In der Kurve ist überall zu Hause

Die rot leuchtende Allianz Arena

Freunde des guten Fußballgeschmacks – es ist wieder so weit. Das Auswärtsspiel gegen die Bauern stand an. Dieses Mal schreibe aber nicht ich den Beitrag, sondern kein geringerer, als Sascha von den Refairees. Viel Spaß beim Lesen – auf ein Spiel!

Vorwort und Erinnerungen

Am vergangenen Wochenende sollte es also nach München gehen. Kein Neuland für mich, aber die letzte Reise in die bairische Hauptstadt – es war ein Gastspiel des FC Hansa Rostock gegen den heimischen FC im Olympiastadion – lag nun schon über zwei Jahrzehnte zurück. Dieses Mal war ein Stadion rund zehn Kilometer nördlich des Marienplatzes in der Fröttmaninger Heide das Ziel. Nun waren die Erwartungen an das Bremer Gastspiel – in sportlicher Hinsicht – eher gering, oder wie ein allen Grün-Weißen bekannter ehemaliger österreichischer Werderaner es erklären würde: „München ist wie ein Zahnarztbesuch…“. Wie der Spruch weitergeht, ist offenkundig und ergebnistechnisch war die Bilanz gegen die Bayern auch nach dieser bitteren Erkenntnis vorsichtig ausgedrückt, eher mau.

Also lag meine Freude bzw. Konzentration voll und ganz auf allem was im Vorfeld stattfinden sollte und natürlich alles im und rund um das Spiel aufzusaugen: der Gang zum Stadion, die Besonderheiten die jede Spielstätte bietet, Choreos, die Stimmung und Gesänge im eigenen Block. Am Ende wurden all meine Erwartungen übertroffen und das auch, weil es historisch wurde…

Der Beginn einer wundervollen Reise

Aber beginne ich mal beim Anfang dieser Reise. Zunächst möchte ich ganz herzlich den Grün-Weißen Heidegeistern danken, die diese perfekt organisierte und unvergessliche Fahrt ermöglicht haben. Ein Lob auch an Grün-Weißes-München für die tolle Feier im Wirtshaus am Bavariapark.

Bierdeckel vom den Augustiner-Bräu in München
Prost!

Früh, sehr früh ging es los aus dem Norden Richtung München. Die Zugfahrt deutete es schon an: Dieses Wochenende sollte legendär werden. Alkohol war wohl auch im Spiel, über alles Weitere decken wir den Mantel des Schweigens. Nach Erreichen des Hotels, wurde der Abend im Augustiner-(Lager)-Keller begangen. Die Kulisse ein Highlight, das Essen und das Helle vom Holzfass hervorragend.

Einmal Löwe, immer Löwe

Am Samstag führte unser Weg nach Giesing zunächst ins Schön-Stüberl, die wahrscheinlich kleinste Kneipe (im bairischen vermutlich „Boazn“) Münchens. An allen Wänden (schwarz-weiß) Fotos, Wimpel, Schals. Ganz klar, hier sind die „Sechzger“ zu Hause. Nach einem kurzen Aufwärmen ging es mit ein paar von ihnen in einer kleinen Gruppe zum Grünwalder Stadion. 

Blick auf die Fan-Kurve der Sechzger Fans
Einmal Löwe, immer Löwe!

Man trifft sich auf dem „Giesinger Grünspitz“, trinkt ein Ayinger und geht wieder zum Stadion. Der Beton-Charme der Westkurve wirkt, besonders. Wir stehen am Einlass, Musik spielt, die Fans singen: „Einmal Löwe, immer Löwe“! Der Weg führt über etwas baufällig wirkende Stufen (das muss so) hinauf ins Innere. Die Ränge sind schon gut gefüllt, Fahnen werden geschwenkt, ich sehe mir die Zaunfahnen an: Gänsehaut schon bevor wir unsere Plätze im Block F1 erreichen. Das ist nur das Vorspiel zu dem, wofür wir eigentlich in München sind, aber es fühlt sich gut an, so Fußball zu gucken. Man sieht, spürt und riecht die Geschichte des Vereins. Nun aber genug hiervon, die „Sechzger“ gewinnen souverän mit 4:1 und wir ziehen weiter…

Ein Meer voller Fanschals in der Kurve der Löwen in Giesing bei Nacht
Gänsehaut-Feeling!

Wirtshausgaudi at its best

Das Wirtshaus am Bavariapark empfing uns festlich geschmückt in Grün-Weiß zur Wirtshausgaudi. An langen Tischreihen versammelt etwa 250 Werderfans verschiedenster Fanclubs aus dem Norden, aber auch vielen anderen Ecken Deutschlands. Was für ein Bild! Nachdem gespeist wurde, folgte Runde auf Runde Bier auf den Tischen und die „Münchner Gaudiblosn“ sorgten musikalisch für beste Stimmung. Die fand ihren Höhepunkt als eine Werderhymne nach der anderen angestimmt wurde und nicht wenige auf den Bänken und Stühlen standen und die Fanschals in die Höhe reckten. Eigentlich alles wunderbar, wenn da nicht das morgige Spiel wäre…vielleicht etwas übertrieben, aber mir graute es zumindest vor dem Ergebnis, mit dem wir nach Hause fahren würden.

Fans in Partystimmung
bei bester Laune

Der besagte Tag

Der Sonntag begann traditionell bairisch (so stelle ich mir es jedenfalls vor) mit Bier, „Weißwuaschd“, Obatzda und Brezn in den Augustiner Bräustuben. Man setzt sich auf eine lange Bankreihe (theoretisch auch zu wildfremden Leuten) an einen Tisch. Die Einrichtung erinnert an alte Tage des Bierbrauens. Alles wirkt passend, nicht künstlich. Es ist laut, Betriebsamkeit in den Gängen, trotzdem entsteht bei mir das Gefühl der Gemütlichkeit.

Fans aus München und Bremen beim Frühstück
Die Ruhe vor dem Sturm

Doch dann kommen wir langsam in die Gänge. Es ist kurz nach eins. Mit der Tram und der überfüllten U6 kommen wir in Fröttmaning an. Auf dem dann folgenden über einen Kilometer langen Fußweg haben wir das Stadion die ganze Zeit im Blick. Man mag verschiedene Ansichten haben; ich gehe lieber ins Grünwalder als in diese „Schüssel“, muss aber auch zugeben: „is schon beeindruckend“. Ja, irgendwie ist jedes Stadion besonders, weil einzigartig. Wir haben noch etwa 45 Minuten bis zum Spielbeginn und steigen die lange Treppe hinauf in den obersten der drei Ränge. Wer häufiger auswärts unterwegs ist, begrüßt bekannte Gesichter, während am unteren Rand des Blocks die Vorbereitungen (Fahnen + Konstruktionen) auf das Spiel laufen. 

Anpfiff

15:30. Es geht los, aber mein Fokus liegt noch auf allem, was um mich herum und den anderen Rängen passiert. Dennoch merke ich nach einer Viertelstunde: Wir spielen gar nicht schlecht und die Bayern wirken noch etwas träge. Die Taktik scheint schon früh klar. Den Ball auch unter Druck in den eigenen Reihen laufen lassen und wenn möglich durch schnelle Kombinationen und Direktpassspiel in die Spitze auf die flinken Offensiven spielen. Bayern steht hoch und in der 28. Minute trifft Njinmah zum 0:1. Dann der Eingriff des VAR. Schon während der Pass gespielt wurde, rufe ich; „kein Abseits, eigene Hälfte“. Also war klar – ein Handspiel hatte ich nicht wahrgenommen – es gab zuvor ein Foul eines Bremers.

Und da haben wir wieder das Thema VAR. Ich bin da zwiegespalten. Zum einen bewerte ich das etwas traditionell und emotional und sage, dass Fehlentscheidungen ähnlich wie Fehler der Spieler dazu gehören. Andererseits bin ich Schiedsrichter (zwei weitere Kollegen waren auch dabei) und sehe das ganze rational. Der VAR hilft (klare) Fehlentscheidungen zu verhindern und das mit einem hohen Prozentsatz. Ich kann aber auch jeden verstehen, der den VAR aus traditionellen Gründen ablehnt.

Blick auf das Spielfeld in der Allianz Arena aus der Auswärtskurve
DANKE ❤

Aber zurück zum Spiel. Nach knapp einer Stunde startet Mitchell Weiser ein sehenswertes Solo und hämmert den Ball aus spitzem Winkel ins Tor. Auf dem Platz, im Block, überall brechen alle Dämme, überschwänglicher Jubel. Kein Gedanke mehr an den VAR. Da war alles sauber. Die Gesänge, die Unterstützung aus dem Block waren zuvor schon großartig, doch nun spürte man alle packen noch mal ein paar Prozent drauf. Ich kann es nicht beschreiben, aber um es mit Nadine`s Worten auszudrücken: „In der Kurve ist überall zu Hause“. 

Wahnsinn!

Erst in den letzten zwanzig Minuten konnte Bayern Druck aufbauen. Eine Flanke nach der anderen flog in den Sechzehner. Mit Können und ein bisschen Glück konnte der Sieg nach 90 plus fünf Minuten eingefahren werden. Noch einmal grenzenloser Jubel, dann stilles Genießen und erst jetzt wurde klar: das, was wir gerade gesehen hatten, war historisch: seit dem 5:2 am 20. September 2008 war dies der erste Sieg gegen die Bayern nach einer über 15-jährigen Durststrecke. Wahnsinn!

Fans in der Auswärtskurve in München, die den Schal hoch halten. Im Hintergrund das Spielfeld
Was für ein Gefühl!

Das sind Geschichten, die das Leben schreiben

Zum Abschluss noch ein Foto mit der gesamten Reisegruppe am Orte des Triumphs, ein Zwischenstopp im Rechthaler Hof, um den Sieg noch einmal in Ruhe vor dem geistigen Auge zu erleben und zu genießen, bevor es zum Bahnhof ging. Die Rückreise war etwas anstrengend, da eine Fangruppe, die den Werdersieg auf einer Tagesreise miterlebte, noch den Plan hatte ihre überschüssige Energie in laute Gesänge umwandeln zu wollen. Doch das konnte uns nichts anhaben, denn am Ende war dies ein erlebnisreiches und unvergessliches Wochenende. Es hat einfach alles gepasst. Fantastisch. Daher noch einmal vielen Dank an die Heidegeister und Grün-Weißes-München. Ein extra Dankeschön an Nadine für die Anfrage diesen Bericht schreiben zu dürfen, wodurch ich das gesamte Wochenende noch ein zweites Mal miterleben durfte. Damit bleibt mir am Ende nur zu sagen: Auf ein (neues) Spiel…hoffentlich bald.

Danke Sascha für deinen wundervollen Beitrag! Wenn auch du Lust hast, einen Beitrag für ein kommendes Spiel zu schreiben, melde dich gerne bei mir. Ansonsten schaut gerne bei den Refairees bei Instagram vorbei.

Bis dahin eine gute Zeit und Auf ein Spiel!

Autor: aufeinspiel

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