Immer auswärts, aber Zuhause

Das Weserstadion von vorne - im Hintergrund die Sonne

                
Der 5. Gastbeitrag.


Es ist eine ganze Weile her, als ich das letzte Mal im Bremer
Weserstadion war. Schon irre, nie ein richtiges Heimspiel vor der
Tür zu haben. Man fährt immer auswärts. Egal ob Weserstadion, Berlin, Freiburg
oder Frankfurt. Ich muss zugeben, ich beneide die Menschen, die
am vergangenen Sonntag mit dem Fahrrad nach Hause gefahren
sind. Für mich bleibt jedes Mal der ICE, rollende Koffer und ein
überfüllter Bahnhof. All das nimmt man in Kauf, um seine Mannschaft zu sehen, zu jubeln, den Alltag hinter sich zu lassen und für 90 Minuten
abzufeiern und zu supporten, als gäbe es kein Morgen mehr.
Fan zu sein, hat schon Therapie-Charakter. Wann bekommt man
denn sonst die Gelegenheit (ohne verrückt gehalten zu werden,
obwohl das beim Fußball ja auch oftmals der Fall ist) sich seinen
Frust mit anderen tausend Menschen von der Seele zu schreien
oder lauthals mitzusingen?
Fußball ist mein Ventil. Euphorie, Tränen und Freude. Zudem lernt
man immer neue Menschen kennen.
Aber ich will gar nicht zu viel erzählen. Dies ist der nächste
Gastbeitrag aus der Feder von Nicola Kellin. Ich kenne Nicola schon
viele Jahre aus meiner Münchener Zeit und ich kann euch
versprechen – mit keinem anderen Menschen macht die Kurve so
viel Spaß als mit Ihr. Wir haben bereits so viele Auswärtsspiele
besucht und könnten so viele Anekdoten erzählen, die für einen
eigenen Beitrag ausreichen.
Mein Lieblingszitat von Ihr, als ich durch all die Fahnen in der
Kurve eine Standardsituation nicht sehen konnte: „Du bist nicht hier um Fußball zu gucken, sondern für das Erlebnis!“
Und genau das mein ich – aber liest selbst. AUF EIN SPIEL!

Turbulente Zeiten


Es sollten eigentlich feierliche 10 Tage werden, doch es kam alles
ein bisschen anders. Beginnen wir am Anfang.
Vergangenen Freitag machte ich mich mit zwei Freundinnen auf
den Weg nach Dresden. Dort stand am Samstag das SEED-Konzert
auf dem Programm. Das erste Spiel von Werder in
Dortmund, das ich in dieser Saison nicht im Stadion sah.
Eine kleine Information, die schnell sehr wichtig wird. Beruflich bin
ich Veranstaltungskauffrau und organisiere für eine Agentur, die in der
Nähe von München ansässig ist – Fortbildungen für Ärzte, die wir
dann mit verschiedenen Tagungsleitern in ganz Deutschland
durchführen.
An besagtem Samstag war eine solche Fortbildung in Dortmund geplant. Der ärztliche Leiter und ein Referent sind Dortmund-Fans. Das war in der Vorbereitung der Veranstaltung bereits Thema und es dauerte nicht lange, dass ich am Morgen Bilder vom Bremer Bus mit Ole Werner bekam.
Ich hatte das Hotel als Location ausgesucht, in dem die Bremer Jungs schlafen sollten. Ein bisschen frustriert, dass ich diese Veranstaltung aufgrund des Konzertes nicht selbst machen konnte, verbrachten wir natürlich trotzdem einen schönen Tag in Dresden und ich schaute am Nachmittag das Spiel bis zur
89. Minute in einer Bar. Merkst’e was?!

Ein schönes Wiedersehen


Durch den Einlass-Start mussten wir uns dann schon auf den Weg machen, sodass ich das furiose Ende nur im Live-Ticker mitbekam. Nachdem dann eine Woche in Berlin folgte, mit der standesamtlichen Hochzeit meiner Schwester und einem abgesagtem (aufgrund von Unwetter) Ärzte-Konzert ging
es am Sonntagmorgen nach Bremen. Pünktlich gegen 15 Uhr kam ich am Hauptbahnhof an.

3 Freunde mit dem Weserstadion als Hintergrund
Ein Bier mit guter Unterhaltung geht einfach immer!


Aufgrund von Stau, war da der Fanmarsch schon fast unerreichbar. Nach langer Zeit traf ich mich dort auch mit Nadine, um wieder zusammen ins Stadion zu gehen.Das letzte Mal haben wir uns kurz in Nürnberg gesehen und
das, obwohl unsere Wohnorte München – Würzburg nicht allzu weit
entfernt liegen. Lange habe ich mich auf das Spiel gegen Frankfurt gefreut.
Zusammen mit einem Kumpel machten wir uns dann schon auf den Weg Richtung Stadion. Wir trafen an der Litfaßsäule vor der Ostkurve noch ein paar alte Gesichter und schwelgten in Erinnerungen, wie man sich vor ein
paar Jahren durch Zufall in der Straßenbahn kennenlernte und am nächsten Morgen auf der Weihnachtsfeier für Fanclubs wieder traf. Seither sind wir in Kontakt und tauschen für die Fanclubs gegenseitig Karten fürs Stadion etc.

Sonne im Weserstadion - im Fokus das Stadion und das Spielfeld
Here comes the sun!

Die Sonne im Gesicht


Und so schnell vergehen auch die Minuten und wir sind erst gegen
kurz vor 17 Uhr in der Ostkurve – die schon sehr gut gefüllt ist. Wir
finden ein sonniges Plätzchen, an dem uns die Ordner stehen lassen und tauschen uns mit anderen Fans noch etwas über Werder aus.
Wir können es gar nicht erwarten, bis das Spiel beginnt und schon
stimmen die Ultras erste Gesänge ein. Egal wie oft ich diese
Melodien höre, es geht durch Mark und Bein und man ist sofort
dabei und feuert die Mannschaft an und peitscht sie bei Bedarf auch
über den Platz. Erst zu Spielbeginn bemerken wir, wie sehr die Sonne blendet,
aber da müssen wir jetzt durch. Wie heißt es so schön, man ist nicht
im Stadion um das Spiel zu sehen, sondern für das Event und die
Feier an sich.

Freunde im Vordergrund in der Ostkurve im Weserstadion
Im Weserstadion lernt man einfach immer nette Menschen kennen

Schlag auf Schlag


Das erste Tor fiel leider viel zu schnell und für einen kurzen Moment
war die Ostkurve still. Damit hat wohl keiner gerechnet. Einmal schütteln und weiter geht’s. Das Spiel ging munter hin und her bevor irgendwie aus dem Nichts das Tor von Antony Jung fiel. Im Nachgang in der Wiederholung gesehen war das Tor wirklich knapp, aber es brachte die Ostkurve zum Brodeln. Wir kannten es ja aus den vergangenen Spielen, dass Bremen zurücklag und sich dann wieder aufrappelt und anfängt Tore zu schießen. Kurz danach machte Leo Bittencourt auch schon den 2:1 –Führungstreffer. Mit dem Kopf und bei der Größe.

Leider gab es in diesem Spiel zu viele individuelle Fehler. Friedl wirkte ein bisschen neben der Spur und Bittencourt musste früh verletzt ausgewechselt werden, sodass Frankfurt das Spiel noch einmal drehen konnte. Nur durch eine Abseitsstellung konnten wir von Glück sprechen, dass es nicht schon zur Pause 2:4 stand. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass auch der Schiedsrichter heute keine klare Linie hatte und in den gleichen Situationen unterschiedlich gepfiffen hat.

Spannend bis zur letzten Minute


Der Großteil der zweiten Halbzeit verlief ereignislos, bis dann
Marvin Ducksch im Strafraum am Fuß getroffen wurde und sich der Schiedsrichter nach dem Hinweis des Kölner Kellers die Szene noch einmal anschaut, und auf den Punkt zeigt. Den Elfmeter verwandelt Füllkrug sicher und es gab noch einmal ein Ruck, durch das gesamte Stadion. Alle gaben lauthals alles. Fast, aber auch nur fast wäre „Last Minute-Men“ Burke wieder
erfolgreich gewesen, als er mit einer Flanke den Frankfurter zu
einem Eigentor gezwungen hat. Leider ging der Ball sehr knapp über die Latte und es folgten drei Eckbälle, die nicht mehr verwandelt werden konnten.

Werder Fankurve mit hochgehobenen Schals im Stadion
Werder Bremen – ein Leben lang!

Fazit


Ja, die Abstimmung der Abwehr mit Pavlenka könnte besser sein
und wir müssen jede Woche wieder 120% geben und bei der Sache sein. Aber das, was ich bisher in dieser Saison auf dem Platz gesehen habe, stimmt mich zuversichtlich und ich freue mich auf die restlichen Spiele. Nach dem Spiel und der Verabschiedung der Mannschaft ging es für ein abschließendes Bier in Richtung Ostkurvensaal, wo weitere bekannte Gesichter warteten. Da merkt man wieder, was für eine Große Fan-Familie Werder hat. Eine Familie, in der man gerne Mitglied ist.
So viele liebe Menschen habe ich bisher mit, durch oder über
Werder kennengelernt, die ich in meinem Leben nicht mehr missen
möchte – Nadine ist eine davon.

Danke für deinen Beitrag Nicola. Falls euch der Content von Nicola gefallen hat, schaut gerne auf ihrem Instagram Account unter „niundke“ vorbei.

Autor: aufeinspiel

Nordisch by Nature!

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