben, ist JETZT. Und ich bin sehr dankbar für einen tollen Spieltag, für eine spektakuläre Schlussphase. Für Freunde, die mich schon so lange Zeit begleiten. Für die Erinnerungen, die bleiben. Alles hat angefangen. HEUTE. HIER. JETZT.

Vielleicht bis zum letzten Spieltag – vielleicht geht der Blog ab heute schon in die Sommerpause – man darf gespannt sein. Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben – ich mache auch Musik. Ich habe dieses Jahr ein Album rausgebracht und das beansprucht alles gerade sehr viel Zeit. Nächstes Jahr bin ich dann wieder öfter in der Kurve vertreten – versprochen! Ich freue mich, wenn ihr bis dahin meine Musik hört – klicke einfach hier!

BIS DAHIN –

AUF EIN SPIEL!

What the Fugg?!

Freunde des guten Fußballgeschmacks – es geht los. Heute etwas kurz und knapp – dafür mit ordentlich „Bums“ hinter den Zeilen. Werder zu Gast in Augsburg. Was auf der Hinfahrt, im Stadion und danach passiert ist – und mit wem ich das Ganze erlebt habe, lest ihr hier – AUF EIN SPIEL.

Neuer Spieltag – neues Glück

09:30 Uhr – ich hole keine geringere Person als Ann-Katrin vom Würzburger Bahnhof ab. Sie war schon gegen Frankfurt dabei und es hat ihr so gut gefallen, dass sie sich auf eine Busfahrt eingefleischter Werder-Fans einlässt. Noch gemütlich mit Kaltgetränken versorgt, warten wir auf den Bus, um mit den Werder Warriors Würzburg gen Augsburg zu fahren.

5 Freunde im Bus
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ein großes Wiedersehen mit großartigen Menschen. Voller Vorfreude steigen wir ein und suchen uns ein Plätzchen. Abfahrt 10:30 Uhr, um rechtzeitig in der Kurve zu stehen. Weit gefehlt! Wir geraten bereits zu Beginn der Fahrt in einen Stau. Gute Gespräche und gute Musik überbrücken die Wartezeit im Bus, bis es weiter geht. Die Stimmen sind geölt und die Laune ist am Zenit angekommen. Was bzw. Wer allerdings nicht ankommt, sind wir. So langsam werde ich nervös. Man kann die WWK Arena schon aus der Ferne sehen. Für seeeehr lange Zeit.  

Freunde im Bus die sich auf das Auswärtsspiel in Augsburg freuen
Alles auf Sieg

15:15 Uhr, Ankunft am Stadion. Kaum geparkt, springen wir aus dem Bus und rennen zum Einlass, um den Anpfiff live zu erleben. 

Alle Infos zum Stadion könnt ihr übrigens in meinem bereits erschienenen Beitrag „Die Augsburger Punktekiste“ lesen.

Heuchlerische Hymne

Durch die Menge gezwängt, stehen wir nun im Auswärtsblock bei Freunden von Grün-Weißes München. Ein kurzes „Hallo“ dann hört man schon die Augsburger Hymne. Ich stelle euch mal einen kleinen Textauszug rein. 

„…Und Jeder Gastverein
Soll hier Willkommen sein,
Denn Fußballfreundschaft
Ist für uns Pflicht…“

„…Du bist Glanz und Gloria,
Unser FCA!…“

Ich möchte nicht spoilern, aber das ist eine Farce und keineswegs Glanz und Gloria. Da hätte man auch „40-Jahre – die Flippers“ spielen können. Aber kommen wir erst einmal zum Spiel.

Blick auf das Spielfeld während sich die Ränge füllen
Die-Ruhe-vor-dem-Sturm

Der Ball rollt. Die Stimmung ist famos und Werder zeigt guten Fußball. Es dauert allerdings nicht lange und das 1 : 0 fällt in der 6. Minute für die Fuggerstädter. What the Fugg?! Aber wir bleiben dran. Werder gibt nicht auf aber vergibt Chancen ohne Ende, bis in der 16. Minute Stage den Ausgleichstreffer erzielt. Endlich! Es freut mich unendlich, ein Tor zu bejubeln, nachdem wir gegen Frankfurt leer ausgegangen waren. Auch, weil Anki endlich erlebt, wie es ist, den kompletten Ausnahmezustand des Blocks zu erleben. Das Spiel ist weiterhin ausgesprochen gut, auch wenn Werder sich für gute Aktionen und Zusammenspiel nicht belohnt und in Führung geht.

Das 1 : 1 nehmen wir mit in die Pause und können uns endlich etwas zu trinken holen. 

Blick aus der Gästekurve auf das Spielfeld
Alles auf Sieg

Bitte warten…

Auch hier wieder weit gefehlt. Das Motto heißt heute „Bitte warten“. Eine Schlange am Getränkestand soweit das Auge reicht. Ich nutze die Zeit noch mit Gesprächen weiterer Auswärtsfans, dann geht es auch schon wieder weiter. Keine ganze Minute gespielt, wird es bei der gegnerischen Seite wieder laut. Augsburg erzielt das 2 : 1. Das gibt es doch nicht! Die Bremer Jungs geben dennoch nicht auf. 

Nach Zwayerlei Maß

Der Schiedsrichter ist eine Nummer für sich. Viele Fehlentscheidungen, die uns am Ende noch um eine strittige Elfmeter-Situation bringen. Nach unendlich vielen, gescheiterten Versuchen den Ausgleich doch noch zu erzielen, trennen sich der FCA und der SVW dann mit einem Endstand von 2 : 1. Ärgerlich, weil von der Leistung alles gestimmt hat.

Und was danach geschah…

Was in den Medien nicht berichtet wurde: Der Torwart Rafal Gikiewicz zeigt während der zweiten Halbzeit den Mittelfinger in Richtung Gästekurve. Die Menge tobt. Ich möchte nochmal an die Augsburger Hymne erinnern. Nach „Willkommen“ klingt das hier für mich nicht. Von wegen – Glanz und Gloria – sportlich reife Leistung. Aber das war noch nicht alles. Nach Abpfiff zeigt der Torhüter noch hinter sein Ohr und im Anschluss auf seine Rückennummer und verlässt die Szene. 

Mein Motto des Blogs lautet: Fußball, Philosophie und Werder Bremen. Ich weiß allerdings nicht, was ich über diese Situation schreiben soll. Ein derartiges Verhalten kann ich nicht nur nicht nachvollziehen, sowas sollte geahndet werden. Auf dem Platz hat man eine Vorbildfunktion, die mit trotzigen Gesten nichts auf einer Rasenbühne zu suchen hat. Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Absolut kindisch und ein (Gikie-)Wicz!

Warum Hass und Fußball keine Freunde werden sollten

Das Sahnehäubchen setzt nur noch der Sportmoderator Ulli Potofski auf die Torte, der mit derart schlechten Fragen Niklas Schmidt nach dem Spiel interviewt. Ich bin enttäuscht am heutigen Tag. Nicht nur, weil wir keine Punkte geholt haben. Ich bin enttäuscht, dass Fußball weiter zu einer leeren Hülle wird. Hass hat auf dem Platz keinen Platz. Menschen zu verletzen auch nicht. Das sollten wir mittlerweile gelernt haben. Das sollten vor allem die Spieler selbst leben. Leider hat der heutige Tag gezeigt, dass man nicht schlauer wird und wohl nichts gelernt hat. 

Die Hülle Fußball wird gefüllt mit Liebe der Fans, die Woche für Woche durch Deutschland touren, die Mannschaften anfeuern und sich nach einem Tor im Arm liegen. 

Auch wenn es draußen kalt ist, kann man Wärme in sich und nach außen tragen. 

Ich sitze nach Abpfiff im Bus und denke noch lange über die Veränderung des Fußballs und der Protagonisten nach. Jeder macht einen Unterschied aus. 

Und dass Hass niemanden weiterbringt, sieht man tagtäglich in den Nachrichten. 

Wir sehen uns gegen Mainz!

AUF EIN SPIEL

Eiskalter Sieg

Der 4. Gastbeitrag aus Nürnberg.

Nicht ich habe Ihn verfasst, sondern Malte. Er kam in der Kurve am Spieltag gegen Nürnberg auf mich zu und erklärte sich feierlich bereit, die Feder in die Hand zu nehmen. Und hier ist der neue Beitrag. Auf ein Spiel!

Malte, der Beitragverfasser und Nadine. Im Hintergrund, das Stadion
Der heutige Gastgeber – Malte

Es geht los

Ich könnte jetzt den Blogeintrag damit starten, dass ich fast zwei Jahre nicht mehr im Stadion war. Dass Corona und ein längerer Auslandsaufenthalt dafür der Grund waren, aber eigentlich würde das dem Gefühl auf dem Weg zum Bahnhof nicht entsprechen.

Kaum habe ich meine Arbeit verlassen, nicht ohne die üblichen hämischen 2. Liga Kommentare meiner Kollegen, die nahezu alle Bayern Fans sind, setzt diese Erregung ein. Diese Vorfreude, die sich nicht rational erklären lässt. 22 Menschen laufen einem Ball hinterher und je nach Spielverlauf kann mich das mal locker zwei bis fünf Lebensjahre kosten. 

Sehnsuchtsort und Folterstätte

Am Hauptbahnhof warten schon die ersten bekannten Gesichter und nachdem die Logistik geklärt ist, Tickets, Getränke, Verpflegung besorgt, drängt man sich in den Zug. Zusammen mit leicht eingeschüchterten Erstsemester Studenten, die eine ruhige Fahrt zurück in die Heimat erwartet haben, rollen wir in Richtung Nürnberg. Die Maskenpflicht erschwert den Bierkonsum, aber verunmöglicht ihn nicht und so steigen Vorfreude und Pegel desto kürzer die Strecke wird. Als wir Nürnberg erreichen, hat sich bereits ein abendlicher Nebel über die Stadt gesenkt und taucht das Max-Morlock-Stadion mit seinem Flutlicht in eine mystische Stimmung. 
Spätestens jetzt weicht die Vorfreude einer elektrisierten Anspannung. Ebenso wie sich der Puls langsam beschleunigt, werden die Schritte zum Stadiontor länger und raumgreifender. Und dann blicken wir auf das Grün, das für uns Sehnsuchtsort und Folterstätte gleichzeitig ist. Der erstaunlich gut gefüllte Auswärtsblock übernimmt sofort Verantwortung und macht sich lautstark bemerkbar. 

Das Max Morlock Stadion. Blick aus der Auswärtskurve auf das Spielfeld
Auswärts daheim

Was für ein geniales Gefühl

Offenbar hat sich auch die Mannschaft etwas vorgenommen. Von Beginn an wird auf dem Platz und von der Südkurve Druck auf die Nürnberg ausgeübt. Doch dann werden wir rüde zum Schweigen gebracht. Wie aus dem Nichts liegt der Ball in unserem Tor und kurzzeitig macht sich Resignation breit. „Nicht schon wieder. Ist ja mal wieder typisch. War ja klar.“ Man kennt es. Doch so wie wir uns schnell wieder fangen, schütteln unsere Bremer den Schocker ab und übernehmen wieder die Kontrolle. 
Aber wie der Nebel wie ein Schleier über dem Stadion wabert, scheint das Nürnberger Tor oder ihr Torhüter Mathenia verhext zu sein. Immer wieder ist eine Hand, ein Fuß oder wenn das nicht mehr reicht der Pfosten unserem Glück im Weg. Doch anders als im letzten Jahr lebt diese Mannschaft, hat sie Willen und Lust auf Siege. Der Druck erhöht sich und letztlich ist es Niklas Füllkrug, dieser Totgesagte, der uns erlöst. Nach einer Flanke von Velkovic steigt er hoch und zeigt genau die Präzision im Kopfballspiel, die er so lange hat vermissen lassen. Eine Erlösung nicht nur für uns, sondern auch ihn persönlich. 
Unter uns machen sich jetzt Zuversicht und Wille breit, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Als würden sich die Energien von Mannschaft und Fans verbinden, besteht nun kein Zweifel mehr, dass wir dieses Spiel gewinnen werden. Und doch dauert es bis kurz vor dem Schlusspfiff, bis Bittencourt den Block explodieren lässt. Die Mannschaft sprintet uns entgegen und nur die Absperrungen verhindern, dass auch wir ihnen entgegenfliegen. 

Die Mannschaft des SVW kommt in die Fankurve gelaufen
DER SVW IST WIEDER DA!

So endet das Spiel mit einem Sieg. Einem Sieg trotz Rückstand, einem Sieg gegen die Kälte, einem Sieg über ein verhextes Nürnberger Tor. 

Werder – einfach mein Verein

Ein Wermutstropfen bleibt dann aber doch zurück. Beim Jubel über das Siegtor stürzen vier Fans in den Stadioninnenraum. Einer unserer Freunde verletzt sich dabei am Kopf und verbringt sein Wochenende in einem Nürnberger Krankenhaus. Letztlich ist ein Schädel aber härter als der Nürnberger Boden und so darf er bald wieder nach Hause. 
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Werder Bremen sofort ein Hotelzimmer für seinen Begleiter zur Verfügung stellt und Leo Bittencourt sich mit einer Nachricht an ihn wendet und gute Besserung wünscht. Mein Verein ist schon echt ganz gut. 

So endet für uns der Tag erfolgreich, versöhnlich und selig. Fußball du bist so wunderbar, bis zum nächsten Mal bis ich dich und alles, was damit zu tun hat wieder verfluche. Aber heute, da bist du die schönste Sache der Welt. 

Und das war auch schon der 4. Beitrag von Malte. Wer wissen möchte, wer der Schreiber ist, wenn er nicht ins Stadion geht, folgt ihm unter Instagram unter dem Namen malt.esk

Endspurt

Ein letztes Mal in dieser Saison heißt es für mich früh aus den Federn. Das letzte Spiel, bei dem ich meine Werder-Jungs lauthals unterstützen kann. Europa steht auf der Tagesordnung. Für mich heißt das: nochmal alles geben. Wie das Spiel ausging und was ich da noch zu sagen hätte… Hier auf ein letztes Spiel in der Saison 2018/2019.

Wir machen den Unterschied

In dem letzten Beitrag von Olaf  „Fußballgott ist tot“ wurde schon alles gesagt. Ich war mehr als nur sauer und enttäuscht vom DFB-Pokal Halbfinale. Ich hoffe der Siebert steht jeden Morgen vor dem Spiegel und schämt sich. Was habe ich mich aufgeregt! Wie ich es hasse, ungerecht zu verlieren. Es ist einfach so passiert. Und egal was du machst und sagst, wenn derjenige mit der Macht in der Hand anders entscheidet, hast du nix mitzureden. Gefühlt hätte kein anderer Verein auf dieser Welt diesen umstrittenen Elfmeter bekommen. Jeder Schiedsrichter wäre zumindest kurz rausgegangen, um sich die Situation noch einmal in Ruhe anzusehen. Ein Herr Siebert nicht. Ja, das ist der Unterschied zu uns Fans und dem FC Bayern. Der Unterschied auch, nicht immer die Mittel zu haben, die anderen zur Verfügung stehen. Trotzdem da zu sein. Als Fans und auch als Mannschaft. Ich kann mich an keine einzige geile Choreo der Bayern erinnern. Alles, was mich an die Bayern erinnert ist ein einziger Kasten Bier. Nur dass es da nicht 11, sondern 16 Flaschen sind. Aber jetzt fahren wir erstmal nach Düsseldorf

Abfahrt

Um 9:00 Uhr fährt der Zug aus München in Würzburg ein. Wagen 25. Da sitzen sie ja schon. Meine GWM’ler. Herrlich. Nach einer Druckbetankung Kaffee und 2,5 Stunden Fahrt, sind wir auch schon in der Stadt der Fortuna angekommen. Wer jetzt denkt, wir gehen gleich mal ein Bier trinken — falsch gedacht! Erstmal gibt es Käsekuchen! Der Beweis folgt auf diesem Foto hier. 

Werderfans bei Kaffee und Kuchen
Beweisfoto! 🙂

Elia ist schon ganz nervös und traut seinen Augen nicht, als wir ihn wirklich mit in das Café nehmen. Heute wollten wir mal was anderes machen! Gesagt, getan! Nach einem wirklich kurzen Aufenthalt, auch Elia zu liebe, machen wir uns dann aber auf in eine nahegelegene Kneipe. An den Namen kann ich mich gar nicht mehr erinnern, nur, dass es da ein ganz furchtbares Altbier gibt. Füchsen! Hatte ich doch vor kurzen noch in Gladbach ein sensationelles Bolten getrunken. Jetzt das. Das muss man erstmal sacken lassen. Auch mein Onkel und sein Ehepartner treffen endlich ein. Ein großes Wiedersehen. Man trifft sich eben doch öfter, wenn man Fans vom gleichen Verein ist. Immerhin spielen die öfter, als der Weihnachtsmann.

Werder Fans in der Kneipe bei einem Bier
Auf ein Spiel mit TWERDER und GWM

Auf zur „Spiel-Arena“

Richtig gelesen: Merkur Spiel-Arena um ganz genau zu sein. Und das hat es damit auf sich: 54.600 Zuschauer können hier einen Spieltag ansehen. Hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Damit ist es auch das achtgrößte Stadion in Deutschland. 3,5 Millionen Euro bekommt der Verein dafür, dass das Stadion diesen Namen trägt. Sollte die Fortuna innerhalb der nächsten 10 Jahre absteigen, liegt der Betrag noch bei 2,75 Millionen Euro. MERKUR SPIEL-ARENA, das sind Spielhallen, Wetten, Suchtunterstützer. Viele namentlich bekannte Spieler machen hierfür Werbung. Na, wer hat jetzt auch Sebastian Schweinsteiger´s Schwarz-Weiß Werbespot vor Augen? Oder den von Oliver Kahn? Große Haie wie der BVB und der FCB haben Verträge mit diversen Sportwetten Anbieter. Das stinkt doch zum Himmel! Wer jetzt nicht genau weiß, wovon ich spreche, der klickt einfach mal hier auf das Video.

Wie war das mit dem Unterschied? Wer seine Seele verkauft hat und wer über Leichen geht, ist bei den großen Vereinen wohl genau richtig. Hauptsache der Rubel rollt. Fußballer haben große Verantwortung zu tragen. Sie sind große Idole vieler kleiner Nachwuchstalente und Kindern. Aber darauf wird keinen Wert gelegt. Die Gesellschaft will ja bei Laune gehalten werden. Inwieweit ist das denn alles noch vertretbar? Machen sich die Spieler denn auch nur ein einziges Mal Gedanken darüber, was sie im TV für Scheiße erzählen? Und dann steht da Dick und Fett Merkur Spiel-Arena drauf. Das ist auch der Grund, warum ich gar nicht weiter mehr über Stadion und deren Tradition erzählen möchte.

Weiter im Text

Nach gefühlten 100 lieblosen Ticketkontrollen später sind wir endlich da. Man wird besser durchsucht als an manchen Flughäfen. Und da huscht mir auch noch Heiko vor die Linse. Für mich schon jetzt ein gelungener Tag. Bratwurst und Bier sind preislich total in Ordnung und das Beste, man kann hier überall Bar bezahlen. Keine Schnick-Schnack Karte und kein langes Anstehen. Das Bier hier ist übrigens das Alt, von dem ich euch zuvor berichtet habe. 

3 Werderfans vor dem Spiel
Ein Heiko kommt selten allein

Alles für Europa

Auf ein Spiel Karte in einem Ticketautomaten in der Bahn
Das Ticket für Europa habe ich auf jeden Fall gelöst

Das Wetter ist eher bescheiden. Erst kurz bevor es losgeht, kommt die Sonne raus. Bei Anpfiff und voller Vorfreude folgt der erste Dämpfer in der ersten Minute: Wir liegen 0 : 1 hinten. Schockstarre. Glatt kommt mir das Altbier fast wieder hoch. Ich ahne schlimmes. Das Pokalspiel war sehr Kräftezerrend. Das wird mir erst jetzt auch bewusst. Aber im Gegensatz zu andern Vereinen, geben wir niemals auf. Also geht es weiter mit Fangesängen. 22. Minute 0 : 2. NEIN! Durch die guten und die schlechten Zeiten denke ich mir in der Sekunde und bin trotzdem noch dabei. 

Schild im Vordergrund mit der Aufschrift: Sportpark Nord/Europaplatz
Ob das heute hier in Richtung Europa geht?

25. Minute. Der Schiri zeigt nach dem VAR auf den Elfmeterpunkt. Für uns. Sowas traut man sich? Uns einen Elfmeter zu geben? Ich kann es kaum glauben, Kruse verwandelt sicher. Es geht Schlag auf Schlag. Die Kurve ist laut. Wir sind wieder da und das Spiel ist noch total offen. 

Offen bleibt nach der 2. Halbzeit auch der Ausgang für Werder am Ende der Saison. Nach 2 weiteren Treffern von Düsseldorf und einem Endstand von 4 : 1 wird es nochmal richtig knapp für die Werderaner für den internationalen Auftritt.

Egal-wo-du-auch-spielst

Ein komisches Spiel. Nähstunde für Klaasen, vielen Auswechslungen, gelben Karten und einem schlechten Spielverlauf. Ein positiver und nennenswerter Pluspunkt — es war schön in der Halbzeitpause das Lied von den Hosen: „Bayern“ zu singen. Das tat gut. Nach all den Strapazen der vergangenen Tage.Normalerweise ist meine Laune im Keller. Heute aber haben mich diese tollen Menschen begleitet und das macht manchmal den Unterschied. 

Das war der vorerst letzte Beitrag für die Saison. Ich persönlich gebe Europa erst auf, wenn es rein rechnerisch nicht mehr möglich ist. Bei Werder ist alles möglich. Wir machen den Unterschied. Ich bedanke mich bei euch für die Treue auch diese Saison über. Für die tollen Gespräche, die ich mit vielen führen dürfte und der Beginn toller Freundschaften über diesen Blog. Ich freue mich, wenn ihr auch nächste Saison wieder mit am Start seid! 

AUF EIN SPIEL!

DIE WIR WOCHE – Round 1 – FIGHT!

Man könnte sagen, es sei das Vorspiel auf das, was uns im DFB-Pokal erwartet. Dies wird ein etwas anderer Beitrag. Ein Beitrag in 2 Akten. Heute bin ich in dem Stadion, in dem es tatsächlich Popcorn gibt. Ich bin zu Gast beim FC Hollywood. Die Bayern. Heute in München, Mittwoch im Pokal. Den 1. Akt gibt es von mir, den Nachschlag von Olaf Kretschmer. Was dieses Mal alles anders ist, könnt ihr hier nachlesen. Auf ein Spiel in der bayerischen Landeshauptstadt. 

Stolz auf unseren Fisch!

Es geht also mal wieder in aller Frühe los. Angekommen am Würzburger Hauptbahnhof, begegnen mir schon die ersten roten Gestalten. Ich sehe mich um. Jap, ich bin die Einzige in Grün-Weiß hier. Na Bravo. Das geht ja gut los, denke ich mir. Natürlich bin ich auch nicht inkognito. Das fällt auch schnell den Fans der gegnerischen Mannschaft auf. Schnell gehen die Gesänge los mit: „Was ist Grün und stinkt nach Fisch?“ – Euch wir das Lachen noch vergehen denke ich. Wenn nicht heute, dann im Pokal. Ab in den Zug. Eine kleine Schickimicki-Familie unterhält sich am Nebentisch über das heutige Spiel.

Sonnenaufgang in Würzburg
Morgens in Würzburg. Aufbruch nach München

München ist Grün-Weiß

München Ankunft 10:45 Uhr. Treffpunkt 11:00 Uhr am Marienplatz. Großes Wiedersehen alter Gesichter. Jetzt aber schnell zum Einsingen. Dort mit dem Ritual begonnen, gehen sofort die Handy Kameras der Touristen an. Ich komme mir vor, wie Brad Pitt, der auf einer Stunde Meet & Greet zu sehen ist. Wir scheinen DIE Attraktion. Sofort steigt das Wir-Gefühl, die breite Brust gegen die Bazis – und die Sonne scheint im vollen Glanze. Kaiserwetter. Besser kann es doch nicht sein. Um 13:00 Uhr geht es dann auf gen Stadion. Die einzigen Fans die Laute von sich geben sind definitiv WIR. Das ist allerdings aber auch nichts Neues :-).

2 Freunde auf dem Marienplatz im Werder Trikot
Neulich auf dem Marienplatz

Die Geschichte der Allianz Arena

Viele meiner treuen Leser wissen, dass ich oft über Stadien und deren historische Geschichten schreibe, hier ist das, was ich über die Arena finden konnte.

Die Vision war 1997: Fußball schauen als wahres Erlebnis. Die Stadt München hatte dafür plädiert, nicht ein neues Stadion zu bauen, sondern eher das Olympiastadion für geplante Zwecke zu nutzen. Rund 500.000 DM waren als Investition geplant. Nach langem hin und her kam es 2001 zu einem Bündnis zwischen dem TSV 1860 München und dem FC Bayern München. Jetzt stand auch fest, dass es ein neues Stadion geben wird. Es gab sogar einen Bürgerentscheid, bei dem die Mehrheit dann für den Bau des Stadions in Fröttmaning stimmte. Beide Vereine teilten sich die Anteile zu jeweils 50 %. Man entschied sich für den Bau von Herzog und de Meuron. Dank 700 Bauarbeiter die gefühlt, 24/7 die Woche arbeiteten wurde der Rohbau 2004 fertig. Der erste Sitz übrigens wurde an meinem Geburtstag des Double Jahres des glorreichen SVW angebracht. Das erste Ligaspiel bestritten am 05.08.2005 der FC Bayern und die Fohlen aus Gladbach vor 66.000 Zuschauern. Damals gewann der Gastgeber mit 3 : 0. Mittlerweile hatte man die Zuschaueranzahl auf 75.000 erhöht. Wie wir alle wissen, hatte der TSV das Mietverhältnis Mitte 2017 aufgehoben und wird nie wieder in das Stadion zurückkehren. 

Blick auf das Spielfeld der Allianz Arena aus der Gästekurve
Forza SVW

Alle Jahre wieder

Schon wieder der Jakobsweg von der U-Bahn zum Stadion. 1000 Stufen, die erklimmt werden möchten. Da hat man die Stadionbratwurst doch gleich wieder verbrannt. Oben angekommen, gibt es von den Ultras weiße T-Shirts zu kaufen. „Alle in Weiß nach München“ hieß es. Natürlich unterstütze ich meine Mannschaft mit dem Support und die Ultras für die Nächste Choreo damit. Und das WIR Gefühl steigt noch mehr.

Am Bratwurststand sehe ich dann doch tatsächlich, dass es auch Popcorn gibt. Für schlappe 4 Euro. Es ist ein Stadion, kein Kino! Auch, wenn manch Schauspieler gerne auf dem Rasen der Arroganz-Arena zum Einsatz kommt. Apropos Schauspieler. Lustig fand ich auch den Kommentar von Thomas Müller, der doch tatsächlich nach dem Düsseldorf Spiel behauptete, er würde nie einen Elfmeter verwandeln, wenn dieser unberechtigt vom Schiedsrichter vergeben worden sei. Klar, Herr Müller würde so etwas nie machen. 2016 Werder gegen Bayern im Pokal Halbfinale. Vidal´s Schwalbe forderte unfairer Weise den Elfmeter für die Rot-Weißen. Was habe ich damals getobt vor dem Fernseher. Das ganze Spiel wäre anders ausgegangen, hätte Vidal damals fairen Fußball gespielt. Schwalbe hin oder her. Wer hat den damaligen Elfmeter verwandelt? Kein anderer als Herr Thomas Müller höchstpersönlich.

Manchmal frage ich mich, ob der Typ nur einmal nachdenkt, bevor er den Mund aufmacht. Eher unwahrscheinlich. Dieses Jahr haben wir etwas gutzumachen. FORZA SVW!

Bus der Werder Mannschaft vor dem Hotel
Hier regiert der SVW

Wir und sonst keiner 

Ab in den Block. Alle in Weiß. Die Fans, das sind WIR. Die Stimmung ist von Anfang an famos. Jeder ist heiß auf dieses Spiel und es liegt in der Luft, dass heute mehr drin ist. Heute gehen wir im wahrsten Sinne des Wortes — STEIL! Das ist die Arena nämlich auch. Hier hat man übrigens wirklich Höhenangst, wenn man unter dieser Phobie leidet. 

Es geht los und die Erste Halbzeit wird angepfiffen. Die Münchener Fans halten während des Spiels noch ein Banner hoch. Was das wohl heißen mag, wissen die Anhänger nur selbst. Ich kann mir bis heute noch keinen Reim darauf bilden. Gerne Anregungen an mich :-). 

Ein Banner mit einer Aufschrift der Bayern Fans
Wer kann hier behilflich sein?

Die Bremer stehen hinten. Die Bayern blitzen zwar ab und zu durch, kommen aber zu keinem Erfolg. Die erste Halbzeit ist relativ ausgeglichen und ich bin wie in Trance in der Kurve und singe lauthals zu dem Takt der Trommel. Das ist Musik. Je mehr Energie von uns aus geht, desto mehr Energie haben die Spieler. Das bilde ich mir zumindest ein. Nach 45 Minuten und einem 0 : 0 ist einfach noch alles drin. Die Stimmung ist weiterhin am Kochen. Das bleibt sie auch bis wir die 58. Minute schreiben. Da sieht Milos Veljkovic nämlich rot. Ich übrigens auch. War das wirklich nötig?!

Jetzt spielen wir nur noch zu zehnt! Muss denn immer ein Spiel auf diese Art und Weise entschieden werden? Ca. 20 Minuten später klingelt es dann auch für die Gastgeber. Ich könnte kotzen! Da jubeln wieder die Erfolgsfans. Es ist unerträglich. Hoffentlich muss ich das heute nicht noch ein zweites Mal ertragen. Wir geben noch einmal Vollgas. Ein Unentschieden wäre unfassbar wichtig und gut! Leider kommt es zu keinem weiteren Tor. Ein Tor der Grün-Weißen hätte mir gut gefallen. 

Fans in der Kurve
Hauptsache wir haben Spaß

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Nicht nur eine Serie geht zu Ende. Die Serie, 2019 noch kein einziges Mal verloren zu haben, sondern auch die, in jedem Spiel als einziger Bundesligist getroffen zu haben, ist nun vorbei. Beider wurden wir heute beraubt. 

Eine Serie gibt es allerdings noch. Die, im Bremer Weserstadion Zuhause im Pokal seit 1988 ungeschlagen zu sein. Der Pokal schreibt eben seine eigenen Gesetze und über die wird Euch Olaf Kretschmer im nächsten Beitrag, in Runde 2 berichten! 

Schicht im Schacht

Viertelfinale 2019. Das Finale erreicht 1989. 1999 den Pokal gegen die Bayern gewonnen. 2009 Finale Berlin. Titelträger wieder der SVW. 2019. Ihr erkennt ein Muster? Auf geht es heute nach Gelsenkirchen auf ein DFB-Pokal Spiel. 

Wenn die Ferne ruft

13:30 Uhr. Ich werfe mich in mein Werder Trikot und düse zum Würzburger Hauptbahnhof. Dort treffe ich auf Chris (der übrigens den ersten Gastbeitrag hier auf meinem Blog verfasst hat). Gemeinsam werden wir von Anne eingesammelt und es geht mit dem Auto gen Pott, um den Pott ein Stück näherzukommen. 4 Stunden Fahrt warten auf uns. Mit guten Werder Liedern, bei denen wir noch in Erinnerungen schwelgen, ist die Fahrt schneller rum, als gedacht. 7000 Fans reisen heute für den Sportverein in die Veltins Arena auf Schalke. 

Blick auf das Spielfeld
Calm before the Storm

Glück auf

Das Licht geht aus. Viele kleine wieder an. Im Hintergrund beginnt die Melodie des Steigerliedes. Das hat Tradition. Früher sang man das Lied als Kumpel des Bergbaus. Die einen sagen, dass Stück diente dem Glauben an die Hoffnung nach gefährlicher Arbeit wieder ans Tageslicht und zur Familie zurückzukehren, die anderen sagen, das Lied wurde gesungen, damit sich die Schätze des Berges auftun. Somit war es als Glückslied zu betrachten. Vor allem erinnert es mich aber an eine Stadt und ein Stadion, die mich weit in eine andere Zeit schleudern. Das Schwarz-Weiß Video auf dem Würfel unterstützen meine Reise in die Vergangenheit. Und wenn ich gerade schon dabei bin über Vergangenes zu sprechen, dann doch bitte auch über den wichtigsten Grund des Abends. Den DFB-POKAL.

Das Licht im Stadion ist aus. Kleine Lichter sind zu sehen während das Steigerlied läuft
Glück auf, der Steiger kommt

Zurück zum Ursprung

Früher hieß der noch „Tschammerpokal“. Benannt nach seinem Namensgeber Hans Tschammer, Reichssportführer der National Sozialisten. Am 06.01.1935 ging der Wettbewerb mit unglaublichen 4.000 Mannschaften in die Erste Runde. Damaliger Gewinner am 08.12.1935 war der 1. FC Nürnberg. Schalke 04 unterlag damals dem 1. FCN mit 2 : 0.

1938 beschloss der Deutsche Fachverband Fußball, dass nun auch österreichische Vereine an dem Wettbewerb teilnehmen dürfen. Und so standen sich im selben Jahr, Rapid Wien und der FSV Frankfurt am Ende gegenüber. Das Spiel entschieden die Österreicher für sich mit 3 : 1. 

1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Der Pokal blieb weiterhin bestehen, das Finale wurde jedoch erst ein Jahr später ausgetragen. Gewinner war wieder Nürnberg, die sich zum zweiten Mal den Titel sicherten. 

1943 in Stuttgart, gewann der First Vienna FC gegen den Luftwaffen-Sportverein Hamburg die Letzte Trophäe unter diesem Namen. Endergebnis: 3 : 2. Der Tschammerpokal war ab da an Geschichte.Knapp 10 Jahre lang wartete der Pokal in Wien auf einen neuen Besitzer.

1952 gingen dann erstmals 32 Vereine für den „DFB-Vereinspokal“ ins Rennen. Gewinner nach 10 Jahren Unterbrechung war Rot-Weiß Essen. Das Hakenkreuz am Pokal selbst, wurde lediglich mit einer Plakette mit dem DFB-Logo ersetzt. Seit 1964/1965 gibt es dann den offiziellen Pokal, den wir alle heute als DFB-Pokal kennen. Dort ist allen voran, Borussia Dortmund als erster Gewinner eingraviert worden. Natürlich wurde die Trophäe mittlerweile um einige Sieger erweitert. Nach dem FC Bayern mit 18 Siegen, schließen unsere Grün-Weißen mit 6 Titeln, Schalke und Frankfurt mit jeweils 5 und Köln, Nürnberg und Borussia Dortmund mit jeweils 4 Titeln auf.

Ein besonderes Ereignis gelang dann noch Rudi Assauer (R.I.P Rudi) 2002, der den Pokal fallen ließ. Der damals „schiefe Pokal“ wurde dann auf Kosten von Rudi für 32.000 Euro repariert. 

Das Spiel beginnt
Mögen die Spiele beginnen

Es geht im Pott um den Pott

Zurück vorm Stadion bin ich in bester Gesellschaft. Eine ewige Party auswärts mit Freunden. Aber 60 Minuten vor Anpfiff machen wir uns dann doch auf Richtung Kurve. Ich bin nervös. Mein Herzschlag gleicht einem Drum and Bass Lied. Der Schiedsrichter Deniz Aytekin pfeift die Partie um 20:45 Uhr an. Zu der ersten Halbzeit kann ich nicht viele außergewöhnliche Szenen beschreiben — es gibt nämlich keine. Kurz kommt der Gedanke in mir auf: „Der ganze Weg für dieses Spiel?“ Ich kann nur hoffen, dass die nächsten 45 Minuten mehr Bums dahinter haben. 

Heiko und Nadine in der Gästekurve
Gute Freunde kann niemand trennen

Einige Freunde hatten mich davor noch angesprochen: „Du fährst nur für 90 Minuten Fußball so viele Kilometer?“ Ich würde gerne immer eine passende Antwort haben auf diese Frage. Wenn ich mit: „Ja, das ist meine Leidenschaft“ antworte, stoße ich auf Unverständnis. Klar, wenn man nie dabei war, kann man das nicht nachvollziehen. Die Stimmung, die Atmosphäre, die pulsierende Masse an Menschen die sich die Seele aus dem Leib schreien. Klingt verrückt? Stimmt. Aber einmal in diesem Bann gewesen, kommt man nicht mehr raus. Es ist wie bei der Herr der Ringe, der dich immer wieder ins Stadion lockt. 

Meine Damen und Herren das ist norddeutscher Zauber

2. Halbzeit. Nervosität wieder da. Werder aber auch. Die Grün-Weißen haben mehr Schwung und es gibt schon einige Situationen, die gefährlich werden. Aber auch die Knappen kommen zu manch guten, Gott sei Dank nicht verwerteten, Chancen. Dann nach 65 Minuten Spielzeit, steht Rashica vor dem Strafraum und zaubert den Ball ins obere Linke Eck. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte ich es spätestens bei der Bierdusche gemerkt. WIR FÜHREN! Der Jubel — unvergleichlich mit allem was davor war. Jubel ist, wenn du irgendwelche Fans umarmst. So auch hier. In dem Moment ist man mit Allen vereint. Das ist Fußball. Ich kann es irgendwie noch gar nicht glauben. Aber es steht auf Schalke 0 : 1 für uns. 

Schlagartig heizen die Ultras noch mal so richtig ein. Famos. 7 Minuten später klingelt es zum 0 : 2. Ausgerechnet Davy Klassen, der bislang nicht so richtig in das Spiel fand, macht den Deckel zu. Wir rasten aus. Ist das ein Traum? Und da fällt mir, und da spreche ich glaube ich auch für alle anderen, ein Stein vom Herzen.

Blick auf die Anzeigetafel. Es steht 0 : 2 für die Gäste
Werder führt mit 0 : 2.

Wir sind zurück

Diese Emotionen hier zu beschreiben, fällt schwer. Man muss sie erleben. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich nah am Wasser gebaut bin? Klar, ich bin waschechter Bremer, ich komm von der Nordseeküste, da ist viel Wasser umzu. Da steh ich also nun. Um mich herum wird es leise und so langsam bekomme ich Tränen im Auge. Das ist dann wohl der Teil, in dem ich sentimental werde. Es war von Anfang an wirklich alles drin für beide Mannschaften und dann steht es 0 : 2 für den SVW. Oh wie ist das schön. Die Gesänge greifen über in: „Über Hamburg fahr’n wir nach Berlin“ und „Europapokal“. Es gibt so viele Fans die noch nie eine Meisterschaft oder einen Pokaltitel ihrer Mannschaft feiern konnten. Welch ein Glück, gehören wir nicht dazu. 

Geschlossen stehen die Werderaner auf dem Platz in einem Kreis. Die Fans applaudieren
Nach dem Spiel vereint

Das muss man eben auch mal aus der Perspektive sehen. Das ist fast wie seine Seele und sein Herz in eine Aktie zu investieren, die zu Lebzeiten vielleicht nie zu Erfolge kommt. Das ist Leidenschaft. Das ist bedingungslos und das ist ECHT. 

Was leider auch echt ist, ist die Rote Karte die Nuri Sahin in der 90. Minute kassiert. Zurecht oder nicht, es ist unnötig. Nach den 5 Minuten Nachspielzeit ist der Krimi endlich vorüber. Das Spiel war auch nicht das Gelbe vom Ei, dennoch bin ich heilfroh über den Einzug ins Halbfinale. 

DIE NUMMER EINS IM NORDEN SIND WIR!

Winter is coming….

Das ewige Spiel. Nicht um den eisernen Thron, sondern um 3 wichtige Punkte. Alles auf Sieg. Ich reiße den Kleiderschrank auf — schnappe mir meinen Schal, mein Trikot und mache mich mit meiner besseren Hälfte auf zum Würzburger Bahnhof. Wer das Spiel heute für sich entscheidet und ob der Wächter des Nordens auch im Süden seine Flagge hochhalten kann, könnt ihr hier nachlesen. Auf ein Spiel in Nürnberg. 

Revanche

Der RE steht bereit. Ein paar Werderaner steigen in das gleiche Abteil. Es fällt nie leichter, als bei einem Bier und einer Zugfahrt gen Stadion neue Kontakte zu knüpfen. Auch wenn es draußen kalt ist, sind wir heiß auf den Sieg. Immerhin ist nach der Hinrunde gegen die Nürnberger noch etwas offen. Zu guter Letzt hatten sie es tatsächlich im Bremer Weserstadion geschafft, in der letzten Minute den Ausgleich zu erzielen. Bitter. Aber es sollte dieses Mal alles anders werden. 

Fans des SVW auf dem Weg nach Nürnberg im RE
Road to Nürnberg

Auswärts daheim

Angekommen in Nürnberg. Ein Gleis weiter wartet ein großes Wiedersehen mit meinen Freunden aus München. GWM. Ein Meer voller Umarmungen. Kurze Zeit später machen wir uns auf den Weg ins Max-Morlock-Stadion. Aber wer war dieser Max Morlock eigentlich und was hat es mit dem Stadion auf sich?

4 Freunde aus dem Fanclub
Friendship never ends. GWM on tour

Geschichtlicher Hintergrund

Maximilian Morlock – geboren in den zwanziger Jahren in keiner anderen Stadt als Nürnberg. Mit 286 Treffern für den Club, verewigte sich der Nationalspieler damals in den 60ern zum Fußballer des Jahres. Auch einigen Fans wird er immer in Erinnerung bleiben, da er einer der großen Spieler war, der unermüdlichen Willen zeigte und die Geschichte des Fußballs auch mit seinem Kampfgeist prägte. Endlich mal ein Stadionname befreit von Werbung. 

Das ehemalige Frankenstadion wurde 1925 – 1928 erbaut. 50.000 Fans können hier einen guten Platz zum Feiern und grölen finden. 

1928 trug man hier sogar das Endspiel um die deutsche Meisterschaft aus. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. 1933 wurde der Platz in „Stadion der Hitlerjugend“ umbenannt. 1937 fand der Tag der Hitlerjugend dort statt. Später, in Mitte der 40er Jahren, wurde der Platz für Baseball Spiele der US-Armee verwendet. Der Fußball kehrte erst 1963 wieder zurück. Apropos zurück. Zurück zum Spiel.

Flagge vor der Nürnberger Nordkurve im Wind
Flagge zeigen in Nürnberg

Welcome to the Show

Ein ausgiebiger Spaziergang führt uns zur Gästekurve. Die Pommes am Stadion kann ich übrigens nicht empfehlen. Immerhin gibt es Glühwein. Vor den eigentlichen Plätzen noch der Hinweis: „Heute Choreo“. Da nehme ich einmal meinen Freund mit und er bekommt das volle Programm. Haltet mich für irre, aber das Betreten des Stadions ist magisch. Hier warten gleich 90 Minuten Wahnsinn auf alle. Platz eingefunden und kurze Zeit später stehe ich in einem Meer voller Grün-Weißen Fahnen. 

Ein Meer voller grün-weißen Fahnen in der Gästekurve
Ein Meer voller Fahnen

Das Spiel beginnt. Viel kann ich nicht berichten. Zu viele Fahnen versperren mir die Sicht. Die Stimmung war dennoch genial. Das Stadion ist bei weitem nicht ausverkauft. Viele Plätze der Gastgeber sind leer. Etwas leer waren auch die Versprechungen, die die Spieler vor der Partie machten. Nach 3 Punkten sieht die erste Halbzeit nicht aus. Es kann also nur besser werden. Ein bisschen Pyrotechnik ließ meine Stimmung erhellen und mich auch wieder aufwachen. 

 

Pyrotechnik ist kein Verbrechen

Hierzu mal mein klarer Standpunkt. Pyrotechnik ist kein Verbrechen! Auch wenn ich mich vielleicht ein wenig unbeliebt mache, ist es etwas, das man erleben muss. ERLEBEN – im Stadion — nicht vor der Mattscheibe. Nicht jeder muss es gut finden, aber jeder sollte sich mal diese Frage stellen: 

  1. Bin ich davon betroffen oder nehme ich Schaden?
  2. Bedroht es mich?

In vielen Foren lese ich häufig negatives über dieses Spektakel. Ich habe jedoch noch von keinem einzigen Fan in der Kurve gehört: „ Ah, schon wieder scheiß Pyro, ich geh lieber mal..“ Zumal jeder der einige Reihen zurück gehen möchte, Platz eingeräumt bekommt. Doch niemand hat sich (bei mir) je in der Kurve beschwert.

Protest und Unverständnis kommt von jenen, die auf den Rängen sitzen oder zuhause auf der Couch gemütlich ihr Bier schlürfen.

Wer fernab der Pyro sitzt und vom Rauch nicht betroffen ist, sollte – meiner Meinung nach – nicht mit in die Diskussion einsteigen. Sie haben weder die Wirkung, im Positiven wie im Negativen, nicht erlegt. Ganz allgemein gesprochen: Kaum jemand macht noch etwas zu 100%. Gefühlt schleicht sich eine „ein Pferd springt nur so Hoch wie es muss“-Mentalität ein. Man quält sich aus dem Bett, um den ganzen Tag auf der Arbeit zu sitzen. Flieht vom Job auf die sichere, warme Couch und lässt sich berieseln. Fiebert den Abenteuern anderer hinterher, statt selbst etwas zu wagen. Ach wie schön ist so ein Bier im Stadion auf einem gemütlichen Sitzplatz. (Sarkasmus) 

Grüner Nebel im Nürnberger Gästeblock
Schall und Rauch

Klarzustellen ist, dass ich mich klar gegen Böller oder Wurfgeschosse ausspreche. Erwähnenswert ist ebenso, dass sich der SVW kalte Pyrotechnik angesehen hat. Ernsthaft: Wer Schaden anrichten will, verletzten und zerstören – der hat im Stadion nichts zu suchen. Ob mit oder ohne Pyrotechnik. Ich sage euch: Die Menschen die in der Kurve stehen und ihr Herz aus der Kehle schreien, 2 Stunden vorher da sind, um ihr Zeug aufzubauen. Die Menschen, die Choreos planen, sich den Arsch abfrieren, die Fans und die Mannschaft anheizen und die kilometerweite Anreise auf sich nehmen – das sind wahre Fans. Heutzutage gehört jammern und sich aufregen zum Alltag. Man lässt sich gerne auf ein Gespräch ein, um seinen Ärger Luft zu machen. Eine Kultur des Unzufrieden seins. Anstatt Fußball zu gucken, wird verbal rumberserkert.

Lieber am Black Friday shoppen bis zum Umfallen Geld in Unternehmen blasen, ohne zu hinterfragen. Die, die sich über alles aufregen, sind am Ende die, die nichts tun, um die Welt besser zu machen. Stimmung gehört zum Spiel dazu. Pyro gehört zur Stimmung. Leben und leben lassen ist das Stichwort. Die Kurve ist für jene die Bock haben zu feiern. Es ist der Moshpit des Stadions – und niemand zwingt dich, das Konzert dort zu erleben.  

Hochmut kommt vor dem Fall

Die Grün-Weißen lassen uns lange warten aber dann, in der 63. Minute, trifft Jojo Eggestein zum 0 : 1. Bäm! Alle rasten aus. Eine Erlösung. Die Stimmung erreicht den Zenith und wir liegen uns in den Armen. Das Spielt nimmt endlich Fahrt auf. Leider ist es eine Fahrt nach Nirgendwo denn mal wieder erzielen die Nürnberger kurz vor Schluss den Ausgleich. Ich bin fassungslos. Das Spiel hätte man für sich entscheiden müssen. Ganz klar. Aber auch jetzt stehen wir zusammen hinter unserer Mannschaft. Anstatt mich aufzuregen, genieße ich die letzten Minuten in trauter Gesellschaft und denke mir: Leben und leben lassen. 

 

 

 

Ewige Liebe 

Ich bin wieder zurück. Der Blog ist zurück. Nach einer viel zu langen Pause, hat es mich wieder ins schöne Weserstadion gezogen – und an die Tastatur. Warum es so lange gedauert hat, bis ihr wieder von mir lesen könnt und wie das Drumherum und das Heimspiel gegen Leverkusen aus meiner Sicht verliefen, erfahrt ihr hier.  Herzlich Willkommen zurück – Auf ein Spiel.

Verdammt lang her,…

…als mein letzter Beitrag online ging. Ich möchte kurz erläutern, warum. Mittlerweile wohne ich nicht mehr in München. Würzburg ist nun die Stadt aus der diese Zeilen stammen. Job gewechselt, Umgebung gewechselt, der Verein aber ist immer noch der gleiche. WERDER BREMEN. In der Rückrunde gibts wieder mehr zu lesen. Mein letzter Beitrag ging auch über das Heimspiel gegen Leverkusen. Heute beginnt wieder alles hier.

Werder Fans vor der Bremer Botschaft. Einem Grünen Haus mit Werder Logos drauf
Willkommen in der Botschaft

Halt dich an deiner Liebe fest

Endlich. Spieltach. Ewig habe ich meine Freunde aus München nicht gesehen. Das große Wiedersehen dann endlich Sonntagmittag in der Bremer Botschaft » Danke an Olaf für die wundervolle Gastfreundschaft! Nach einem kurzen Plausch geht es in das Herz Bremens, um den ein oder anderen Neuling das Bremen zu zeigen, das wir kennen.

Werder Fans stehen vor den Schweinen der Sögestraße in Bremen
Ende der Führung: Sögestraße. Das sollte genug Glück bringen

Diese Gespräche und diese Art Humor habe ich vermisst. Ziemlich kalt hier oben im Norden. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Mein dünner Mantel hält mich nur bedingt warm. Aber wie man im Rheinischen sagt: „Das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen.“ Gott sei Dank gab es im Stadion Glühwein.

Den ersten zum Glück schon auf dem Marktplatz mit einer Tüte Schmalzkuchen. Bremen, ich habe dich vermisst. Ich sehe dich mit ganz anderen Augen. Ich bin hier aufgewachsen, habe hier meine ersten Schritte gemacht. Ich liebe diese Stadt.  Ein kleiner Abstecher in die Union Bar steht noch an. Wer hier noch nie war: Das Bier ist unwahrscheinlich gut und die Auswahl hält für jeden Geschmack etwas bereit. Nun aber auf ins Wohnzimmer.

Werder Fans vor der Unionsbar in Bremen mit Werder Schal
Auswärts zum Heimspiel. Danke an Andreas Gums für dieses schöne Foto

Endlich angekommen, treffe ich auf die ersten bekannten Gesichter. All das hat mir gefehlt. Endlich wieder ein Fischbrötchen mit ordentlich Remoulade und ein Haake Beck. Meine Welt. Diese kleinen Dingen machen mich glücklich. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich hier keinen Sieg sehen möchte.

Apropos

Da war ja was. Anpfiff – endlich. Nach zwei Minuten ahnte ich Böses. Ich wusste, dass das Gegentor nicht lang auf sich warten ließ. Und richtig. Nach 8 Minuten Spielzeit steht es schon 0 : 1 für die Gäste. Ja, das fühlt sich so an, als würde dir dein bester Freund eine ins Gesicht feuern. Und das tut weh. Die Stimmung ist dennoch famos. Aber  bei Werder stimmt irgendwas nicht. Man merkt, auf dem prunkvollen Schiff ist heute irgendwo ein Leck durch das Wasser dringt. Jeder Spieler sucht danach. Dann aber in Minute 38 das 0 : 2! Das Schiff hat einen zweiten Treffer bekommen und läuft weiter mit Wasser voll. Es weht ein rauer Wind durch das Weserstadion. Es ist kalt. Die Stimmung bleibt gut. Schockgefrostet durch die Kälte und das bisherige Ergebnis. 7 Minuten später steht uns dann das Wasser bis zum Hals. 0 : 3. Halbzeit.

Das Weserstadion in voller Pracht im Flutlicht
Gleich geht es los. Endlich wieder Weserstadion – bei Flutlicht

Sprachlos. Alle. Irgendwie kann ich das Spiel nicht mehr ernst nehmen. Elia bringt zur Pause einen tollen Spruch, den sich jeder merken kann und an dem soviel Wahres dran ist: „Die haben in 45 Minuten 3 Tore geschossen, dann können wir das auch noch.“ Damit hat er recht, denke ich mir. Also mit neuer Hoffnung wieder volle Kraft voraus in die nächsten 45 Minuten. Bei vielen anderen Bundesligisten wäre die Stimmung nicht so famos wie die unserer Fans. Beim Anpfiff der zweiten Hälfte sage ich noch: „Wenn wir schon so ein Spiel sehen, dann schießt Pizarro ein Tor.“ Ein kleiner Trost wäre das.

Tatsächlich wechselt Kohfeldt Pizarro für den heute nicht so überragenden Friedl ein. Wir schreiben die 60. Minute am 9. Spieltag 2018. Pizarro trifft für uns das 1 : 3. Dieser Schrei. Soviel Befreiung. Endlich! Gänsehaut. Wir liegen uns in den Armen. Kein anderer mit der Nummer 4 – Claudioooooo – PIZARRO! Die ganze Kurve brüllt seinen Namen. Da kommen Kindheitserinnerungen auf. Die Werderlegende rüttelt alles wach. 2 Minuten später trifft Osako für uns. Es steht 2 : 3. Ich raste aus. Tränen in den Augen. Lauthals schreien wir alles raus was geht, um die Mannschaft anzufeuern. Ich denke wieder an Elias Worte.

Wasser Marsch

Gesundheitlich ist das Spiel eine Katastrophe. Jeder Arzt würde den Kopf schütteln. Euphorie für 5 Minuten. Danach trifft Leverkusen – 2 : 4. Wieder läuft Wasser  in das Schiff. Jede Rettung kommt zu spät. Am Ende steht es 2 : 6. Es ist die höchste Niederlage, die ich selbst miterlebt habe. Das Schiff ist gesunken. Das tut weh. Die Jungs aber spielen so eine geile Saison. Die Mannschaft kommt zur Kurve. Wir klatschen. Weil auch der Beste Kapitän Fehler machen kann. Ich bin mir sicher: Wir bekommen wieder Fahrwasser! DANKE JUNGS, für das große Ganze. Ihr spielt spitze dieses Jahr.

Leeres Weserstadion mit Flutlicht
Abpfiff. Die härteste Niederlage in meiner Geschichte

Danach gibt es noch einen Glühwein gegen die Kälte und ein Fischbrötchen. Tradition muss sein. Wir haben Spaß. Auf ins Haifi! Auf diesen Teil des Abends freue ich mich schon seit der Hinfahrt. Da wartet noch ein tolles Wiedersehen auf mich. An dieser Stelle eine kleine Lobeshymne auf Heiko. Deine gute Art, gute Laune, dein Lachen und deinen Humor. Einer der herzlichsten Menschen, die ich kenne. Es ist immer wieder schön, in das Haifischbecken zu kommen. Es sind nicht die vier Wände die es ausmachen, du bist das.

Barmann an der Haifischbecken Bar mit zwei Bier in der Hand
Heiko heißt jeden Willkommen

Das Haifischbecken

Für alle die es nicht kennen: 10 Jahre gibt es das Haifi. Vor dem Steintor. Es locken die Besten Mexikaner und andere liquide Freuden. Beste Stimmung vor und nach dem Spiel.  Hierherzukommen, ist wie zuhause noch ein Feierabendbier zu trinken. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Faschos haben hier keinen Platz. Ebenso auch keine Sky Anwerber. Das Haifi lebt in seiner eigenen kleinen Welt und die ist perfekt so wie sie ist. Weg von Kommerz und Konsum.

Logo vor der Tür mit der Aufschrift: Haifischbecken
Das Haifischbecken

Die Tür geht auf: Eine warme Umarmung, im wahrsten Sinne des Wortes, empfängt mich. Wir lassen den Abend ausklingen.

 

Hai im Haifischbecken
Der Name ist Programm

 

Fazit: Klar war das Ergebnis bitter, keine Frage. Aber es ist das große Ganze dahinter. Mal verlierst du, mal gewinnst du. Alles weiß man erst zu schätzen, wenn man beide Seiten gesehen hat. Wollen wir mal realistisch bleiben. Man wird nie nur Siege sehen. Ich hatte gerade deswegen einen tollen Tag und einen tollen Abend in meiner Heimat. Wer denkt, uns Fans damit ärgern zu können – falsch. Wie wir Dinge sehen, können wenige verstehen. Doch so sehen wir das Leben. Das große Ganze. Der eine Verein. Ewige Liebe. Das was in uns verankert ist, können andere nur erahnen. Treue, Mut, Hingabe.

Der SVW wird niemals untergehen!

 

 

 

Last but not Least

Der letzte Spieltag. Der letzte Saisonbeitrag von mir. Ein letztes Mal Zladdi im Werder-Trikot und ein paar abschließende Gedanken. Alles zusammengefasst im letzten Teil der Beitragsserie. 

90 Minuten plus Nachspielzeit

Kohfeldt wechselt aus. Nicht irgendwen; Juno! Sofort ist die Gänsehaut wieder da. Applaus und Gesang für den Österreicher. Kurze Zeit später ist das Spiel vorbei. Werder und Leverkusen trennen sich 0 : 0. Und jetzt beginnt der traurige Teil. Abschiede kann ich nicht. Ich weiß, ich bin die Erste die sagt was Sache ist. Direkt, knallhart, ehrlich. Aber harte Schale, weicher Kern. 

Bei emotionalen Dingen bin ich nicht nur nah am Wasser gebaut, ich stehe quasi mittendrin. Die Mannschaft versammelt sich auf dem Spielfeld und ein Betreuer reicht den Jungs ein Banner. „Danke für 34 Heimspiele“ stand letztes Jahr drauf in Dortmund. Mal sehen, was sie sich dieses Mal haben einfallen lassen. Langsam lüftet sich das Geheimnis: 

„Danke. Ihr macht den Unterschied.“ 

Banner mit der Aufschrift: Danke ihr macht den Unterschied
DANKE JUNGS!

Das ist die Art der Mannschaft Danke zu sagen. Gänsehaut! Überall laufen die Kinder der Spieler auf dem Rasen umher. Juno kommt mit seinem Kleinen auf dem Arm der Ostkurve näher. Irgendwie zurückhaltend. Als er den Sohn in gute Hände abgibt, kommt er weiter Richtung Block und lässt sich feiern. Eine Sekunde später steht er auf dem Zaun mit dem Megafon in der Hand. Keine Ahnung was er sagt. Die Stimmung ist famos. Das ist was zählt. Später kommt die komplette Mannschaft und klatscht mit den Fans ab. Applaus. 

Das Leben passiert da draußen. Man kann es sogar anfassen.

Fotos habe ich nicht viele gemacht. Bewusst nicht. Wir leben sowieso in einer Zeit, in der wir nur noch selten Dinge wirklich wahrnehmen und erleben. In der Münchener U-Bahn sehen sie alle wie Zombies runter auf Ihr Smartphone. Der Haltung zum Leid. Auf dem Marienplatz kann es gut sein, dass dir jemand den Weg schneidet. Alles nur, weil wir uns abhängig gemacht haben. Jeden Moment nur noch dazu nutzen, wer was auf Instagram gepostet hat. Nützlicher Content? Fehlanzeige. 

Immer wieder geht es nur darum, sich von der Besten Seite zu präsentieren. Wir nehmen als Zuschauer teil und gucken uns an, wer als nächstes berichtet, wie toll er ist. Wozu? Um uns kostbare Zeit stehlen zu lassen, freiwillig. Alles nur fake. Wir lenken uns ab, um nicht wahrzunehmen welches Glück wir haben, am Leben zu sein. Keiner von uns lebt noch wirklich im Moment. Wir melden immer wieder uns fleißig beim Yoga an, um zu meditieren. Wieder zu uns selbst zu finden. Oder wir verreisen.

Tausende Kilometer legen wir zurück, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Was machen wir, wenn wir verreisen? Fotos. Mit dem Smartphone natürlich. Um was? Leuten zu zeigen wie toll der Urlaub war? Auf Instagram oder Facebook. So schließt sich der Kreis. Es dreht sich mehr und mehr alles um einen selbst. Beobachtet es mal. Und geht Essen mit euren Freunden. Beobachtet, wie oft eure Begleitung am Handy ist und wie oft sie dir wirklich zuhört. Da geht es los. Und wo hört das auf? Hört es überhaupt auf?

Fußballplatz mit Blume
Pause auf dem Rasen.

All good things come to an end – Saisonpause

Was definitiv aufhört ist die Saison. Mit ihr die schönsten Momente des Jahres. Der viel traurigere Aspekt gegenüber einer neuen Samstagsbeschäftigung ist, dass nichts mehr so wird, wie es war. Spieler gehen. Neue Spieler kommen dazu. Die Mannschaft ist im Wandel und tritt nie wieder so auf wie einst am letzten Spieltag. Man sagt tschüss. Ebenso auch in Hamburg. Der HSV ist abgestiegen. Ein Stück Fußballgeschichte wurde neu geschrieben und ich kann es kaum glauben. Kein richtiges Nordderby mehr in der 1. Bundesliga. 

Der Kracher aber wartet in Liga 2. Pauli gegen Hamburg heißt das wohl heißbegehrteste neue Derby der nächsten Saison. Wir müssen uns mit Hannover oder Wolfsburg zufrieden geben. Saisonpause bedeutet aber nicht, dass ihr nichts von mir hören werdet. Sobald es etwas gibt, berichte ich. Zudem ist geplant, die Jungs im Trainingslager zu besuchen. „Auf ein Testspiel“ sozusagen. 

Erweiteter Horizont

Die Sonne neigt sich und verabschiedet sich so langsam. Meine Familie, mein Freund und ich fahren an den Strand. Sehen der Sonne entgegen und spazieren im Sand. Diese Brise habe ich vermisst. Mein Herz blutet gerade ziemlich stark als ich auf das Wasser blicke, das noch da ist. Ebbe. All das hab ich erlebt an einem Tag. Ich liebe diese Luft, sie riecht nach Meer. Egal wer behauptet, was grün ist und nach Fisch stinkt. Ich bin stolz drauf. Gerade weil diese Leute nie sehen werden, wie schön es hier ist. Verliebt in dieses Bundesland. Ich sitze mit einem Kaffee am Strand und genieße die Aussicht. Sehe der Sonne beim untergehen zu und bemerke mal wieder, wie schön das Leben sein kann. 

Wir haben einfach verlernt für die kleinen Dinge im Leben aufmerksam zu sein. Immer muss es noch besser sein. Schneller, weiter. Dabei reichen nur ein paar Kleinigkeiten um den Moment perfekt zu machen. Dich. Eine kleine Bilderreihe lädt zum Träumen ein. Viel Spaß dabei!

Skyline der Extraklasse

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Für die Füchse unter Euch, die meinen Instagram Kanal verfolgen: Herzi hat seine Wette verloren. Für Ihn geht es bald auf Reisen mit dem Fanclub. Die ganze Story könnt ihr nachlesen unter den Namen – Littlemisssunshine18990

Was ich noch zu sagen hätte…

Ein Dank geht zudem an die Menschen, die mich jedes Mal aufs Neue Supporten. Meine Story teilen, liken und hinter dem stehen, was ich hier fabriziere. Dieser Blog ist ein wahres Herzensprojekt für mich und es erfreut mich, wenn euch diese Zeilen hier etwas zurückgeben. DANKE für eure Unterstützung. 

Besonderer Dank geht raus an: 

  • Max. Ohne dich wäre der erste Stein nie ins Rollen gekommen. Du bist mein kritischster Leser und von Anfang an dabei. Danke für deinen unermesslichen Support und deine Liebe.
  • Martin. Danke, dass du bisher jeden Beitrag geteilt hast und deinen Senf dazugibst.
  • Fredi. Danke für das ganze Bildmaterial und deinen Support aus dem Norden.
  • Meine Familie. Danke an meine Mama, meinen Onkel Heiko und meinen Bruder Mike.
  • GWM. Danke für die verrückten Auswärtsfahrten mit euch. Ihr gebt mir den Input zu schreiben. Danke dafür, dass ihr der beste Fanclub seid, den Werder und jedes Mitglied haben kann. Ich darf ein Teil davon sein und bin unendlich dankbar und stolz drauf. Für all die genialen Spiele, die wir gesehen haben und noch sehen werden. Ich verabschiede mich vorerst bei Euch und tauche demnächst wieder auf aus dem Off ☺

Genießt die freien Samstage und wir sehen uns bald schon wieder in alter Frische: Auf ein Spiel!