Eiserner Wille

Blick aus der Gästekurve auf die Heimkurve der Fans von Union Berlin. Hier wird eine Choreo gezeigt

Freunde des guten Fußballgeschmacks, es ist wieder so weit. Einmal Berlin und zurück bitte. Heute geht es nach Köpenick in die Alte Försterei. Was ich da erlebt habe und was ich mit den „Eisernen“ verbinde, erfahrt ihr hier – AufeinSpiel.

Was bisher geschah

Erst einmal muss ich mich bei euch entschuldigen. Ich bin euch bis heute einige Beiträge schuldig geblieben. Die Spiele gegen Heidenheim (125 – Jahres – Feier), auswärts gegen Hoffenheim und das Heimspiel gegen den BVB habe ich nicht zu Papier gebracht. Die Choreo zum Jubiläum war absolut phänomenal und ich bin sehr dankbar und glücklich darüber, das miterlebt zu haben. Auch wenn in keinem der Spiele Punkte geholt werden konnten. Hier nun für euch wieder ein klassischer Beitrag wie früher: Denn das war mein erstes Mal in der Alten Försterei. Und ich hoffe, ihr bleibt bis zur letzten Zeile am Start, ich hab nämlich einiges zu berichten. Bleibt dran!

Spruchtafel: "Komm mit mir nach Köpenick, es ist nur ein kleines Stück zum großen Glück"
Komm nach Berlin, haben Sie gesagt…

Seit 3 Anläufen versuche ich, in dieses Stadion zu kommen. Es kam immer etwas dazwischen und ich hatte mir geschworen, egal was jetzt passiert, ich gehe da am 16.03.2024 hin. Gesagt, getan. Um 05:00 Uhr klingelt der Wecker. Das Konzert vom Vorabend hängt mir noch nach. Aber auch das soll mich heute nicht aufhalten. Der RE bringt mich nach Bamberg in aller Früh und der ICE fährt mich pünktlich in die Hauptstadt. 11:38 Uhr treffe ich auf meine Freunde am Hauptbahnhof. Ich entscheide mich trotz allem erst einmal für einen Kaffee, bevor ich die Bohnen gegen Hopfen und Malz eintausche. Das Bier aus dem Foto kann ich übrigens empfehlen. In guter Gesellschaft machen wir uns mit der S3 auf nach Köpenick.

Freunde, die auf die nächste S-Bahn warten in Fankleidung des SV Werder Bremen
Heute müssen 3 Punkte her
Bierflasche. Im Hintergrund die S-Bahn
Kann man machen

Was lange währt…

Dort angekommen treffen wir immer wieder auf weitere Fans. Man kennt sich. Die Stimmung steigt, der Pegel auch. Leider regnet es auf dem Weg ins Stadion noch ein wenig, aber das tut der Vorfreude keinen Abbruch. Nach einem Zwischenstopp an der Tankstelle, die sich unmittelbar vor dem Stadion befindet, um noch einmal „nachzutanken“ stellen wir uns auf einem kleinen Wegesrand an, um ins Stadion zu kommen.

Dort steht es. Das Stadion an der Alten Försterei. Ich hab es endlich geschafft. Die Fassade soll an die Industriegeschichte erinnern, die den Südosten Berlins geprägt hat. Der Name „Eisern Union“ stammt genau aus dieser Zeit. Union Berlin war ein Arbeiterverein und viele Spieler verdienten ihr Geld zusätzlich zum Fußball in der Industrie der Eisenverarbeitung.

Freunde, die warten, ins Stadion zu kommen
Idyllischer Waldspaziergang

Durch den Sicherheitscheck, wartet ein kleiner Platz, um sich mit Getränken oder Essen einzudecken. Irgendwie gemütlich. Im Stadion geht es wie auch in Nürnberg nicht durch einen unteren Aufgang auf die Tribüne, sondern nach entsprechendem Aufstieg von oben nach unten.

Bevor es losgeht…

Und da stehe ich nun. Der Regen hat aufgehört. Die Kurve ist laut. So laut, dass ich nicht einmal einen einzigen Ton der Hymne von Nina Hagen vernehmen kann. Man ist da akustisch richtig eingekesselt. Die Anhänger des heutigen Gegners halten eine Choreo auf grünem Hintergrund hoch. Hier ist einiges geboten.

Das erinnert mich an das erste Bundesligaspiel, dass die Köpenicker gegen die Dosen bestritten. An diese Choreo kann ich mich deshalb so gut erinnern, weil ich bis heute Gänsehaut habe, wenn ich an sie denke. Damals hoben die Fans, schwarz-weiß gedruckte Bilder Verstorbener hoch, die diesen Aufstieg nicht mehr miterleben konnten – während Nina Hagen aus den Boxen klang. Das hat mich sehr berührt.

Man hat sich irgendwie mehr erhofft

Die erste Halbzeit berührt mich heute allerdings überhaupt nicht. Das Spiel gleicht einer Ping-Pong-Partie, in der keiner der beiden Mannschaften zu einem „echten“ Abschluss kommt. Was mir richtig gut gefällt, ist die Stimmung im Block. So kann es weitergehen. Jetzt ist erst einmal Halbzeit. Und wir machen mal einen Ausflug in die Historie des Stadions.

Historischer Rückblick zur Alten Försterei

Das 1920 eröffnete Stadion An der Alten Försterei empfängt mittlerweile knapp über 22.000 Zuschauer bei ausverkauften Haus. Es heißt so, weil es unmittelbar in der Nähe einer Försterei gelegen ist. Das erste Spiel trug hier SC Union Oberschöneweide aus. Es lohnt sich, nach alten Bildern zu googeln. Das Stadion wurde etliche Male umgebaut und steigerte seine Kapazität um mehr als das Doppelte.

In Anfangszeiten wurde es auch noch „Blumentopp“ genannt -auch hier war ein naheliegendes Lokal nicht ganz unbeteiligt. Das die „Eisernen“ hier noch spielen dürfen haben sie auch ein großes Stückweit den Fans zu verdanken. Da der damalige Zustand nicht den Auflagen der DFL entsprach, drohte der Umzug in das Olympiastadion oder den Jahnsportpark.

Fans gründeten die „proAF“ und machten mit vielen Aktionen auf Ihre miese Lage aufmerksam. Vereine wie Babelsberg 03 oder Rot-Weiß Erfurt unterstützten hier sogar. Im Frühling 2008 erhielt der 1. FC Union die Zusage, für notwendige Baumaßnahmen. 2005 wurde hier unter anderem sogar schon die Aktion „Stadiongründer“ ins Leben gerufen. Hier konnten sich Fans finanziell am Umbau beteiligen. „Gründersteine“ konnten bspw. erworben werden. Diese sind im Spielertunnel angebracht – dem „Tunnel of Fame“ und die Spender verewigt.

Der Umbau dauerte deutlich länger als ursprünglich geplant. 2000 Freiwillige leisteten etliche unentgeltliche Arbeitsstunden. Zudem ging auch irgendwann das Geld aus. Ihr könnt euch vorstellen, wer hier wieder unterstützt hat? Fans und Vereinsmitglieder. UNGLAUBLICH! Und ihr könnte euch vorstellen, was 2025 passiert? Hier wird nochmal umgebaut. Denn auch hier war Union zu erfolgreich und muss hier noch weiter aufrüsten, um der DFL und der UEFA gerecht zu werden. Meine Meinung dazu würde den Rahmen endgültig sprengen.

Analoge Anzeigetafel, die das Endergebnis anzeigt. Es steht 2:1
Endstand

Seid ihr noch da?

Es geht schließlich weiter mit Fußball. Wer noch in der Schlange für ein Kaltgetränk ansteht, verpasst innerhalb von 2 Minuten, 2 Tore für die Gastgeber. Ist das ärgerlich. In so kurzer Zeit kann man Hoffnung platzen lassen. Pyrotechnik lenkt ab und die Stimmung ist an ihrem Zenit angekommen. Weiser netzt in der 63. Minute ein und signalisiert, dass das Spiel hier noch lange nicht abgepfiffen ist. Werder versucht es immer wieder, kommt aber nicht zum zweiten Tor.

Die in meinen Augen, viel zu späten Einwechslungen bringen das Spiel nicht mehr voran und auch ein Duksch war heute irgendwie enttäuschend. Am Ende verlieren die Werderaner mit 2 : 1. Die Anzeigetafel ist Analog und ein kleiner Hingucker. Eine digitale Tafel können nur die Gastgeber auf der Wald-Seite sehen. Hat schon Flair.

Sonne geht unter im Gästblock
Wenigstens kommt die Sonne raus

Und ich habe jetzt ein kleines Zeitproblem. Die Bahn zeigt schon eine Verspätung von einer Stunde an und ich weiß nicht, ob ich überhaupt nach Hause komme. Also sprinte ich nach Abpfiff los, um einen früheren Zug zu erwischen.

Ich verabschiede mich von meinen Freunden, die übrigens jedes Spiel einzigartig machen und fühle mich wie ein Hochleistungssportler. Allerdings nur bis zur Haltestelle, hier merke ich wieder, dass ich überhaupt kein Leistungssportler bin und fast tot umfalle.

Danke an Ludwig und Chris, die diesen Sprint mit mir bestritten haben. Den überaus vollen ICE habe ich bekommen. Nach einer Grün-Weißen Begegnung im Zug und einer 3-stündigen Unterhaltung über Fußball, steige ich in Nürnberg um, um mit ein paar „Clubberern“ im Zug nach Würzburg zu sitzen. Um kurz vor 00:00 Uhr, bin ich zu Hause und falle nur noch in mein Bett. Dieser Ausflug fällt mal wieder in die Rubrik: „Klug war´s nicht – aber geil.“ DANKE!

Ich hätte noch so viel schreiben können, aber mir hat der Platz nicht gereicht. Das heißt, ich muss hier nochmal herkommen.

Wir sehen uns bei den nächsten Spielen. Solltest du Bock haben, selbst einmal Schriftführer dieses Blogs zu sein, melde dich bei mir.

Wir sehen uns – AUF EIN SPIEL.

Autor: aufeinspiel

Nordisch by Nature!

Hinterlasse einen Kommentar