Immer auswärts, aber Zuhause

                
Der 5. Gastbeitrag.


Es ist eine ganze Weile her, als ich das letzte Mal im Bremer
Weserstadion war. Schon irre, nie ein richtiges Heimspiel vor der
Tür zu haben. Man fährt immer auswärts. Egal ob Weserstadion, Berlin, Freiburg
oder Frankfurt. Ich muss zugeben, ich beneide die Menschen, die
am vergangenen Sonntag mit dem Fahrrad nach Hause gefahren
sind. Für mich bleibt jedes Mal der ICE, rollende Koffer und ein
überfüllter Bahnhof. All das nimmt man in Kauf, um seine Mannschaft zu sehen, zu jubeln, den Alltag hinter sich zu lassen und für 90 Minuten
abzufeiern und zu supporten, als gäbe es kein Morgen mehr.
Fan zu sein, hat schon Therapie-Charakter. Wann bekommt man
denn sonst die Gelegenheit (ohne verrückt gehalten zu werden,
obwohl das beim Fußball ja auch oftmals der Fall ist) sich seinen
Frust mit anderen tausend Menschen von der Seele zu schreien
oder lauthals mitzusingen?
Fußball ist mein Ventil. Euphorie, Tränen und Freude. Zudem lernt
man immer neue Menschen kennen.
Aber ich will gar nicht zu viel erzählen. Dies ist der nächste
Gastbeitrag aus der Feder von Nicola Kellin. Ich kenne Nicola schon
viele Jahre aus meiner Münchener Zeit und ich kann euch
versprechen – mit keinem anderen Menschen macht die Kurve so
viel Spaß als mit Ihr. Wir haben bereits so viele Auswärtsspiele
besucht und könnten so viele Anekdoten erzählen, die für einen
eigenen Beitrag ausreichen.
Mein Lieblingszitat von Ihr, als ich durch all die Fahnen in der
Kurve eine Standardsituation nicht sehen konnte: „Du bist nicht hier um Fußball zu gucken, sondern für das Erlebnis!“
Und genau das mein ich – aber liest selbst. AUF EIN SPIEL!

Turbulente Zeiten


Es sollten eigentlich feierliche 10 Tage werden, doch es kam alles
ein bisschen anders. Beginnen wir am Anfang.
Vergangenen Freitag machte ich mich mit zwei Freundinnen auf
den Weg nach Dresden. Dort stand am Samstag das SEED-Konzert
auf dem Programm. Das erste Spiel von Werder in
Dortmund, das ich in dieser Saison nicht im Stadion sah.
Eine kleine Information, die schnell sehr wichtig wird. Beruflich bin
ich Veranstaltungskauffrau und organisiere für eine Agentur, die in der
Nähe von München ansässig ist – Fortbildungen für Ärzte, die wir
dann mit verschiedenen Tagungsleitern in ganz Deutschland
durchführen.
An besagtem Samstag war eine solche Fortbildung in Dortmund geplant. Der ärztliche Leiter und ein Referent sind Dortmund-Fans. Das war in der Vorbereitung der Veranstaltung bereits Thema und es dauerte nicht lange, dass ich am Morgen Bilder vom Bremer Bus mit Ole Werner bekam.
Ich hatte das Hotel als Location ausgesucht, in dem die Bremer Jungs schlafen sollten. Ein bisschen frustriert, dass ich diese Veranstaltung aufgrund des Konzertes nicht selbst machen konnte, verbrachten wir natürlich trotzdem einen schönen Tag in Dresden und ich schaute am Nachmittag das Spiel bis zur
89. Minute in einer Bar. Merkst’e was?!

Ein schönes Wiedersehen


Durch den Einlass-Start mussten wir uns dann schon auf den Weg machen, sodass ich das furiose Ende nur im Live-Ticker mitbekam. Nachdem dann eine Woche in Berlin folgte, mit der standesamtlichen Hochzeit meiner Schwester und einem abgesagtem (aufgrund von Unwetter) Ärzte-Konzert ging
es am Sonntagmorgen nach Bremen. Pünktlich gegen 15 Uhr kam ich am Hauptbahnhof an.

3 Freunde mit dem Weserstadion als Hintergrund
Ein Bier mit guter Unterhaltung geht einfach immer!


Aufgrund von Stau, war da der Fanmarsch schon fast unerreichbar. Nach langer Zeit traf ich mich dort auch mit Nadine, um wieder zusammen ins Stadion zu gehen.Das letzte Mal haben wir uns kurz in Nürnberg gesehen und
das, obwohl unsere Wohnorte München – Würzburg nicht allzu weit
entfernt liegen. Lange habe ich mich auf das Spiel gegen Frankfurt gefreut.
Zusammen mit einem Kumpel machten wir uns dann schon auf den Weg Richtung Stadion. Wir trafen an der Litfaßsäule vor der Ostkurve noch ein paar alte Gesichter und schwelgten in Erinnerungen, wie man sich vor ein
paar Jahren durch Zufall in der Straßenbahn kennenlernte und am nächsten Morgen auf der Weihnachtsfeier für Fanclubs wieder traf. Seither sind wir in Kontakt und tauschen für die Fanclubs gegenseitig Karten fürs Stadion etc.

Sonne im Weserstadion - im Fokus das Stadion und das Spielfeld
Here comes the sun!

Die Sonne im Gesicht


Und so schnell vergehen auch die Minuten und wir sind erst gegen
kurz vor 17 Uhr in der Ostkurve – die schon sehr gut gefüllt ist. Wir
finden ein sonniges Plätzchen, an dem uns die Ordner stehen lassen und tauschen uns mit anderen Fans noch etwas über Werder aus.
Wir können es gar nicht erwarten, bis das Spiel beginnt und schon
stimmen die Ultras erste Gesänge ein. Egal wie oft ich diese
Melodien höre, es geht durch Mark und Bein und man ist sofort
dabei und feuert die Mannschaft an und peitscht sie bei Bedarf auch
über den Platz. Erst zu Spielbeginn bemerken wir, wie sehr die Sonne blendet,
aber da müssen wir jetzt durch. Wie heißt es so schön, man ist nicht
im Stadion um das Spiel zu sehen, sondern für das Event und die
Feier an sich.

Freunde im Vordergrund in der Ostkurve im Weserstadion
Im Weserstadion lernt man einfach immer nette Menschen kennen

Schlag auf Schlag


Das erste Tor fiel leider viel zu schnell und für einen kurzen Moment
war die Ostkurve still. Damit hat wohl keiner gerechnet. Einmal schütteln und weiter geht’s. Das Spiel ging munter hin und her bevor irgendwie aus dem Nichts das Tor von Antony Jung fiel. Im Nachgang in der Wiederholung gesehen war das Tor wirklich knapp, aber es brachte die Ostkurve zum Brodeln. Wir kannten es ja aus den vergangenen Spielen, dass Bremen zurücklag und sich dann wieder aufrappelt und anfängt Tore zu schießen. Kurz danach machte Leo Bittencourt auch schon den 2:1 –Führungstreffer. Mit dem Kopf und bei der Größe.

Leider gab es in diesem Spiel zu viele individuelle Fehler. Friedl wirkte ein bisschen neben der Spur und Bittencourt musste früh verletzt ausgewechselt werden, sodass Frankfurt das Spiel noch einmal drehen konnte. Nur durch eine Abseitsstellung konnten wir von Glück sprechen, dass es nicht schon zur Pause 2:4 stand. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass auch der Schiedsrichter heute keine klare Linie hatte und in den gleichen Situationen unterschiedlich gepfiffen hat.

Spannend bis zur letzten Minute


Der Großteil der zweiten Halbzeit verlief ereignislos, bis dann
Marvin Ducksch im Strafraum am Fuß getroffen wurde und sich der Schiedsrichter nach dem Hinweis des Kölner Kellers die Szene noch einmal anschaut, und auf den Punkt zeigt. Den Elfmeter verwandelt Füllkrug sicher und es gab noch einmal ein Ruck, durch das gesamte Stadion. Alle gaben lauthals alles. Fast, aber auch nur fast wäre „Last Minute-Men“ Burke wieder
erfolgreich gewesen, als er mit einer Flanke den Frankfurter zu
einem Eigentor gezwungen hat. Leider ging der Ball sehr knapp über die Latte und es folgten drei Eckbälle, die nicht mehr verwandelt werden konnten.

Werder Fankurve mit hochgehobenen Schals im Stadion
Werder Bremen – ein Leben lang!

Fazit


Ja, die Abstimmung der Abwehr mit Pavlenka könnte besser sein
und wir müssen jede Woche wieder 120% geben und bei der Sache sein. Aber das, was ich bisher in dieser Saison auf dem Platz gesehen habe, stimmt mich zuversichtlich und ich freue mich auf die restlichen Spiele. Nach dem Spiel und der Verabschiedung der Mannschaft ging es für ein abschließendes Bier in Richtung Ostkurvensaal, wo weitere bekannte Gesichter warteten. Da merkt man wieder, was für eine Große Fan-Familie Werder hat. Eine Familie, in der man gerne Mitglied ist.
So viele liebe Menschen habe ich bisher mit, durch oder über
Werder kennengelernt, die ich in meinem Leben nicht mehr missen
möchte – Nadine ist eine davon.

Danke für deinen Beitrag Nicola. Falls euch der Content von Nicola gefallen hat, schaut gerne auf ihrem Instagram Account unter „niundke“ vorbei.

Besuch eines Auswärtigen

Der 3. Gastbeitrag!

 
Weserstadion – bisher nur aus Erzählungen gekannt. Nun durfte ich endlich auch einmal Gast in diesem Stadion sein.

Der heutige Bericht kommt nicht, wie gewohnt von Nadine, sondern von mir, Philipp Schmitt. Aus Sicht eines Auswärtigen Fans. Nicht irgendein Fan, sondern ein Anhänger des HSV. Besonders für mich auch dahingehend, dass nicht nur die Beziehung zu Werder Bremen, sondern auch zur gegnerischen Mannschaft, dem FC St. Pauli, eine „besondere“ ist. Ich werde dennoch „versuchen“, meine Eindrücke rund um das Spiel gegen St. Pauli weitestgehend neutral darzulegen.

Warum Bremen?

Für viele mag es unklar erscheinen, warum sich ein Anhänger des HSV ins Bremer Stadion verirrt und dass, obwohl seine Mannschaft nicht zum Nordderby geladen ist. Zumal der Gegner kein geringerer 
ist, als Hamburgs Stadtrivale von der Reeperbahn. Die Idee entstand an einem lauen Sommerabend und wurde nun mit einer leichten Verspätung umgesetzt. So machten sich 2 junge Männer auf den Weg nach Bremen. Organisiert hatte den Trip Johannes, der von Nadine bei dem Vorhaben unterstützt wurde und uns auch ins Stadion begleitet hat.

Zwei bemerkenswerte Vereine

Faszination pur, für jeden Fußballfan, wenn die beiden Mannschaften aus dem Norden aufeinandertreffen. Man glaubt kaum, aber das Duell Bremen gegen St. Pauli wurde bereits zum 33. Mal ausgetragen.
Deutliches Übergewicht der Siege (20.) für Bremen. Bereits in der „Oberliga Nord“ Anfang der 1960er Jahren, noch vor Gründung der Bundesliga, trafen beide Mannschaften regelmäßig aufeinander. 
Nach einigen Höhen und Tiefen finden sich beide Mannschaften nun wieder in der Zweitklassigkeit. Etwas, was leider auch den HSV mit Bremen und St. Pauli verbindet.

St.Pauli Mannschaftsbus
Gekommen um wieder zu fahren 🙂

Von der Bahn in Richtung Stadion

In einer Straßenbahn, als HSV Fan – inkognito. Um einen herum nur Bremer Fans. Da kann es einem schon mal mulmig werden. Der Weg ist dennoch im Großen und Ganzen schnell erklärt. Aus der Straßenbahn raus, ein paar 
Meter zu Fuß in Richtung Stadion. Von außen für mich ein schlichtes Gebäude. Je nachdem, von welcher Himmelsrichtung man an das Bauwerk herantritt, würde man nicht auf den ersten Blick ein Fußballstadion erkennen.

20 Meter weiter der Bus der Gästemannschaft. Man merkt auch hier, dass obwohl St. Pauli ein Stadtteil Hamburgs ist, hier die Rivalität beider Mannschaften nicht besteht.

Danach folgt für mich immer etwas Besonderes: der Gang, die Stufen zum Stadion, hoch in den Innenbereich und den Blick auf den grünen Teppich. Egal welches Stadion ich bisher besucht habe, das ist und bleibt immer ein Gänsehautmoment. Ein Moment, den man vor dem Fernseher nicht einmal ansatzweise erahnen kann.

Der Rasen des  Bremer Weserstadions inklusive Zuschauer
Gänsehaut, die man nur im Stadion erleben kann

Für den guten Zweck

Außerdem schöne Szenen an den Eingängen: Ultras in den Fußballstadien, stehen für viele Werte. Für vermummte Typen, die mit Vollblut hinter ihrer Mannschaft stehen und in den Kurven für Stimmung sorgen. In Bremen sammeln die Ultras unter dem Motto „Vereint für Bremen“ Geld für 
soziale Projekte. In diesem Fall für das Tierheim in Bergdorf, das vermehrt Haustiere aufnehmen muss, welche während des Corona-Lockdowns angeschafft wurden. Hut ab. Eine geile Aktion für die 
man gerne auch mal einen Euro locker macht. Aber nun weiter an den Getränkestand.

„Ein Bier, ein Würstchen…“ nicht nur ein berühmter Spruch von Bud Spencer und Terence Hill, sondern auch bei Johannes und mir. Für Nadine, die coronabedingt auf ihren Glühwein verzichten musste, gab es nur ein erfrischendes Bier. Ich denke, das hat der Euphorie vor dem Spiel auch keinen Abbruch geleistet. Noch schnell einen Tipp abgeben und schon geht’s in Richtung Sitzplätze. 

3 Freunde mit Bier in der Hand, die sich auf das Spiel freuen
Neulich am Getränkestand…

Atemberaubende Stimmung

Man sollte meinen, das Warmschießen vor dem Spiel ist nichts Besonderes. Falsch. In Bremen beginnt hier der Appell, die Mannschaft richtig heiß auf das Spiel zu machen. 

Die Fangesänge so dominant, dass man als Fan im Oberrang 
kaum sein eigenes Wort versteht Die ersten Bengalos werden gezündet. 
Das komplette Spiel über, und das muss ich leider als Auswärtiger zugeben, war die Stimmung sensationell. Nur gegen Ende des Spiels musste ich kurz weghören. Nachdem beide Fanparteien ihre 
Liebe zum HSV in lauten Gegengesängen offenbarten. Aber so ist das im Fußball. Rivalität und Derbys gehören dazu und machen diesen Sport auch ein Stück weit interessant.

„Gegen Mannschaften des oberen Drittels spielen wir immer gut.“

Ein Satz, mit dem Nadine uns ihre Mannschaft beschreibt. Kurz vor Anpfiff, werden traditionell die Namen der Spieler um mich herum, schallend und mit purer Leidenschaft durch das Stadion gebrüllt. 

Dann wird es Grün auf den Rängen. Jeder Fan, der einen Schal dabei hat  stemmt diesen in die Luft und die Vereinshymne wird angestimmt. Eine Leidenschaft, die jeder Fußballfanatiker in seinem Stadion, auf die gleiche Weise zelebriert.

Nun rollt der Ball. Bremen zeigt eine gute Anfangsphase und erzielt sogar durch den Handballer Marco Friedl das erste Tor. Kurz ist zu erahnen, welche Euphorie bei einem regulären Tor aufgekommen wäre. Leider geht eine spannende Zweitligapartie torlos in die Halbzeit. 

Die zweiten 45 Minuten können zu diesem Zeitpunkt nur gutes versprechen.
Bremen hat eine starke Halbzeit gespielt und dem Tabellenführer Paroli geboten. Ein Indiz dafür, dass die 2. Bundesliga diese Saison ein starkes Niveau aufweist und Bremen zu Unrecht im Tabellenmittelfeld verweilt.

Keine Tore für mich 

Halbzeit steht bei den meisten für eine schnelle Toilettenpause und den 
Biernachschub. Manche opfern dafür die letzten Minuten der ersten Hälfte, manche die ersten Minuten der zweiten und viele Adrenalinjunkies versuchen beides in der Zeit zu bewerkstelligen. Nun weiß ich auch warum die DFL die Pause von 15 auf 30 Minuten erhöhen möchte. 
Aber, wie in viele Stadien, kann man den Torjubel der Heim Mannschaft nicht überhören. So auch in meinem Fall. Bremen erzielt in Person von Marvin Duksch das erste Tor. Doch da ein Gegentor bekanntlich wach rütteln kann, drehte sich langsam die Partie und der 1. FC St. Pauli kam immer mehr ins Spiel.

Die Hamburger sind am Drücker und kurz darauf fiel der Ausgleichstreffer. Ein Ergebnis, mit dem zu diesem Zeitpunkt nur einer im Stadion leben kann. Leider blieb mir auch dieses Tor verwehrt, da sich einer um den Biernachschub kümmern musste. Von nun an ist es ein ausgeglichenes Spiel, bis in die letzten Minuten hinein. 

Anzeigetafel mit dem Endergebnis 1:1
Ein Ergebnis mit dem jeder leben kann

Die ersten Fans um mich herum verlassen schon das Stadion, wir trinken unser Kaltgetränk langsam leer, bis dann doch noch einmal ein Torschrei durchs Stadion hallt. Doch leider nicht der der Bremer. 1: 2!! Einige Fans der Heimmannschaft schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Doch glücklicherweise meldet sich, der bei vielen verhasste, doch in der jetzigen Situation geliebte Videoschiedsrichter. Das Tor wird annulliert – Handspiel. Die Bremer werden nicht um ihren hart erarbeiteten Lohn gebracht. 
Nach Abpfiff steht ein verdientes Unterschieden auf der Anzeigetafel. Kleiner interessanter Funfact, den ich nach dem Spiel lesen konnte: St. Pauli konnte im Weserstadion im Profifußball noch nie 
gewinnen und das bleibt für heute auch so.

Fazit

Es wird nicht unser Letzter Besuch gewesen sein. Wir haben neue Bekannte und viele Emotionen kennenlernen dürfen. Ein Stadion mit viel Tradition und Emotionen. Außerdem hoffen ich, auch mal ein Tor live im 
Stadion sehen zu können, gerne auch direkt aus der Kurve. 
Ein dickes Dankeschön an Nadine für die Organisation der Karten und dass du uns begleitet hast.

Ja Freunde des guten Fußballgeschmacks. Es ist passiert. Ich war wirklich mit einem HSV Fan im Weserstadion. Aber es wurde schon alles gesagt. Es war ein toller Tag mit reichlich Bier und schönen Erinnerungen. Wir sehen uns morgen in Nürnberg. Wenn auch du Lust hast, einen Gastbeitrag über das morgige Spiel zu schreiben, melde dich! Danke Philipp für deine Zeit und deinen Mut mit ins schönste Stadion der Welt zu kommen!😉

Auf ein Spiel!

Das Wunder von der Weser – Reloaded! Part I

Diese Saison ist anders. Corona hat uns verboten ins Stadion zu gehen. Seit Wochen gibt es nur Geisterspiele im TV. Auch wenn wir Fans nicht ins Stadion dürfen, halten wir erst recht die Fahne hoch, denn – Werder bangt um den Klassenerhalt. Diesmal ist es so richtig ernst geworden. Nach dem Spiel gegen Köln habe ich mir mein MacBook geschnappt, um euch mitzunehmen auf eine Reise. Die Reise als Fan vor dem Spiel, währenddessen und den Tag danach. Ein Beitrag ohne Fotos, dafür voll mit Worten von Herzen.                   Auf ein Spiel!

Der Tag davor

Es gibt wirklich viel zu erzählen. Ich weiß noch nicht genau in welche Richtung dieser Beitrag gehen soll. Er soll ehrlich werden und aus tiefstem Herzen sprechen. Viele halten mich für verrückt, wenn es um Fußball geht. Nach diesem Beitrag habt ihr vielleicht ein Bild davon, wie es ist, um die Relegation zu spielen – aus der Sicht eines Fans. 

Spulen wir die Uhr einfach um 36 h vor Anpfiff zurück. Das ich ein Musikmensch bin und viele Überschriften in meinen Beiträgen von Songs geklaut sind, wisst ihr, wenn ihr meinen Blog schon länger verfolgt. Ich hab fast immer Musik im Ohr. So wie auch an jenem Morgen vor dem letzten Spieltag. „Conquest of Paradies“. Der Abschiedssong von Henry Maske. Theatralisch? Kann ich! 

Was wäre, wenn..

Ich putze also meine Zähne. Der Song spielt im Hintergrund. Schonmal mit Gänsehaut Zähne geputzt? Das ist Abstiegskampf! Es ist soviel schief gelaufen diese Saison. Ich möchte mich nicht auf der Verletzungsphase ausruhen und alles damit erklären. Aber das Pech saß uns direkt im Nacken. Ich bin angespannt. In meinem Kopf spiele ich etliche Szenarien durch. Was ist, wenn wir gewinnen, Union Berlin gewinnt. Was ist wenn eines davon nicht zutrifft. Was, wenn wir absteigen? Wer geht, wer bleibt? Bleibt Kohfeldt? Oh, er muss bleiben! Ich glaube an ihn, an die Mannschaft. An das Wunder von der Weser. 

Ein nächster Song reißt mich aus meinem Gedankenchaos und ich komme wieder in der Realität an. Sie heißt Freitag – „los geh in die Arbeit, du kommst sonst zu spät!“

Klopf klopf, hier spricht das Wochenende

Viele Freunde rufen an. Sie drücken mir und dem SVW die Daumen. Ich realisiere, wie schnell eine Woche vorbei sein kann. Sonst wünscht man sich so sehr ein Wochenende herbei. Nun steht es vor der Tür und ich will es nicht. 

Meine Arbeitskollegen fühlen mit mir. Auch sie merken, hier ist jemand komisches erschienen. Wer bist du und was hast du mit Nadine gemacht? Der Tag geht wahnsinnig schnell vorbei und ehe ich mich versehe, liege ich im Bett. Ich liege lange wach. Die Gedanken kreisen. Schlafen kann ich nur schlecht.

Schlaflose Nacht

Der letzte Abstieg ist 40 Jahre her. Ich habe ihn nicht erlebt. Nach direktem Wiederaufstieg fingen die goldenen Werder-Jahre an. Aber können die nicht anfangen, ohne abzusteigen? Nach der Pressekonferenz gegen Mainz hat Florian so emotional reagiert, dass ich selbst schlucken musste. Ich bin seit Stunde Eins Fan von ihm. Für mich passt er zu Werder, wie die Remoulade ins Fischbrötchen. 

Genug nachgedacht, der Wecker klingelt und ich muss tatsächlich in die Arbeit. Ja, auch samstags. Mist! Aber wenn alles gut läuft, sehe ich die komplette 2. Halbzeit!

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Nadine. Mein Name. Er stammt aus dem Russischen und bedeutet Hoffnung.                                   Farbe der Hoffnung: Grün. Geboren am 18.09.90 in Bremen. Steckt doch tatsächlich das Gründungsjahr von Werder drin. Wenn das kein Zeichen ist?!

Je näher die Uhr auf 15:30 Uhr rückt, desto nervöser werde ich. Meine Nerven liegen blank. Die Würzburger Kickers siegen in der 3. Liga. Ich habe den kurzen Gedanken: „ Wenn die Kickers aufsteigen und Werder wirklich absteigen sollte, kann ich wenigstens zu Fuß ins Stadion gehen.“ Mein Trostpflaster. Es ist eine Achterbahnfahrt den Tag über. Mal denke ich mir wieder wie schön es wird, wenn heute alles für uns läuft, dann wieder so. Ich habe meine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle. 

16:00 Uhr – Feierabend. 

El Presidente. 

Diesen Materia-Song hab ich mir auf die Ohren gelegt. Ich lege den Sprint meines Lebens hin, um noch gemütlich die 2. Halbzeit gucken zu können. El Presidente. Der Fussball. Verbrannt. Der DFB schürt ein Feuer, wir tanzen um dieses herum und der Rest guckt zu, wie das Geld verbrennt. Erst vormittags hatte ich darüber eine Diskussion via Instagram. Viele haben nicht verstanden, was eigentlich im Hintergrund passiert. Vereine mit Tradition sind teilweise dem Untergang geweiht. Und das Schalke der nächste Verein sein kann, kündigt sich seit der letzten Saison und den letzten Spielen auch an.

„Yeah reite die Welle, verprass´die Million.

Bau dir einen Palast und bewach deinen Thron.

Sitzt auf deiner Zitadelle mit ´nem Fernglas aus Chrom.

Genieß deine Zeit bis zur Revolution.“

Wahre Worte von Materia. Vor kurzem habe ich erst Plakate in der Stadt hier in Würzburg von der Nürnberger Nordkurve gesehen, welche diese „Revolution“ fordern! Chapeau! Danke, dass ihr das startet!

Anpfiff – 90 Minuten Gefühlschaos

Flo, ein Arbeitskollege schickt mir den Spielstand durch. 1 : 0 Werder. Eine Minute später: 1 : 0 Union. Ich muss mich zurückhalten, ich bin mitten in der Stadt. Auf der wohl bekannten Mainbrücke erreicht mich dann wieder die Nachricht. Nun mit: 2 : 0 und danach gleich 3 : 0. Das wars. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Morgen denk ich mir bestimmt wieder, dass ich schon einen Knall habe. Aber der Fußball macht das einfach mit mir. Auch wenn es wahrlich schlimmeres im Leben gibt. Jeder hat eben sein Laster. 

Das Beste (Spiel) kommt zum Schluss

Endlich kann ich das Spiel gucken. Den Spielstand kann ich immer noch nicht richtig fassen. Dann das 4 : 0. Den Frust der letzten Wochen schreie ich mir von der Seele. Mein Kater sucht das Weite und liegt den Rest des Spiels unter dem Bett. Kurz darauf das 5 : 0. Ist das alles gerade wirklich wahr? Union Berlin führt mittlerweile mit 2 : 0. Auf der Bremer Tribüne wird fleißig mit allen verfügbaren Mitteln, Stimmung gemacht und angefeuert.

So wird also mit einem Hammer gegen alles was da ist gehämmert. Und nach dem 5 : 1 folgt das 6 : 1.  Union Berlin führt zum Schluss mit 3 : 0. Das ist er. Der Anfang vom „Wunder von der Weser“. Es wird applaudiert. Nach Abpfiff geht Florian Kohfeldt vom Platz. Ich denke, der Moment sei ihm gegönnt. Im Hintergrund des Bremer Weserstadions (Name wurde bewusst gewählt) läuft die Union Berlin Hymne. DANKBAR gehen alle vom Platz. Danke Union Berlin, dass ihr das möglich gemacht habt.

Ein persönliches großes Danke geht an Ujah, der die Union in Führung brachte und das zweite Tor vorbereitete. #einmalwerderimmerwerder

Der Tag danach

Ausgeschlafen. Jetzt steht mir der Cursor gegenüber und ich verfasse die ersten Zeilen für meinen Blog. Ich bin noch immer überwältigt von diesem Spiel und kann nicht fassen, dass es einfach geklappt hat.  Es ist Beweis genug, dass im Fussball immer noch alles möglich ist, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt. 

Auch im Leben ist jeden Tag immer noch alles drin. Zu oft stecken wir den Kopf in den Sand, geben zu schnell auf. Wenn uns mancher ein Wunder vorlebt, dann sollte es der lebende Beweis sein, es auch schaffen zu können. Jeder von uns. 

Auf die Grundeinstellung kommt es an

Warum können wir nicht von Grund auf darauf vertrauen? Viele haben mit mir diskutiert. Den SVW schlecht geredet. Am Ende haben wir gewonnen. Und die ganzen „Hass-Kommentare“ sind hinfällig. Ich kann diese Negativität nicht mehr hören. Ich möchte sie auch nicht mehr lesen. Ein Respektvolles Miteinander und der Umgang auf Augenhöhe bringen weit mehr als Eure Schwarzmalerei. Totgesagte leben länger! 

Wir gehen mit in die Relegation und erhöhen um 180 Minuten

Relegation. Nervenkitzel. Alles steht Kopf. Ist es verschobenes Glück oder die verschobene Niederlage? Wir haben momentan die Frist auf eine der beiden Komponente verlängert. Anfang Juli wissen wir mehr. Danach werde ich mich für einen letzten Blog Beitrag der Saison 2019/2020 melden. 

Überwältigt

Danke an unzählige Nachrichten, die mich immer von Freunden erreichen, mit dem der Kontakt oft nicht über ein paar Nachrichten im Jahr hinausgeht. Danke, dass ihr an mich und den SVW denkt. An Alle die mitgefiebert haben und sich für uns freuen! Wir sehen uns!

Auf ein Relegationsspiel! Wir glauben daran!

Fußballgott ist tot

Der 2. Akt gegen die Bayern, dieses mal im Bremer Weserstadion. Geschrieben von Olaf Kretschmer.

Es gibt so Spiele, die muss man erstmal sacken lassen. Was war da passiert? Wie konnte das passieren? Wieso musste das SO passieren? Eines jedenfalls ist klar. Entweder gibt es keinen Fußballgott oder er ist gestorben. Schon vor langer Zeit – kurz bevor der Fußballteufel die Bayern erschaffen hat.

Es begann hoffnungsvoll

Was für ein Tag. Ein Wetter zum Helden zeugen. Ein Tag, um die Bajuffen aus dem Stadion zu jagen. Ein Tag, um Hans vom Flughafen abzuholen. Es sind diese besonderen Tage, wo die Grün Weiß Münchener in großer Anzahl weder Kosten noch Mühen scheuen, um ihren Verein zu unterstützen, um der tristen Säbenerstraßenrealität zu entkommen. Um dieser verranzten „Mia san Mia und gewinnen immer“-Truppe den Marsch zu blasen. Und so etwas wird natürlich entsprechend vorbereitet. Ich setze Hans kurz zuhause ab – in der Botschaft – suche mir einen Parkplatz. Und dann geht es schon los. Richtung Schlachte. Um die anderen zu treffen. Elia und Marco. Tino und Kasi. Und all die anderen. Und Guido. Ach Guido…

Olaf Kretschmer im Weserstadion
Und das ist der Verfasser dieses Beitrags

Im von Roten vollverminten Biergarten des Feldmanns, direkt an der Weser. Seltsame Männer, kaum Frauen, in seltsamen Gewändern. Mit braunen Lederhosen und spitzen Filzhüten. Rote Leibchen. Telekom steht da drauf. Und hinten seltsame Tiernamen. Robben zum Beispiel. Unverständliches Zeugs wird überall gebrabbelt. Was ein Vorteil ist. Wer die nicht versteht, kann das Gesocks einfach ignorieren. Aber den Gefallen tut Guido uns einfach nicht. 

Sie sind in der Überzahl. Logisch. Die Schlachte ist eine Touri-Meile. Völlig überteuert. Der halbe Liter fünf Euro. Was haben Werderfans da zu suchen? Eigentlich nichts. Aber irgendwer muss wohl diese seltsame Entscheidung getroffen haben. 

Als Hans und ich eintreffen, haben die anderen Grün Weißen schon etliche Gläser geleert. Und es ist gerade erst zwei Uhr mittags. Ich entscheide mich für alkoholfrei. Ich will was vom Spiel mitbekommen. München ist mir noch gut in Erinnerung. 44 Spieler und zwei Bälle. Diesmal soll es anders sein.

Bremer Coolness. Das ganze Gepöbel abperlen lassen. Sollen sie doch singen. Was ist grün und stinkt nach Fisch. Zieht den Bremern die Gräten aus dem Arsch. Über Bremen fahr’n wir nach Berlin. Speichelgesättigtes Gegröle. Einfach drüber weghören. Aber den Gefallen tut uns Guido nicht. Er versucht tatsächlich eine Gesangsbattle. Jeder begreift, dass das Spiel im Stadion und nicht an der Schlachte entschieden wird. Dass es auf den Abend ankommt und nicht auf ein Lautstärkemessen mit Weißbiertrinkern am Rande der Weser. Dass wir DA in der Überzahl sind. Dass es darauf ankommt heute Abend alles zu geben. Nicht jetzt. Okay… Einer begreift das nicht. Weshalb er das Bergvolk dazu anstachelt mal so richtig die Sau raus zu lassen. Man kann nur hoffen, dass das ne Taktik war. Um die heiser zu machen. Damit die heute Abend nicht mehr singen können (können sie im heimischen Stadion ja eigentlich nie). Aber der Nachmittag an der Schlachte wird alles andere als Vergnügungssteuer pflichtig.

Nach drei Stunden (die Ohren fühlen sich an, als ob eine Unzahl von Deppen sie mit verbalen Kuhfladen vollgestopft hätte) geht es endlich Richtung Stadion. Kleiner Abstecher in die Botschaft. Kaltes Bier trinken – aus der grünen Flasche. Und Korn. Keine halben Sachen heute.

Endlich Werder

Wir gehen am Steintor entlang. Es sind noch gut drei Stunden bis zum Spiel. Alles ist grünweiß. Nur vorm Haifischbecken stehen schwarz gekleidete Ultras in den obligatorischen North Face Jacken. Das wundert mich schon manchmal. Gerade die Ultras singen doch immer, die Farben von Werder seien grün und weiß. No orange und so… kennt man ja. Aber schwarz? (nur so als kleine Zwischenklugscheißung: 1899, im Jahr der Gründung des glorreichen SV Werder Bremen, waren die ersten Trikots tatsächlich schwarz und rot. Weiß nur kaum jemand. Die Ultras liegen also gar nicht soo falsch).

Und dann der Wahnsinn. Gänsehautfeeling. An der Franz-Bömert-Straße, die vom Osterdeich runter zum Weserstadion führt, stehen Zehntausende in grünweiß. Zieht den Bayern die Lederhosen aus. Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin. Europapokal. Werder go, Werder go, Werder go go go… So habe ich mir das vorgestellt. Ein riesiges Meer aus Werderfans wartet auf den Mannschaftsbus. Wie in der vergangenen Saison. Als es noch gegen den Abstieg ging. Überwältigend. Einzigartig. So etwas gibt es nur hier in Bremen. Gefühlt sind es mehr Fans als später im Stadion. Da passen ja nur 40.000 rein. 

Der Bus fährt durch die Menge. Der Gesang ist infernalisch. Das Gefühl unbeschreiblich. Aber eins ist klar: Wir werden heute gewinnen. Daran besteht kein Zweifel. Diese Gewissheit kann sich nur auf die Mannschaft übertragen. Das wird ein Tag, den wir nie vergessen werden. 

Werder Fahne in der Ostkurve bei Sonnenuntergang
Hier regiert der SVW            Quelle: Andy

Anpfiff

Was dann kommt ist ein Wechselbad der Gefühle. Voller Zuversicht sitzen wir im Oberrang der Ostkurve. Wenn wir nicht gerade stehen. Es hält uns kaum auf den Sitzen. Jetzt zeigen wir denen mal wo der Frosch die Locken hat. Das ganze Stadion ist in die Vereinsfarben getaucht. Eine überdimensional große Möwe grinst den Lederhosenträgern süffisant ins Gesicht. Geile Choreo. Die Lautstärke ist überwältigend. Ja. Hier wird das gemacht. Nicht an der Schlachte. Aus dem Oberrang Westkurve kommt gar nichts. Wie Kirche. Der Punkt geht schon mal an uns. Jetzt brauchen wir nur noch aufem Platz. 

Aber die Bayern schießen das Tor. Ein saublödes. So ein typisches Dusel-Ding. Irgendwie kriegen wir den Ball nicht weg. Die Pille liegt im Netz.

Und dann fangen wir uns auch noch ein zweites Ding. Das wars. Zwei Tore Rückstand. Gegen die Bayern? Das holen wir nicht auf… Stille.

Okay. So ganz still ist es nicht. Zum ersten Mal hört man an diesem Abend die Erfolgsanhänger von gegenüber. Was sie singen? Ich weiß es nicht. Ich versteh die einfach nicht.

Das waren Wirkungstreffer. Auch die Ultras brauchen ein paar Minuten, um sich zu berappeln. Wir haben noch eine halbe Stunde. Nichts ist unmöglich. Wunder, die gibt es gerade an der Weser immer wieder. 

Weserstadion in der Abenddämmerung
Werder Go!                  Quelle: Andy

Werder Werder Werder

Alle geben noch mal alles. Die Fans, der Trainer, die Mannschaft. „Werder Werder Werder“ schallt es durchs Stadion. Es ist nie zu spät. Wir packen das noch irgendwie. 

Und dann der Doppelschlag. Yuya und Raschi treffen in der 74. Und 75. Minute. Bierbecher fliegen. Wir liegen uns in den Armen. Leute von zwei Reihen über uns taumeln in die Tiefe – und werden aufgefangen. Es gibt doch einen Fußballgott. Jetzt haben wir Oberwasser. Jetzt ziehen wir diesen Kackbratzen die Lederhosen nicht nur aus, sondern über die Ohren. Das ist der Wahnsinn. Das psychologische Moment ist auf unserer Seite. Das stecken auch diese Millionaros nicht einfach so weg. Die versenken wir in der Weser. Die verarbeiten wir zu Weißwürsten. Die können nach Hause fahren. Dann kommt der Pfiff.

Siebert

Es gibt keinen Fußballgott. Es gibt nur den Fußballteufel. Und der ist ein Bajuffe. Sein kleiner mundpestilenziger Huflecker zeigt auf den Punkt. Wegen nichts. Wegen gar nichts. 

 

Der zweite Gastbeitrag von Olaf Kretschmer. Wer ihn nicht kennt, kennt seine Botschaft in Bremen. Das Bild unten zeigt seine Liebe zum Verein und seine Gastfreundschaft. Danke für ALLES! Danke, für deine Worte, die du nach dem schrecklich ungerechten Spiel gegen den FC Hollywood finden konntest.

Wenn auch ihr Lust habt, eure Fan-Perspektive zu teilen, kommt gerne auf mich zu.  Auf ein Spiel!

Grün Weißes München vor der Bremer Botschaft
Hier ist man immer Willkommen. Die Botschaft.

Ewige Liebe 

Ich bin wieder zurück. Der Blog ist zurück. Nach einer viel zu langen Pause, hat es mich wieder ins schöne Weserstadion gezogen – und an die Tastatur. Warum es so lange gedauert hat, bis ihr wieder von mir lesen könnt und wie das Drumherum und das Heimspiel gegen Leverkusen aus meiner Sicht verliefen, erfahrt ihr hier.  Herzlich Willkommen zurück – Auf ein Spiel.

Verdammt lang her,…

…als mein letzter Beitrag online ging. Ich möchte kurz erläutern, warum. Mittlerweile wohne ich nicht mehr in München. Würzburg ist nun die Stadt aus der diese Zeilen stammen. Job gewechselt, Umgebung gewechselt, der Verein aber ist immer noch der gleiche. WERDER BREMEN. In der Rückrunde gibts wieder mehr zu lesen. Mein letzter Beitrag ging auch über das Heimspiel gegen Leverkusen. Heute beginnt wieder alles hier.

Werder Fans vor der Bremer Botschaft. Einem Grünen Haus mit Werder Logos drauf
Willkommen in der Botschaft

Halt dich an deiner Liebe fest

Endlich. Spieltach. Ewig habe ich meine Freunde aus München nicht gesehen. Das große Wiedersehen dann endlich Sonntagmittag in der Bremer Botschaft » Danke an Olaf für die wundervolle Gastfreundschaft! Nach einem kurzen Plausch geht es in das Herz Bremens, um den ein oder anderen Neuling das Bremen zu zeigen, das wir kennen.

Werder Fans stehen vor den Schweinen der Sögestraße in Bremen
Ende der Führung: Sögestraße. Das sollte genug Glück bringen

Diese Gespräche und diese Art Humor habe ich vermisst. Ziemlich kalt hier oben im Norden. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Mein dünner Mantel hält mich nur bedingt warm. Aber wie man im Rheinischen sagt: „Das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen.“ Gott sei Dank gab es im Stadion Glühwein.

Den ersten zum Glück schon auf dem Marktplatz mit einer Tüte Schmalzkuchen. Bremen, ich habe dich vermisst. Ich sehe dich mit ganz anderen Augen. Ich bin hier aufgewachsen, habe hier meine ersten Schritte gemacht. Ich liebe diese Stadt.  Ein kleiner Abstecher in die Union Bar steht noch an. Wer hier noch nie war: Das Bier ist unwahrscheinlich gut und die Auswahl hält für jeden Geschmack etwas bereit. Nun aber auf ins Wohnzimmer.

Werder Fans vor der Unionsbar in Bremen mit Werder Schal
Auswärts zum Heimspiel. Danke an Andreas Gums für dieses schöne Foto

Endlich angekommen, treffe ich auf die ersten bekannten Gesichter. All das hat mir gefehlt. Endlich wieder ein Fischbrötchen mit ordentlich Remoulade und ein Haake Beck. Meine Welt. Diese kleinen Dingen machen mich glücklich. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich hier keinen Sieg sehen möchte.

Apropos

Da war ja was. Anpfiff – endlich. Nach zwei Minuten ahnte ich Böses. Ich wusste, dass das Gegentor nicht lang auf sich warten ließ. Und richtig. Nach 8 Minuten Spielzeit steht es schon 0 : 1 für die Gäste. Ja, das fühlt sich so an, als würde dir dein bester Freund eine ins Gesicht feuern. Und das tut weh. Die Stimmung ist dennoch famos. Aber  bei Werder stimmt irgendwas nicht. Man merkt, auf dem prunkvollen Schiff ist heute irgendwo ein Leck durch das Wasser dringt. Jeder Spieler sucht danach. Dann aber in Minute 38 das 0 : 2! Das Schiff hat einen zweiten Treffer bekommen und läuft weiter mit Wasser voll. Es weht ein rauer Wind durch das Weserstadion. Es ist kalt. Die Stimmung bleibt gut. Schockgefrostet durch die Kälte und das bisherige Ergebnis. 7 Minuten später steht uns dann das Wasser bis zum Hals. 0 : 3. Halbzeit.

Das Weserstadion in voller Pracht im Flutlicht
Gleich geht es los. Endlich wieder Weserstadion – bei Flutlicht

Sprachlos. Alle. Irgendwie kann ich das Spiel nicht mehr ernst nehmen. Elia bringt zur Pause einen tollen Spruch, den sich jeder merken kann und an dem soviel Wahres dran ist: „Die haben in 45 Minuten 3 Tore geschossen, dann können wir das auch noch.“ Damit hat er recht, denke ich mir. Also mit neuer Hoffnung wieder volle Kraft voraus in die nächsten 45 Minuten. Bei vielen anderen Bundesligisten wäre die Stimmung nicht so famos wie die unserer Fans. Beim Anpfiff der zweiten Hälfte sage ich noch: „Wenn wir schon so ein Spiel sehen, dann schießt Pizarro ein Tor.“ Ein kleiner Trost wäre das.

Tatsächlich wechselt Kohfeldt Pizarro für den heute nicht so überragenden Friedl ein. Wir schreiben die 60. Minute am 9. Spieltag 2018. Pizarro trifft für uns das 1 : 3. Dieser Schrei. Soviel Befreiung. Endlich! Gänsehaut. Wir liegen uns in den Armen. Kein anderer mit der Nummer 4 – Claudioooooo – PIZARRO! Die ganze Kurve brüllt seinen Namen. Da kommen Kindheitserinnerungen auf. Die Werderlegende rüttelt alles wach. 2 Minuten später trifft Osako für uns. Es steht 2 : 3. Ich raste aus. Tränen in den Augen. Lauthals schreien wir alles raus was geht, um die Mannschaft anzufeuern. Ich denke wieder an Elias Worte.

Wasser Marsch

Gesundheitlich ist das Spiel eine Katastrophe. Jeder Arzt würde den Kopf schütteln. Euphorie für 5 Minuten. Danach trifft Leverkusen – 2 : 4. Wieder läuft Wasser  in das Schiff. Jede Rettung kommt zu spät. Am Ende steht es 2 : 6. Es ist die höchste Niederlage, die ich selbst miterlebt habe. Das Schiff ist gesunken. Das tut weh. Die Jungs aber spielen so eine geile Saison. Die Mannschaft kommt zur Kurve. Wir klatschen. Weil auch der Beste Kapitän Fehler machen kann. Ich bin mir sicher: Wir bekommen wieder Fahrwasser! DANKE JUNGS, für das große Ganze. Ihr spielt spitze dieses Jahr.

Leeres Weserstadion mit Flutlicht
Abpfiff. Die härteste Niederlage in meiner Geschichte

Danach gibt es noch einen Glühwein gegen die Kälte und ein Fischbrötchen. Tradition muss sein. Wir haben Spaß. Auf ins Haifi! Auf diesen Teil des Abends freue ich mich schon seit der Hinfahrt. Da wartet noch ein tolles Wiedersehen auf mich. An dieser Stelle eine kleine Lobeshymne auf Heiko. Deine gute Art, gute Laune, dein Lachen und deinen Humor. Einer der herzlichsten Menschen, die ich kenne. Es ist immer wieder schön, in das Haifischbecken zu kommen. Es sind nicht die vier Wände die es ausmachen, du bist das.

Barmann an der Haifischbecken Bar mit zwei Bier in der Hand
Heiko heißt jeden Willkommen

Das Haifischbecken

Für alle die es nicht kennen: 10 Jahre gibt es das Haifi. Vor dem Steintor. Es locken die Besten Mexikaner und andere liquide Freuden. Beste Stimmung vor und nach dem Spiel.  Hierherzukommen, ist wie zuhause noch ein Feierabendbier zu trinken. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Faschos haben hier keinen Platz. Ebenso auch keine Sky Anwerber. Das Haifi lebt in seiner eigenen kleinen Welt und die ist perfekt so wie sie ist. Weg von Kommerz und Konsum.

Logo vor der Tür mit der Aufschrift: Haifischbecken
Das Haifischbecken

Die Tür geht auf: Eine warme Umarmung, im wahrsten Sinne des Wortes, empfängt mich. Wir lassen den Abend ausklingen.

 

Hai im Haifischbecken
Der Name ist Programm

 

Fazit: Klar war das Ergebnis bitter, keine Frage. Aber es ist das große Ganze dahinter. Mal verlierst du, mal gewinnst du. Alles weiß man erst zu schätzen, wenn man beide Seiten gesehen hat. Wollen wir mal realistisch bleiben. Man wird nie nur Siege sehen. Ich hatte gerade deswegen einen tollen Tag und einen tollen Abend in meiner Heimat. Wer denkt, uns Fans damit ärgern zu können – falsch. Wie wir Dinge sehen, können wenige verstehen. Doch so sehen wir das Leben. Das große Ganze. Der eine Verein. Ewige Liebe. Das was in uns verankert ist, können andere nur erahnen. Treue, Mut, Hingabe.

Der SVW wird niemals untergehen!

 

 

 

Last but not Least

Der letzte Spieltag. Der letzte Saisonbeitrag von mir. Ein letztes Mal Zladdi im Werder-Trikot und ein paar abschließende Gedanken. Alles zusammengefasst im letzten Teil der Beitragsserie. 

90 Minuten plus Nachspielzeit

Kohfeldt wechselt aus. Nicht irgendwen; Juno! Sofort ist die Gänsehaut wieder da. Applaus und Gesang für den Österreicher. Kurze Zeit später ist das Spiel vorbei. Werder und Leverkusen trennen sich 0 : 0. Und jetzt beginnt der traurige Teil. Abschiede kann ich nicht. Ich weiß, ich bin die Erste die sagt was Sache ist. Direkt, knallhart, ehrlich. Aber harte Schale, weicher Kern. 

Bei emotionalen Dingen bin ich nicht nur nah am Wasser gebaut, ich stehe quasi mittendrin. Die Mannschaft versammelt sich auf dem Spielfeld und ein Betreuer reicht den Jungs ein Banner. „Danke für 34 Heimspiele“ stand letztes Jahr drauf in Dortmund. Mal sehen, was sie sich dieses Mal haben einfallen lassen. Langsam lüftet sich das Geheimnis: 

„Danke. Ihr macht den Unterschied.“ 

Banner mit der Aufschrift: Danke ihr macht den Unterschied
DANKE JUNGS!

Das ist die Art der Mannschaft Danke zu sagen. Gänsehaut! Überall laufen die Kinder der Spieler auf dem Rasen umher. Juno kommt mit seinem Kleinen auf dem Arm der Ostkurve näher. Irgendwie zurückhaltend. Als er den Sohn in gute Hände abgibt, kommt er weiter Richtung Block und lässt sich feiern. Eine Sekunde später steht er auf dem Zaun mit dem Megafon in der Hand. Keine Ahnung was er sagt. Die Stimmung ist famos. Das ist was zählt. Später kommt die komplette Mannschaft und klatscht mit den Fans ab. Applaus. 

Das Leben passiert da draußen. Man kann es sogar anfassen.

Fotos habe ich nicht viele gemacht. Bewusst nicht. Wir leben sowieso in einer Zeit, in der wir nur noch selten Dinge wirklich wahrnehmen und erleben. In der Münchener U-Bahn sehen sie alle wie Zombies runter auf Ihr Smartphone. Der Haltung zum Leid. Auf dem Marienplatz kann es gut sein, dass dir jemand den Weg schneidet. Alles nur, weil wir uns abhängig gemacht haben. Jeden Moment nur noch dazu nutzen, wer was auf Instagram gepostet hat. Nützlicher Content? Fehlanzeige. 

Immer wieder geht es nur darum, sich von der Besten Seite zu präsentieren. Wir nehmen als Zuschauer teil und gucken uns an, wer als nächstes berichtet, wie toll er ist. Wozu? Um uns kostbare Zeit stehlen zu lassen, freiwillig. Alles nur fake. Wir lenken uns ab, um nicht wahrzunehmen welches Glück wir haben, am Leben zu sein. Keiner von uns lebt noch wirklich im Moment. Wir melden immer wieder uns fleißig beim Yoga an, um zu meditieren. Wieder zu uns selbst zu finden. Oder wir verreisen.

Tausende Kilometer legen wir zurück, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Was machen wir, wenn wir verreisen? Fotos. Mit dem Smartphone natürlich. Um was? Leuten zu zeigen wie toll der Urlaub war? Auf Instagram oder Facebook. So schließt sich der Kreis. Es dreht sich mehr und mehr alles um einen selbst. Beobachtet es mal. Und geht Essen mit euren Freunden. Beobachtet, wie oft eure Begleitung am Handy ist und wie oft sie dir wirklich zuhört. Da geht es los. Und wo hört das auf? Hört es überhaupt auf?

Fußballplatz mit Blume
Pause auf dem Rasen.

All good things come to an end – Saisonpause

Was definitiv aufhört ist die Saison. Mit ihr die schönsten Momente des Jahres. Der viel traurigere Aspekt gegenüber einer neuen Samstagsbeschäftigung ist, dass nichts mehr so wird, wie es war. Spieler gehen. Neue Spieler kommen dazu. Die Mannschaft ist im Wandel und tritt nie wieder so auf wie einst am letzten Spieltag. Man sagt tschüss. Ebenso auch in Hamburg. Der HSV ist abgestiegen. Ein Stück Fußballgeschichte wurde neu geschrieben und ich kann es kaum glauben. Kein richtiges Nordderby mehr in der 1. Bundesliga. 

Der Kracher aber wartet in Liga 2. Pauli gegen Hamburg heißt das wohl heißbegehrteste neue Derby der nächsten Saison. Wir müssen uns mit Hannover oder Wolfsburg zufrieden geben. Saisonpause bedeutet aber nicht, dass ihr nichts von mir hören werdet. Sobald es etwas gibt, berichte ich. Zudem ist geplant, die Jungs im Trainingslager zu besuchen. „Auf ein Testspiel“ sozusagen. 

Erweiteter Horizont

Die Sonne neigt sich und verabschiedet sich so langsam. Meine Familie, mein Freund und ich fahren an den Strand. Sehen der Sonne entgegen und spazieren im Sand. Diese Brise habe ich vermisst. Mein Herz blutet gerade ziemlich stark als ich auf das Wasser blicke, das noch da ist. Ebbe. All das hab ich erlebt an einem Tag. Ich liebe diese Luft, sie riecht nach Meer. Egal wer behauptet, was grün ist und nach Fisch stinkt. Ich bin stolz drauf. Gerade weil diese Leute nie sehen werden, wie schön es hier ist. Verliebt in dieses Bundesland. Ich sitze mit einem Kaffee am Strand und genieße die Aussicht. Sehe der Sonne beim untergehen zu und bemerke mal wieder, wie schön das Leben sein kann. 

Wir haben einfach verlernt für die kleinen Dinge im Leben aufmerksam zu sein. Immer muss es noch besser sein. Schneller, weiter. Dabei reichen nur ein paar Kleinigkeiten um den Moment perfekt zu machen. Dich. Eine kleine Bilderreihe lädt zum Träumen ein. Viel Spaß dabei!

Skyline der Extraklasse

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Für die Füchse unter Euch, die meinen Instagram Kanal verfolgen: Herzi hat seine Wette verloren. Für Ihn geht es bald auf Reisen mit dem Fanclub. Die ganze Story könnt ihr nachlesen unter den Namen – Littlemisssunshine18990

Was ich noch zu sagen hätte…

Ein Dank geht zudem an die Menschen, die mich jedes Mal aufs Neue Supporten. Meine Story teilen, liken und hinter dem stehen, was ich hier fabriziere. Dieser Blog ist ein wahres Herzensprojekt für mich und es erfreut mich, wenn euch diese Zeilen hier etwas zurückgeben. DANKE für eure Unterstützung. 

Besonderer Dank geht raus an: 

  • Max. Ohne dich wäre der erste Stein nie ins Rollen gekommen. Du bist mein kritischster Leser und von Anfang an dabei. Danke für deinen unermesslichen Support und deine Liebe.
  • Martin. Danke, dass du bisher jeden Beitrag geteilt hast und deinen Senf dazugibst.
  • Fredi. Danke für das ganze Bildmaterial und deinen Support aus dem Norden.
  • Meine Familie. Danke an meine Mama, meinen Onkel Heiko und meinen Bruder Mike.
  • GWM. Danke für die verrückten Auswärtsfahrten mit euch. Ihr gebt mir den Input zu schreiben. Danke dafür, dass ihr der beste Fanclub seid, den Werder und jedes Mitglied haben kann. Ich darf ein Teil davon sein und bin unendlich dankbar und stolz drauf. Für all die genialen Spiele, die wir gesehen haben und noch sehen werden. Ich verabschiede mich vorerst bei Euch und tauche demnächst wieder auf aus dem Off ☺

Genießt die freien Samstage und wir sehen uns bald schon wieder in alter Frische: Auf ein Spiel!

Mein Heimspiel – 3x ist Bremer Recht

Das letzte Spiel der Saison steht an. Nicht irgendwo – Nein – im Wohnzimmer. Ich bin wieder einmal Zuhause und nehme euch mit. In 3 Teilen erzähle ich euch vom Spieltag, meiner Heimat und warum es toll ist, Bremer zu sein. 

„Abschweifen erlaubt“ ist hier das Motto. Also lehnt euch zurück, lasst euch berieseln und inspirieren, den nächsten Ausflug nach Bremen mit anderen Augen zu sehen. Los geht’s.

Jetzt ist sie weg…

Bremen. Mehr als nur Heimat. Der gesamte Norden hat eine besondere Bedeutung für mich. 

Meine Eltern sind 1996 nach Bayern gezogen. Da man mit 6 Jahren noch nicht wirklich Mitspracherecht hat, musste ich mit. Ich weiß bis heute nicht wie sie meinen großen Bruder bestochen haben, der damals 15 Jahre alt war. 

Ich mit 5 Jahren. Im Werder Trikot im Werder Zimmer
SVW – seit ich denken kann. Und es gibt einen Beweis: Auf dem Foto bin ich 5 Jahre alt

Das schlimmste waren nicht mal das Haus oder die Umgebung. Viel mehr war die bayerische Mentalität das Problem. Eine völlig neue Welt und was mir am meisten fehlte, war meine Familie. Klar, meine Eltern waren immer da. Dennoch fielen riesige Säulen weg, die ich sonst jeden Tag um mich hatte. Meine Großeltern, Geschwister, Onkel und Tanten. Alle weg. Freunde aus dem Kindergarten… weg. 

Schule war der reinste Horror. Niemand kannte Bremen. Man hänselte mich, weil ich ihren Dialekt nicht sprach oder verstand. Weil ich anders war. Und etwas, das ich selbst in jungen Jahren verteidigte, war dieser eine Fußballverein, dessen Trikot in Grün-Weißem Glanz leuchtet. Werder Bremen.

Blick auf ein Plakat, das am Weserstadion hängt mit der Aufschrift: Für Euch
Für Euch hab ich das alles getan

Ein Riesen Patzer von Oli Kahn

Hach, das ist Musik. Ich habe wirklich viel für diesen Verein eingesteckt. Unglaublich wie grausam Kinder sein können. Sie hatten doch alle keine Ahnung. 2004 war dann alles anders. An dem Tag, als wir im Olympiastadion in München mit 3 : 1 die Bayern „wegfegten“ und Deutscher Meister wurden, da drehten wir in unserer Familie wirklich durch. Den Montag danach könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich fühlte mich großartig. Sonnenbrille auf, Werder Trikot an. Die Sonne schien. Die Schultür zur Aula öffnet sich und im Hintergrund läuft ein Ghettoblaster der „Man in Black“ aus dem gleichnamigen Film mit Will Smith, zum Besten gibt. 

Ja, so ähnlich war das damals☺. Kurze Zeit darauf schnappte sich der SVW dann auch noch den DFB Pokal und wir waren Double Sieger. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Bruder auf der Couch saß und Tränen in den Augen hatte. Wir freuten uns aus tiefstem Herzen. Meine Mutter meinte damals zu mir: „Das wirst du vielleicht nie mehr erleben.“ Sie war schon immer optimistisch☺. Das ist Leidenschaft. Wir werden vielleicht nicht jedes Jahr Deutscher Meister wie der FC Bayern. Aber wir wissen es zu schätzen, wenn der Zeitpunkt da ist. 

Wo die Weser einen großen Bogen macht

Der richtige Zeitpunkt ist übrigens auch jetzt da. Die Sonne strahlt über das Bremer Weserstadion und wir sind voller Vorfreude auf das letzte Spiel in der schönsten Stadt. Nach einer Fischfrikadelle im Brötchen und einem leckeren Stadion Bier, könnte die Laune nicht besser sein. An dieser Stelle möchte ich DANKE für so gutes Bier sagen. Herr Haake Beck – Sie sind der Beste☺! Das vermisse ich immer wieder auf Auswärtsfahrten. Gutes Bier! 

Blick auf das Weserstadion von Außen hinter den Grünanlagen
Das Weserstadion strahlt hinter den Bäumen empor

Danke für euer Engagement

Bei gemütlichem Schnack in der Sonne, entdecke ich am Rande der Straße einen Stand. Ich habe in der Augsburger Punktekiste schon einmal über diese Aktion berichtet.

Drei Werder Fans stehen vor dem Stadion mit einem Becher Bier in der Hand und genießen das gute Wetter
Bestens gelaunt vor dem Stadion

Ich finde die Arbeit, die diese Herrschaften da machen aber so unendlich gut, dass ich hier noch ein paar Zeilen über sie schreiben möchte. DAUMEN HOCH! Ein Thema, das nie unterschätzt werden darf. Bei meinem letzten „stöbern“ in diversen Foren auf Facebook, stieß ich auf den Beitrag über diese Kampagne. Darüber, dass Werder hier weiterhin tatkräftig unterstützt.

Ich war ziemlich verwundert, als ich dann über die Kommentare stolperte. Viele negative Statements. Da muss ich an dieser Stelle wirklich mal was loswerden: Solche Aktionen sind erforderlich, weil dieses Land unendlich viele Bürger hat, die der Meinung sind, ihre Herkunft macht sie zu etwas besonderem. Nicht nur Farin Urlaub hat das erkannt:

„Solange es Leute gibt, die nichts können, nichts wissen und nichts geleistet haben, wird es auch Rassismus geben. Denn auch diese Leute wollen sich gut fühlen und auf irgendwas stolz sein. Also suchen sie sich jemanden aus, der anders ist als sie, und halten sich für besser. Oder sie sind bekloppterweise stolz darauf, deutsch zu sein, wozu keinerlei Leistung ihrerseits nötig war.“

Dieses Zitat, gab der Musiker dem Magazin „Frizz Halle“ und stieß eine Diskussion an, die ich auch aufgreifen möchte. Wenn von ihm auch nicht auf Fußball oder Stadien bezogen, steckt Wahrheit in seinen Zeilen.

Blick auf den Stand der Aktion: Nazis Raus aus den Stadien
Im Ostkurvensaal geht die Aktion in die 2. Runde

Bei mir fing es in der Schule an. Ich war anders, weil ich nicht aus Bayern kam. Stolz bin ich drauf! Zwar schlug mir keine körperliche Gewalt entgegen, doch wurde ich auf sehr verletzende Art gehänselt, weil ich anders war – und Flagge gezeigt habe. Das tue ich bis heute. Ich habe mich nie versteckt und das tue ich auch heute nicht. Ich habe mir ein T-Shirt gekauft – genau an diesem Stand.

Nazis raus aus den Stadien!

Auf dem dunkelgrünen Shirt steht: „Nazis raus aus den Stadien“ Und ich werde nicht eher aufhören darüber zu schreiben, bis wir den allerletzten Nazi aus jedem Stadion verbannt haben. Es gibt nur eine Art von Mensch, die ich wirklich verachte und das sind die, die bis heute nicht verstanden haben, dass ein Mensch niemals über das Leben oder den Tod eines anderen entscheidet. Schon gar nicht aufgrund seiner Herkunft. Wenn ich dann diese Kommentare lese, weiß ich, dass hier noch viel mehr passieren muss.

Also kauft euch ein Shirt. Unterstützt die Kampagne. Guckt Jan Böhmermann. ☺ (Unabhängig von allem – Bremer sind eben die Besten). Schreit es raus und tragt ein Stück Menschlichkeit in die Welt. Wählt nicht die AFD. Verfolgt meinen Blog und hängt eure Zähne häufiger an die Luft zum Trocknen. 

Frontaufnahme des Standes der Aktion Nazis Raus aus den Stadien im Freien
Guter Zweck und gutes Zeug

Zurück zum Stadion

Endlich geht es in den Block. Ostkurve. Oh du schönes Weserstadion, wie ich dich vermisst habe. Das letzte Mal gegen Stuttgart war ich hier. Wir sind Fanclub des Jahres geworden. Es war kalt. Heute scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich treffe Freunde und es gibt gutes Bier von Herrn Beck. Jetzt müssen nur noch 3 Punkte her und eine Niederlage vom HSV. DRINGEND! Das Abrisskommando für die Uhr im Stadion steht bereit. Wartet auf Freigabe… 

Blick auf das Spielfeld im Weserstadion
In wenigen Minuten wird das letzte Heimspiel angepfiffen

Nicht nur das letzte Heimspiel der Saison steht an, sondern auch das letzte von Zladdi. Dazu komme ich später noch. Jetzt gehen erst einmal die Arme hoch. Nicht nur meine – ALLE. Jeder Fan hält seinen Werder Schal hoch und es ertönt eine Melodie aus dem Off. Die Zeilen beginnen mit: „Was für ein Jahr wir waren immer voll da…“ Ja, das waren wir. Mehr als nur dabei. Kilometerweit gereist. Viel erlebt und nie kam Spaß zu kurz. Freundschaften wurden geschlossen, Tore bejubelt, Tränen vergossen. Wir waren wirklich immer da. 

Fünf Freunde im Weserstadion
5 Freunde sollt ihr sein

Als wir die Hände hochheben und den Werder Schal zeigen, bekomme ich Gänsehaut. Mein Freund, der noch nie im Weserstadion dabei war, ebenfalls. Da springt der Funke über. Da gehört jeder zusammen. Und auch wenn wir dieses Jahr nicht im DFB Pokal Finale stehen oder Deutscher Meister geworden sind, klatschen wir Werder Applaus. Ich stehe in der Kurve, mit dem breitesten Lächeln im Gesicht. Zufrieden mit dem was ist. Einfach nur da als ein Teil vom großen Ganzen und lasse den Moment einfach sein und singe lauthals mit. 

Werder Bremen – Lebenslang Grün-Weiß. Wir gehör’n zusammen – ihr seid cool und wir sind heiß.

Wie es weitergeht und was noch so alles kommt – Nächste Woche im 2. Teil!