Die letzten beiden Spiele sind gespielt. Die Relegation ist vorbei. Die Bundesliga und die wahnsinnig schlechte Saison vom SV Werder Bremen – vorbei. Dies ist mal wieder mein letzter Blog Beitrag der Saison. Doch in rund acht Wochen gibt es erneut von mir zu lesen. Am 18. September startet die neue Runde. Mit meinem SVW in der 1. Fußball Bundesliga.
AUF EIN LETZTES SPIEL!
Das braucht man nicht nochmal
Ich hoffe zunächst von Herzen, dass es Fussball bald oder in naher Zukunft wieder in gewohnter Form gibt. Mit Fans. Mit Bier. Mit live-Emotionen. Vor Ort. Im Stadion. Das hoffen wir alle. Dann wieder in der Kurve stehen und Werder anfeuern.Ebenso hoffe ich, dass das erstmal die letzte Relegation war für mich bzw. uns als Werder-Fans und wir demnächst wieder um ein paar Plätze Richtung Mittelfeld spielen.
Die ersten 90 Minuten Relegation
Das erste Spiel um den Klassenerhalt habe ich in gemütlicher Runde bei Bier und Whisky gesehen. Zeitraubende 90 Minuten was das “Rumgekicke“ der Grün-Weißen betrifft. Die Spannung meines Regenschirms beim Wolkeneinbruch an diesem Abend war um einiges höher, als die des Spiels. Ich war an diesem Tag irgendwie enttäuscht. Man hatte mehr erwartet nach dem sensationellen Spiel gegen Köln. Aber das Werder die Medaille war, die die ganze Saison über immer zwei polarisierende Seiten hatte, war auch klar. Nach dem Spiel wusste wir alle: Das nächste Spiel muss sitzen! Da gibt es keine Ausreden mehr. Zumindest haben wir uns kein Gegentor gefangen, kam als positives Resümee auf. Die Hoffnung war immer noch da.
Ich wähle hier in diesem Blog übrigens bewusst die Vergangenheitsform. Anders als bei allen anderen Beiträgen, weil ich mit der Vergangenheit „Relegation“ und der Saison abschließen möchte. Mit allen schlechten Spielen, vergebenen Chancen, vergebenen Toren, schlechte eingeschenkte Standards uvm.
Die letzten 90 Minuten der Relegation – jetzt muss was passieren!
Somit verabredete ich mich mit der Konstellation Freunde, mit denen ich noch keine einzige Niederlage gesehen hatte. Das konnte nur gut werden.
Kaum wurde das Spiel angepfiffen, fiel auch schon das erste Tor für den SVW. Ein Eigentor, aber das war egal! Der Schrei war dermaßen befreiend. Leider hatte das Spiel noch mindestens 87 Minuten und wer Werder ein paar Spiele zugeschaut hatte wusste, das Ding ist noch lange nicht durch!
Ich spule mal kurz auf Minute 85 als Tim seinen „Kleindienst“ erwies. Ja, das Wortspiel musste sein :-). Nun stand es 1 : 1. Noch alles in Ordnung. Werder hätte die Klasse gehalten, würde Heidenheim nicht gerade so stark spielen und das Ruder in die Hand nehmen. Auf einmal war es bei mir im Wohnzimmer totenstill. Keiner wusste was jetzt gleich passiert. Und wenn wir alle ehrlich zu uns sind, kam der kleine negative Gedanke wieder auf – was, wenn Werder heute verliert und absteigt?
Die Würzburger Kickers hatten es ja zumindest in die 2. Liga geschafft. Mein kleines Trostpflaster ist ja da, aber nein verdammt, ich will nicht absteigen!
Nachspielzeit
Die betrug 5 Minuten. Vier davon waren bereits vergangen als Fin Bartels ganz in ruhe nach Links guckt, bevor er den Ball auf „Ludde“ rüber schiebt und der ihn dann im Netz versenkt. Ein Schrei ging durch diese vier Wände. Meine Nachbarn mögen es mir verzeihen. Wir jubelten. Keine Emotionen konnten gehalten werden. Das war es. Oder doch nicht? In der 97. Minuten gab es noch einen Strafstoß für die Gastgeber. Alles aber kein Thema, denn der Schiri pfiff nach dieser Aktion ab. Endlich!
Jetzt stand es fest: Werder Bremen hat es geschafft. Das Interview von Trainer Florian Kohfeldt wird mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben und ebenso dieser Abend. Wieder nicht verloren! Wir sollten nächste Saison eigentlich jedes Spiel in der Formation ansehen!
Erstmal sacken lassen…
Ich habe mir für diesen Beitrag etwas Zeit gelassen. Das waren aufreibende Wochen. Herzblut, Hoffnung, Tiefschläge. Was haben wir Fans nicht alles mitgemacht in dieser Saison. Ich bin erleichtert, dass Flo unser Trainer bleibt. Ich bin ein Fan von ihm. Mögen sich die Geister hier scheiden, für mich ist er der richtige Mann für Bremen.
Auf das was da noch kommt
Nun geht wieder die Rätselei um Spielerwechsel los. Diese Phase des Fussballs finde ich persönlich besonders schlimm. Entweder es geht jemand, den ich lieber noch viele Jahre in Grüner Kluft gesehen hätte, oder es kommt wer, der mir nicht vertraut ist. Jährlich grüßt das Murmeltier. Es gehört dazu. Lassen wir uns überraschen auf das was da noch kommt!
Danke
Die letzten Worte meines letzten Beitrags widme ich wie immer Euch! Danke für so viele Werder-Fans, die mittlerweile meinen Blog lesen, teilen und mir schreiben. Es berührt mich jedes Mal. Ich freue mich über jeden Austausch, Kritik und Anregung. Zudem bewundere ich auch, dass viele Fans aus anderen Teams dabei sind. Die Community wächst von Saison zu Saison.
Für die, die mir bis zum heutigen Beitrag gefolgt sind – ich danke euch aus tiefstem Herzen. Ihr seid der Grund, warum ich manchmal bis Nachts (z. B. wie für diesen Beitrag) wach bleibe, um diese Zeilen zu schreiben. Ihr seid es, die mir Ansporn geben, dass zu tun was ich tue – aufzuschreiben, was mich im Fussball bewegt, was EUCH bewegt und was UNS zusammenbringt. Es entstehen die schönsten Freundschaften durch diesen Blog. Für mich der schönste Lohn für diese Arbeit. DANKE!
Bis zu meinem Geburtstag (Saisonstart😉) lasst es euch gut gehen. Auch wenn man gar nicht weiß, was man in der Bundesligapause mit soviel Zeit anstellen soll. Genießt sie!
Wir sehen uns nächste Saison wieder – Auf ein Spiel!
Diese Saison ist anders. Corona hat uns verboten ins Stadion zu gehen. Seit Wochen gibt es nur Geisterspiele im TV. Auch wenn wir Fans nicht ins Stadion dürfen, halten wir erst recht die Fahne hoch, denn – Werder bangt um den Klassenerhalt. Diesmal ist es so richtig ernst geworden. Nach dem Spiel gegen Köln habe ich mir mein MacBook geschnappt, um euch mitzunehmen auf eine Reise. Die Reise als Fan vor dem Spiel, währenddessen und den Tag danach. Ein Beitrag ohne Fotos, dafür voll mit Worten von Herzen. Auf ein Spiel!
Der Tag davor
Es gibt wirklich viel zu erzählen. Ich weiß noch nicht genau in welche Richtung dieser Beitrag gehen soll. Er soll ehrlich werden und aus tiefstem Herzen sprechen. Viele halten mich für verrückt, wenn es um Fußball geht. Nach diesem Beitrag habt ihr vielleicht ein Bild davon, wie es ist, um die Relegation zu spielen – aus der Sicht eines Fans.
Spulen wir die Uhr einfach um 36 h vor Anpfiff zurück. Das ich ein Musikmensch bin und viele Überschriften in meinen Beiträgen von Songs geklaut sind, wisst ihr, wenn ihr meinen Blog schon länger verfolgt. Ich hab fast immer Musik im Ohr. So wie auch an jenem Morgen vor dem letzten Spieltag. „Conquest of Paradies“. Der Abschiedssong von Henry Maske. Theatralisch? Kann ich!
Was wäre, wenn..
Ich putze also meine Zähne. Der Song spielt im Hintergrund. Schonmal mit Gänsehaut Zähne geputzt? Das ist Abstiegskampf! Es ist soviel schief gelaufen diese Saison. Ich möchte mich nicht auf der Verletzungsphase ausruhen und alles damit erklären. Aber das Pech saß uns direkt im Nacken. Ich bin angespannt. In meinem Kopf spiele ich etliche Szenarien durch. Was ist, wenn wir gewinnen, Union Berlin gewinnt. Was ist wenn eines davon nicht zutrifft. Was, wenn wir absteigen? Wer geht, wer bleibt? Bleibt Kohfeldt? Oh, er muss bleiben! Ich glaube an ihn, an die Mannschaft. An das Wunder von der Weser.
Ein nächster Song reißt mich aus meinem Gedankenchaos und ich komme wieder in der Realität an. Sie heißt Freitag – „los geh in die Arbeit, du kommst sonst zu spät!“
Klopf klopf, hier spricht das Wochenende
Viele Freunde rufen an. Sie drücken mir und dem SVW die Daumen. Ich realisiere, wie schnell eine Woche vorbei sein kann. Sonst wünscht man sich so sehr ein Wochenende herbei. Nun steht es vor der Tür und ich will es nicht.
Meine Arbeitskollegen fühlen mit mir. Auch sie merken, hier ist jemand komisches erschienen. Wer bist du und was hast du mit Nadine gemacht? Der Tag geht wahnsinnig schnell vorbei und ehe ich mich versehe, liege ich im Bett. Ich liege lange wach. Die Gedanken kreisen. Schlafen kann ich nur schlecht.
Schlaflose Nacht
Der letzte Abstieg ist 40 Jahre her. Ich habe ihn nicht erlebt. Nach direktem Wiederaufstieg fingen die goldenen Werder-Jahre an. Aber können die nicht anfangen, ohne abzusteigen? Nach der Pressekonferenz gegen Mainz hat Florian so emotional reagiert, dass ich selbst schlucken musste. Ich bin seit Stunde Eins Fan von ihm. Für mich passt er zu Werder, wie die Remoulade ins Fischbrötchen.
Genug nachgedacht, der Wecker klingelt und ich muss tatsächlich in die Arbeit. Ja, auch samstags. Mist! Aber wenn alles gut läuft, sehe ich die komplette 2. Halbzeit!
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Nadine. Mein Name. Er stammt aus dem Russischen und bedeutet Hoffnung. Farbe der Hoffnung: Grün. Geboren am 18.09.90 in Bremen. Steckt doch tatsächlich das Gründungsjahr von Werder drin. Wenn das kein Zeichen ist?!
Je näher die Uhr auf 15:30 Uhr rückt, desto nervöser werde ich. Meine Nerven liegen blank.Die Würzburger Kickers siegen in der 3. Liga. Ich habe den kurzen Gedanken: „ Wenn die Kickers aufsteigen und Werder wirklich absteigen sollte, kann ich wenigstens zu Fuß ins Stadion gehen.“ Mein Trostpflaster. Es ist eine Achterbahnfahrt den Tag über. Mal denke ich mir wieder wie schön es wird, wenn heute alles für uns läuft, dann wieder so. Ich habe meine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle.
16:00 Uhr – Feierabend.
El Presidente.
Diesen Materia-Song hab ich mir auf die Ohren gelegt. Ich lege den Sprint meines Lebens hin, um noch gemütlich die 2. Halbzeit gucken zu können. El Presidente. Der Fussball. Verbrannt. Der DFB schürt ein Feuer, wir tanzen um dieses herum und der Rest guckt zu, wie das Geld verbrennt. Erst vormittags hatte ich darüber eine Diskussion via Instagram. Viele haben nicht verstanden, was eigentlich im Hintergrund passiert. Vereine mit Tradition sind teilweise dem Untergang geweiht. Und das Schalke der nächste Verein sein kann, kündigt sich seit der letzten Saison und den letzten Spielen auch an.
„Yeah reite die Welle, verprass´die Million.
Bau dir einen Palast und bewach deinen Thron.
Sitzt auf deiner Zitadelle mit ´nem Fernglas aus Chrom.
Genieß deine Zeit bis zur Revolution.“
Wahre Worte von Materia. Vor kurzem habe ich erst Plakate in der Stadt hier in Würzburg von der Nürnberger Nordkurve gesehen, welche diese „Revolution“ fordern! Chapeau! Danke, dass ihr das startet!
Anpfiff – 90 Minuten Gefühlschaos
Flo, ein Arbeitskollege schickt mir den Spielstand durch. 1 : 0 Werder. Eine Minute später: 1 : 0 Union. Ich muss mich zurückhalten, ich bin mitten in der Stadt. Auf der wohl bekannten Mainbrücke erreicht mich dann wieder die Nachricht. Nun mit: 2 : 0 und danach gleich 3 : 0. Das wars. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Morgen denk ich mir bestimmt wieder, dass ich schon einen Knall habe. Aber der Fußball macht das einfach mit mir. Auch wenn es wahrlich schlimmeres im Leben gibt. Jeder hat eben sein Laster.
Das Beste (Spiel) kommt zum Schluss
Endlich kann ich das Spiel gucken. Den Spielstand kann ich immer noch nicht richtig fassen. Dann das 4 : 0. Den Frust der letzten Wochen schreie ich mir von der Seele. Mein Kater sucht das Weite und liegt den Rest des Spiels unter dem Bett. Kurz darauf das 5 : 0. Ist das alles gerade wirklich wahr? Union Berlin führt mittlerweile mit 2 : 0. Auf der Bremer Tribüne wird fleißig mit allen verfügbaren Mitteln, Stimmung gemacht und angefeuert.
So wird also mit einem Hammer gegen alles was da ist gehämmert. Und nach dem 5 : 1 folgt das 6 : 1.Union Berlin führt zum Schluss mit 3 : 0. Das ist er. Der Anfang vom „Wunder von der Weser“. Es wird applaudiert. Nach Abpfiff geht Florian Kohfeldt vom Platz. Ich denke, der Moment sei ihm gegönnt. Im Hintergrund des Bremer Weserstadions (Name wurde bewusst gewählt) läuft die Union Berlin Hymne. DANKBAR gehen alle vom Platz. Danke Union Berlin, dass ihr das möglich gemacht habt.
Ein persönliches großes Danke geht an Ujah, der die Union in Führung brachte und das zweite Tor vorbereitete. #einmalwerderimmerwerder
Der Tag danach
Ausgeschlafen. Jetzt steht mir der Cursor gegenüber und ich verfasse die ersten Zeilen für meinen Blog. Ich bin noch immer überwältigt von diesem Spiel und kann nicht fassen, dass es einfach geklappt hat.Es ist Beweis genug, dass im Fussball immer noch alles möglich ist, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt.
Auch im Leben ist jeden Tag immer noch alles drin. Zu oft stecken wir den Kopf in den Sand, geben zu schnell auf. Wenn uns mancher ein Wunder vorlebt, dann sollte es der lebende Beweis sein, es auch schaffen zu können. Jeder von uns.
Auf die Grundeinstellung kommt es an
Warum können wir nicht von Grund auf darauf vertrauen? Viele haben mit mir diskutiert. Den SVW schlecht geredet. Am Ende haben wir gewonnen. Und die ganzen „Hass-Kommentare“ sind hinfällig. Ich kann diese Negativität nicht mehr hören. Ich möchte sie auch nicht mehr lesen. Ein Respektvolles Miteinander und der Umgang auf Augenhöhe bringen weit mehr als Eure Schwarzmalerei. Totgesagte leben länger!
Wir gehen mit in die Relegation und erhöhen um 180 Minuten
Relegation. Nervenkitzel. Alles steht Kopf. Ist es verschobenes Glück oder die verschobene Niederlage? Wir haben momentan die Frist auf eine der beiden Komponente verlängert. Anfang Juli wissen wir mehr. Danach werde ich mich für einen letzten Blog Beitrag der Saison 2019/2020 melden.
Überwältigt
Danke an unzählige Nachrichten, die mich immer von Freunden erreichen, mit dem der Kontakt oft nicht über ein paar Nachrichten im Jahr hinausgeht. Danke, dass ihr an mich und den SVW denkt. An Alle die mitgefiebert haben und sich für uns freuen! Wir sehen uns!