Winter is coming….

Das ewige Spiel. Nicht um den eisernen Thron, sondern um 3 wichtige Punkte. Alles auf Sieg. Ich reiße den Kleiderschrank auf — schnappe mir meinen Schal, mein Trikot und mache mich mit meiner besseren Hälfte auf zum Würzburger Bahnhof. Wer das Spiel heute für sich entscheidet und ob der Wächter des Nordens auch im Süden seine Flagge hochhalten kann, könnt ihr hier nachlesen. Auf ein Spiel in Nürnberg. 

Revanche

Der RE steht bereit. Ein paar Werderaner steigen in das gleiche Abteil. Es fällt nie leichter, als bei einem Bier und einer Zugfahrt gen Stadion neue Kontakte zu knüpfen. Auch wenn es draußen kalt ist, sind wir heiß auf den Sieg. Immerhin ist nach der Hinrunde gegen die Nürnberger noch etwas offen. Zu guter Letzt hatten sie es tatsächlich im Bremer Weserstadion geschafft, in der letzten Minute den Ausgleich zu erzielen. Bitter. Aber es sollte dieses Mal alles anders werden. 

Fans des SVW auf dem Weg nach Nürnberg im RE
Road to Nürnberg

Auswärts daheim

Angekommen in Nürnberg. Ein Gleis weiter wartet ein großes Wiedersehen mit meinen Freunden aus München. GWM. Ein Meer voller Umarmungen. Kurze Zeit später machen wir uns auf den Weg ins Max-Morlock-Stadion. Aber wer war dieser Max Morlock eigentlich und was hat es mit dem Stadion auf sich?

4 Freunde aus dem Fanclub
Friendship never ends. GWM on tour

Geschichtlicher Hintergrund

Maximilian Morlock – geboren in den zwanziger Jahren in keiner anderen Stadt als Nürnberg. Mit 286 Treffern für den Club, verewigte sich der Nationalspieler damals in den 60ern zum Fußballer des Jahres. Auch einigen Fans wird er immer in Erinnerung bleiben, da er einer der großen Spieler war, der unermüdlichen Willen zeigte und die Geschichte des Fußballs auch mit seinem Kampfgeist prägte. Endlich mal ein Stadionname befreit von Werbung. 

Das ehemalige Frankenstadion wurde 1925 – 1928 erbaut. 50.000 Fans können hier einen guten Platz zum Feiern und grölen finden. 

1928 trug man hier sogar das Endspiel um die deutsche Meisterschaft aus. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. 1933 wurde der Platz in „Stadion der Hitlerjugend“ umbenannt. 1937 fand der Tag der Hitlerjugend dort statt. Später, in Mitte der 40er Jahren, wurde der Platz für Baseball Spiele der US-Armee verwendet. Der Fußball kehrte erst 1963 wieder zurück. Apropos zurück. Zurück zum Spiel.

Flagge vor der Nürnberger Nordkurve im Wind
Flagge zeigen in Nürnberg

Welcome to the Show

Ein ausgiebiger Spaziergang führt uns zur Gästekurve. Die Pommes am Stadion kann ich übrigens nicht empfehlen. Immerhin gibt es Glühwein. Vor den eigentlichen Plätzen noch der Hinweis: „Heute Choreo“. Da nehme ich einmal meinen Freund mit und er bekommt das volle Programm. Haltet mich für irre, aber das Betreten des Stadions ist magisch. Hier warten gleich 90 Minuten Wahnsinn auf alle. Platz eingefunden und kurze Zeit später stehe ich in einem Meer voller Grün-Weißen Fahnen. 

Ein Meer voller grün-weißen Fahnen in der Gästekurve
Ein Meer voller Fahnen

Das Spiel beginnt. Viel kann ich nicht berichten. Zu viele Fahnen versperren mir die Sicht. Die Stimmung war dennoch genial. Das Stadion ist bei weitem nicht ausverkauft. Viele Plätze der Gastgeber sind leer. Etwas leer waren auch die Versprechungen, die die Spieler vor der Partie machten. Nach 3 Punkten sieht die erste Halbzeit nicht aus. Es kann also nur besser werden. Ein bisschen Pyrotechnik ließ meine Stimmung erhellen und mich auch wieder aufwachen. 

 

Pyrotechnik ist kein Verbrechen

Hierzu mal mein klarer Standpunkt. Pyrotechnik ist kein Verbrechen! Auch wenn ich mich vielleicht ein wenig unbeliebt mache, ist es etwas, das man erleben muss. ERLEBEN – im Stadion — nicht vor der Mattscheibe. Nicht jeder muss es gut finden, aber jeder sollte sich mal diese Frage stellen: 

  1. Bin ich davon betroffen oder nehme ich Schaden?
  2. Bedroht es mich?

In vielen Foren lese ich häufig negatives über dieses Spektakel. Ich habe jedoch noch von keinem einzigen Fan in der Kurve gehört: „ Ah, schon wieder scheiß Pyro, ich geh lieber mal..“ Zumal jeder der einige Reihen zurück gehen möchte, Platz eingeräumt bekommt. Doch niemand hat sich (bei mir) je in der Kurve beschwert.

Protest und Unverständnis kommt von jenen, die auf den Rängen sitzen oder zuhause auf der Couch gemütlich ihr Bier schlürfen.

Wer fernab der Pyro sitzt und vom Rauch nicht betroffen ist, sollte – meiner Meinung nach – nicht mit in die Diskussion einsteigen. Sie haben weder die Wirkung, im Positiven wie im Negativen, nicht erlegt. Ganz allgemein gesprochen: Kaum jemand macht noch etwas zu 100%. Gefühlt schleicht sich eine „ein Pferd springt nur so Hoch wie es muss“-Mentalität ein. Man quält sich aus dem Bett, um den ganzen Tag auf der Arbeit zu sitzen. Flieht vom Job auf die sichere, warme Couch und lässt sich berieseln. Fiebert den Abenteuern anderer hinterher, statt selbst etwas zu wagen. Ach wie schön ist so ein Bier im Stadion auf einem gemütlichen Sitzplatz. (Sarkasmus) 

Grüner Nebel im Nürnberger Gästeblock
Schall und Rauch

Klarzustellen ist, dass ich mich klar gegen Böller oder Wurfgeschosse ausspreche. Erwähnenswert ist ebenso, dass sich der SVW kalte Pyrotechnik angesehen hat. Ernsthaft: Wer Schaden anrichten will, verletzten und zerstören – der hat im Stadion nichts zu suchen. Ob mit oder ohne Pyrotechnik. Ich sage euch: Die Menschen die in der Kurve stehen und ihr Herz aus der Kehle schreien, 2 Stunden vorher da sind, um ihr Zeug aufzubauen. Die Menschen, die Choreos planen, sich den Arsch abfrieren, die Fans und die Mannschaft anheizen und die kilometerweite Anreise auf sich nehmen – das sind wahre Fans. Heutzutage gehört jammern und sich aufregen zum Alltag. Man lässt sich gerne auf ein Gespräch ein, um seinen Ärger Luft zu machen. Eine Kultur des Unzufrieden seins. Anstatt Fußball zu gucken, wird verbal rumberserkert.

Lieber am Black Friday shoppen bis zum Umfallen Geld in Unternehmen blasen, ohne zu hinterfragen. Die, die sich über alles aufregen, sind am Ende die, die nichts tun, um die Welt besser zu machen. Stimmung gehört zum Spiel dazu. Pyro gehört zur Stimmung. Leben und leben lassen ist das Stichwort. Die Kurve ist für jene die Bock haben zu feiern. Es ist der Moshpit des Stadions – und niemand zwingt dich, das Konzert dort zu erleben.  

Hochmut kommt vor dem Fall

Die Grün-Weißen lassen uns lange warten aber dann, in der 63. Minute, trifft Jojo Eggestein zum 0 : 1. Bäm! Alle rasten aus. Eine Erlösung. Die Stimmung erreicht den Zenith und wir liegen uns in den Armen. Das Spielt nimmt endlich Fahrt auf. Leider ist es eine Fahrt nach Nirgendwo denn mal wieder erzielen die Nürnberger kurz vor Schluss den Ausgleich. Ich bin fassungslos. Das Spiel hätte man für sich entscheiden müssen. Ganz klar. Aber auch jetzt stehen wir zusammen hinter unserer Mannschaft. Anstatt mich aufzuregen, genieße ich die letzten Minuten in trauter Gesellschaft und denke mir: Leben und leben lassen. 

 

 

 

Autor: aufeinspiel

Nordisch by Nature!

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