Der Mythos vom 12. Mann

Freunde des guten Fußballgeschmacks, es ist wieder so weit. Es geht nach Gelsenkirchen. Warum die Fahrt und der Einlass nicht so reibungslos abliefen und was mich wirklich zu Tränen gerührt hat, erfahrt ihr wie immer hier – AUF EIN SPIEL!

Unverhofft kommt oft

Wer meinen letzten Beitrag gelesen hat, weiß, dass ich mich für diese Saison schon verabschiedet habe. Jetzt kommt es super spontan doch noch zu zwei Auswärtsfahrten. Die erste gegen den S04. Es war noch ein Platz in einer geplanten 9er-Bus Fahrt frei und ein Ticket gab´s auch für mich.

Egal wo du auch spielst…

Ihr kennt das Prozedere aus meinen vorangegangenen Beiträgen. Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr morgens. Man kommt im Tag an und dann irgendwann am Bahnhof oder am vereinbarten Treffpunkt. So wie auch heute. Ich hatte mich auf 8 weitere Bremer Fans gefreut. Was mir aber keiner im Vorfeld verraten hat, hier fahren auch zwei Schalke Anhänger mit. Das kann ja unterhaltsam werden, denke ich mir. Nachdem wir vollzählig sind, geht es los. Fünf Stunden in Richtung Pott!

Freunde in Werder Bremen Fanbekleidung unterwegs im Bus nach Gelsenkirchen
Egal wo du auch spielst!

Musikalisch wird die Auswärtsfahrt untermalt von Hymnen verschiedenster Vereine. Auch Schalke Songs tönen durch die Boxen. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir am Rastplatz für eine letzte Pause halten, fährt uns auf dem Rasthof jemand vorne ins Auto. Die Stimmung ist für einen kurzen Moment dahin. Aber dann sind wir 30 Minuten später in Gelsenkirchen an der Veltins-Arena – und jeder hat Bock auf diese Partie.

Der Mythos vom Schalker Markt

Die Veltins-Arena, früher Arena AufSchalke genannt, löste im August 2001 das Parkstadion ab, welches dem modernen Fußball irgendwann nicht mehr gerecht werden konnte.  

Dem Mythos nach treffen sich 1904 ein paar Jugendliche im Garten von Heinrich Kullmann und möchten ihren Traum von einer Fußballmannschaft verwirklichen. Sie wollen einen Verein gründen, um Derbys spielen zu können. Dies wird laut mündlichen Überlieferungen in ein Notizbuch eingetragen. Das war die Geburtsstunde des Vereins „Westfalia Schalke“ in den Vereinsfarben rot und gelb. 1904.

1912 schließen sich diese Jungs notgedrungen dem bürgerlichen „Turnverein Schalke 1877“ an und die Farben ändern sich ein Jahr später in die uns eher bekannten Schalker Farben blau und weiß. 

In der Weltkriegszeit gründete man noch einen Verein, man trug Freundschaftsspiele gegeneinander aus, fusionierte beide Mannschaften und trennte sich ein paar Jahre darauf wieder. Kurzum – am 05. Januar 1924 einigte man sich auf den Namen des Vereins. FC Schalke 04.

sind wir mit dabei…

Nach einem kleinen Fußmarsch vom Parkplatz zum Stadion spricht man über Vermutungen, wie das Spiel wohl heute ausgehen mag. Ich tippe selbstsicher auf ein 0 : 2. So hatte ich ja im April 2019 auch ein 0 : 2 hier auf Schalke im DFB-Pokal gesehen – Beitrag verpasst? – Hier entlang!

Die Jungs gehen schon in das Stadion und ich warte auf Freunde aus München. Zeit für ein Kaltgetränk und etwas zu essen. 

Nadine und ein Freund vor der Veltins-Arena beim Warten
Wartezeit ist bekanntlich die _______ Zeit.

Vom Warten und warten

Kurze Zeit nach Einlass kommt es zu einem Einsatz der Polizei und ab dem Zeitpunkt kam keiner mehr in das Stadion. Einlassstopp. Noch tangiert mich das relativ wenig. Ich warte mit Ludwig, den ich zuvor in Mainz kennengelernt habe, auf die Münchener. Als die eintreffen und die Uhr 17:45 Uhr anzeigt, werde ich doch etwas nervös. Kurz blitzt der Gedanke auf, ob man die Partie heute überhaupt im Stadion gucken kann. Laut Hörensagen verursachen ein paar Fans aus der eigenen Reihe einen Streik und blockierten für alle weiteren den Einlass. Großartig. Da kommt Freude auf. Immerhin kommt man mit weiteren Anhängern des SVW in Gespräche und die Zeit wird gut überbrückt.

Fünf Freunde vor der Arena kurz vor dem Einlass
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ich drehe mich um, kurz bevor es dann tatsächlich weitergeht. Ein verwüsteter Platz mit viel Müll ist das Letzte, dass ich sehe, bevor es endlich ins Stadion geht. 

Unsere Fahnen wehen nur für Grün und Weiß…

Nach ewiger Suche finden wir dann noch ein schönes Plätzchen weit unten. Das Spiel ist bereits im vollen Gange. Die Stimmung auch. Ich liebe es, vor dem Spiel da zu sein. Die Mannschaft zu begrüßen und die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. Heute ist dafür keine Zeit. Reingeschmissen in Euphorie von 0 auf 100. 

Die Punkte sind unglaublich wichtig. Aber nicht nur für uns, sondern auch für die Knappen, die sich aktuell noch auf einem direkten Abstiegsplatz befinden. Die Spiele kurz vor Saisonende sind immer die emotionalsten. Man weiß, was in der Saison noch realistisch machbar ist und versucht dies mit allen Mitteln zu erreichen. 

Der Fußball hat sich verändert. Aus Fußball mit Herz und Seele wurden wirtschaftliche Unternehmen. Hoffenheim und Leipzig läuteten mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga eine neue Ära ein. 

Vereine wie Schalke und der SV Werder Bremen, durften bereits am eigenen Leib erfahren, was das heißt. Wir standen uns auch in Liga 2 gegenüber und schafften den direkten Aufstieg. Auch weitere Vereine werden bei dem neuen Geschäftsmodell „Fußball“ zu Fall kommen.

Übrigens haben Schalke und Werder Bremen, die meisten Auswärtsfahrer 2022/2023.

Die Kurve singt für dich…

So stehe ich nun in der Gästekurve. Klatsche in die Hände und singe mit, so laut ich kann. Das ist meine Welt. Eine Welt, in der noch alles gut ist. In der ich die Romantik des Fußballs noch spüren kann. 90 Minuten, die mich vergessen lassen, was sonst so passiert. Welche krummen Dinger gedreht werden, welche Trainer wo entlassen werden und ominöse Sporttaschen für Schiedsrichter in Kabinen stehen. Keine Kapitel aus Football Leaks. Hier werden noch eigenen Geschichten geschrieben.

Für einen Moment kann man das alles ausblenden. Sowas hat man nicht vor der Mattscheibe im heimischen Wohnzimmer. Und doch bleibt es ein bitterer Nachgeschmack, dass diese beiden Traditionsvereine sich heute hier mit dem Gedanken an den Abstieg gegenüberstehen. 

18. Minute – TOR für uns! Marvin Duksch erzielt den Führungstreffer. Anknüpfen am Sieg in Bremen – äh Berlin.

Spielanzeige mit 0:1 im Vordergrund Fahnen aus dem Gästeblock
Zur Halbzeit steht es 0:1

So kann es weitergehen. Aber außer einer Gelben Karte und einer Unterbrechung aufgrund einer Verletzung passiert nicht viel. 

Halbzeit

In der Pause kommt ein bekennender Blogleser zu mir, der mich unbedingt treffen möchte. Das erwischt mich unerwartet emotional. Das berührt mein Herz, wenn sowas passiert. Danke dafür. Das ist die Belohnung für die Mühe, die in diesem Blog steckt. 

Egal was auch passiert…

Wenn man in Würzburg wohnt und auf Spiele des glorreichen SVW fährt, hat man nie ein Heimspiel. Man muss immer fahren. Heute sind es 90 Minuten Fußball 10 Stunden Fahrt. Der Unterschied zwischen unzählig teuren monatlichen Abos um seine Mannschaft zu sehen (was nicht nur absurd, sondern auch ziemlich frech ist) und die Kilometer, die ich gerne fahre – sind wir. Wir Fans. Wir sind der Unterschied! Das ist kein Geschäftsmodell. Das ist Leidenschaft. Das gibt dir kein Anbieter (Ausbeuter) für x Euro im Monat. So glücklich macht dich keine Sportwette. 

Ob du Meister wirst oder heute hier verlierst…

Anpfiff zweite Hälfte. Außer zahlreichen Unterbrechungen und Gelben Karten ist bis zur 80. Minute nicht viel zu berichten. Der gerade frisch eingewechselte Schalker van den Berg gleicht für die Königsblauen aus und es wird laut. Sehr laut. 1 : 1. Und von da an ist die Stimmung auf Schalke unantastbar. Die Luft knistert. Was erwartet uns heute noch?

Die Bremer geben nicht auf. Wir auch nicht. Die Trommeln und die Fangesänge erklingen weiter. Und in der Nachspielzeit fällt dann das 2 : 1. Was? So schnell sind 3 wichtige Punkte aus der Hand gegeben. Ich stehe fassungslos, wie alle anderen angereisten Werderaner, in der Kurve und kann nicht glauben, was ich da sehe. Die Zeit auf der Uhr läuft ab und wir verlieren auf Schalke. 

Spielstand nach 95 Minuten Fußball - 2:1 für Schalke04
Abpfiff!

Das Restprogramm hat es für beide Mannschaften in sich. Die 3 Punkte sehe ich als Investition heute Abend. Auch, wenn es für uns selbst so wichtig gewesen wäre, hier zu Punkten. Und vielleicht mag der ein oder andere Leser empört über meine Worte sein. Aber ihr habt nicht gesehen und erlebt, was ich gesehen habe und erlebt habe.

Blick auf die Nordkurve in Gelsenkirchen nach Abpfiff
Tradition schießt vielleicht keine Tore aber ohne Tradition ist Fußball nichts!

Nach Abpfiff blicke ich auf eine komplett blaue Nordkurve. Ein Meer aus Schals, Ekstase und lautem Gesang. Als die Mannschaft der Knappen sich in die Kurve begibt, ertönt der Mythos vom Schalker Markt. So laut wie ich es noch nie irgendwo erlebt habe.

Und Freunde des guten Fußballgeschmacks, das ist Ehrlichkeit. Das ist das, was man in Leipzig oder anderen Retortenclubs nie erleben wird. Der Unterschied. Hier habe ich ein Stadion mit Seele und Charakter erlebt. Ich kämpfe für den echten Fußball. Für echte Emotion. Und so ein Verein hat in Liga zwei nichts verloren. Ebenso wenig wie wir!

SVW ALLEZ!

Wir sehen uns am letzten Spieltag gegen Union!

What the Fugg?!

Freunde des guten Fußballgeschmacks – es geht los. Heute etwas kurz und knapp – dafür mit ordentlich „Bums“ hinter den Zeilen. Werder zu Gast in Augsburg. Was auf der Hinfahrt, im Stadion und danach passiert ist – und mit wem ich das Ganze erlebt habe, lest ihr hier – AUF EIN SPIEL.

Neuer Spieltag – neues Glück

09:30 Uhr – ich hole keine geringere Person als Ann-Katrin vom Würzburger Bahnhof ab. Sie war schon gegen Frankfurt dabei und es hat ihr so gut gefallen, dass sie sich auf eine Busfahrt eingefleischter Werder-Fans einlässt. Noch gemütlich mit Kaltgetränken versorgt, warten wir auf den Bus, um mit den Werder Warriors Würzburg gen Augsburg zu fahren.

5 Freunde im Bus
Fünf Freunde für ein Halleluja

Ein großes Wiedersehen mit großartigen Menschen. Voller Vorfreude steigen wir ein und suchen uns ein Plätzchen. Abfahrt 10:30 Uhr, um rechtzeitig in der Kurve zu stehen. Weit gefehlt! Wir geraten bereits zu Beginn der Fahrt in einen Stau. Gute Gespräche und gute Musik überbrücken die Wartezeit im Bus, bis es weiter geht. Die Stimmen sind geölt und die Laune ist am Zenit angekommen. Was bzw. Wer allerdings nicht ankommt, sind wir. So langsam werde ich nervös. Man kann die WWK Arena schon aus der Ferne sehen. Für seeeehr lange Zeit.  

Freunde im Bus die sich auf das Auswärtsspiel in Augsburg freuen
Alles auf Sieg

15:15 Uhr, Ankunft am Stadion. Kaum geparkt, springen wir aus dem Bus und rennen zum Einlass, um den Anpfiff live zu erleben. 

Alle Infos zum Stadion könnt ihr übrigens in meinem bereits erschienenen Beitrag „Die Augsburger Punktekiste“ lesen.

Heuchlerische Hymne

Durch die Menge gezwängt, stehen wir nun im Auswärtsblock bei Freunden von Grün-Weißes München. Ein kurzes „Hallo“ dann hört man schon die Augsburger Hymne. Ich stelle euch mal einen kleinen Textauszug rein. 

„…Und Jeder Gastverein
Soll hier Willkommen sein,
Denn Fußballfreundschaft
Ist für uns Pflicht…“

„…Du bist Glanz und Gloria,
Unser FCA!…“

Ich möchte nicht spoilern, aber das ist eine Farce und keineswegs Glanz und Gloria. Da hätte man auch „40-Jahre – die Flippers“ spielen können. Aber kommen wir erst einmal zum Spiel.

Blick auf das Spielfeld während sich die Ränge füllen
Die-Ruhe-vor-dem-Sturm

Der Ball rollt. Die Stimmung ist famos und Werder zeigt guten Fußball. Es dauert allerdings nicht lange und das 1 : 0 fällt in der 6. Minute für die Fuggerstädter. What the Fugg?! Aber wir bleiben dran. Werder gibt nicht auf aber vergibt Chancen ohne Ende, bis in der 16. Minute Stage den Ausgleichstreffer erzielt. Endlich! Es freut mich unendlich, ein Tor zu bejubeln, nachdem wir gegen Frankfurt leer ausgegangen waren. Auch, weil Anki endlich erlebt, wie es ist, den kompletten Ausnahmezustand des Blocks zu erleben. Das Spiel ist weiterhin ausgesprochen gut, auch wenn Werder sich für gute Aktionen und Zusammenspiel nicht belohnt und in Führung geht.

Das 1 : 1 nehmen wir mit in die Pause und können uns endlich etwas zu trinken holen. 

Blick aus der Gästekurve auf das Spielfeld
Alles auf Sieg

Bitte warten…

Auch hier wieder weit gefehlt. Das Motto heißt heute „Bitte warten“. Eine Schlange am Getränkestand soweit das Auge reicht. Ich nutze die Zeit noch mit Gesprächen weiterer Auswärtsfans, dann geht es auch schon wieder weiter. Keine ganze Minute gespielt, wird es bei der gegnerischen Seite wieder laut. Augsburg erzielt das 2 : 1. Das gibt es doch nicht! Die Bremer Jungs geben dennoch nicht auf. 

Nach Zwayerlei Maß

Der Schiedsrichter ist eine Nummer für sich. Viele Fehlentscheidungen, die uns am Ende noch um eine strittige Elfmeter-Situation bringen. Nach unendlich vielen, gescheiterten Versuchen den Ausgleich doch noch zu erzielen, trennen sich der FCA und der SVW dann mit einem Endstand von 2 : 1. Ärgerlich, weil von der Leistung alles gestimmt hat.

Und was danach geschah…

Was in den Medien nicht berichtet wurde: Der Torwart Rafal Gikiewicz zeigt während der zweiten Halbzeit den Mittelfinger in Richtung Gästekurve. Die Menge tobt. Ich möchte nochmal an die Augsburger Hymne erinnern. Nach „Willkommen“ klingt das hier für mich nicht. Von wegen – Glanz und Gloria – sportlich reife Leistung. Aber das war noch nicht alles. Nach Abpfiff zeigt der Torhüter noch hinter sein Ohr und im Anschluss auf seine Rückennummer und verlässt die Szene. 

Mein Motto des Blogs lautet: Fußball, Philosophie und Werder Bremen. Ich weiß allerdings nicht, was ich über diese Situation schreiben soll. Ein derartiges Verhalten kann ich nicht nur nicht nachvollziehen, sowas sollte geahndet werden. Auf dem Platz hat man eine Vorbildfunktion, die mit trotzigen Gesten nichts auf einer Rasenbühne zu suchen hat. Das sollte man sich zu Herzen nehmen. Absolut kindisch und ein (Gikie-)Wicz!

Warum Hass und Fußball keine Freunde werden sollten

Das Sahnehäubchen setzt nur noch der Sportmoderator Ulli Potofski auf die Torte, der mit derart schlechten Fragen Niklas Schmidt nach dem Spiel interviewt. Ich bin enttäuscht am heutigen Tag. Nicht nur, weil wir keine Punkte geholt haben. Ich bin enttäuscht, dass Fußball weiter zu einer leeren Hülle wird. Hass hat auf dem Platz keinen Platz. Menschen zu verletzen auch nicht. Das sollten wir mittlerweile gelernt haben. Das sollten vor allem die Spieler selbst leben. Leider hat der heutige Tag gezeigt, dass man nicht schlauer wird und wohl nichts gelernt hat. 

Die Hülle Fußball wird gefüllt mit Liebe der Fans, die Woche für Woche durch Deutschland touren, die Mannschaften anfeuern und sich nach einem Tor im Arm liegen. 

Auch wenn es draußen kalt ist, kann man Wärme in sich und nach außen tragen. 

Ich sitze nach Abpfiff im Bus und denke noch lange über die Veränderung des Fußballs und der Protagonisten nach. Jeder macht einen Unterschied aus. 

Und dass Hass niemanden weiterbringt, sieht man tagtäglich in den Nachrichten. 

Wir sehen uns gegen Mainz!

AUF EIN SPIEL

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Freunde des guten Fußballgeschmacks: Am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. 90 Minuten purer Wahnsinn, live in der Kurve. Mit dem Bus Richtung Hoffenheim, mit dem wohl geilsten Fanclub der Welt – den Werder Warriors Würzburg. Was es mit einer verlorenen Wette, Ohrwürmern und Energie zu tun hat – erfahrt ihr im neuen Blog-Beitrag hier – AUF EIN SPIEL!

Würzburg – Wiedersehen – Werder

Alles von vorn. Um 16:15 Uhr starten wir mit den Warriors am Hauptbahnhof in Würzburg. Auf nach Sinsheim, mit dem Bus. Ich sammele davor Nicola aus München und Tom, der seine Wette verloren hat – und eigentlich gar kein Werden Fan ist, sondern mehr mit den Ba(?)ern sympathisiert – ein und wir begeben uns Richtung Bus. Dort warten viele Gleichgesinnte. Im Gesicht die pure Vorfreude auf die Fahrt, das Spiel, das Erlebnis. 

Gruppenbild der Werder Warriors Würzburg
Gruppenbild der Werder Warriors Würzburg

Its all about the energy

Wir steigen ein und es geht los mit den ersten Kaltgetränken. Die Stimmung ist grandios und ich freue mich, dass Tom sich auf das ganze Spektakel einlässt. Die guten Gespräche. Die neuen Freundschaften und die, die seit Dekaden bestehen. Und allen ist klar – heute holen wir uns Platz 4! Keiner hat Zweifel daran. Das ist die Energie, die so lange gefehlt hat.

An dieser Stelle möchte ich, den noch viel zu unbekannten Yasin Seiwassser erwähnen, der letzte Saison den Verein mental unterstützt und wahrlich einen großen Anteil dazu beigetragen hat, dass Werder aufgestiegen ist.

Es gibt eine tolle Podcast-Folge dazu, welche spannenden Techniken er bei Werder angesetzt und wie er Zugang zu den Spielern bekommen hat. Danke Yasin für deine tolle Arbeit – letzte und auch diese Saison!

i gotta feeling

Wir kommen an. Und da ist es wieder, dieses Gefühl. Es riecht nach Fußball. Menschenmassen bewegen sich in die PreZero Arena. Die Gesänge ertönen. Ich bekomme nach zig Fußballspielen immer noch Gänsehaut. Aber ich möchte noch ein paar Worte über das Stadion verlieren. Vorab: Ich bin immer bemüht, sachlich zu bleiben. Aber es gibt Dinge, die muss ich mir auch von der Seele schreiben. 

Fans in der Werder Bremen Kurve, mit hochgehaltenen Schal
Gänsehaut pur!

PREZERO Arena

Der erste Gedanke, der mir kommt, ist Nachhaltigkeit. Und so ist es auch. Die Vision zu leben, der Vorreiter in Sachen Zero Waste im Stadion zu sein – das haben sich die TSG und PreZero auf die Fahne geschrieben. Und umgesetzt.

Deshalb trägt das Stadion wohl auch den Namen. Aber ja, die Trinkbecher sind aus härterem Material, die mind. 400 Mal wiederverwendet werden können. Das spart das Plastik von rund einer halben Million Bechern pro Saison. Eine tolle Sache!

Nachhaltigkeit im Stadion heißt aber nicht gleich Nachhaltigkeit im Stadion!

Denn verdient der Fußball nicht auch eine nachhaltige Lösung? Die ganzen Vereine mit Tradition, die Fankulturen?! Ich stehe in der Gästekurve. Ich blicke auf unzählig viele unbesetzte Plätze. Von den Heim-„Fans“ kommt kaum bis gar keine Stimmung. Dank uns – und damit mein ich alle Werderaner – bedankt sich der Stadionsprecher für das am besten besuchte Spiel der Saison. Denn es brauchte all die Werderfans, um das PreZero-Stadion stärker als bisher zu füllen.

Akustisch sind wird definitiv in der Mehrzahl! Und wenn mich die frenetische Stimmung nicht getäuscht hat, sitzen alle Hoffenheimer – selbst in der Kurve.

Ohne Werder wär hier gar nichts los

Hallt es aus unserem Rang. Was als Ohrwurm noch lang erhalten bleibt, ist die Realität. Ich würde zu gern mal einen waschechten Hoffenheim Fan interviewen. Es gibt so viele Fragen, die mir auf der Zunge liegen. 

„Seit wann, bist du Fan?“ 

„Wenn man den Fußball, den Sport an sich, liebt, wie kann man vertreten, diesen Verein zu unterstützen?“

„Sind heute noch Fans aus Regionalliga-Zeiten da? Oder ist Hoffenheim erst durch Hopps-Millionen cool geworden?“

„Was war die schönste Auswärtsfahrt und warum?“

„Was ist das Besondere an der TSG?“

„Was würde passieren, wenn alle Vereine das gleiche Kapital zur Verfügung hätten?“

„Hat sich der Fußball aus deiner Sicht durch Hopp, Mateschitz und co. verändert?“

Wenn jetzt tatsächlich ein Fan der TSG sich diese Fragen durchliest und Antworten auf meine Fragen hat – schreibe sie mir unten in das Kontaktformular und ich veröffentliche das Interview in einem separaten Beitrag.

Wer Katar 2022 sponsert, macht sich mitschuldig

Ein Banner mit dieser Aufschrift wurde dann in unserem Block zur zweiten Halbzeit hochgehalten. Was für ein Statement! Auch dem ist nichts hinzuzufügen.

Ich vertrete klar die Meinung, dieses Event zu boykottieren und werde dem selber nachkommen. Selbst, wenn ein Niclas Füllkrug mit zur WM fahren würde. Was in sich leider auch ein großes Chaos ist, das muss jedem klar sein. 

Banner mit der Aufschrift: "Wer Katar 2022 sponsert, macht sich mitschuldig
Statement!

Aber wieder zurück zum Stadion

Tom geht es hervorragend. Wir stehen weit unten. Viel vom Spiel sieht man nicht. Es bleibt also nichts anderes übrig, als mitzufeiern. Aber da gibt es Schlimmeres. Wir trennen uns 1 : 2 und stehen auf Platz 4! Tom verrät mir nach dem Spiel: „Ich weiß jetzt, warum du so gern auf Auswärtsspiele fährst. Die Stimmung ist fantastisch und es gab keine Minute, an dem ihr die Mannschaft nicht frenetisch unterstützt habt“. Dem ist ebenfalls nichts hinzuzufügen. 

Wir stehen noch einige Momente mit anderen Fans aus anderen Regionen im Gang des Stadions, bis die Ultras die Kurve verlassen und sich Richtung Ausgang begeben. 

Anzeigetafel und leere Ränge - im Vordergrund Fahnen des SVW
Da geht die TSG heute im wahrsten Sinne des Wortes leer aus

Dort halten sie nochmals an und stimmen einen Fangesang an, mit dem ich diesen Beitrag abschließen möchte. Das ist Fankultur. Das ist Tradition, von dem so manch anderer Verein nur träumen kann!

Immer vorwärts SV Werder

wir werden für dich singen bis wir sterben

Du bist der Mittelpunkt unserer Welt, alles was zählt

Jeden Spieltag wieder hörst du unsere Lieder.

Eiskalter Sieg

Der 4. Gastbeitrag aus Nürnberg.

Nicht ich habe Ihn verfasst, sondern Malte. Er kam in der Kurve am Spieltag gegen Nürnberg auf mich zu und erklärte sich feierlich bereit, die Feder in die Hand zu nehmen. Und hier ist der neue Beitrag. Auf ein Spiel!

Malte, der Beitragverfasser und Nadine. Im Hintergrund, das Stadion
Der heutige Gastgeber – Malte

Es geht los

Ich könnte jetzt den Blogeintrag damit starten, dass ich fast zwei Jahre nicht mehr im Stadion war. Dass Corona und ein längerer Auslandsaufenthalt dafür der Grund waren, aber eigentlich würde das dem Gefühl auf dem Weg zum Bahnhof nicht entsprechen.

Kaum habe ich meine Arbeit verlassen, nicht ohne die üblichen hämischen 2. Liga Kommentare meiner Kollegen, die nahezu alle Bayern Fans sind, setzt diese Erregung ein. Diese Vorfreude, die sich nicht rational erklären lässt. 22 Menschen laufen einem Ball hinterher und je nach Spielverlauf kann mich das mal locker zwei bis fünf Lebensjahre kosten. 

Sehnsuchtsort und Folterstätte

Am Hauptbahnhof warten schon die ersten bekannten Gesichter und nachdem die Logistik geklärt ist, Tickets, Getränke, Verpflegung besorgt, drängt man sich in den Zug. Zusammen mit leicht eingeschüchterten Erstsemester Studenten, die eine ruhige Fahrt zurück in die Heimat erwartet haben, rollen wir in Richtung Nürnberg. Die Maskenpflicht erschwert den Bierkonsum, aber verunmöglicht ihn nicht und so steigen Vorfreude und Pegel desto kürzer die Strecke wird. Als wir Nürnberg erreichen, hat sich bereits ein abendlicher Nebel über die Stadt gesenkt und taucht das Max-Morlock-Stadion mit seinem Flutlicht in eine mystische Stimmung. 
Spätestens jetzt weicht die Vorfreude einer elektrisierten Anspannung. Ebenso wie sich der Puls langsam beschleunigt, werden die Schritte zum Stadiontor länger und raumgreifender. Und dann blicken wir auf das Grün, das für uns Sehnsuchtsort und Folterstätte gleichzeitig ist. Der erstaunlich gut gefüllte Auswärtsblock übernimmt sofort Verantwortung und macht sich lautstark bemerkbar. 

Das Max Morlock Stadion. Blick aus der Auswärtskurve auf das Spielfeld
Auswärts daheim

Was für ein geniales Gefühl

Offenbar hat sich auch die Mannschaft etwas vorgenommen. Von Beginn an wird auf dem Platz und von der Südkurve Druck auf die Nürnberg ausgeübt. Doch dann werden wir rüde zum Schweigen gebracht. Wie aus dem Nichts liegt der Ball in unserem Tor und kurzzeitig macht sich Resignation breit. „Nicht schon wieder. Ist ja mal wieder typisch. War ja klar.“ Man kennt es. Doch so wie wir uns schnell wieder fangen, schütteln unsere Bremer den Schocker ab und übernehmen wieder die Kontrolle. 
Aber wie der Nebel wie ein Schleier über dem Stadion wabert, scheint das Nürnberger Tor oder ihr Torhüter Mathenia verhext zu sein. Immer wieder ist eine Hand, ein Fuß oder wenn das nicht mehr reicht der Pfosten unserem Glück im Weg. Doch anders als im letzten Jahr lebt diese Mannschaft, hat sie Willen und Lust auf Siege. Der Druck erhöht sich und letztlich ist es Niklas Füllkrug, dieser Totgesagte, der uns erlöst. Nach einer Flanke von Velkovic steigt er hoch und zeigt genau die Präzision im Kopfballspiel, die er so lange hat vermissen lassen. Eine Erlösung nicht nur für uns, sondern auch ihn persönlich. 
Unter uns machen sich jetzt Zuversicht und Wille breit, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Als würden sich die Energien von Mannschaft und Fans verbinden, besteht nun kein Zweifel mehr, dass wir dieses Spiel gewinnen werden. Und doch dauert es bis kurz vor dem Schlusspfiff, bis Bittencourt den Block explodieren lässt. Die Mannschaft sprintet uns entgegen und nur die Absperrungen verhindern, dass auch wir ihnen entgegenfliegen. 

Die Mannschaft des SVW kommt in die Fankurve gelaufen
DER SVW IST WIEDER DA!

So endet das Spiel mit einem Sieg. Einem Sieg trotz Rückstand, einem Sieg gegen die Kälte, einem Sieg über ein verhextes Nürnberger Tor. 

Werder – einfach mein Verein

Ein Wermutstropfen bleibt dann aber doch zurück. Beim Jubel über das Siegtor stürzen vier Fans in den Stadioninnenraum. Einer unserer Freunde verletzt sich dabei am Kopf und verbringt sein Wochenende in einem Nürnberger Krankenhaus. Letztlich ist ein Schädel aber härter als der Nürnberger Boden und so darf er bald wieder nach Hause. 
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Werder Bremen sofort ein Hotelzimmer für seinen Begleiter zur Verfügung stellt und Leo Bittencourt sich mit einer Nachricht an ihn wendet und gute Besserung wünscht. Mein Verein ist schon echt ganz gut. 

So endet für uns der Tag erfolgreich, versöhnlich und selig. Fußball du bist so wunderbar, bis zum nächsten Mal bis ich dich und alles, was damit zu tun hat wieder verfluche. Aber heute, da bist du die schönste Sache der Welt. 

Und das war auch schon der 4. Beitrag von Malte. Wer wissen möchte, wer der Schreiber ist, wenn er nicht ins Stadion geht, folgt ihm unter Instagram unter dem Namen malt.esk

Besuch eines Auswärtigen

Der 3. Gastbeitrag!

 
Weserstadion – bisher nur aus Erzählungen gekannt. Nun durfte ich endlich auch einmal Gast in diesem Stadion sein.

Der heutige Bericht kommt nicht, wie gewohnt von Nadine, sondern von mir, Philipp Schmitt. Aus Sicht eines Auswärtigen Fans. Nicht irgendein Fan, sondern ein Anhänger des HSV. Besonders für mich auch dahingehend, dass nicht nur die Beziehung zu Werder Bremen, sondern auch zur gegnerischen Mannschaft, dem FC St. Pauli, eine „besondere“ ist. Ich werde dennoch „versuchen“, meine Eindrücke rund um das Spiel gegen St. Pauli weitestgehend neutral darzulegen.

Warum Bremen?

Für viele mag es unklar erscheinen, warum sich ein Anhänger des HSV ins Bremer Stadion verirrt und dass, obwohl seine Mannschaft nicht zum Nordderby geladen ist. Zumal der Gegner kein geringerer 
ist, als Hamburgs Stadtrivale von der Reeperbahn. Die Idee entstand an einem lauen Sommerabend und wurde nun mit einer leichten Verspätung umgesetzt. So machten sich 2 junge Männer auf den Weg nach Bremen. Organisiert hatte den Trip Johannes, der von Nadine bei dem Vorhaben unterstützt wurde und uns auch ins Stadion begleitet hat.

Zwei bemerkenswerte Vereine

Faszination pur, für jeden Fußballfan, wenn die beiden Mannschaften aus dem Norden aufeinandertreffen. Man glaubt kaum, aber das Duell Bremen gegen St. Pauli wurde bereits zum 33. Mal ausgetragen.
Deutliches Übergewicht der Siege (20.) für Bremen. Bereits in der „Oberliga Nord“ Anfang der 1960er Jahren, noch vor Gründung der Bundesliga, trafen beide Mannschaften regelmäßig aufeinander. 
Nach einigen Höhen und Tiefen finden sich beide Mannschaften nun wieder in der Zweitklassigkeit. Etwas, was leider auch den HSV mit Bremen und St. Pauli verbindet.

St.Pauli Mannschaftsbus
Gekommen um wieder zu fahren 🙂

Von der Bahn in Richtung Stadion

In einer Straßenbahn, als HSV Fan – inkognito. Um einen herum nur Bremer Fans. Da kann es einem schon mal mulmig werden. Der Weg ist dennoch im Großen und Ganzen schnell erklärt. Aus der Straßenbahn raus, ein paar 
Meter zu Fuß in Richtung Stadion. Von außen für mich ein schlichtes Gebäude. Je nachdem, von welcher Himmelsrichtung man an das Bauwerk herantritt, würde man nicht auf den ersten Blick ein Fußballstadion erkennen.

20 Meter weiter der Bus der Gästemannschaft. Man merkt auch hier, dass obwohl St. Pauli ein Stadtteil Hamburgs ist, hier die Rivalität beider Mannschaften nicht besteht.

Danach folgt für mich immer etwas Besonderes: der Gang, die Stufen zum Stadion, hoch in den Innenbereich und den Blick auf den grünen Teppich. Egal welches Stadion ich bisher besucht habe, das ist und bleibt immer ein Gänsehautmoment. Ein Moment, den man vor dem Fernseher nicht einmal ansatzweise erahnen kann.

Der Rasen des  Bremer Weserstadions inklusive Zuschauer
Gänsehaut, die man nur im Stadion erleben kann

Für den guten Zweck

Außerdem schöne Szenen an den Eingängen: Ultras in den Fußballstadien, stehen für viele Werte. Für vermummte Typen, die mit Vollblut hinter ihrer Mannschaft stehen und in den Kurven für Stimmung sorgen. In Bremen sammeln die Ultras unter dem Motto „Vereint für Bremen“ Geld für 
soziale Projekte. In diesem Fall für das Tierheim in Bergdorf, das vermehrt Haustiere aufnehmen muss, welche während des Corona-Lockdowns angeschafft wurden. Hut ab. Eine geile Aktion für die 
man gerne auch mal einen Euro locker macht. Aber nun weiter an den Getränkestand.

„Ein Bier, ein Würstchen…“ nicht nur ein berühmter Spruch von Bud Spencer und Terence Hill, sondern auch bei Johannes und mir. Für Nadine, die coronabedingt auf ihren Glühwein verzichten musste, gab es nur ein erfrischendes Bier. Ich denke, das hat der Euphorie vor dem Spiel auch keinen Abbruch geleistet. Noch schnell einen Tipp abgeben und schon geht’s in Richtung Sitzplätze. 

3 Freunde mit Bier in der Hand, die sich auf das Spiel freuen
Neulich am Getränkestand…

Atemberaubende Stimmung

Man sollte meinen, das Warmschießen vor dem Spiel ist nichts Besonderes. Falsch. In Bremen beginnt hier der Appell, die Mannschaft richtig heiß auf das Spiel zu machen. 

Die Fangesänge so dominant, dass man als Fan im Oberrang 
kaum sein eigenes Wort versteht Die ersten Bengalos werden gezündet. 
Das komplette Spiel über, und das muss ich leider als Auswärtiger zugeben, war die Stimmung sensationell. Nur gegen Ende des Spiels musste ich kurz weghören. Nachdem beide Fanparteien ihre 
Liebe zum HSV in lauten Gegengesängen offenbarten. Aber so ist das im Fußball. Rivalität und Derbys gehören dazu und machen diesen Sport auch ein Stück weit interessant.

„Gegen Mannschaften des oberen Drittels spielen wir immer gut.“

Ein Satz, mit dem Nadine uns ihre Mannschaft beschreibt. Kurz vor Anpfiff, werden traditionell die Namen der Spieler um mich herum, schallend und mit purer Leidenschaft durch das Stadion gebrüllt. 

Dann wird es Grün auf den Rängen. Jeder Fan, der einen Schal dabei hat  stemmt diesen in die Luft und die Vereinshymne wird angestimmt. Eine Leidenschaft, die jeder Fußballfanatiker in seinem Stadion, auf die gleiche Weise zelebriert.

Nun rollt der Ball. Bremen zeigt eine gute Anfangsphase und erzielt sogar durch den Handballer Marco Friedl das erste Tor. Kurz ist zu erahnen, welche Euphorie bei einem regulären Tor aufgekommen wäre. Leider geht eine spannende Zweitligapartie torlos in die Halbzeit. 

Die zweiten 45 Minuten können zu diesem Zeitpunkt nur gutes versprechen.
Bremen hat eine starke Halbzeit gespielt und dem Tabellenführer Paroli geboten. Ein Indiz dafür, dass die 2. Bundesliga diese Saison ein starkes Niveau aufweist und Bremen zu Unrecht im Tabellenmittelfeld verweilt.

Keine Tore für mich 

Halbzeit steht bei den meisten für eine schnelle Toilettenpause und den 
Biernachschub. Manche opfern dafür die letzten Minuten der ersten Hälfte, manche die ersten Minuten der zweiten und viele Adrenalinjunkies versuchen beides in der Zeit zu bewerkstelligen. Nun weiß ich auch warum die DFL die Pause von 15 auf 30 Minuten erhöhen möchte. 
Aber, wie in viele Stadien, kann man den Torjubel der Heim Mannschaft nicht überhören. So auch in meinem Fall. Bremen erzielt in Person von Marvin Duksch das erste Tor. Doch da ein Gegentor bekanntlich wach rütteln kann, drehte sich langsam die Partie und der 1. FC St. Pauli kam immer mehr ins Spiel.

Die Hamburger sind am Drücker und kurz darauf fiel der Ausgleichstreffer. Ein Ergebnis, mit dem zu diesem Zeitpunkt nur einer im Stadion leben kann. Leider blieb mir auch dieses Tor verwehrt, da sich einer um den Biernachschub kümmern musste. Von nun an ist es ein ausgeglichenes Spiel, bis in die letzten Minuten hinein. 

Anzeigetafel mit dem Endergebnis 1:1
Ein Ergebnis mit dem jeder leben kann

Die ersten Fans um mich herum verlassen schon das Stadion, wir trinken unser Kaltgetränk langsam leer, bis dann doch noch einmal ein Torschrei durchs Stadion hallt. Doch leider nicht der der Bremer. 1: 2!! Einige Fans der Heimmannschaft schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Doch glücklicherweise meldet sich, der bei vielen verhasste, doch in der jetzigen Situation geliebte Videoschiedsrichter. Das Tor wird annulliert – Handspiel. Die Bremer werden nicht um ihren hart erarbeiteten Lohn gebracht. 
Nach Abpfiff steht ein verdientes Unterschieden auf der Anzeigetafel. Kleiner interessanter Funfact, den ich nach dem Spiel lesen konnte: St. Pauli konnte im Weserstadion im Profifußball noch nie 
gewinnen und das bleibt für heute auch so.

Fazit

Es wird nicht unser Letzter Besuch gewesen sein. Wir haben neue Bekannte und viele Emotionen kennenlernen dürfen. Ein Stadion mit viel Tradition und Emotionen. Außerdem hoffen ich, auch mal ein Tor live im 
Stadion sehen zu können, gerne auch direkt aus der Kurve. 
Ein dickes Dankeschön an Nadine für die Organisation der Karten und dass du uns begleitet hast.

Ja Freunde des guten Fußballgeschmacks. Es ist passiert. Ich war wirklich mit einem HSV Fan im Weserstadion. Aber es wurde schon alles gesagt. Es war ein toller Tag mit reichlich Bier und schönen Erinnerungen. Wir sehen uns morgen in Nürnberg. Wenn auch du Lust hast, einen Gastbeitrag über das morgige Spiel zu schreiben, melde dich! Danke Philipp für deine Zeit und deinen Mut mit ins schönste Stadion der Welt zu kommen!😉

Auf ein Spiel!

Vielen Dank für die Blumen!

Nach über 18 Monaten bin ich zurück in der Gästekurve. Der heutige Gegner – die Lilien. Eine kleine Achterbahnfahrt der Gefühle. Alle einsteigen bitte! Es geht wieder los und darüber bin ich überglücklich. Aus der Sicht eines Fans – auf ein Spiel!

5 Freunde mit Fankleidung
Fünf Freunde für 3 Punkte

So good to be back

Es hat so lange gedauert. Mein letztes Spiel war das Pokal-Aus in Frankfurt 2019. Jetzt schreiben wir das Jahr 2021 und Geschichte. Der SVW findet sich in der Zweiten Bundesliga wieder. Der stärksten 2. Liga aller Zeiten. Absolute Premiere für mich. Jetzt will ich nur noch ins Auto und los Richtung Darmstadt. Die Stimmung ist gut und das Hauptthema natürlich – Fußball! Am Parkplatz angekommen, verrät uns der Security Mitarbeiter noch seinen Tipp. „3:1 für Werder sage ich.“ Immer wenn ich sowas in der Vergangenheit gehört habe, gingen die Spiele genau andersrum aus. Ich habe also kein gutes Gefühl. Beim Spaziergang über Schrebergärten und einem Kletterpark quer durch den Wald, blitzt es hervor – das Merck-Stadion am Böllenfalltor.

Und wenn wir nun schon beim Stadionnamen sind, erzähle ich euch etwas ganz Besonderes über dieses Gebäude und seinen Namen.

Die ganz große Geste

Ich habe schon oft von Gänsehaut-Momenten geschrieben. Aber ich hatte selten Gänsehaut beim Schreiben. Das ist jetzt der Fall.

Ein kleines Stadion, ein gemütlicher Stand, der nach Bratwurst riecht und seine Gäste mit Kaltgetränken versorgt. Man läuft die Betontreppen wieder hoch und das Spielfeld zeigt sich Stück für Stück in seiner vollen Pracht. Mein Blick schweift durchs Stadion. Ich gucke auf die Südtribüne oder besser gesagt, auf die „Jonathan-Heimes-Tribüne“. Das ist Fußball – Magie, die mich verzaubert. Aber lest selbst.

Die Jonathan Heimes Südtribüne des Stadions.
Die „Jonathan-Heimes-Tribüne“

2016/2017. Nicht nur einer unserer Legenden ist zu der Zeit Trainer bei den Lilien, der SV Darmstadt 98 spielt in diesem Jahr (vorerst zum letzten Mal) in der Ersten Bundesliga. Die Besonderheit: Das Stadion benennt für diese eine Saison Ihr Heimstätte in „Jonathan-Heimes-Stadion“ um. Die Rede ist von einem Jungen, der sich so viele Male ins Leben zurückgekämpft hat.

Der Krebs hat es ihm nicht leicht gemacht, aber Jonathan schöpfte immer wieder neuen Mut und immer wieder neue Kraft. Er besiegte den Krebs, er kam zurück und so ging das über viele Jahre. Irgendwann fing Jonathan an, blaue Bändchen „am Bölle“ mit der Aufschrift seines Lebensmottos „DU MUSST KÄMPFEN“ zu verkaufen. Der Erlös soll krebskranken Kindern helfen und neuen Mut schenken.

Bis 2014 kamen über 100.00 Euro zusammen. Auch wenn es für den Fußballverein lange Zeit richtig schlecht lief, schaffte es Jonathan, die Mannschaft zu erreichen und brachte die nötige Portion Kampfgeist zurück in die Spieler. Er wurde Teil des Teams und trug zum Erfolg bei. Die Lilien steigen sogar in die Erste Bundesliga auf. Das ist ein wahres Fußballmärchen.

Eine Geschichte, die unter die Haut geht und mir zeigt, dass Fußball so viel mehr sein kann. Am 08.03.2016 verstarb Jonathan Heimes. Die Geschichte aber wird bestehen bleiben und weiterleben. Allein mit diesem einen Blick zur Südtribüne, die seinen Namen trägt. Ruhe in Frieden Jonathan.

Dieser Großartige Artikel hält noch viele weitere und ausführlichere Infos bei Interesse bereit.

One more thing

Aber Darmstadt hat noch eine weitere Besonderheit. Die Hymne läuft nicht nur als Ton ab, sondern liefert auch auf der Anzeigetafel ein Video in Gebärdensprache. Ich frage mich zu dem Zeitpunkt, welche Torhymne die Lilien wohl haben. Ich sollte an dem Spieltag viele Male aufgeklärt werden.

Auf der Anzeigetafel das Bild zum Ton

Ein Zeichen oder Unsinn?

Aus meiner Jackentasche, fällt ein uralter Schnipsel auf den Boden. Da ich meinen Müll nicht liegen lasse, hebe ich ihn auf und bemerke, dass es ein Glückskeks-Spruch ist. Ihr könnt sehen, was auf ihm draufsteht. Vor Anpfiff – das muss doch ein gutes Zeichen sein, oder nicht?

Auf dem Bild sieht man Den Glückskeks-Spruch mit der Aufschrift: "Keine Angst, Sie sind zur Zeit unangreifbar."
Nur für wen galt dieser Spruch?

Am Getränkestand fällt meine Wahl auf einen hessischen Klassiker – den „Äppler“. Ich stoße auf 90 Minuten LIVE-Fußball mit Freunden an – und es geht los.

Eigentlich alles wie immer…

Werder findet an diesem Tag überhaupt nicht ins Spiel. Pässe kommen nicht an, das Miteinander ist nicht harmonisch und das spiegelt sich auch in der Gesamtleistung wider. Kurz vor der Pause trifft der Darmstädter Kapitän und die Gastgeber führen zur Pause mit 1 : 0. Das war ein Dämpfer. Zumindest weiß ich nun, dass die Torhymne dieselbe ist, wie die schon zu Beginn gehörte Stadionhymne. Noch war aber nichts verloren. Wir haben schließlich noch 45 Minuten Zeit, um das. Spiel zu drehen.

Nach der Halbzeit gehen die Grün-Weißen deutlich agiler und motivierter nach vorne. Aber kein Torschuss geht ins Netz. Es ist der Wurm drin – und dann passiert nach einiger Zeit das, was man mittlerweile von Werder kennt. Sie lassen sich fallen. Die Elf bricht wie ein Kartenhaus in sich zusammen und macht es dem Gegner leicht. So trifft Luca Pfeiffer in der 65. und in der 71. Minute und es steht 3 : 0. ENDSTAND. Der langersehnte Jubelschrei bleibt aus und ich bin mehr als enttäuscht. Was dafür bleibt ist ein Ohrwurm.

Man sieht zwei Freunde auf dem Bild in Fankleidung des SVW
Gute Freunde kann niemand trennen

Aber noch etwas bleibt. Die Umarmungen, die Emotionen vor dem Spiel. Die Freundschaften. Die Gesichter, die man so lange nicht gesehen hat und dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Menschen.

Viele sieht man zum ersten Mal nicht über Social Media. Man kommt zusammen und teilt alles miteinander. Leid, Freude und Pommes. Es ist schön, dass es immer einen Ort gibt, an dem man sich auswärts wiedersieht. Nach all der Zeit. Die Welt hat sich verändert, aber wir haben es nicht.

Zu sehen sind zwei Freunde in Werder Fankleidung
Bielefeld oder Würzburg – Hauptsache Werder!

Ich glaube nicht an Glückskeks-Sprüche.

Wir sehen uns beim nächsten Heimspiel gegen St. Pauli im Bremer Weserstadion.

Aufruhr im Ball-Affen-Land

Gesagt, getan: Der Blog wird aufgrund der Pandemie nun etwas anders gestaltet. „Auf ein Spiel“ ist nicht wirklich möglich, dennoch möchte ich aktuelle Themen behandeln, die mich bewegen. Heute ist es die Stimmung der Fans und die Situation um unseren geliebten SVW. 

Und früher war doch immer alles besser…

Die Stimmung ist im Keller. Wir leben seit Monaten in einer Pandemie, sind eingeschränkt, können nicht ins Stadion und unser Verein spielt (nicht selten) 90 Minuten desaströsen Fußball. Das sorgt für viel Unmut und für Mitteilungsbedarf auf etlichen Social-Media Kanälen. Jetzt gebe ich meinen Senf dazu, um vielleicht den ein oder anderen Fan zum Nachdenken anzuregen.

Die Seiten einer Medaille

Denken wir noch einmal an das Union-Spiel. Auch ich habe mir meinen Teil nach Abpfiff gedacht. Werder hatte an diesem Tag schlechten Fußball gespielt. Ich hinterfrage viele Aufstellungen, Einwechslungen, Verletzungen und Spieltaktiken. Bei den Spielen zuvor gab es noch Lichtblicke und gute Momente – gegen die Jungs aus Köpenick sahen wir eher schlecht aus.

Keine glanzvollen Augenblicke. Einfach nur schlechter Fußball. Das sehe ich und ich haue nicht in die Tasten, um alles schön zu reden. Ich möchte euch stattdessen auf eine ganz andere Sicht einladen.

Seit ich diesen Blog schreibe, versuche ich immer zwei Seiten zu sehen. Nicht nur die schlechte Leistung. Stattdessen- nein, zusätzlich – der Blick von oben; aufs Große Ganze. Die vielen Kleinigkeiten und Einzelteile, die am Ende das Gesamtbild ergeben.

Welcome to the other side

Vorweg hole ich euch ab auf (m)eine Perspektive und erzähle euch eine kleine Anekdote.

Ein Mann sitzt in einer U-Bahn. Er hatte einen anstrengenden Tag und ist genervt. An der nächsten Haltestelle steigt ein weiterer männlicher Fahrgast mit seinen beiden Kindern ein. Die Kinder tollen umher und spielen laut. Einige Zeit lässt der gereizte Mann sich das gefallen. Momente später wird es ihm zu bunt und er spricht den Vater der Kinder daraufhin mit strengem Ton an: „Können Sie bitte Ihre Kinder zurechtweisen und in Zukunft besser auf Ihre Erziehung achten?“

Daraufhin entgegnet der Vater dem Fahrgast: „Es tut mir leid, ich werde besser darauf achten. Nur wissen Sie, wir kommen gerade vom Krankenhaus und Ihre Mutter ist gerade gestorben. Die Kinder wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.“

Die Geschichte ist krass. Doch sie vermittelt, dass es auf die Perspektive ankommt. Dass es auf den ersten Blick nicht immer so ist, wie es scheint. Dass wir eine Situation mit all ihren Konsequenzen nicht anhand eines Augenblicks beurteilen und bewerten sollten. Jetzt mal abgesehen vom Fußball, das machen wir auch verdammt häufig im Alltag, oder? 

Noch eine weitere Anekdote, nun aus meinem persönlichem Nähkästchen. 

Ich habe viele Jahre Tischfußball gespielt. Zwei Mal die Woche trainiert. Und am Wochenende ging es um die Wurst. Anfangs Turniere, später dann Liga-Spiele.

Da ging es schon härter zur Sache. Ständig hatte ich den Druck, irgendjemanden etwas zu beweisen. Ich wollte stets 110% zeigen. Mir begegneten die arrogantesten Männer am Tisch. Solch einer war an jenem Tag mein Gegner.

Meine Mission: Zeigen, dass auch Frauen – dass ich – beim Kickern etwas auf dem Kasten habe. Es ging los – und zack lag ich hinten. Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte so gut trainiert, es muss jetzt doch klappen?! Da kam auch schon der nächste Gegentreffer, er grinste hämisch. Das Grinsen könnte ich heute noch phantombild-getreu nachzeichnen. Ich werde es nie vergessen.

Das letzte Tor erzielte er mit dem Knie. MIT DEM KNIE! Das Spiel war aus und ich verlor mit nur zwei eigenen Treffern. Ich war frustriert. Genervt. Kurz davor, das Kickern an den Nagel zu hängen. Heute lache ich über diese Geschichte.

Der Mann der mir damals das professionelle Kickern beigebracht hat, kam zu mir und erklärte, dass alles nur in meinem Kopf abgelaufen ist. Ich hatte mir zu viel Druck gemacht und meine eigentliche Leidenschaft total hintenangestellt.

Ich hab mich selbst so unter Druck gesetzt, dass all die Kreativität, Spontanität und Leichtigkeit – die ich mir antrainiert habe – verflogen war. Am Tisch, in meinem Leben.

Jetzt wieder zurück zum Fußball.

Wenn du bei den vorangegangenen Geschichten nun Parallelen ziehen oder Verständnis aufbringen kannst, gehe ich jetzt noch einen Schritt weiter.

Anmerkung: die folgenden Kommentare sind aus den sozialen Netzwerken. Getreu dem Datenschutz bleiben die Verfasser der jeweiligen Kommentare anonym.

„Wann schmeißt ihr diese beiden Pfeifenheinis endlich raus“

„Ich fasse es nicht. Offensichtlich will man sich in die zweite Liga sparen. Wann werden diese 3 Deppen endlich rausgeworfen?! (…)“

 „Und dann ist ja noch der andere 12 Mio. Versager“

„Glauben die eigentlich den Scheiß selber, den sie da erzählen?“

„So wie ihr drauf seid, gibt’s nix zu gewinnen. Macht die Augen auf es geht wieder ab nach unten „Schämt euch“

„Diese Mannschaft einfach nur peinlich. Und für diese Leistung und Aufstellung ist ja nach Aussage vieler nicht Kohfeldt schuld… Da frage ich mich doch glatt, wer dann? Wieder einmal bislang nur eine peinliche Vorstellung.“

„Es ist so traurig, was aus diesem Verein geworden ist.“

Die Nerven liegen blank

Die Frage sollte lauten: Was ist aus uns geworden? Aus uns Fans? Aus uns Menschen?

Habt ihr in letzter Zeit bemerkt, dass die Zündschnur bei euren Mitmenschen ganz schön kurz geworden ist? Man fragt etwas an der Theke im Supermarkt nach, schon brüllt jemand von hinten „HINTEN ANSTELLEN FRÄULEIN!“

Bei allen scheinen die Nerven blank zu liegen. Und so spricht noch schneller Wut und Frust aus den Menschen. Vielleicht, weil sie nicht nachdenken. Oder, weil sie einfach jede Gelegenheit nutzen, um ihrem Frust etwas Luft zu machen. 

Und dabei hat Werder Bremen, meiner Meinung nach, vor allem ein Mentalitätsproblem. Also agieren wir momentan richtig schön kontraproduktiv. Ganz nach dem Motto: „Sie haben eine Nussallergie? Möchten Sie noch etwas von der Walnusstorte?“

Jahrelang hatten wir Schwierigkeiten damit, aus der Mannschaft ein Team zu formen. Dazu kamen viele Verletzungen. In dieser Zeit haben andere Vereine, wie Köln und Freiburg, Europa gespielt.

Keiner kann sagen, die hatten bessere finanzielle Mittel als wir. Jetzt ist Union der lebende Beweis dafür. Man kann auch aus wenigen Mitteln viel erreichen, wenn das Mindset stimmt. Und das ist mit eurem so oft geforderten Trainerwechsel übrigens auch nicht immer gleich getan. 

Mein Abschlussplädoyer

Wissen wir wirklich ALLES? Ich meine, WIRKLICH alles? 

NEIN! Ist bei euch im Familienkreis schon mal etwas dazwischengekommen? Warst du dadurch vielleicht abgelenkt? Hast du dadurch schlechtere Arbeit abgeliefert und warst froh, dass dein Chef Verständnis dafür hatte?

Hast du dir schon mal voreilig eine Meinung gebildet? Jemandem Unrecht getan? 

Hast du dich auch schon einmal unter Druck gesetzt und gerade dann wollte es erst recht nicht gelingen?

Hast du dann auch komplett vergessen, warum du das tust was du tust?

Macht ein Job noch Spaß, wenn du deiner Firma beim Weg in die Insolvenz zusiehst und weißt, du trägst gerade einen Teil dazu bei? 

Wir urteilen sehr schnell vor dem Fernseher, schreiben unsere Hasskommentare und verbreiten dadurch eine noch schlechtere Energie.

Ich kann mir zudem nicht vorstellen, dass einer der Spieler nach einer Niederlage in die Kabine geht und sagt: „Heute haben wir endlich mal wieder verloren, Gott tut das gut!“ Meint ihr nicht, die Spieler ärgern sich schon genug und brauchen jetzt alles nur nicht solche Kommentare?

Wo ist denn da unsere Mentalität/Menschlichkeit geblieben?

Und jetzt mal Butter bei die Fische!

Ich möchte kein Gegenargument akzeptieren, das mit der Kohle zu tun hat. Ja, die Jungs spielen in der Profiliga und bekommen eine mehr als gute Bezahlung. Aber auch diese Jungs befinden sich in einer Pandemie. Haben Familie und müssen einiges unter einen Hut bekommen.

Zudem fehlen die Fans im Stadion mit ihrem Gesang und der Motivation. Nun bleibt nur noch die Stimme auf Social Media und die ist, wie ihr bereits gelesen habt, nicht selten ein Armutszeugnis. Zudem geht es hier immer noch um Menschen!

Es steht uns nicht zu, so über Menschen zu urteilen.

Back to the roots!

Wenn ich also dazu aufrufen darf – MACHT JETZT ENDLICH DAS BESTE DRAUS!

Alles unter dem Motto – WELCOME TO THE OTHER SIDE!

Das soll nicht nur für den Fußball gelten, sondern auch für jede Alltagssituation. Mehr Respekt – und wenn wir schon nicht im Stadion sein können, dann lasst uns gemeinsam die Mannschaft anfeuern. Vor dem TV, im Netz, in den sozialen Medien. Und gerade letztere sind ein Kanal, der auch die Spieler erreichen kann. Aber dann doch bitte positiv, motivierend und als „12. Mann“. 

Ob Fangesänge im Status, in den Kommentaren oder in den Stories. Gebt alles! Nicht Euren Hass – sondern eure Liebe zum Fußball, zu Werder Bremen. Für den Klassenerhalt und endlich wieder gute Stimmung an der Weser.

Alles geben für den SVW.

Der Akzep-Tanz

2020. Wir hatten uns so auf ein „neues Jahrzehnt“ gefreut. Was wir bekommen haben, entsprach nicht unseren Vorstellungen – privat und auf dem Rasen. Ihr bekommt den Rückblick aus meiner Sicht. Aus der Sicht eines Fans – Auf ein Spiel!

Wie ich es vermisse…

Gott sei Dank war ich noch in Augsburg und in Frankfurt, bevor die Tore für Fans endgültig geschlossen wurden. Wenn ich jetzt an dieses Gefühl denke, wie es ist, in der Kurve zu stehen, zu klatschen, zu singen, sich zu freuen und sich in den Armen zu liegen. Es brennt in meinem Herzen. Kaum vorstellbar, wie sich das angefühlt hat. Ich weiß jetzt noch ein Stück mehr, wie wichtig Fußball für mich ist. Es ist nicht nur das Spiel an sich. Es sind die Fans, das Gefühl, der Zusammenhalt. Die Stimmung. Mein Ventil, mal den Alltag hinter mir zu lassen. Wut, Freude, Enttäuschung, Begeisterung – es fehlt mir. Desto dankbarer bin ich, noch auf diesen beiden Auswärtsfahrten dabei gewesen zu sein. Vor dem TV zu hocken, zu meckern – das ist vielleicht nett, aber kein Dauerzustand. Ich guck mir lieber nochmal die Niederlage in Frankfurt im Stadion an, als 3 Siege vor dem TV.

Nadine steht vor einem Bild auf dem das Weserstadion in schwarz/weiß abgebildet ist.
Das Weserstadion nur auf Leinwand und TV

Und haben wir überhaupt 3 Siege im TV gesehen? Ich sag es euch ganz ehrlich, Freunde des guten Fußballgeschmacks: Die letzte Saison war zum Vergessen. Wir haben uns Gott sei Dank noch einmal aufgerafft und die Relegation überstanden. Hier könnt ihr das ganze Spektakel auch noch einmal nachlesen.

Die aktuelle Situation bei Werder scheint wieder kritisch. Gegen Bayern haben sie alles reingeworfen. Dieses Spiel hat mir gezeigt, dass ganz tief in den Jungs noch die Kunst des Balls steckt. Aber es gab auch andere Spiele. Spiele bei denen ich überlegt habe, den Fernseher auszumachen. Kennt ihr diese Szenen in Filmen, wenn irgendwas wirklich Schlimmes zu sehen ist? Ja, da hätte ich auch gern die Augen zugemacht. Aber es war ja schließlich der SVW, der da auf der Mattscheibe lief. Den kann man nicht im Stich lassen. Mit verwirrenden Hasstiraden im Netz helfen wir unserem SVW nicht. Das Spiel gegen Hannover 96 im Pokal lässt wieder hoffen. Und ich hoffe auch, dass Kohfeldt vermehrt auf eine jüngere Startelf ohne Japaner setzt! 🙂

Es war nicht alles schlecht

Zum Ende des Jahres setze ich mich noch einmal hin und bringe auf Papier, was das Jahr so mit sich gebracht hat. Dann bemerke ich meist, dass nicht alles schlecht war. Ich habe viele Menschen in meinem Freundeskreis die das Jahr immer mit „das Jahr war so scheiße, hoffentlich wird das nächste besser“ abschließen. Ich gucke mir lieber was von den Norwegern ab. Dort sagt man auch nicht „Frohes Neues“ beim Jahreswechsel. Hier heißt es „takk for den gamle“ zu Deutsch „Danke für das vergangene Jahr“. Die Norweger Art ist für mich die eindeutig schönere Version. Probiert es mal aus und schreibt Monat für Monat auf, was besonders war. Es ist nicht nur eine Reise durch die Zeit, es beendet das Jahr positiv.

Außerhalb der 90 Minuten

Und so habe ich auch wundervolle Momente gehabt. Ich predige seit Beginn an, dass Freundschaften für mich den Fußball tragen. Ich habe dieses Jahr einige Freundschaften verloren, aber ich habe zugleich neue Türen aufgemacht. So bin ich über Pia gestolpert. Pia ist Werder-Fan und Dank Social Media eine wichtige und gute Freundin geworden. Wir ticken gleich, tauschen uns täglich aus – und das bei weitem nicht nur über Fußball. Danke für deine Freundschaft!

Aber auch Fußballtechnisch gab es schöne, positive Momente. So durfte ich im Oktober für ein Wochenende den Kanal auf Instagram von „UnserWerder“ übernehmen. Ich durfte für „FanOnStreet“ die Aktion „EM für Kids“ zu Ende bringen. In so viele leuchtende Augen habe ich noch nie gesehen. Zudem kamen über 700 Euro zusammen für die Spendenaktion, zu der ich aufgerufen habe, als das Spiel gegen die Bayern anstand. 700 Euro gingen mit „Breakfastgoals“ an die Kids für „Dein Ball für Namibia„. Hier konnten wir fast ein ganzes Jahr abdecken, in dem die Kids jeden Mittwoch ein Frühstück bekommen. Schaut gerne mal bei FanOnStreet vorbei, wenn auch ihr gutes tun wollt. Und Zack! So schlecht war dieses Jahr nicht, trotz Corona-Zeiten.

Der Tanz auf Distanz und der Ausblick

Corona. Wir müssen uns Alle an die Regeln halten, damit wir möglichst schnell wieder zur Normalität zurückkehren können. 15:30 Uhr in der Kurve. Warum ich diese Überschrift gewählt habe. Wir sitzen alle im selben Boot. Wir tanzen gerade den Akzep-Tanz, im Wechselschritt mit dem Dis-Tanz. Das kostet viel Kraft aber ich bin voller Hoffnung, dass wir uns wieder in der Kurve treffen.

Ihr dürft euch nächstes Jahr auf ein paar coole Sachen freuen. Was, wird noch nicht verraten. Der Blog geht auf jeden Fall etwas anders weiter, solange man nicht ins Stadion darf. Aber eine kleine Überraschung gibt es noch. Ihr erinnert euch noch an Michael? Ein gnadenloser Texter. Ich traf ihn das letzte Mal in Frankfurt. Ich bat ihn um einen Jahresabschluss auf seine Art. Und hier ist er, das Beste kommt zum Schluss!

Zwei Freunde in der Gästeliste in Werder Trikots
Und das ist Michi!

Viel Spaß dabei und macht das Beste aus dieser Zeit. Wir sehen uns wieder im neuen Jahr – Auf ein Spiel! (Auch wenn es anders wird). Rutscht gut rein!

Der Jahresabschluss von Michael Merfort

2020 da ist ein Ende in SICHT – 
da war mehr als dieses Virus von dem jeder grad SPRICHT.
Und bevor das neue Jahr nun endlich ANBRICHT – wird es Zeit für den meinen Grün – Weißen JAHRESBERICHT. 

Mehr Wagen und mehr Winnen – neuer Mut das FUNDAMENT – Auswärtssieg – der Neuanfang – ein erster AUFWÄRTSTREND –
Der Erfolg bleibt aus, graue Maus  keine Schimmer hoch am FIRMAMENT – der Abstiegskampf ist angekommen- in den Köpfen OMNIPRÄSENT.

Da ist keine Hoffnung mehr – sag mal wars das SCHON? Folgt nur Tage später eine Antwort – mit der POKALSENSATION. Nächste Runde , Finale in Berlin  vor vielen MILLIONEN – grauer Alltag- Wochenende 0:2- Eisern UNION.

Ein Virus stoppt den Ball und hält kurz darauf die ganze Welt AN –  im Stadion wirds still und es folgt ein neuer ANFANG. Am Tabellenplatz sollte sich erstmal nichts mehr ÄNDERN – „Wir glauben dran“ das Finale lief auf allen großen SENDERN.

Spieler sind Menschen und werden zu LEGENDEN – Da prangten schon so viele große Namen auf den HEMDEN –  Gracias Claudio, Zeit deine Karriere zu BEENDEN – schwelge in Erinnerung ,  die Schale in den HÄNDEN. 

Man darf ja wohl noch TRÄUMEN  – das eSports Team holt das Ding auf 16 zu NEUN.

Und während die ganze Welt lüftet und hält Abstand DAZU – bleibt bei uns wohl wieder das Transferfenster ZU.

Das Wunder von der Weser – Reloaded! Part I

Diese Saison ist anders. Corona hat uns verboten ins Stadion zu gehen. Seit Wochen gibt es nur Geisterspiele im TV. Auch wenn wir Fans nicht ins Stadion dürfen, halten wir erst recht die Fahne hoch, denn – Werder bangt um den Klassenerhalt. Diesmal ist es so richtig ernst geworden. Nach dem Spiel gegen Köln habe ich mir mein MacBook geschnappt, um euch mitzunehmen auf eine Reise. Die Reise als Fan vor dem Spiel, währenddessen und den Tag danach. Ein Beitrag ohne Fotos, dafür voll mit Worten von Herzen.                   Auf ein Spiel!

Der Tag davor

Es gibt wirklich viel zu erzählen. Ich weiß noch nicht genau in welche Richtung dieser Beitrag gehen soll. Er soll ehrlich werden und aus tiefstem Herzen sprechen. Viele halten mich für verrückt, wenn es um Fußball geht. Nach diesem Beitrag habt ihr vielleicht ein Bild davon, wie es ist, um die Relegation zu spielen – aus der Sicht eines Fans. 

Spulen wir die Uhr einfach um 36 h vor Anpfiff zurück. Das ich ein Musikmensch bin und viele Überschriften in meinen Beiträgen von Songs geklaut sind, wisst ihr, wenn ihr meinen Blog schon länger verfolgt. Ich hab fast immer Musik im Ohr. So wie auch an jenem Morgen vor dem letzten Spieltag. „Conquest of Paradies“. Der Abschiedssong von Henry Maske. Theatralisch? Kann ich! 

Was wäre, wenn..

Ich putze also meine Zähne. Der Song spielt im Hintergrund. Schonmal mit Gänsehaut Zähne geputzt? Das ist Abstiegskampf! Es ist soviel schief gelaufen diese Saison. Ich möchte mich nicht auf der Verletzungsphase ausruhen und alles damit erklären. Aber das Pech saß uns direkt im Nacken. Ich bin angespannt. In meinem Kopf spiele ich etliche Szenarien durch. Was ist, wenn wir gewinnen, Union Berlin gewinnt. Was ist wenn eines davon nicht zutrifft. Was, wenn wir absteigen? Wer geht, wer bleibt? Bleibt Kohfeldt? Oh, er muss bleiben! Ich glaube an ihn, an die Mannschaft. An das Wunder von der Weser. 

Ein nächster Song reißt mich aus meinem Gedankenchaos und ich komme wieder in der Realität an. Sie heißt Freitag – „los geh in die Arbeit, du kommst sonst zu spät!“

Klopf klopf, hier spricht das Wochenende

Viele Freunde rufen an. Sie drücken mir und dem SVW die Daumen. Ich realisiere, wie schnell eine Woche vorbei sein kann. Sonst wünscht man sich so sehr ein Wochenende herbei. Nun steht es vor der Tür und ich will es nicht. 

Meine Arbeitskollegen fühlen mit mir. Auch sie merken, hier ist jemand komisches erschienen. Wer bist du und was hast du mit Nadine gemacht? Der Tag geht wahnsinnig schnell vorbei und ehe ich mich versehe, liege ich im Bett. Ich liege lange wach. Die Gedanken kreisen. Schlafen kann ich nur schlecht.

Schlaflose Nacht

Der letzte Abstieg ist 40 Jahre her. Ich habe ihn nicht erlebt. Nach direktem Wiederaufstieg fingen die goldenen Werder-Jahre an. Aber können die nicht anfangen, ohne abzusteigen? Nach der Pressekonferenz gegen Mainz hat Florian so emotional reagiert, dass ich selbst schlucken musste. Ich bin seit Stunde Eins Fan von ihm. Für mich passt er zu Werder, wie die Remoulade ins Fischbrötchen. 

Genug nachgedacht, der Wecker klingelt und ich muss tatsächlich in die Arbeit. Ja, auch samstags. Mist! Aber wenn alles gut läuft, sehe ich die komplette 2. Halbzeit!

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Nadine. Mein Name. Er stammt aus dem Russischen und bedeutet Hoffnung.                                   Farbe der Hoffnung: Grün. Geboren am 18.09.90 in Bremen. Steckt doch tatsächlich das Gründungsjahr von Werder drin. Wenn das kein Zeichen ist?!

Je näher die Uhr auf 15:30 Uhr rückt, desto nervöser werde ich. Meine Nerven liegen blank. Die Würzburger Kickers siegen in der 3. Liga. Ich habe den kurzen Gedanken: „ Wenn die Kickers aufsteigen und Werder wirklich absteigen sollte, kann ich wenigstens zu Fuß ins Stadion gehen.“ Mein Trostpflaster. Es ist eine Achterbahnfahrt den Tag über. Mal denke ich mir wieder wie schön es wird, wenn heute alles für uns läuft, dann wieder so. Ich habe meine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle. 

16:00 Uhr – Feierabend. 

El Presidente. 

Diesen Materia-Song hab ich mir auf die Ohren gelegt. Ich lege den Sprint meines Lebens hin, um noch gemütlich die 2. Halbzeit gucken zu können. El Presidente. Der Fussball. Verbrannt. Der DFB schürt ein Feuer, wir tanzen um dieses herum und der Rest guckt zu, wie das Geld verbrennt. Erst vormittags hatte ich darüber eine Diskussion via Instagram. Viele haben nicht verstanden, was eigentlich im Hintergrund passiert. Vereine mit Tradition sind teilweise dem Untergang geweiht. Und das Schalke der nächste Verein sein kann, kündigt sich seit der letzten Saison und den letzten Spielen auch an.

„Yeah reite die Welle, verprass´die Million.

Bau dir einen Palast und bewach deinen Thron.

Sitzt auf deiner Zitadelle mit ´nem Fernglas aus Chrom.

Genieß deine Zeit bis zur Revolution.“

Wahre Worte von Materia. Vor kurzem habe ich erst Plakate in der Stadt hier in Würzburg von der Nürnberger Nordkurve gesehen, welche diese „Revolution“ fordern! Chapeau! Danke, dass ihr das startet!

Anpfiff – 90 Minuten Gefühlschaos

Flo, ein Arbeitskollege schickt mir den Spielstand durch. 1 : 0 Werder. Eine Minute später: 1 : 0 Union. Ich muss mich zurückhalten, ich bin mitten in der Stadt. Auf der wohl bekannten Mainbrücke erreicht mich dann wieder die Nachricht. Nun mit: 2 : 0 und danach gleich 3 : 0. Das wars. Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Morgen denk ich mir bestimmt wieder, dass ich schon einen Knall habe. Aber der Fußball macht das einfach mit mir. Auch wenn es wahrlich schlimmeres im Leben gibt. Jeder hat eben sein Laster. 

Das Beste (Spiel) kommt zum Schluss

Endlich kann ich das Spiel gucken. Den Spielstand kann ich immer noch nicht richtig fassen. Dann das 4 : 0. Den Frust der letzten Wochen schreie ich mir von der Seele. Mein Kater sucht das Weite und liegt den Rest des Spiels unter dem Bett. Kurz darauf das 5 : 0. Ist das alles gerade wirklich wahr? Union Berlin führt mittlerweile mit 2 : 0. Auf der Bremer Tribüne wird fleißig mit allen verfügbaren Mitteln, Stimmung gemacht und angefeuert.

So wird also mit einem Hammer gegen alles was da ist gehämmert. Und nach dem 5 : 1 folgt das 6 : 1.  Union Berlin führt zum Schluss mit 3 : 0. Das ist er. Der Anfang vom „Wunder von der Weser“. Es wird applaudiert. Nach Abpfiff geht Florian Kohfeldt vom Platz. Ich denke, der Moment sei ihm gegönnt. Im Hintergrund des Bremer Weserstadions (Name wurde bewusst gewählt) läuft die Union Berlin Hymne. DANKBAR gehen alle vom Platz. Danke Union Berlin, dass ihr das möglich gemacht habt.

Ein persönliches großes Danke geht an Ujah, der die Union in Führung brachte und das zweite Tor vorbereitete. #einmalwerderimmerwerder

Der Tag danach

Ausgeschlafen. Jetzt steht mir der Cursor gegenüber und ich verfasse die ersten Zeilen für meinen Blog. Ich bin noch immer überwältigt von diesem Spiel und kann nicht fassen, dass es einfach geklappt hat.  Es ist Beweis genug, dass im Fussball immer noch alles möglich ist, wenn man die Hoffnung nicht aufgibt. 

Auch im Leben ist jeden Tag immer noch alles drin. Zu oft stecken wir den Kopf in den Sand, geben zu schnell auf. Wenn uns mancher ein Wunder vorlebt, dann sollte es der lebende Beweis sein, es auch schaffen zu können. Jeder von uns. 

Auf die Grundeinstellung kommt es an

Warum können wir nicht von Grund auf darauf vertrauen? Viele haben mit mir diskutiert. Den SVW schlecht geredet. Am Ende haben wir gewonnen. Und die ganzen „Hass-Kommentare“ sind hinfällig. Ich kann diese Negativität nicht mehr hören. Ich möchte sie auch nicht mehr lesen. Ein Respektvolles Miteinander und der Umgang auf Augenhöhe bringen weit mehr als Eure Schwarzmalerei. Totgesagte leben länger! 

Wir gehen mit in die Relegation und erhöhen um 180 Minuten

Relegation. Nervenkitzel. Alles steht Kopf. Ist es verschobenes Glück oder die verschobene Niederlage? Wir haben momentan die Frist auf eine der beiden Komponente verlängert. Anfang Juli wissen wir mehr. Danach werde ich mich für einen letzten Blog Beitrag der Saison 2019/2020 melden. 

Überwältigt

Danke an unzählige Nachrichten, die mich immer von Freunden erreichen, mit dem der Kontakt oft nicht über ein paar Nachrichten im Jahr hinausgeht. Danke, dass ihr an mich und den SVW denkt. An Alle die mitgefiebert haben und sich für uns freuen! Wir sehen uns!

Auf ein Relegationsspiel! Wir glauben daran!

Homecoming

Es ist wieder an der Zeit in die Tasten zu hauen. Die Saison hat schon längst begonnen und ich bin endlich wieder in den Stadien der Republik unterwegs. Versprochen. Was so besonders an diesem Beitrag ist und warum ich ausgerechnet diesen Titel gewählt habe, erfahrt ihr hier. Endlich wieder: Auf ein Spiel.

Wenn aus Jahren eine Ewigkeit wird

Homecoming. Dieses Event stammt aus den USA und wird gegen Ende September/Anfang Oktober ausgetragen. Es steht für ein Wiedersehen der Highschool Absolventen. Und auf dieses Wiedersehen habe ich mich lange gefreut. Es ist mein erstes Auswärtsspiel diese Saison und ich treffe auf Menschen, die ich (verdammt) lange nicht mehr gesehen habe. Seit einem Jahr wohne ich nun schon im schönen Würzburg. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich hier in den Fanclub eintrete. Gesagt, getan. Zufälligerweise ist der Vorstand der Werder Warriors in Würzburg auch meine erste große Liebe gewesen. Soviel zu dem Satz: Man sieht sich immer 2x im Leben. Nach 10 Jahren sollten sich unsere Wege wieder kreuzen.

Jetzt aber auf zum Spiel. Auf dem Parkplatz am Würzburger Hauptbahnhof, warten Jendric und ich auf Patrick und Magnus. Es tut gut, wieder mal ein paar Grün-Weiße zu treffen. Ein seltener Anblick aber ein schöner.

Freunde die sich in den Armen liegen

Alles beim Alten

Mit Kaltgetränken im Gepäck und jeder Menge guter Laune steigen wir in den Bus. Und wer sich nach so langer Zeit wieder so umarmen kann, als wäre nie Zeit vergangen, der weiß, was wahre Freundschaft ist. Ein besonderer Moment. Auch, weil ich endlich die Mitglieder des Fanclubs kennenlerne. Auch wenn ich die Franken für Ihren Dialekt nicht gerade feiern kann, so schätze ich umso mehr ihren Humor und ihre Herzlichkeit. Ich werde in Empfang genommen, als würde ich schon immer dazugehören. Aus den Boxen ertönt unsere Hymne Lebenslang Grün-Weiß von den Original Deutschmachern. Sobald man mit einstimmt, ist eh alles andere vergessen. Heute holen wir uns endlich 3 Punkte. Keinen Zweifel. Der Weg nach FFM wird von tollen Gesprächen begleitet. Die gute Laune ist an ihrem Zenith. So bekommen wir auch immer wieder regelmäßig ein kleines Ständchen der Bamberger Jungs ins Ohr gegröhlt. Wie hab ich das vermisst.

Freunde und Anhänger des SV Werder Bremen

Eine kleine Sportliche Einlage

Noch ein kräftiger „Werder-Schluck“ (Waldmeister Likör) vor der Ankunft und los geht’s. Dieses Gefühl in einer fremden Stadt mit einem Werder Schal auszusteigen ist ungefähr so, als wenn du hungrige Löwen aus dem Käfig lässt. Die Zeit ist leider schon etwas fortgeschritten, somit legen wir noch einen kleinen Sprint vor der Commerzbank-Arena hin, um pünktlich in der Kurve zu stehen.

Vom Waldstadion zur Commerzbank-Arena in 10 Sätzen.

Seit dem Jahr 2005 trägt es nun diesen Namen. Eröffnet wurde es 1925. Den früheren Namen Waldstadion bekam es aufgrund seiner Lage in Frankfurt. 51.500 Zuschauer finden hier einen Platz um Fußball zu schauen. Mitte der 20er Jahre waren es noch knapp 35.000 Plätze. Gleich im Eröffnungsjahr fand hier das letzte Spiel um die deutsche Meisterschaft statt. Damals gewann der 1. FC Nürnberg mit 0:1 gegen den damaligen FSV Frankfurt. Nach dem 2. Weltkrieg nahmen Amerikanische Soldaten in beschlagnahm und benannten es „Victory Stadium“. Juli 1946 wurde es dann allerdings wieder für deutsche Sportliche Zwecke freigegeben. Unzählige Ereignisreiche Spiele und Veranstaltungen fanden seither statt.

Da wo ich sein will

Aber wieder zurück zu unserem Sportlichen Ereignis. Dem Sprint in das Stadion. Von außen hören wir schon die Mannschaftsaufstellung der Gastgeber. Klar, hier bin ich mal wieder Textsicher :-).

Zwei Freunde in Werder Trikot in der Gästekurve

Kontrolliert wird gleich Zweimal. Pünktlich zum Anpfiff stehen wir außer Atem aber glücklich in der Kurve. Nach dem Eintreffen der Ultras ist die Stimmung grandios. Es riecht nicht nur nach Fußball, es hört sich auch danach an. Und genau hier denke ich mir wieder, das ist meine Welt. Egal was wer sagt über mich, meinen Verein, meine Liebe zum SVW, egal wo ich gewohnt hab. Das war´s mir immer Wert. Immer und zu jeder Zeit.

Anzeigetafel mit der Aufschrift 2:1

90 Minuten Wahnsinn

In der 27. Minute schießt Klaassen den Führungstreffer. Jaaaaa! Zuvor hatte Maxi Eggestein in der 7. Minute den Pfosten erwischt, hier kam endlich die Befreiung. Die Bremer schlagen sich gut. Immer wieder hält uns Jiri Pavlenka den Rücken frei. Nach 45 Minuten pfeift der Schiri zur Halbzeit. Da treffe ich dann nach langer Zeit auch endlich wieder Michi. Von dem werdet ihr bald mehr zu hören bekommen. Ich expandiere :-). Lasst euch überraschen.

Zwei Freunde in der Gästeliste in Werder Trikots

Neue Helden braucht das Land (nicht)

Weiter geht’s. Verregnet ist vielleicht das Wetter aber nicht die Stimmung. Trotz der großen Verletzungsserie der Grün-Weißen machen sie wirklich das Beste draus. Nicht auszumalen was hier gehen würde, wenn wir diese nicht hätten. Aber es wäre nicht Werder, wenn etwas leicht wäre. Dieses Schicksal muss man akzeptieren. Auch, dass in der 88. Minute Silva die SGE in die Führung schießt. Verdammt, jetzt muss noch was passieren. Leider kommt so gar nichts mehr von den Bremern. Aber das Pech des einen ist das Glück des anderen. So bekommen wir in der 91. Minute einen Elfmeter zugesprochen. Ganz ohne VAR. Ich bin mächtig stolz auf den Schiri. Was man wohl gerade als kleinen Schmunzler verbucht, ist mittlerweile traurige Wahrheit. Willkommen im Jahr 2019 indem der VAR viele Spiele entschieden, viele Schiris verunsichert und Momente kaputt gemacht hat. Fußballgeschichte schreiben jetzt Helden hinter Computern und Kameras.

Anderes Thema.

Anzeigetafel der Commerzbank-Arena. Es steht 2:2

Das Beste zum Schluss

Milot Rashica steht am Elfmeterpunkt und kickt souverän das Runde in’s Eckige. Mein Jubel ist so groß, dass mein Handy aus der Jackentasche durch die komplette Kurve fliegt. Wir nehmen heute einen Punkt mit. Ich bin zufrieden. So geht es auch wieder in den Bus um die Heimfahrt anzutreten. Was für ein Spieltag. Ein fettes grinsen liegt auf meinen Lippen bevor mir die Augen zufallen und ich erst wieder aufwache als der Busfahrer sich für die Mitfahrer aus Würzburg bedankt. Ich habe zu danken, denke ich. Dankbarkeit, ein kostbares Gut. Unterschätzt liegt es viel zu tief vergraben in einigen Charakteren der heutigen Zeit. Apropos Zeit! Das ist der Beginn einer tollen neuen im Fanclub der Werder Würzburg Warriors. Ich freu mich riesig auf alles was noch kommt.

Auf ein Spiel!