Freunde des guten Fußballgeschmacks – es geht los. Heute etwas kurz und knapp – dafür mit ordentlich „Bums“ hinter den Zeilen. Werder zu Gast in Augsburg. Was auf der Hinfahrt, im Stadion und danach passiert ist – und mit wem ich das Ganze erlebt habe, lest ihr hier – AUF EIN SPIEL.
Neuer Spieltag – neues Glück
09:30 Uhr – ich hole keine geringere Person als Ann-Katrin vom Würzburger Bahnhof ab. Sie war schon gegen Frankfurt dabei und es hat ihr so gut gefallen, dass sie sich auf eine Busfahrt eingefleischter Werder-Fans einlässt. Noch gemütlich mit Kaltgetränken versorgt, warten wir auf den Bus, um mit den Werder Warriors Würzburg gen Augsburg zu fahren.

Ein großes Wiedersehen mit großartigen Menschen. Voller Vorfreude steigen wir ein und suchen uns ein Plätzchen. Abfahrt 10:30 Uhr, um rechtzeitig in der Kurve zu stehen. Weit gefehlt! Wir geraten bereits zu Beginn der Fahrt in einen Stau. Gute Gespräche und gute Musik überbrücken die Wartezeit im Bus, bis es weiter geht. Die Stimmen sind geölt und die Laune ist am Zenit angekommen. Was bzw. Wer allerdings nicht ankommt, sind wir. So langsam werde ich nervös. Man kann die WWK Arena schon aus der Ferne sehen. Für seeeehr lange Zeit.

15:15 Uhr, Ankunft am Stadion. Kaum geparkt, springen wir aus dem Bus und rennen zum Einlass, um den Anpfiff live zu erleben.
Alle Infos zum Stadion könnt ihr übrigens in meinem bereits erschienenen Beitrag „Die Augsburger Punktekiste“ lesen.
Heuchlerische Hymne
Durch die Menge gezwängt, stehen wir nun im Auswärtsblock bei Freunden von Grün-Weißes München. Ein kurzes „Hallo“ dann hört man schon die Augsburger Hymne. Ich stelle euch mal einen kleinen Textauszug rein.
„…Und Jeder Gastverein
Soll hier Willkommen sein,
Denn Fußballfreundschaft
Ist für uns Pflicht…“„…Du bist Glanz und Gloria,
Unser FCA!…“
Ich möchte nicht spoilern, aber das ist eine Farce und keineswegs Glanz und Gloria. Da hätte man auch „40-Jahre – die Flippers“ spielen können. Aber kommen wir erst einmal zum Spiel.

Der Ball rollt. Die Stimmung ist famos und Werder zeigt guten Fußball. Es dauert allerdings nicht lange und das 1 : 0 fällt in der 6. Minute für die Fuggerstädter. What the Fugg?! Aber wir bleiben dran. Werder gibt nicht auf aber vergibt Chancen ohne Ende, bis in der 16. Minute Stage den Ausgleichstreffer erzielt. Endlich! Es freut mich unendlich, ein Tor zu bejubeln, nachdem wir gegen Frankfurt leer ausgegangen waren. Auch, weil Anki endlich erlebt, wie es ist, den kompletten Ausnahmezustand des Blocks zu erleben. Das Spiel ist weiterhin ausgesprochen gut, auch wenn Werder sich für gute Aktionen und Zusammenspiel nicht belohnt und in Führung geht.
Das 1 : 1 nehmen wir mit in die Pause und können uns endlich etwas zu trinken holen.

Bitte warten…
Auch hier wieder weit gefehlt. Das Motto heißt heute „Bitte warten“. Eine Schlange am Getränkestand soweit das Auge reicht. Ich nutze die Zeit noch mit Gesprächen weiterer Auswärtsfans, dann geht es auch schon wieder weiter. Keine ganze Minute gespielt, wird es bei der gegnerischen Seite wieder laut. Augsburg erzielt das 2 : 1. Das gibt es doch nicht! Die Bremer Jungs geben dennoch nicht auf.
Nach Zwayerlei Maß
Der Schiedsrichter ist eine Nummer für sich. Viele Fehlentscheidungen, die uns am Ende noch um eine strittige Elfmeter-Situation bringen. Nach unendlich vielen, gescheiterten Versuchen den Ausgleich doch noch zu erzielen, trennen sich der FCA und der SVW dann mit einem Endstand von 2 : 1. Ärgerlich, weil von der Leistung alles gestimmt hat.
Und was danach geschah…
Was in den Medien nicht berichtet wurde: Der Torwart Rafal Gikiewicz zeigt während der zweiten Halbzeit den Mittelfinger in Richtung Gästekurve. Die Menge tobt. Ich möchte nochmal an die Augsburger Hymne erinnern. Nach „Willkommen“ klingt das hier für mich nicht. Von wegen – Glanz und Gloria – sportlich reife Leistung. Aber das war noch nicht alles. Nach Abpfiff zeigt der Torhüter noch hinter sein Ohr und im Anschluss auf seine Rückennummer und verlässt die Szene.
Mein Motto des Blogs lautet: Fußball, Philosophie und Werder Bremen. Ich weiß allerdings nicht, was ich über diese Situation schreiben soll. Ein derartiges Verhalten kann ich nicht nur nicht nachvollziehen, sowas sollte geahndet werden. Auf dem Platz hat man eine Vorbildfunktion, die mit trotzigen Gesten nichts auf einer Rasenbühne zu suchen hat. Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Absolut kindisch und ein (Gikie-)Wicz!
Warum Hass und Fußball keine Freunde werden sollten
Das Sahnehäubchen setzt nur noch der Sportmoderator Ulli Potofski auf die Torte, der mit derart schlechten Fragen Niklas Schmidt nach dem Spiel interviewt. Ich bin enttäuscht am heutigen Tag. Nicht nur, weil wir keine Punkte geholt haben. Ich bin enttäuscht, dass Fußball weiter zu einer leeren Hülle wird. Hass hat auf dem Platz keinen Platz. Menschen zu verletzen auch nicht. Das sollten wir mittlerweile gelernt haben. Das sollten vor allem die Spieler selbst leben. Leider hat der heutige Tag gezeigt, dass man nicht schlauer wird und wohl nichts gelernt hat.
Die Hülle Fußball wird gefüllt mit Liebe der Fans, die Woche für Woche durch Deutschland touren, die Mannschaften anfeuern und sich nach einem Tor im Arm liegen.
Auch wenn es draußen kalt ist, kann man Wärme in sich und nach außen tragen.
Ich sitze nach Abpfiff im Bus und denke noch lange über die Veränderung des Fußballs und der Protagonisten nach. Jeder macht einen Unterschied aus.
Und dass Hass niemanden weiterbringt, sieht man tagtäglich in den Nachrichten.
Wir sehen uns gegen Mainz!
AUF EIN SPIEL