Der Mythos vom 12. Mann

Freunde des guten Fußballgeschmacks, es ist wieder so weit. Es geht nach Gelsenkirchen. Warum die Fahrt und der Einlass nicht so reibungslos abliefen und was mich wirklich zu Tränen gerührt hat, erfahrt ihr wie immer hier – AUF EIN SPIEL!

Unverhofft kommt oft

Wer meinen letzten Beitrag gelesen hat, weiß, dass ich mich für diese Saison schon verabschiedet habe. Jetzt kommt es super spontan doch noch zu zwei Auswärtsfahrten. Die erste gegen den S04. Es war noch ein Platz in einer geplanten 9er-Bus Fahrt frei und ein Ticket gab´s auch für mich.

Egal wo du auch spielst…

Ihr kennt das Prozedere aus meinen vorangegangenen Beiträgen. Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr morgens. Man kommt im Tag an und dann irgendwann am Bahnhof oder am vereinbarten Treffpunkt. So wie auch heute. Ich hatte mich auf 8 weitere Bremer Fans gefreut. Was mir aber keiner im Vorfeld verraten hat, hier fahren auch zwei Schalke Anhänger mit. Das kann ja unterhaltsam werden, denke ich mir. Nachdem wir vollzählig sind, geht es los. Fünf Stunden in Richtung Pott!

Freunde in Werder Bremen Fanbekleidung unterwegs im Bus nach Gelsenkirchen
Egal wo du auch spielst!

Musikalisch wird die Auswärtsfahrt untermalt von Hymnen verschiedenster Vereine. Auch Schalke Songs tönen durch die Boxen. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir am Rastplatz für eine letzte Pause halten, fährt uns auf dem Rasthof jemand vorne ins Auto. Die Stimmung ist für einen kurzen Moment dahin. Aber dann sind wir 30 Minuten später in Gelsenkirchen an der Veltins-Arena – und jeder hat Bock auf diese Partie.

Der Mythos vom Schalker Markt

Die Veltins-Arena, früher Arena AufSchalke genannt, löste im August 2001 das Parkstadion ab, welches dem modernen Fußball irgendwann nicht mehr gerecht werden konnte.  

Dem Mythos nach treffen sich 1904 ein paar Jugendliche im Garten von Heinrich Kullmann und möchten ihren Traum von einer Fußballmannschaft verwirklichen. Sie wollen einen Verein gründen, um Derbys spielen zu können. Dies wird laut mündlichen Überlieferungen in ein Notizbuch eingetragen. Das war die Geburtsstunde des Vereins „Westfalia Schalke“ in den Vereinsfarben rot und gelb. 1904.

1912 schließen sich diese Jungs notgedrungen dem bürgerlichen „Turnverein Schalke 1877“ an und die Farben ändern sich ein Jahr später in die uns eher bekannten Schalker Farben blau und weiß. 

In der Weltkriegszeit gründete man noch einen Verein, man trug Freundschaftsspiele gegeneinander aus, fusionierte beide Mannschaften und trennte sich ein paar Jahre darauf wieder. Kurzum – am 05. Januar 1924 einigte man sich auf den Namen des Vereins. FC Schalke 04.

sind wir mit dabei…

Nach einem kleinen Fußmarsch vom Parkplatz zum Stadion spricht man über Vermutungen, wie das Spiel wohl heute ausgehen mag. Ich tippe selbstsicher auf ein 0 : 2. So hatte ich ja im April 2019 auch ein 0 : 2 hier auf Schalke im DFB-Pokal gesehen – Beitrag verpasst? – Hier entlang!

Die Jungs gehen schon in das Stadion und ich warte auf Freunde aus München. Zeit für ein Kaltgetränk und etwas zu essen. 

Nadine und ein Freund vor der Veltins-Arena beim Warten
Wartezeit ist bekanntlich die _______ Zeit.

Vom Warten und warten

Kurze Zeit nach Einlass kommt es zu einem Einsatz der Polizei und ab dem Zeitpunkt kam keiner mehr in das Stadion. Einlassstopp. Noch tangiert mich das relativ wenig. Ich warte mit Ludwig, den ich zuvor in Mainz kennengelernt habe, auf die Münchener. Als die eintreffen und die Uhr 17:45 Uhr anzeigt, werde ich doch etwas nervös. Kurz blitzt der Gedanke auf, ob man die Partie heute überhaupt im Stadion gucken kann. Laut Hörensagen verursachen ein paar Fans aus der eigenen Reihe einen Streik und blockierten für alle weiteren den Einlass. Großartig. Da kommt Freude auf. Immerhin kommt man mit weiteren Anhängern des SVW in Gespräche und die Zeit wird gut überbrückt.

Fünf Freunde vor der Arena kurz vor dem Einlass
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ich drehe mich um, kurz bevor es dann tatsächlich weitergeht. Ein verwüsteter Platz mit viel Müll ist das Letzte, dass ich sehe, bevor es endlich ins Stadion geht. 

Unsere Fahnen wehen nur für Grün und Weiß…

Nach ewiger Suche finden wir dann noch ein schönes Plätzchen weit unten. Das Spiel ist bereits im vollen Gange. Die Stimmung auch. Ich liebe es, vor dem Spiel da zu sein. Die Mannschaft zu begrüßen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Heute ist dafür keine Zeit. Reingeschmissen in Euphorie von 0 auf 100. 

Die Punkte sind unglaublich wichtig. Aber nicht nur für uns, sondern auch für die Knappen, die sich aktuell noch auf einem direkten Abstiegsplatz befinden. Die Spiele kurz vor Saisonende sind immer die emotionalsten. Man weiß, was in der Saison noch realistisch machbar ist und versucht dies mit allen Mitteln zu erreichen. 

Der Fußball hat sich verändert. Aus Fußball mit Herz und Seele wurden wirtschaftliche Unternehmen. Hoffenheim und Leipzig läuteten mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga eine neue Ära ein. 

Vereine wie Schalke und der SV Werder Bremen, durften bereits am eigenen Leib erfahren, was das heißt. Wir standen uns auch in Liga 2 gegenüber und schafften den direkten Aufstieg. Auch weitere Vereine werden bei dem neuen Geschäftsmodell „Fußball“ zu Fall kommen.

Übrigens haben Schalke und Werder Bremen, die meisten Auswärtsfahrer 2022/2023.

Die Kurve singt für dich…

So stehe ich nun in der Gästekurve. Klatsche in die Hände und singe mit, so laut ich kann. Das ist meine Welt. Eine Welt, in der noch alles gut ist. In der ich die Romantik des Fußballs noch spüren kann. 90 Minuten, die mich vergessen lassen, was sonst so passiert. Welche krummen Dinger gedreht werden, welche Trainer wo entlassen werden und ominöse Sporttaschen für Schiedsrichter in Kabinen stehen. Keine Kapitel aus Football Leaks. Hier werden noch eigenen Geschichten geschrieben.

Für einen Moment kann man das alles ausblenden. Sowas hat man nicht vor der Mattscheibe im heimischen Wohnzimmer. Und doch bleibt es ein bitterer Nachgeschmack, dass diese beiden Traditionsvereine sich heute hier mit dem Gedanken an den Abstieg gegenüberstehen. 

18. Minute – TOR für uns! Marvin Duksch erzielt den Führungstreffer. Anknüpfen am Sieg in Bremen – äh Berlin.

Spielanzeige mit 0:1 im Vordergrund Fahnen aus dem Gästeblock
Zur Halbzeit steht es 0:1

So kann es weitergehen. Aber außer einer Gelben Karte und einer Unterbrechung aufgrund einer Verletzung passiert nicht viel. 

Halbzeit

In der Pause kommt ein bekennender Blogleser zu mir, der mich unbedingt treffen möchte. Das erwischt mich unerwartet emotional. Das berührt mein Herz, wenn sowas passiert. Danke dafür. Das ist die Belohnung für die Mühe, die in diesem Blog steckt. 

Egal was auch passiert…

Wenn man in Würzburg wohnt und auf Spiele des glorreichen SVW fährt, hat man nie ein Heimspiel. Man muss immer fahren. Heute sind es 90 Minuten Fußball 10 Stunden Fahrt. Der Unterschied zwischen unzählig teuren monatlichen Abos um seine Mannschaft zu sehen (was nicht nur absurd, sondern auch ziemlich frech ist) und die Kilometer, die ich gerne fahre – sind wir. Wir Fans. Wir sind der Unterschied! Das ist kein Geschäftsmodell. Das ist Leidenschaft. Das gibt dir kein Anbieter (Ausbeuter) für x Euro im Monat. So glücklich macht dich keine Sportwette. 

Ob du Meister wirst oder heute hier verlierst…

Anpfiff zweite Hälfte. Außer zahlreichen Unterbrechungen und Gelben Karten ist bis zur 80. Minute nicht viel zu berichten. Der gerade frisch eingewechselte Schalker van den Berg gleicht für die Königsblauen aus und es wird laut. Sehr laut. 1 : 1. Und von da an ist die Stimmung auf Schalke unantastbar. Die Luft knistert. Was erwartet uns heute noch?

Die Bremer geben nicht auf. Wir auch nicht. Die Trommeln und die Fangesänge erklingen weiter. Und in der Nachspielzeit fällt dann das 2 : 1. Was? So schnell sind 3 wichtige Punkte aus der Hand gegeben. Ich stehe fassungslos, wie alle anderen angereisten Werderaner, in der Kurve und kann nicht glauben, was ich da sehe. Die Zeit auf der Uhr läuft ab und wir verlieren auf Schalke. 

Spielstand nach 95 Minuten Fußball - 2:1 für Schalke04
Abpfiff!

Das Restprogramm hat es für beide Mannschaften in sich. Die 3 Punkte sehe ich als Investition heute Abend. Auch, wenn es für uns selbst so wichtig gewesen wäre, hier zu Punkten. Und vielleicht mag der ein oder andere Leser empört über meine Worte sein. Aber ihr habt nicht gesehen und erlebt, was ich gesehen habe und erlebt habe.

Blick auf die Nordkurve in Gelsenkirchen nach Abpfiff
Tradition schießt vielleicht keine Tore aber ohne Tradition ist Fußball nichts!

Nach Abpfiff blicke ich auf eine komplett blaue Nordkurve. Ein Meer aus Schals, Ekstase und lautem Gesang. Als die Mannschaft der Knappen sich in die Kurve begibt, ertönt der Mythos vom Schalker Markt. So laut wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe.

Und Freunde des guten Fußballgeschmacks, das ist Ehrlichkeit. Das ist das, was man in Leipzig oder anderen Retortenclubs nie erleben wird. Der Unterschied. Hier habe ich ein Stadion mit Seele und Charakter erlebt. Ich kämpfe für den echten Fußball. Für echte Emotion. Und so ein Verein hat in Liga zwei nichts verloren. Ebenso wenig wie wir!

SVW ALLEZ!

Wir sehen uns am letzten Spieltag gegen Union!

What the Fugg?!

Freunde des guten Fußballgeschmacks – es geht los. Heute etwas kurz und knapp – dafür mit ordentlich „Bums“ hinter den Zeilen. Werder zu Gast in Augsburg. Was auf der Hinfahrt, im Stadion und danach passiert ist – und mit wem ich das Ganze erlebt habe, lest ihr hier – AUF EIN SPIEL.

Neuer Spieltag – neues Glück

09:30 Uhr – ich hole keine geringere Person als Ann-Katrin vom Würzburger Bahnhof ab. Sie war schon gegen Frankfurt dabei und es hat ihr so gut gefallen, dass sie sich auf eine Busfahrt eingefleischter Werder-Fans einlässt. Noch gemütlich mit Kaltgetränken versorgt, warten wir auf den Bus, um mit den Werder Warriors Würzburg gen Augsburg zu fahren.

5 Freunde im Bus
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ein großes Wiedersehen mit großartigen Menschen. Voller Vorfreude steigen wir ein und suchen uns ein Plätzchen. Abfahrt 10:30 Uhr, um rechtzeitig in der Kurve zu stehen. Weit gefehlt! Wir geraten bereits zu Beginn der Fahrt in einen Stau. Gute Gespräche und gute Musik überbrücken die Wartezeit im Bus, bis es weiter geht. Die Stimmen sind geölt und die Laune ist am Zenit angekommen. Was bzw. Wer allerdings nicht ankommt, sind wir. So langsam werde ich nervös. Man kann die WWK Arena schon aus der Ferne sehen. Für seeeehr lange Zeit.  

Freunde im Bus die sich auf das Auswärtsspiel in Augsburg freuen
Alles auf Sieg

15:15 Uhr, Ankunft am Stadion. Kaum geparkt, springen wir aus dem Bus und rennen zum Einlass, um den Anpfiff live zu erleben. 

Alle Infos zum Stadion könnt ihr übrigens in meinem bereits erschienenen Beitrag „Die Augsburger Punktekiste“ lesen.

Heuchlerische Hymne

Durch die Menge gezwängt, stehen wir nun im Auswärtsblock bei Freunden von Grün-Weißes München. Ein kurzes „Hallo“ dann hört man schon die Augsburger Hymne. Ich stelle euch mal einen kleinen Textauszug rein. 

„…Und Jeder Gastverein
Soll hier Willkommen sein,
Denn Fußballfreundschaft
Ist für uns Pflicht…“

„…Du bist Glanz und Gloria,
Unser FCA!…“

Ich möchte nicht spoilern, aber das ist eine Farce und keineswegs Glanz und Gloria. Da hätte man auch „40-Jahre – die Flippers“ spielen können. Aber kommen wir erst einmal zum Spiel.

Blick auf das Spielfeld während sich die Ränge füllen
Die-Ruhe-vor-dem-Sturm

Der Ball rollt. Die Stimmung ist famos und Werder zeigt guten Fußball. Es dauert allerdings nicht lange und das 1 : 0 fällt in der 6. Minute für die Fuggerstädter. What the Fugg?! Aber wir bleiben dran. Werder gibt nicht auf aber vergibt Chancen ohne Ende, bis in der 16. Minute Stage den Ausgleichstreffer erzielt. Endlich! Es freut mich unendlich, ein Tor zu bejubeln, nachdem wir gegen Frankfurt leer ausgegangen waren. Auch, weil Anki endlich erlebt, wie es ist, den kompletten Ausnahmezustand des Blocks zu erleben. Das Spiel ist weiterhin ausgesprochen gut, auch wenn Werder sich für gute Aktionen und Zusammenspiel nicht belohnt und in Führung geht.

Das 1 : 1 nehmen wir mit in die Pause und können uns endlich etwas zu trinken holen. 

Blick aus der Gästekurve auf das Spielfeld
Alles auf Sieg

Bitte warten…

Auch hier wieder weit gefehlt. Das Motto heißt heute „Bitte warten“. Eine Schlange am Getränkestand soweit das Auge reicht. Ich nutze die Zeit noch mit Gesprächen weiterer Auswärtsfans, dann geht es auch schon wieder weiter. Keine ganze Minute gespielt, wird es bei der gegnerischen Seite wieder laut. Augsburg erzielt das 2 : 1. Das gibt es doch nicht! Die Bremer Jungs geben dennoch nicht auf. 

Nach Zwayerlei Maß

Der Schiedsrichter ist eine Nummer für sich. Viele Fehlentscheidungen, die uns am Ende noch um eine strittige Elfmeter-Situation bringen. Nach unendlich vielen, gescheiterten Versuchen den Ausgleich doch noch zu erzielen, trennen sich der FCA und der SVW dann mit einem Endstand von 2 : 1. Ärgerlich, weil von der Leistung alles gestimmt hat.

Und was danach geschah…

Was in den Medien nicht berichtet wurde: Der Torwart Rafal Gikiewicz zeigt während der zweiten Halbzeit den Mittelfinger in Richtung Gästekurve. Die Menge tobt. Ich möchte nochmal an die Augsburger Hymne erinnern. Nach „Willkommen“ klingt das hier für mich nicht. Von wegen – Glanz und Gloria – sportlich reife Leistung. Aber das war noch nicht alles. Nach Abpfiff zeigt der Torhüter noch hinter sein Ohr und im Anschluss auf seine Rückennummer und verlässt die Szene. 

Mein Motto des Blogs lautet: Fußball, Philosophie und Werder Bremen. Ich weiß allerdings nicht, was ich über diese Situation schreiben soll. Ein derartiges Verhalten kann ich nicht nur nicht nachvollziehen, sowas sollte geahndet werden. Auf dem Platz hat man eine Vorbildfunktion, die mit trotzigen Gesten nichts auf einer Rasenbühne zu suchen hat. Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Absolut kindisch und ein (Gikie-)Wicz!

Warum Hass und Fußball keine Freunde werden sollten

Das Sahnehäubchen setzt nur noch der Sportmoderator Ulli Potofski auf die Torte, der mit derart schlechten Fragen Niklas Schmidt nach dem Spiel interviewt. Ich bin enttäuscht am heutigen Tag. Nicht nur, weil wir keine Punkte geholt haben. Ich bin enttäuscht, dass Fußball weiter zu einer leeren Hülle wird. Hass hat auf dem Platz keinen Platz. Menschen zu verletzen auch nicht. Das sollten wir mittlerweile gelernt haben. Das sollten vor allem die Spieler selbst leben. Leider hat der heutige Tag gezeigt, dass man nicht schlauer wird und wohl nichts gelernt hat. 

Die Hülle Fußball wird gefüllt mit Liebe der Fans, die Woche für Woche durch Deutschland touren, die Mannschaften anfeuern und sich nach einem Tor im Arm liegen. 

Auch wenn es draußen kalt ist, kann man Wärme in sich und nach außen tragen. 

Ich sitze nach Abpfiff im Bus und denke noch lange über die Veränderung des Fußballs und der Protagonisten nach. Jeder macht einen Unterschied aus. 

Und dass Hass niemanden weiterbringt, sieht man tagtäglich in den Nachrichten. 

Wir sehen uns gegen Mainz!

AUF EIN SPIEL

Besuch eines Auswärtigen

Der 3. Gastbeitrag!

 
Weserstadion – bisher nur aus Erzählungen gekannt. Nun durfte ich endlich auch einmal Gast in diesem Stadion sein.

Der heutige Bericht kommt nicht, wie gewohnt von Nadine, sondern von mir, Philipp Schmitt. Aus Sicht eines Auswärtigen Fans. Nicht irgendein Fan, sondern ein Anhänger des HSV. Besonders für mich auch dahingehend, dass nicht nur die Beziehung zu Werder Bremen, sondern auch zur gegnerischen Mannschaft, dem FC St. Pauli, eine „besondere“ ist. Ich werde dennoch „versuchen“, meine Eindrücke rund um das Spiel gegen St. Pauli weitestgehend neutral darzulegen.

Warum Bremen?

Für viele mag es unklar erscheinen, warum sich ein Anhänger des HSV ins Bremer Stadion verirrt und dass, obwohl seine Mannschaft nicht zum Nordderby geladen ist. Zumal der Gegner kein geringerer 
ist, als Hamburgs Stadtrivale von der Reeperbahn. Die Idee entstand an einem lauen Sommerabend und wurde nun mit einer leichten Verspätung umgesetzt. So machten sich 2 junge Männer auf den Weg nach Bremen. Organisiert hatte den Trip Johannes, der von Nadine bei dem Vorhaben unterstützt wurde und uns auch ins Stadion begleitet hat.

Zwei bemerkenswerte Vereine

Faszination pur, für jeden Fußballfan, wenn die beiden Mannschaften aus dem Norden aufeinandertreffen. Man glaubt kaum, aber das Duell Bremen gegen St. Pauli wurde bereits zum 33. Mal ausgetragen.
Deutliches Übergewicht der Siege (20.) für Bremen. Bereits in der „Oberliga Nord“ Anfang der 1960er Jahren, noch vor Gründung der Bundesliga, trafen beide Mannschaften regelmäßig aufeinander. 
Nach einigen Höhen und Tiefen finden sich beide Mannschaften nun wieder in der Zweitklassigkeit. Etwas, was leider auch den HSV mit Bremen und St. Pauli verbindet.

St.Pauli Mannschaftsbus
Gekommen um wieder zu fahren 🙂

Von der Bahn in Richtung Stadion

In einer Straßenbahn, als HSV Fan – inkognito. Um einen herum nur Bremer Fans. Da kann es einem schon mal mulmig werden. Der Weg ist dennoch im Großen und Ganzen schnell erklärt. Aus der Straßenbahn raus, ein paar 
Meter zu Fuß in Richtung Stadion. Von außen für mich ein schlichtes Gebäude. Je nachdem, von welcher Himmelsrichtung man an das Bauwerk herantritt, würde man nicht auf den ersten Blick ein Fußballstadion erkennen.

20 Meter weiter der Bus der Gästemannschaft. Man merkt auch hier, dass obwohl St. Pauli ein Stadtteil Hamburgs ist, hier die Rivalität beider Mannschaften nicht besteht.

Danach folgt für mich immer etwas Besonderes: der Gang, die Stufen zum Stadion, hoch in den Innenbereich und den Blick auf den grünen Teppich. Egal welches Stadion ich bisher besucht habe, das ist und bleibt immer ein Gänsehautmoment. Ein Moment, den man vor dem Fernseher nicht einmal ansatzweise erahnen kann.

Der Rasen des  Bremer Weserstadions inklusive Zuschauer
Gänsehaut, die man nur im Stadion erleben kann

Für den guten Zweck

Außerdem schöne Szenen an den Eingängen: Ultras in den Fußballstadien, stehen für viele Werte. Für vermummte Typen, die mit Vollblut hinter ihrer Mannschaft stehen und in den Kurven für Stimmung sorgen. In Bremen sammeln die Ultras unter dem Motto „Vereint für Bremen“ Geld für 
soziale Projekte. In diesem Fall für das Tierheim in Bergdorf, das vermehrt Haustiere aufnehmen muss, welche während des Corona-Lockdowns angeschafft wurden. Hut ab. Eine geile Aktion für die 
man gerne auch mal einen Euro locker macht. Aber nun weiter an den Getränkestand.

„Ein Bier, ein Würstchen…“ nicht nur ein berühmter Spruch von Bud Spencer und Terence Hill, sondern auch bei Johannes und mir. Für Nadine, die coronabedingt auf ihren Glühwein verzichten musste, gab es nur ein erfrischendes Bier. Ich denke, das hat der Euphorie vor dem Spiel auch keinen Abbruch geleistet. Noch schnell einen Tipp abgeben und schon geht’s in Richtung Sitzplätze. 

3 Freunde mit Bier in der Hand, die sich auf das Spiel freuen
Neulich am Getränkestand…

Atemberaubende Stimmung

Man sollte meinen, das Warmschießen vor dem Spiel ist nichts Besonderes. Falsch. In Bremen beginnt hier der Appell, die Mannschaft richtig heiß auf das Spiel zu machen. 

Die Fangesänge so dominant, dass man als Fan im Oberrang 
kaum sein eigenes Wort versteht Die ersten Bengalos werden gezündet. 
Das komplette Spiel über, und das muss ich leider als Auswärtiger zugeben, war die Stimmung sensationell. Nur gegen Ende des Spiels musste ich kurz weghören. Nachdem beide Fanparteien ihre 
Liebe zum HSV in lauten Gegengesängen offenbarten. Aber so ist das im Fußball. Rivalität und Derbys gehören dazu und machen diesen Sport auch ein Stück weit interessant.

„Gegen Mannschaften des oberen Drittels spielen wir immer gut.“

Ein Satz, mit dem Nadine uns ihre Mannschaft beschreibt. Kurz vor Anpfiff, werden traditionell die Namen der Spieler um mich herum, schallend und mit purer Leidenschaft durch das Stadion gebrüllt. 

Dann wird es Grün auf den Rängen. Jeder Fan, der einen Schal dabei hat  stemmt diesen in die Luft und die Vereinshymne wird angestimmt. Eine Leidenschaft, die jeder Fußballfanatiker in seinem Stadion, auf die gleiche Weise zelebriert.

Nun rollt der Ball. Bremen zeigt eine gute Anfangsphase und erzielt sogar durch den Handballer Marco Friedl das erste Tor. Kurz ist zu erahnen, welche Euphorie bei einem regulären Tor aufgekommen wäre. Leider geht eine spannende Zweitligapartie torlos in die Halbzeit. 

Die zweiten 45 Minuten können zu diesem Zeitpunkt nur gutes versprechen.
Bremen hat eine starke Halbzeit gespielt und dem Tabellenführer Paroli geboten. Ein Indiz dafür, dass die 2. Bundesliga diese Saison ein starkes Niveau aufweist und Bremen zu Unrecht im Tabellenmittelfeld verweilt.

Keine Tore für mich 

Halbzeit steht bei den meisten für eine schnelle Toilettenpause und den 
Biernachschub. Manche opfern dafür die letzten Minuten der ersten Hälfte, manche die ersten Minuten der zweiten und viele Adrenalinjunkies versuchen beides in der Zeit zu bewerkstelligen. Nun weiß ich auch warum die DFL die Pause von 15 auf 30 Minuten erhöhen möchte. 
Aber, wie in viele Stadien, kann man den Torjubel der Heim Mannschaft nicht überhören. So auch in meinem Fall. Bremen erzielt in Person von Marvin Duksch das erste Tor. Doch da ein Gegentor bekanntlich wach rütteln kann, drehte sich langsam die Partie und der 1. FC St. Pauli kam immer mehr ins Spiel.

Die Hamburger sind am Drücker und kurz darauf fiel der Ausgleichstreffer. Ein Ergebnis, mit dem zu diesem Zeitpunkt nur einer im Stadion leben kann. Leider blieb mir auch dieses Tor verwehrt, da sich einer um den Biernachschub kümmern musste. Von nun an ist es ein ausgeglichenes Spiel, bis in die letzten Minuten hinein. 

Anzeigetafel mit dem Endergebnis 1:1
Ein Ergebnis mit dem jeder leben kann

Die ersten Fans um mich herum verlassen schon das Stadion, wir trinken unser Kaltgetränk langsam leer, bis dann doch noch einmal ein Torschrei durchs Stadion hallt. Doch leider nicht der der Bremer. 1: 2!! Einige Fans der Heimmannschaft schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Doch glücklicherweise meldet sich, der bei vielen verhasste, doch in der jetzigen Situation geliebte Videoschiedsrichter. Das Tor wird annulliert – Handspiel. Die Bremer werden nicht um ihren hart erarbeiteten Lohn gebracht. 
Nach Abpfiff steht ein verdientes Unterschieden auf der Anzeigetafel. Kleiner interessanter Funfact, den ich nach dem Spiel lesen konnte: St. Pauli konnte im Weserstadion im Profifußball noch nie 
gewinnen und das bleibt für heute auch so.

Fazit

Es wird nicht unser Letzter Besuch gewesen sein. Wir haben neue Bekannte und viele Emotionen kennenlernen dürfen. Ein Stadion mit viel Tradition und Emotionen. Außerdem hoffen ich, auch mal ein Tor live im 
Stadion sehen zu können, gerne auch direkt aus der Kurve. 
Ein dickes Dankeschön an Nadine für die Organisation der Karten und dass du uns begleitet hast.

Ja Freunde des guten Fußballgeschmacks. Es ist passiert. Ich war wirklich mit einem HSV Fan im Weserstadion. Aber es wurde schon alles gesagt. Es war ein toller Tag mit reichlich Bier und schönen Erinnerungen. Wir sehen uns morgen in Nürnberg. Wenn auch du Lust hast, einen Gastbeitrag über das morgige Spiel zu schreiben, melde dich! Danke Philipp für deine Zeit und deinen Mut mit ins schönste Stadion der Welt zu kommen!😉

Auf ein Spiel!