Winter is coming….

Das ewige Spiel. Nicht um den eisernen Thron, sondern um 3 wichtige Punkte. Alles auf Sieg. Ich reiße den Kleiderschrank auf — schnappe mir meinen Schal, mein Trikot und mache mich mit meiner besseren Hälfte auf zum Würzburger Bahnhof. Wer das Spiel heute für sich entscheidet und ob der Wächter des Nordens auch im Süden seine Flagge hochhalten kann, könnt ihr hier nachlesen. Auf ein Spiel in Nürnberg. 

Revanche

Der RE steht bereit. Ein paar Werderaner steigen in das gleiche Abteil. Es fällt nie leichter, als bei einem Bier und einer Zugfahrt gen Stadion neue Kontakte zu knüpfen. Auch wenn es draußen kalt ist, sind wir heiß auf den Sieg. Immerhin ist nach der Hinrunde gegen die Nürnberger noch etwas offen. Zu guter Letzt hatten sie es tatsächlich im Bremer Weserstadion geschafft, in der letzten Minute den Ausgleich zu erzielen. Bitter. Aber es sollte dieses Mal alles anders werden. 

Fans des SVW auf dem Weg nach Nürnberg im RE
Road to Nürnberg

Auswärts daheim

Angekommen in Nürnberg. Ein Gleis weiter wartet ein großes Wiedersehen mit meinen Freunden aus München. GWM. Ein Meer voller Umarmungen. Kurze Zeit später machen wir uns auf den Weg ins Max-Morlock-Stadion. Aber wer war dieser Max Morlock eigentlich und was hat es mit dem Stadion auf sich?

4 Freunde aus dem Fanclub
Friendship never ends. GWM on tour

Geschichtlicher Hintergrund

Maximilian Morlock – geboren in den zwanziger Jahren in keiner anderen Stadt als Nürnberg. Mit 286 Treffern für den Club, verewigte sich der Nationalspieler damals in den 60ern zum Fußballer des Jahres. Auch einigen Fans wird er immer in Erinnerung bleiben, da er einer der großen Spieler war, der unermüdlichen Willen zeigte und die Geschichte des Fußballs auch mit seinem Kampfgeist prägte. Endlich mal ein Stadionname befreit von Werbung. 

Das ehemalige Frankenstadion wurde 1925 – 1928 erbaut. 50.000 Fans können hier einen guten Platz zum Feiern und grölen finden. 

1928 trug man hier sogar das Endspiel um die deutsche Meisterschaft aus. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. 1933 wurde der Platz in „Stadion der Hitlerjugend“ umbenannt. 1937 fand der Tag der Hitlerjugend dort statt. Später, in Mitte der 40er Jahren, wurde der Platz für Baseball Spiele der US-Armee verwendet. Der Fußball kehrte erst 1963 wieder zurück. Apropos zurück. Zurück zum Spiel.

Flagge vor der Nürnberger Nordkurve im Wind
Flagge zeigen in Nürnberg

Welcome to the Show

Ein ausgiebiger Spaziergang führt uns zur Gästekurve. Die Pommes am Stadion kann ich übrigens nicht empfehlen. Immerhin gibt es Glühwein. Vor den eigentlichen Plätzen noch der Hinweis: „Heute Choreo“. Da nehme ich einmal meinen Freund mit und er bekommt das volle Programm. Haltet mich für irre, aber das Betreten des Stadions ist magisch. Hier warten gleich 90 Minuten Wahnsinn auf alle. Platz eingefunden und kurze Zeit später stehe ich in einem Meer voller Grün-Weißen Fahnen. 

Ein Meer voller grün-weißen Fahnen in der Gästekurve
Ein Meer voller Fahnen

Das Spiel beginnt. Viel kann ich nicht berichten. Zu viele Fahnen versperren mir die Sicht. Die Stimmung war dennoch genial. Das Stadion ist bei weitem nicht ausverkauft. Viele Plätze der Gastgeber sind leer. Etwas leer waren auch die Versprechungen, die die Spieler vor der Partie machten. Nach 3 Punkten sieht die erste Halbzeit nicht aus. Es kann also nur besser werden. Ein bisschen Pyrotechnik ließ meine Stimmung erhellen und mich auch wieder aufwachen. 

 

Pyrotechnik ist kein Verbrechen

Hierzu mal mein klarer Standpunkt. Pyrotechnik ist kein Verbrechen! Auch wenn ich mich vielleicht ein wenig unbeliebt mache, ist es etwas, das man erleben muss. ERLEBEN – im Stadion — nicht vor der Mattscheibe. Nicht jeder muss es gut finden, aber jeder sollte sich mal diese Frage stellen: 

  1. Bin ich davon betroffen oder nehme ich Schaden?
  2. Bedroht es mich?

In vielen Foren lese ich häufig negatives über dieses Spektakel. Ich habe jedoch noch von keinem einzigen Fan in der Kurve gehört: „ Ah, schon wieder scheiß Pyro, ich geh lieber mal..“ Zumal jeder der einige Reihen zurück gehen möchte, Platz eingeräumt bekommt. Doch niemand hat sich (bei mir) je in der Kurve beschwert.

Protest und Unverständnis kommt von jenen, die auf den Rängen sitzen oder zuhause auf der Couch gemütlich ihr Bier schlürfen.

Wer fernab der Pyro sitzt und vom Rauch nicht betroffen ist, sollte – meiner Meinung nach – nicht mit in die Diskussion einsteigen. Sie haben weder die Wirkung, im Positiven wie im Negativen, nicht erlegt. Ganz allgemein gesprochen: Kaum jemand macht noch etwas zu 100%. Gefühlt schleicht sich eine „ein Pferd springt nur so Hoch wie es muss“-Mentalität ein. Man quält sich aus dem Bett, um den ganzen Tag auf der Arbeit zu sitzen. Flieht vom Job auf die sichere, warme Couch und lässt sich berieseln. Fiebert den Abenteuern anderer hinterher, statt selbst etwas zu wagen. Ach wie schön ist so ein Bier im Stadion auf einem gemütlichen Sitzplatz. (Sarkasmus) 

Grüner Nebel im Nürnberger Gästeblock
Schall und Rauch

Klarzustellen ist, dass ich mich klar gegen Böller oder Wurfgeschosse ausspreche. Erwähnenswert ist ebenso, dass sich der SVW kalte Pyrotechnik angesehen hat. Ernsthaft: Wer Schaden anrichten will, verletzten und zerstören – der hat im Stadion nichts zu suchen. Ob mit oder ohne Pyrotechnik. Ich sage euch: Die Menschen die in der Kurve stehen und ihr Herz aus der Kehle schreien, 2 Stunden vorher da sind, um ihr Zeug aufzubauen. Die Menschen, die Choreos planen, sich den Arsch abfrieren, die Fans und die Mannschaft anheizen und die kilometerweite Anreise auf sich nehmen – das sind wahre Fans. Heutzutage gehört jammern und sich aufregen zum Alltag. Man lässt sich gerne auf ein Gespräch ein, um seinen Ärger Luft zu machen. Eine Kultur des Unzufrieden seins. Anstatt Fußball zu gucken, wird verbal rumberserkert.

Lieber am Black Friday shoppen bis zum Umfallen Geld in Unternehmen blasen, ohne zu hinterfragen. Die, die sich über alles aufregen, sind am Ende die, die nichts tun, um die Welt besser zu machen. Stimmung gehört zum Spiel dazu. Pyro gehört zur Stimmung. Leben und leben lassen ist das Stichwort. Die Kurve ist für jene die Bock haben zu feiern. Es ist der Moshpit des Stadions – und niemand zwingt dich, das Konzert dort zu erleben.  

Hochmut kommt vor dem Fall

Die Grün-Weißen lassen uns lange warten aber dann, in der 63. Minute, trifft Jojo Eggestein zum 0 : 1. Bäm! Alle rasten aus. Eine Erlösung. Die Stimmung erreicht den Zenith und wir liegen uns in den Armen. Das Spielt nimmt endlich Fahrt auf. Leider ist es eine Fahrt nach Nirgendwo denn mal wieder erzielen die Nürnberger kurz vor Schluss den Ausgleich. Ich bin fassungslos. Das Spiel hätte man für sich entscheiden müssen. Ganz klar. Aber auch jetzt stehen wir zusammen hinter unserer Mannschaft. Anstatt mich aufzuregen, genieße ich die letzten Minuten in trauter Gesellschaft und denke mir: Leben und leben lassen. 

 

 

 

Der erste Gastbeitrag

Nicht nur in Leipzig zu Gast: Der erste Gastbeitrag

Richtig gelesen. Ein Gastbeitrag. Im Fokus – das letzte Auswärtsspiel der Hinrunde. Vielen Dank an dieser Stelle an Chris Böhm. Danke, dass du die Eindrücke aus deiner Sicht aufgeschrieben und geteilt hast. Das erste Mal gebe ich die Führung ab und überlasse die Feder ganz und gar jemand anderen. Auf ein Spiel aus anderer Sicht.

Und los… ab zu den roten Bullen

Ein letztes Mal für 2018 musste ich mich in aller Herrgottsfrühe aus der Koje quälen, ein letztes Mal zum Konterbier greifen, denn Freitagabende sind bekanntlich die besten Partystunden der Woche. Trotz Müdigkeit und nur durch Adrenalin und Vorfreude auf den heutigen Tag, schaffe ich es umgehend aus dem Bett. Es gibt kein anderes Ereignis, das mich vergleichbar schnell aus den Federn hüpfen lässt, wie ein Fußballspiel. Wahrscheinlich noch nicht mal die eigene Hochzeit. Aufstehen ist reine Kopfsache!

06:06 Uhr ging der Zug nach Leipzig. Der Grund meiner super frühen Anreise war, dass ich um 09:00 Uhr zum Frühshoppen im Leipziger Süden verabredet war. Pünktlich um 08:40 Uhr am Bahnhof wartete ich noch auf einen Kumpel, der aus Jena anreiste. Einen Wimpernschlag später, saßen wir in der Straßenbahn gen Leipziger Süden. Die Laune war schon wieder auf Höchststand. Das konnte nur ein geiler Tag werden!

Leipzig in History

Leipzig. Eine Stadt mit Tendenz zu 600.000 Einwohnern. Sie ist neben Dresden und Rostock wohl die bekannteste Metropole in den neuen Bundesländern. Besonders für junge Leute scheint sie eine enorme Anziehung zu besitzen. Mittlerweile zählt sie mehr als 40.000 Studierende. Geschichtlich hat die Stadt des Allerleis einiges auf dem Kerbholz. So fand vom 16.10.1813 bis 19.10.1813 die Völkerschlacht bei Leipzig statt. In dieser Schlacht kämpften preußische, russische, österreichische und schwedische Truppen gegen Napoleon Bonaparte und eben jene verbündete Truppen konnten Napoleon die entscheidende Niederlage zufügen, die ihn endgültig dazu zwang, sich aus Deutschland zurückziehen. Wahrscheinlich die größte Schlacht der Weltgeschichte bis Anfang des 20.Jahrhundert.

Fahne-des-RB-Leipzig
Der Wind weht heute von Norden!

Rasenballsport der beflügelt — oder nur eine Farce?

Apropos Geschichte — unser heutiger Gegner hat keine vergleichbar lange Vita. Am 19. Mai 2009 aus dem Boden gezogen, wie eine Wüstenstadt in den Emiraten oder ein WM-Stadion in Katar, spielt er seit der Saison 2016/17 in der 1. Bundesliga.

Wenn man sich die Gründung genauer anschaut, liegt es nahe, beträchtlich mit dem Kopf zu schütteln. Zunächst wurden Vereine wie die Fortuna aus Düsseldorf, der FC Sankt Pauli oder auch 1860 München gefragt, ob Sie Interesse an pushenden Investitionen hätten. Im Gegenzug sollte die Mehrheit von 50+1 Prozent bei Red Bull liegen sowie eine Änderung des Vereinsnamens, des Vereinswappens und der Vereinsfarben folgen. Alle 3 o.g. lehnten ab. Warum die 60er ablehnten und zwei Jahre später Herrn Ismaik 60% ihrer Anteile verkauften, bleibt wohl ihr Geheimnis.
Nachdem sich die drei größeren Vereine weigerten, ging Red Bull einige Etagen tiefer und klopfte zunächst beim FC Sachsen Leipzig an. Diesem Verein, der mittlerweile aufgelöst ist, ging es nach ausbleibenden Erfolgen wirtschaftlich sehr schlecht. Der Deal scheiterte damals nur, da der DFB aufgrund namensrechtlicher Unstimmigkeiten einschritt und eine zu große Einflussnahme von Seiten des Investors bestand. Da die Oberliga außerhalb des Zuständigkeitsbereiches des DFB liegt und ein von Leipzig umliegender Verein namens SSV Markranstädt der Übernahme zustimmte, wurde „Red Bull“ trotzdem gegründet. Nach 7 Jahren hatten sie damals bekanntlich den Durchmarsch aus der 5.Liga in die 1.Bundesliga geschafft. Doch die Namensproblematik bestand damals weiterhin. Laut DFB-Satzung ist eine Namensgebung zu Werbezwecken unzulässig, weshalb auf Red Bull Leipzig, Rasenballsport Leipzig folgte.

Beflügelte Reaktionen der Fans

Die Fans tobten und waren außer sich. Verständlich. Auf einmal kommt ein „unbekannter“ Club um die Ecke, der an der Brust einer großen Firma nuckelt und dank Geld einen derartigen Marsch durch mehrere Ligen nach oben hinlegte. Tradition? Fehlanzeige!
Und auch in den letzten Jahren gab es immer wieder fragwürdige Ereignisse. Zum Beispiel darf gefühlt keiner bis heute stimmberechtigtes Mitglied werden um bei etwaigen Mitgliederversammlungen ein Wörtchen mizureden. Die stimmberechtigten Mitglieder, 17 an der Zahl, entstammen ausschließlich der Führungsriege.

Auch das Hin – und Hergeschiebe von Spielern vom Tochterklub aus Salzburg nach Leipzig stand immer wieder in der Kritik. Besonders der Transfer des Spielers Nils Quaschner fällt mir spontan ein. Da dieser bereits für 2 Vereine in der Saison 15/16 spielte, entzog schlussendlich die FIFA ihm die Spielberechtigung. In Leipzig verstand man daraufhin die Welt nicht mehr. RB Leipzig. Ein Projekt, das größtenteils Marketingziele verfolgt und sein Image verbessern will. Schauen wir mal, ob Red Bull wirklich Flügel verleiht und der Club — ähnlich wie der arme Ikarus — etwas zu viel Auftrieb erfährt und schließlich unsanft „landet“.

Blick auf den Gästeblock in Leipzip
Zu Gast in Leipzig

Nun aber auf ins Stadion

Inzwischen haben wir die Stadiontore der Arena erreicht. Ein guter Stehplatz war schnell gefunden und nach einigen Schnackereien mit allen bekannten Gesichtern, lief auch schon Bibi Steinhaus ein. Im Schlepptau unsere 11 Goldfüßchen.

Zum Spiel will ich nicht viele Worte verlieren, denn wir haben wieder mal 90 Minuten lang guten Fußball gespielt und hatten durchaus die Chance in Führung zu gehen. Milot Rashica hatte die beste. Danach haben wir die Gastgeber zweimal eingeladen. Gerade beim 2. Tor (Timo Werner) nach viel zu kurzem „prallen lassen“ von Max Kruse in Richtung Jiri Pavlenka. Wieder einmal haben wir uns selbst um den Lohn unserer Arbeit gebracht. 2 : 0 im Zentralstadion. Das ist ein dickes Brett für die 2. Hälfte und das war jedem auf und am Rasen sichtlich bewusst.

Blick-auf-das-Spielfeld-in-Leipzig
Klare Sicht auf drei Punkte

Alles auf Sieg

Aber unser immenser Wille, unser Einsatz und unsere Leidenschaft brachten uns auch in Leipzig wieder zurück. 2 : 2! Glückwunsch an unseren jungen Joshua Sargent: 2. Torschuss in der Bundesliga, 2. Tor. Was für geile Tage für den Jungen!! Als dann 5 Minuten vor Schluss die ewige Legende Claudio Pizarro ins Spiel geworfen wurde, wusste jeder wohin der Hase rennen sollte. Alles auf Sieg — weshalb ich den SV Werder Bremen einfach liebe. Alles oder nichts! Eines meiner Lebensmottos.

Und so kam es wie es kommen musste. 87. Minute – wieder nur sehr halbherziges Stören des Gegners auf der rechten Außenbahn. Es folgte eine flache Hereingabe, leicht in den Rückraum der Abwehr und alle schauten sich nur verdutzt an, während Bruma mit etwas Glück den Ball ins Netz schob. So ne Scheisse zum Jahresausgang — einfach sinnlos. Lasst uns doch einfach den einen Punkt mitnehmen.

Das Positivste an dem Spiel: Timo Werner traf mal nicht zweimal – denn das tat er statistisch in jedem bisherigen Saisonspiel sobald er einmal die Kugel in das Netz schob.

Nach dem Spiel ging es zur Bahn und ab nach Hause. Abends stand das Treffen meiner ehemaligen Schulklasse an. Noch ein paar erheiternde Gespräche auf der Rückfahrt im Zug und schon saß ich im Irish Pub bei Kerzenschein und Pitcher.

Awaydays are the best days!

Der nächste Beitrag aus meiner Hand folgt vom Spiel gegen Nürnberg. Ich freue mich auf bekannte Gesichter und natürlich auf drei Punkte für den SVW. Solltet auch ihr Interesse an einem Gastbeitrag haben, meldet euch. Wir lesen uns auf ein Spiel 🙂
Eure Nadine

Als der Fußball seine Seele verkaufte

Keine Bilder. Viele Emotionen. Ehrlichkeit. Meinung. Nicht nur Werder. Im Fokus: Fußball. Der Grund? Football Leaks. Lasst uns darüber diskutieren.

Man darf nicht nur die Augen verschließen und alles gutheißen. Man muss hinterfragen. Das gilt für viele Dinge im Leben; nicht nur wenn es um das Runde und das Eckige geht. Vergangenen Sonntag wurde mir mulmig, nachdem ich eine Dokumentation im TV sah. Ich stellte zum ersten Mal das in Frage, was mich mein Leben lang geprägt hat. Fußball. Thema in der ARD war die „Super League“. Ein neuer Liga-Verbund, außerhalb der UEFA, geplant von den „großen Vereinen“. Infos dazu kamen im Zuge der Football Leaks-Recherchen zum Vorschein.  Vor einiger Zeit habe ich angefangen, das gleichnamige Buch „Football Leaks“ zu lesen. Eine knallharte Lektüre zum wach werden. Für alle, die es noch nicht kennen, Pflichtprogramm! Was ich also vergangen Sonntag sah, stellte meine Welt auf den Kopf.

Früher war alles besser

64/65 Werder wird Meister. 75/76 Borussia Mönchengladbach. 94/95 der BVB – Werder wurde in diesem Jahr Vizemeister.  Seit 12/13 bis heute, kommt der Deutsche Meister aus der Landeshauptstadt Bayerns. Anstatt zu gröhlen, auf Kapitalismus sein Glas zu heben, frage ich Euch ernsthaft: Denkt ihr Fans aus München auch einmal nach, wie das passieren konnte?

Die Basis macht das Gift

Gegründet 1962 in Dortmund. 63/64 wird die Oberliga von der Bundesliga abgelöst. Damals zählen 16 Mannschaften zur Gründung. Unter ihnen der SV Werder Bremen. Nicht aber der FC Bayern. Aus der Süddeutschen Liga heißen die Bestreiter um die sagenumwobene Schale: 1860 München, der 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, der Karlsruher SC und der VfB Stuttgart .Wir schreiben die ersten Saison. Meister wurde der 1. FC Köln. Leidenschaft 90 Minuten lang. Es war alles möglich. Das wussten nicht nur Fans, Trainer, oder Spieler. Das wusste auch das Fernsehen.

Damals, 65/66 lag der Preis für die Übertragungsrechte (diese teilten sich die ARD und das ZDF) bei 0,65 Mio. Mark. Inflation und Euro-Einführung hin oder her. Heute teilen sich genau 7 (!) Inhaber die Übertragungsrechte am Fußball. Mit an Bord sind: Amazon, Sky, ARD, ZDF, Eurosport und Perform. Der Preis für die Rechte liegt nun bei 1,159 Milliarden Euro. Mir blutet das HERZ! Achja, wer wurde nochmal letztes Jahr Meister?

Mit Herz und Raute

Ja, da frotzelt man. Mal ein: „Was ist Grün und stinkt nach Fisch?“, “ Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“, „Scheiß HSV!“ Alles schön und gut. Aber ich habe immer noch den Satz im Kopf aus der o.g. Dokumentation: Football Leaks: „Die Fans investieren in ein Monster, das man nicht mehr kontrollieren kann.“ Ich habe früher auf ein Trikot gespart. Klar, das kostet schon immer seinen Preis. Doch als ich dann aus dem Fanshop kam, mit einem breiten Grinsen natürlich, war ich stolz. Ich hielt etwas von MEINEM Verein in den Händen.

Wie ihr wisst, habe ich lange in München gewohnt.  Mittendrin statt nur dabei gearbeitet. Mitten am Marienplatz. Weltstadt mit Herz, die jedes Jahr zig Besucher begrüßt. Was ich in München fast täglich sah, Besucher aus aller Welt mit einer Tüte aus dem Bayern München Fan Shop. Kein Stolz. Nichts wertvolles. Einfach nur ein Souvenir. Aber Fußball ist (für mich) nicht nur ein Souvenir.

Mai 2018. Meisterfeier. Auch am besagten Tag, ging ich zum Marienplatz. Diesmal, um mir mein eigenes Bild vor dem Münchener Rathaus zu machen. Viele Asiaten, Amerikaner und anderen Touristen kamen mir entgegen. Auf die Frage: Wie denn der Trainer der Mannschaft mit der Meisterschale hieß, bekam ich ein verlegenes Lächeln, das wars. Aber ein Souvenir, das hatten sie fast alle gekauft. So langsam wird mir klar, wieso Bayern soviel Geld aus dem Merchandise Bereich erwirtschaftet.

Die Party des Reinfalls

Also war ich nun endlich in der Menge, wenn man das so sagen kann. Vielleicht kamen ein paar Hundert, wenn es viele waren. All das Spektakel erinnerte mich an eine Kuh, die sich überfressen hat. Leidenschaft sieht anders aus, Freunde!

Es geht doch schon lange nicht mehr nur um den Fußball. Es geht um Macht. In der heutigen Zeit, wird von ganz oben bestimmt, wer Investitionen bekommt, um die Tabelle anzuführen. Schön, wenn es diese Saison mal nicht klappen würde Herr Hoeneß! Aber zurück zum Thema: Eine Super Liga? Dann würde man immerhin sehen, wer zu den korrupt-subventionierten Vereinen der Welt gehört. Ihr könntet dann in Eurer Welt spielen, in der die Karten noch teurer werden, Fußball immer mehr an Macht erlangt, für die er einfach nie gedacht war. Ich hoffe, die Fans da draussen haben soviel Verstand, dieses Projekt nicht mehr zu unterstützen.

Verkehrte Welt

Mein Appell geht aber auch in Richtung Nachhaltigkeit. So zeigte die Doku, dass eine Klimaanlage in einem Stadion in Katar implementiert wurde. Äh, was??! Als Fan erwarte ich nicht, in einem klimatisiertem Stadion zu stehen, oder im Winter mit einem Tee und einer Kuscheldecke empfangen zu werden. Das ist nicht der Grundgedanke, hinter live dabei sein. Auch wenn sich nicht viele mit tiefer Fankultur auseinander setzen: Es reicht ein Bier und ein tolles Spiel.

Nun, inzwischen kommen nicht nur echte, vor Leidenschaft glühende Fans in die Stadien. Fußball ist Massenunterhaltung. Und wie die Super-Events und immer größer werdenden Konzerte oder Live-Shows, ist auch der Fußball Entertainment vom Feinsten. Oder soll es sein, für mache. So werden Spieler aufgekauft und in Vereine gesteckt, mit denen die Investoren großes Vorhaben. Menschenhandel? Schön, wenn man noch nicht dazugehört. Ja, das meine ich so. Mein Werder Bremen. Hoffe ich. Es sind noch ein paar Seiten übrig, in meinem Buch…

Denken Sie groß

Meine Gedanken schweifen ab. Ich möchte so vieles berichten, bin aber zu aufgewühlt. Wären manche nicht so gierig, würden überall ihren Profit in Dinge sehen, wäre Fußball immer noch das, was es damals sein sollte. Fußball. Anstatt sich ein Trikot von PSG, Real oder Bayern München zu kaufen, weil man zu den Erfolgreichen gehören möchte, hinterfragt mal, wem das Geld zugute kommt. Warum gerade diese Vereine so groß sind (momentan). Nicht selten sind es Investoren, die aus den Arabischen Ländern kommen. Die Unsummen investieren, weil der Kapitalmarkt längst keine so attraktive Rendite mehr zu bieten hat.

Diese Investoren besitzen Geld. Viel Geld. Und dieses Geld regiert die (Fußball)Welt. Lieber Fußball: Groß gemacht haben dich die Fans. Leider hast du den Dollarschein gegen die Stimmung und Leidenschaft getauscht. Wie lange kommst du damit noch durch? Wie viele Talente lässt du jubeln, wie viele fallen? Wie viel Geld – und Macht – muss es noch sein? Was machst du, wenn die Kurve verstummt?

Wirst du zum omnipräsenten Unterhaltungsmedium, das neben dem Sport, auch noch der Volksmusik eine Bühne gibt? Das ist nicht mein Fußball.

Ich plädiere für ein Spiel. Ein ehrliches. Ein nicht gekauftes. Einfach Fußball. Liebe. Leidenschaft.

 

 

 

 

Ewige Liebe 

Ich bin wieder zurück. Der Blog ist zurück. Nach einer viel zu langen Pause, hat es mich wieder ins schöne Weserstadion gezogen – und an die Tastatur. Warum es so lange gedauert hat, bis ihr wieder von mir lesen könnt und wie das Drumherum und das Heimspiel gegen Leverkusen aus meiner Sicht verliefen, erfahrt ihr hier.  Herzlich Willkommen zurück – Auf ein Spiel.

Verdammt lang her,…

…als mein letzter Beitrag online ging. Ich möchte kurz erläutern, warum. Mittlerweile wohne ich nicht mehr in München. Würzburg ist nun die Stadt aus der diese Zeilen stammen. Job gewechselt, Umgebung gewechselt, der Verein aber ist immer noch der gleiche. WERDER BREMEN. In der Rückrunde gibts wieder mehr zu lesen. Mein letzter Beitrag ging auch über das Heimspiel gegen Leverkusen. Heute beginnt wieder alles hier.

Werder Fans vor der Bremer Botschaft. Einem Grünen Haus mit Werder Logos drauf
Willkommen in der Botschaft

Halt dich an deiner Liebe fest

Endlich. Spieltach. Ewig habe ich meine Freunde aus München nicht gesehen. Das große Wiedersehen dann endlich Sonntagmittag in der Bremer Botschaft » Danke an Olaf für die wundervolle Gastfreundschaft! Nach einem kurzen Plausch geht es in das Herz Bremens, um den ein oder anderen Neuling das Bremen zu zeigen, das wir kennen.

Werder Fans stehen vor den Schweinen der Sögestraße in Bremen
Ende der Führung: Sögestraße. Das sollte genug Glück bringen

Diese Gespräche und diese Art Humor habe ich vermisst. Ziemlich kalt hier oben im Norden. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Mein dünner Mantel hält mich nur bedingt warm. Aber wie man im Rheinischen sagt: „Das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen.“ Gott sei Dank gab es im Stadion Glühwein.

Den ersten zum Glück schon auf dem Marktplatz mit einer Tüte Schmalzkuchen. Bremen, ich habe dich vermisst. Ich sehe dich mit ganz anderen Augen. Ich bin hier aufgewachsen, habe hier meine ersten Schritte gemacht. Ich liebe diese Stadt.  Ein kleiner Abstecher in die Union Bar steht noch an. Wer hier noch nie war: Das Bier ist unwahrscheinlich gut und die Auswahl hält für jeden Geschmack etwas bereit. Nun aber auf ins Wohnzimmer.

Werder Fans vor der Unionsbar in Bremen mit Werder Schal
Auswärts zum Heimspiel. Danke an Andreas Gums für dieses schöne Foto

Endlich angekommen, treffe ich auf die ersten bekannten Gesichter. All das hat mir gefehlt. Endlich wieder ein Fischbrötchen mit ordentlich Remoulade und ein Haake Beck. Meine Welt. Diese kleinen Dingen machen mich glücklich. Was natürlich nicht heißen soll, dass ich hier keinen Sieg sehen möchte.

Apropos

Da war ja was. Anpfiff – endlich. Nach zwei Minuten ahnte ich Böses. Ich wusste, dass das Gegentor nicht lang auf sich warten ließ. Und richtig. Nach 8 Minuten Spielzeit steht es schon 0 : 1 für die Gäste. Ja, das fühlt sich so an, als würde dir dein bester Freund eine ins Gesicht feuern. Und das tut weh. Die Stimmung ist dennoch famos. Aber  bei Werder stimmt irgendwas nicht. Man merkt, auf dem prunkvollen Schiff ist heute irgendwo ein Leck durch das Wasser dringt. Jeder Spieler sucht danach. Dann aber in Minute 38 das 0 : 2! Das Schiff hat einen zweiten Treffer bekommen und läuft weiter mit Wasser voll. Es weht ein rauer Wind durch das Weserstadion. Es ist kalt. Die Stimmung bleibt gut. Schockgefrostet durch die Kälte und das bisherige Ergebnis. 7 Minuten später steht uns dann das Wasser bis zum Hals. 0 : 3. Halbzeit.

Das Weserstadion in voller Pracht im Flutlicht
Gleich geht es los. Endlich wieder Weserstadion – bei Flutlicht

Sprachlos. Alle. Irgendwie kann ich das Spiel nicht mehr ernst nehmen. Elia bringt zur Pause einen tollen Spruch, den sich jeder merken kann und an dem soviel Wahres dran ist: „Die haben in 45 Minuten 3 Tore geschossen, dann können wir das auch noch.“ Damit hat er recht, denke ich mir. Also mit neuer Hoffnung wieder volle Kraft voraus in die nächsten 45 Minuten. Bei vielen anderen Bundesligisten wäre die Stimmung nicht so famos wie die unserer Fans. Beim Anpfiff der zweiten Hälfte sage ich noch: „Wenn wir schon so ein Spiel sehen, dann schießt Pizarro ein Tor.“ Ein kleiner Trost wäre das.

Tatsächlich wechselt Kohfeldt Pizarro für den heute nicht so überragenden Friedl ein. Wir schreiben die 60. Minute am 9. Spieltag 2018. Pizarro trifft für uns das 1 : 3. Dieser Schrei. Soviel Befreiung. Endlich! Gänsehaut. Wir liegen uns in den Armen. Kein anderer mit der Nummer 4 – Claudioooooo – PIZARRO! Die ganze Kurve brüllt seinen Namen. Da kommen Kindheitserinnerungen auf. Die Werderlegende rüttelt alles wach. 2 Minuten später trifft Osako für uns. Es steht 2 : 3. Ich raste aus. Tränen in den Augen. Lauthals schreien wir alles raus was geht, um die Mannschaft anzufeuern. Ich denke wieder an Elias Worte.

Wasser Marsch

Gesundheitlich ist das Spiel eine Katastrophe. Jeder Arzt würde den Kopf schütteln. Euphorie für 5 Minuten. Danach trifft Leverkusen – 2 : 4. Wieder läuft Wasser  in das Schiff. Jede Rettung kommt zu spät. Am Ende steht es 2 : 6. Es ist die höchste Niederlage, die ich selbst miterlebt habe. Das Schiff ist gesunken. Das tut weh. Die Jungs aber spielen so eine geile Saison. Die Mannschaft kommt zur Kurve. Wir klatschen. Weil auch der Beste Kapitän Fehler machen kann. Ich bin mir sicher: Wir bekommen wieder Fahrwasser! DANKE JUNGS, für das große Ganze. Ihr spielt spitze dieses Jahr.

Leeres Weserstadion mit Flutlicht
Abpfiff. Die härteste Niederlage in meiner Geschichte

Danach gibt es noch einen Glühwein gegen die Kälte und ein Fischbrötchen. Tradition muss sein. Wir haben Spaß. Auf ins Haifi! Auf diesen Teil des Abends freue ich mich schon seit der Hinfahrt. Da wartet noch ein tolles Wiedersehen auf mich. An dieser Stelle eine kleine Lobeshymne auf Heiko. Deine gute Art, gute Laune, dein Lachen und deinen Humor. Einer der herzlichsten Menschen, die ich kenne. Es ist immer wieder schön, in das Haifischbecken zu kommen. Es sind nicht die vier Wände die es ausmachen, du bist das.

Barmann an der Haifischbecken Bar mit zwei Bier in der Hand
Heiko heißt jeden Willkommen

Das Haifischbecken

Für alle die es nicht kennen: 10 Jahre gibt es das Haifi. Vor dem Steintor. Es locken die Besten Mexikaner und andere liquide Freuden. Beste Stimmung vor und nach dem Spiel.  Hierherzukommen, ist wie zuhause noch ein Feierabendbier zu trinken. Gastfreundschaft wird großgeschrieben. Faschos haben hier keinen Platz. Ebenso auch keine Sky Anwerber. Das Haifi lebt in seiner eigenen kleinen Welt und die ist perfekt so wie sie ist. Weg von Kommerz und Konsum.

Logo vor der Tür mit der Aufschrift: Haifischbecken
Das Haifischbecken

Die Tür geht auf: Eine warme Umarmung, im wahrsten Sinne des Wortes, empfängt mich. Wir lassen den Abend ausklingen.

 

Hai im Haifischbecken
Der Name ist Programm

 

Fazit: Klar war das Ergebnis bitter, keine Frage. Aber es ist das große Ganze dahinter. Mal verlierst du, mal gewinnst du. Alles weiß man erst zu schätzen, wenn man beide Seiten gesehen hat. Wollen wir mal realistisch bleiben. Man wird nie nur Siege sehen. Ich hatte gerade deswegen einen tollen Tag und einen tollen Abend in meiner Heimat. Wer denkt, uns Fans damit ärgern zu können – falsch. Wie wir Dinge sehen, können wenige verstehen. Doch so sehen wir das Leben. Das große Ganze. Der eine Verein. Ewige Liebe. Das was in uns verankert ist, können andere nur erahnen. Treue, Mut, Hingabe.

Der SVW wird niemals untergehen!

 

 

 

Ab nach Hus!

Dieses Jahr ist alles anders. WM – einmal hin und zurück. Auch ich melde mich aus der Bundesliga Pause zurück um zu berichten, wie ich die Spiele um die begehrte Trophäe sehe – und wie verärgert über die Reaktionen im Netz bin. Warum das alles typisch Deutsch ist, liest ihr hier.

2018 – ein ganz besonderes Jahr

Für mich definitiv, denn auch wenn ich sonst euphorisiert von einer anstehenden Weltmeisterschaft war, bleibt das Gefühl dieses Jahr aus. Wenn ich mich so umhöre, kein Einzelfall. Da ist schon von Beginn an der Wurm drin.

Am 14.6 war es soweit. Russland eröffnet das Turnier gegen Saudi Arabien mit Pauken und Trompeten. Am Ende steht es 5 : 0 für Russland. Hätte mir jemand anfangs gesagt, dass die Gastgeber im Viertelfinale stehen, hätte ich ihn wohlmöglich für verrückt erklärt. Das zieht sich wohl durch den kompletten Turnierverlauf.

Eine Illustration des russischen Keepers
Dieses Jahr ist Russland Gastgeber!                                                                                                        Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

Spanien, Portugal, Deutschland, und Argentinien haben früher als erwartet, die Heimreise angetreten. Ich bin schockiert. Verrückte WM. Kleine Vereine wie Uruguay, Schweden, Russland, und Japan kristallisieren sich heraus. Es ist das Turnier der überraschenden Mannschaften.

Illustration des schwedischen Spielers Forsberg
Absolut beeindruckende Leistung von Schwedens Nummer 24! Forsberg!                                 Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

18 Karat Gold

Hier noch ein paar Fakten über den heißbegehrten Pokal nach dem sich alle sehnen.

  • Von 1930 – 1970 hieß die Trophäe „Jules-Rimet-Pokal“;der Name stammt vom damaligen FIFA Präsidenten Jules Rimet
  • Dieser Weltpokal wurde nach dem 3. Titelgewinn an Brasilien übergeben. Dort blieb er, wurde gestohlen und vermutlich eingeschmolzen.
  • 1973 wurde in der Mailänder Gold- und Silberschmiedewerkstatt ein neuer Pokal hergestellt, bis heute die legendäre Siegestrophäe, zuerst in den Händen der Deutschen National-Elf 1974
  • Aufbewahrt wird er in Zürich im FIFA World Football Museum
  • Der Pokal wird dem Gewinnerteam nur bis zur Abreise gewährt, danach bekommt das Team lediglich eine vergoldete Nachbildung aus Bronze
  • 40 cm hoch und 6175 Gramm schwer – 5 Kilogramm bestehen dabei aus 18 karätigem Gold. Der Wert wird über 100.000 Euro geschätzt
Eine Illustration von Mats Hummels. Im Hintergrund die Farben der Deutschen Flagge - Schwarz - Rot - Gold.
Die Titelverteidiger aus Deutschland                                                                                                      Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

Geplatzte Träume

Irgendwie hat es diesmal nicht gepasst. Deutschland spielt gegen Mexico. Ich verfolge es nur halbherzig zuhause – kein Public Viewing, keine Stimmung, kein gutes Spiel. Nach der ersten Halbzeit wird klar, wir schließen uns wohlmöglich dem Ritual an und scheiden, nachdem wir den Titel vor 4 Jahren holten, in der Gruppenphase aus. Keine schönen Zusammenspiele, kein Zusammenhalt. Die Mannschaft wirkt irgendwie zerrissen. Teils bestimmt durch den Medienrummel im Vorfeld um Mesut Özil und Gündogan, teilweise merkt man aber, dass der gesamte Flow fehlt.

Deutschland vergibt die ersten Punkte im Spiel gegen die Mexikaner und ich suche vor Schock, erstmal einen Tequila! Ich hatte es irgendwie im Gefühl.

Halb so wild, denn ich muss mich auch als klarer Fan der Three Lions outen – und drücke weiterhin den Engländern die Daumen.

Der Superstar der Three Lions. Eine Illustration des Torjägers aus England - Harry Kane
Der „Hurricane“ unter den Spielern!                                                                                                       Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

Das zweite Spiel dann doch ein kleines Public Viewing in Würzburg in guter Gesellschaft. Der 6. Möller manlift Charity Cup stand am besagten Wochenende an, als die Deutschen abends gegen die Schweden antreten mussten. In letzter Sekunde gelang es der Elf noch, die Schweden mit einem 2 : 1 zu bezwingen. Als dann aber im letzten Spiel die Südkoreaner, Jogis Jungs mit einem 2:0 vom Platz fegten, stand fest: Deutschlands erstes Vorrundenaus.

Aus der Traum vom Achtelfinale, weiterkommen und weiteren Fußball-Abenden im Schwarz-Rot-Gold Trikot. Ab nach Hus, wie man im Norden so schön sagt. Ab nach Hause. Für schlechte Leistungen wird man eben nicht belohnt.

Illustration des Südkoreanischen Spielers Heung-min Son
Definitiv nicht zu unterschätzen – Heung-min Son                                                                             Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

Typisch Deutsch

Kommen wir nun zu dem Thema, dass ich mir unbedingt von der Seele schreiben muss. Die Mentalität der Deutschen. Um gleich die Missverständnisse auszuräumen. Ich wurde hier geboren und schäme mich häufig sehr für unser Verhalten. Wer einmal Urlaub in Europa oder auf anderen Kontinenten gemacht hat, weiß, wovon ich hier rede. Es sind schon lange nicht mehr die Tennissocken die bis zu den Knien aus Sandalen ragen. Wir deutschen sind einfach nie zufrieden. Nie! Das geht bei kleinsten Dingen los und hört beim sprichwörtlichen Elefanten auf.

Panama verliert gegen England mit 6 : 1. Das Video der Panamaer machte in Facebook seine Runde. So kenn ich es, wenn Werder spielt. Wir rasten komplett aus, wie diese Fans in dem Video. Ja, auch bei dieser Niederlage ist die Stimmung großartig. Wie Deutschland auch, scheidet Panama in der Vorrunde aus. Was aber bleibt, ist dieses Video, das bis heute noch im Internet kursiert.

Illustration des Panamaer Román Torres der auf dem Bild jubelt.
Von dieser Mannschaft darf man sich gerne eine Scheibe abschneiden!                                      Picture by Craig Marcus https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

Show and Shine

Als feststeht, dass Deutschland ebenfalls ausscheidet, ist das Geschrei groß. Auf der Facebook Timeline stehen gehässige, bösartige, schlimme Aussagen. In keinen einzigen Kommentar hab ich gelesen, dass jemand traurig und enttäuscht ist. 2014 waren dann auf einmal alle die größten Fußball Anhänger, die die Welt je gesehen hat. Typisch Deutsch. Nur am Nörgeln und jammern. Nichts ist gut genug.

Ich weiß genau wie sich das anfühlt, nicht die Leistungen zu sehen, die man sich vielleicht erhofft hatte. Willkommen in meiner Welt. Ich habe aber nie etwas Schlechtes über meinen SVW geschrieben. Das mein ich mit „bedingungslos“. Es läuft nicht immer alles nach Plan. Zu gerne würde ich sehen, was die spanischen Fans über Ihr Ausscheiden geschrieben haben.

Ich glaube nicht, dass das ein Vergleich zu den Hasstiraden ist, die aus den deutschen Fans sprudelten. Die Bezeichnung Fan ist auch ein wenig übertrieben – glaube ich. Denn Fan sein bedeutet auch zu wissen, dass es mal nicht so gut ausgehen kann.

Diese Stimmung ist langsam wie der Ring in dem Film „Der Herr der Ringe“ geworden und frisst uns auf, je länger wir uns mit ihr umgeben. Wut steckt an – genauso wie Jammer. Wir müssen mal wieder lernen zu lachen. Spaß am Leben zu haben und nicht nur immer schimpfen und meckern. Dazu ist die Zeit, die wir hier verbringen zu kurz. Also macht mal wieder was anderes.

Für den guten Zweck

Ich möchte euch noch etwas über den Charity Cup erzählen, den ich weiter oben schon erwähnte. Dieses Jahr habe ich das erste Mal bei dieser Veranstaltung mitgeholfen, die vom Projekt Würzburg e.V. ausgetragen und organisiert wurde. Viele andere tun das schon, seitdem es diese Veranstaltung gibt bzw. haben dieses „Projekt Würzburg“ ins Leben gerufen. Es verzaubert mich immer wieder, dass es auch, statt den meckernden Menschen, auch jene gibt, die gutes für ihre Mitmenschen tun. Jeder auf seine Art und Weise verzaubert mich.

Es war das 6. Mal, dass um den besagten „Möller manlift Charity Cup“ gespielt wurde. 29 Mannschaften kamen zusammen und kickten für den guten Zweck. Letztes Jahr war sogar unser Frank Baumann im Promiteam vertreten.

Über die letzten Jahre kamen im Zuge dessen über 60.000 Euro zusammen, die wiederrum in wohltätige Organisationen und Projekte flossen. Im Fokus stehen dabei Projekte wie den Skatepark Würzburg e.V.Projekt Rückenwind oder Herzenswunsch der Malteser. Gespendet wird alles. Helfer bekommen als Entlohnung das Gefühl, etwas zurückgegeben zu haben. Menschen, den es vielleicht nicht so gut geht wie einem selbst.

Gruppenfoto beider Mannschaften die für den guten Zweck Fußball spielen. Die Farben der Trikots in Rot und Weiß
Zusammen für den guten Zweck! Projekt Würzburg

Wie gewöhnlich kommt die Pointe zum Schluss. Heute gibt es keine. Der rote Faden blitzt in den letzten Zeilen durch und soll noch einmal unterstreichen, dass es egal ist, über welches Thema sich Menschen auch unterhalten. Am Ende wird es immer Menschen geben, denen es nicht reicht und die nie zufrieden sein können – und solche, die wünschten annähernd so viel Glück zu haben, wie wir.

Danke an Craig  für die Freigabe der wunderschönen Illustrationen der Spieler! Mehr gibts auf seiner Seite: http://www.craigmarcus.co.uk                                                             oder auf seinem Instagram Profil: https://www.instagram.com/craigmarcusuk/

 

Last but not Least

Der letzte Spieltag. Der letzte Saisonbeitrag von mir. Ein letztes Mal Zladdi im Werder-Trikot und ein paar abschließende Gedanken. Alles zusammengefasst im letzten Teil der Beitragsserie. 

90 Minuten plus Nachspielzeit

Kohfeldt wechselt aus. Nicht irgendwen; Juno! Sofort ist die Gänsehaut wieder da. Applaus und Gesang für den Österreicher. Kurze Zeit später ist das Spiel vorbei. Werder und Leverkusen trennen sich 0 : 0. Und jetzt beginnt der traurige Teil. Abschiede kann ich nicht. Ich weiß, ich bin die Erste die sagt was Sache ist. Direkt, knallhart, ehrlich. Aber harte Schale, weicher Kern. 

Bei emotionalen Dingen bin ich nicht nur nah am Wasser gebaut, ich stehe quasi mittendrin. Die Mannschaft versammelt sich auf dem Spielfeld und ein Betreuer reicht den Jungs ein Banner. „Danke für 34 Heimspiele“ stand letztes Jahr drauf in Dortmund. Mal sehen, was sie sich dieses Mal haben einfallen lassen. Langsam lüftet sich das Geheimnis: 

„Danke. Ihr macht den Unterschied.“ 

Banner mit der Aufschrift: Danke ihr macht den Unterschied
DANKE JUNGS!

Das ist die Art der Mannschaft Danke zu sagen. Gänsehaut! Überall laufen die Kinder der Spieler auf dem Rasen umher. Juno kommt mit seinem Kleinen auf dem Arm der Ostkurve näher. Irgendwie zurückhaltend. Als er den Sohn in gute Hände abgibt, kommt er weiter Richtung Block und lässt sich feiern. Eine Sekunde später steht er auf dem Zaun mit dem Megafon in der Hand. Keine Ahnung was er sagt. Die Stimmung ist famos. Das ist was zählt. Später kommt die komplette Mannschaft und klatscht mit den Fans ab. Applaus. 

Das Leben passiert da draußen. Man kann es sogar anfassen.

Fotos habe ich nicht viele gemacht. Bewusst nicht. Wir leben sowieso in einer Zeit, in der wir nur noch selten Dinge wirklich wahrnehmen und erleben. In der Münchener U-Bahn sehen sie alle wie Zombies runter auf Ihr Smartphone. Der Haltung zum Leid. Auf dem Marienplatz kann es gut sein, dass dir jemand den Weg schneidet. Alles nur, weil wir uns abhängig gemacht haben. Jeden Moment nur noch dazu nutzen, wer was auf Instagram gepostet hat. Nützlicher Content? Fehlanzeige. 

Immer wieder geht es nur darum, sich von der Besten Seite zu präsentieren. Wir nehmen als Zuschauer teil und gucken uns an, wer als nächstes berichtet, wie toll er ist. Wozu? Um uns kostbare Zeit stehlen zu lassen, freiwillig. Alles nur fake. Wir lenken uns ab, um nicht wahrzunehmen welches Glück wir haben, am Leben zu sein. Keiner von uns lebt noch wirklich im Moment. Wir melden immer wieder uns fleißig beim Yoga an, um zu meditieren. Wieder zu uns selbst zu finden. Oder wir verreisen.

Tausende Kilometer legen wir zurück, um nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Was machen wir, wenn wir verreisen? Fotos. Mit dem Smartphone natürlich. Um was? Leuten zu zeigen wie toll der Urlaub war? Auf Instagram oder Facebook. So schließt sich der Kreis. Es dreht sich mehr und mehr alles um einen selbst. Beobachtet es mal. Und geht Essen mit euren Freunden. Beobachtet, wie oft eure Begleitung am Handy ist und wie oft sie dir wirklich zuhört. Da geht es los. Und wo hört das auf? Hört es überhaupt auf?

Fußballplatz mit Blume
Pause auf dem Rasen.

All good things come to an end – Saisonpause

Was definitiv aufhört ist die Saison. Mit ihr die schönsten Momente des Jahres. Der viel traurigere Aspekt gegenüber einer neuen Samstagsbeschäftigung ist, dass nichts mehr so wird, wie es war. Spieler gehen. Neue Spieler kommen dazu. Die Mannschaft ist im Wandel und tritt nie wieder so auf wie einst am letzten Spieltag. Man sagt tschüss. Ebenso auch in Hamburg. Der HSV ist abgestiegen. Ein Stück Fußballgeschichte wurde neu geschrieben und ich kann es kaum glauben. Kein richtiges Nordderby mehr in der 1. Bundesliga. 

Der Kracher aber wartet in Liga 2. Pauli gegen Hamburg heißt das wohl heißbegehrteste neue Derby der nächsten Saison. Wir müssen uns mit Hannover oder Wolfsburg zufrieden geben. Saisonpause bedeutet aber nicht, dass ihr nichts von mir hören werdet. Sobald es etwas gibt, berichte ich. Zudem ist geplant, die Jungs im Trainingslager zu besuchen. „Auf ein Testspiel“ sozusagen. 

Erweiteter Horizont

Die Sonne neigt sich und verabschiedet sich so langsam. Meine Familie, mein Freund und ich fahren an den Strand. Sehen der Sonne entgegen und spazieren im Sand. Diese Brise habe ich vermisst. Mein Herz blutet gerade ziemlich stark als ich auf das Wasser blicke, das noch da ist. Ebbe. All das hab ich erlebt an einem Tag. Ich liebe diese Luft, sie riecht nach Meer. Egal wer behauptet, was grün ist und nach Fisch stinkt. Ich bin stolz drauf. Gerade weil diese Leute nie sehen werden, wie schön es hier ist. Verliebt in dieses Bundesland. Ich sitze mit einem Kaffee am Strand und genieße die Aussicht. Sehe der Sonne beim untergehen zu und bemerke mal wieder, wie schön das Leben sein kann. 

Wir haben einfach verlernt für die kleinen Dinge im Leben aufmerksam zu sein. Immer muss es noch besser sein. Schneller, weiter. Dabei reichen nur ein paar Kleinigkeiten um den Moment perfekt zu machen. Dich. Eine kleine Bilderreihe lädt zum Träumen ein. Viel Spaß dabei!

Skyline der Extraklasse

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Für die Füchse unter Euch, die meinen Instagram Kanal verfolgen: Herzi hat seine Wette verloren. Für Ihn geht es bald auf Reisen mit dem Fanclub. Die ganze Story könnt ihr nachlesen unter den Namen – Littlemisssunshine18990

Was ich noch zu sagen hätte…

Ein Dank geht zudem an die Menschen, die mich jedes Mal aufs Neue Supporten. Meine Story teilen, liken und hinter dem stehen, was ich hier fabriziere. Dieser Blog ist ein wahres Herzensprojekt für mich und es erfreut mich, wenn euch diese Zeilen hier etwas zurückgeben. DANKE für eure Unterstützung. 

Besonderer Dank geht raus an: 

  • Max. Ohne dich wäre der erste Stein nie ins Rollen gekommen. Du bist mein kritischster Leser und von Anfang an dabei. Danke für deinen unermesslichen Support und deine Liebe.
  • Martin. Danke, dass du bisher jeden Beitrag geteilt hast und deinen Senf dazugibst.
  • Fredi. Danke für das ganze Bildmaterial und deinen Support aus dem Norden.
  • Meine Familie. Danke an meine Mama, meinen Onkel Heiko und meinen Bruder Mike.
  • GWM. Danke für die verrückten Auswärtsfahrten mit euch. Ihr gebt mir den Input zu schreiben. Danke dafür, dass ihr der beste Fanclub seid, den Werder und jedes Mitglied haben kann. Ich darf ein Teil davon sein und bin unendlich dankbar und stolz drauf. Für all die genialen Spiele, die wir gesehen haben und noch sehen werden. Ich verabschiede mich vorerst bei Euch und tauche demnächst wieder auf aus dem Off ☺

Genießt die freien Samstage und wir sehen uns bald schon wieder in alter Frische: Auf ein Spiel!

Wo steht der Roland riesengroß?

In Bremen an der Weser. Wo der Fluss einen großen Bogen macht und wie das Spiel dort verläuft – hier im 2. Teil meiner Blogbeitrag Serie. 

„Danke Zladdi“

Da stehen wir nun. Mit unseren Schals in der Hand und voller Vorfreude auf das letzte Spiel zuhause am Osterdeich. Mannschaftsaufstellung und Hymne – das gibt es auf Auswärtsfahrten nie. Gänsehaut pur. Dann läuft die Mannschaft ein und der Blick geht zu allererst an den Spieler, der heute das letzte Mal im Werder Trikot den Rasen betritt. Zlatko Junuzovic. Er hat seinen Sohn auf dem Arm. Da ich doch sehr emotional bin, fange ich bereits an, mir einzureden – „nicht heulen Nadine, denk an was Schlimmes.“ Zu spät. Hab schon Tränen in den Augen. Auch, weil auf der Anzeigetafel „DANKE. ALLES GUTE JUNO!“ steht. Ja, sowas berührt mich. 6 Jahre für die Werderaner gekämpft und heute soll es das einfach gewesen sein. Aber für jeden ist es irgendwann an der Zeit zu gehen. Nachvollziehen kann ich es kaum, denn Bremen ist die schönste Stadt ( weil sie den SV Werder hat).

Anzeigetafel mit Danksagung an den Werder Bremen Spieler Zlatko Junusovic
Niemals geht man so ganz. Danke für alles!

In Bremen da lässt sich´gut leben

Ich liebe diese Stadt. All Ihre Facetten. Das Alte und das Neue. Schwer, die besten Spots zusammen zuschreiben, da es unzählig viele gibt. Für den Anfang kann ich jedem Besucher diese Stadtführung ans Herz legen… zudem:

Wenn ich mit dem Auto nach Bremen fahre und die Schilder sehe, dann kann ich dieses Gefühl kaum beschreiben. Hier hat alles angefangen. Meine Liebe zu Werder, mein Leben und mein Charakter. All das wurde hier geformt. Diese Stadt hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass ich so bin wie ich bin. Hier ist alles was Spaß macht. Fußball im Weserstadion. Meine Familie. Und ein kleiner Sportplatz in Horn-Lehe. Dort habe ich immer meinen großen Bruder auf der Fritzewiese angefeuert. Wie erwähnt: Ohne ihn wäre ich heute wohl kein bisschen Fußballverrückt.

Ein Schnappschuss aus dem Auto, zeigt 3 Werder Fans auf dem Weg nach Ingolstadt
Werder ist vererbbar.

Anpfiff – los geht’s

Grüner Rasen, es riecht nach Fußball. Es geht gegen Leverkusen und der Schiri pfeift die Partie an. Die Stimmung ist anfangs gut und nimmt später ab. Nicht im Block bei den Ultras aber ein wenig weiter außerhalb in der Ostkurve. Nehmt mir das bitte nicht übel, aber Auswärts ist es einfach geiler. Fan zu sein bedeutet für mich, auch mal Stimmung zu machen und mich nicht jeden Spieltag hemmungslos zu besaufen, um dann im Vollsuff ein Spiel zu gucken. Das kann ich auch zuhause – mit weniger Aufwand. Sehr schade, da bin ich zu verwöhnt von den Auswärtsfahrten. Aufruf an alle da draußen! Danke an die Ultras und die vielen Menschen, die jedes Mal den Weg auf sich nehmen, um unser Team anzufeuern. Der ganze Spirit springt über. Ihr macht jedes Spiel zu etwas ganz besonderem. 

3 Freunde im Werder Trikot im Bremer Weserstadion
Forza SVW

100 Worte zum Spiel

Werder hat die ein oder andere gute Chance in der 1. Halbzeit und stört Leverkusen immer wieder. Auf beiden Seiten gute Ansätze, die wie üblich im Sand verlaufen.  Außerordentlich ist natürlich (mal wieder) die Leistung von Pavlenka! Wie oft hat der uns jetzt schon den Arsch gerettet?! Doch Werder will einfach kein Tor gelingen. Gut, dass es bei den Gästen genauso aussieht und somit trennen sich beide Mannschaften  am Ende mit einem  0 : 0. Viel interessanter war jedoch der Blick zur Anzeigetafel. Als der HSV 1:0 hinten liegt, jubelt das Weserstadion. Insgesamt 3 Mal war die Stimmung famos – auch wenn die Grün Weißen torlos bleiben. 

Grün Weißer Rauch im Werder Fanblock
3 Punkte lösen sich in Rauch auf

Das war nicht immer so

Wir beschäftigen uns sehr viel mit den Ereignissen des letzten Spieltags oder der Saison. Weniger mit dem geschichtlichen Hintergrund. Aber ich möchte kurz beleuchten woher der Name „Weserstadion“ kommt und welche Geschichte sich hinter diesem Namen noch verbirgt. 

Alles hat damals 1909 mit einem Fußballplatz und einer Holztribüne angefangen. Damals genutzt für Fußball – später, 1926 mehr für politische Massenveranstaltungen. Das Stadion wurde ATBS-Kampfbahn genannt. ATBS steht für Allgemeiner Bremer Turn- und Sportverein.

  • 1930 wird das Stadion erstmals „Weser-Stadion“ genannt 
  • 1934 wird es von der Stadt übernommen und trägt den Namen: „Bremer Kampfbahn“. Sport ist nur noch Nebensache und viel mehr dient das Stadion der NSDAP und deren Gliederungen.
  • 1945 wird es dann „IKE – Stadion“ genannt und für amerikanische Sportarten wie Baseball und American Football genutzt.
  • 1947 erst wird das Weserstadion wieder neueröffnet und behält bis heute den Namen bei.
Bremer Münze mit Abbildung Roland
Brema-unbezahlbar!

Wer hätte das gedacht?

So trägt jedes Stadion und jede Stadt ihr eigenes Päckchen. Je mehr ich darüber recherchiere desto mehr traurige Augenblicke erfahre ich. Denn auch hier in diesem Bundesland kamen über 4000 Menschen bei über 173 Luftangriffen ums Leben. Heute, rund 73 Jahre später, sind wir sie noch immer nicht los. Menschen, die dem falschen Ideal hinterherlaufen. Es ist wie die Pest, die sich nicht ausrotten lässt. 

Bock auf ’nen Bremer? Oder doch lieber  ’nen Hamburger?

Warum mögen sich diese beiden Städte eigentlich nicht? Aufklärung sollte in der Stadtführung folgen, die ich euch oben empfohlen habe. Kurz: Es geht um eine Urkundenfälschung eines Erzbischofs, der den Namen Ansgar trug und geht tief in die Bremer Geschichte zurück.

Aus Fußballsicht: Natürlich gibt es in jeder Stadt ein Derby. Ein wenig Anti-Symphatie und Schadenfreude. Wie hier im Stadion gegen den Hamburger Sportverein. Man muss nur aufpassen, dass so etwas nicht komplett abdriftet. Ich erinnere an den Vorfall Adrian Maleika, der am 17.10.1982 aufgrund eines Kopftreffers mit einem Steinbrocken zum Pokal – Nordderby verstarb. Der Tag ist einer der traurigsten der deutschen Fußballgeschichte. Er war erst 16. Alles nur, weil eine Gruppe Hamburger Hooligans sich nicht unter Kontrolle hatte. 

In meinem Beitrag gegen die Partie gegen Stuttgart berichtete ich davon, dass auch wir ein schlechtes Erlebnis hatten – und ich frage mich, wo der Sinn hinter diesen Aktionen steckt?! Denn eins ist klar: Sollte sich nicht irgendwann etwas ändern und die Menschen mal zur Vernunft kommen… wenn es nicht aufhört, dass sich „Fans“ einander schaden und sich verletzen, werde ich – um im Bild der Überschrift dieses Abschnitts zu bleiben – wohl Veganer!

Das Beste kommt zum Schluss

Verpasst nächste Woche nicht den Beitrag über das Saisonende, viel Philosophie und die letzten Minuten in der Ostkurve im 3. Teil – Das Beste kommt zum Schluss. 

Mein Heimspiel – 3x ist Bremer Recht

Das letzte Spiel der Saison steht an. Nicht irgendwo – Nein – im Wohnzimmer. Ich bin wieder einmal Zuhause und nehme euch mit. In 3 Teilen erzähle ich euch vom Spieltag, meiner Heimat und warum es toll ist, Bremer zu sein. 

„Abschweifen erlaubt“ ist hier das Motto. Also lehnt euch zurück, lasst euch berieseln und inspirieren, den nächsten Ausflug nach Bremen mit anderen Augen zu sehen. Los geht’s.

Jetzt ist sie weg…

Bremen. Mehr als nur Heimat. Der gesamte Norden hat eine besondere Bedeutung für mich. 

Meine Eltern sind 1996 nach Bayern gezogen. Da man mit 6 Jahren noch nicht wirklich Mitspracherecht hat, musste ich mit. Ich weiß bis heute nicht wie sie meinen großen Bruder bestochen haben, der damals 15 Jahre alt war. 

Ich mit 5 Jahren. Im Werder Trikot im Werder Zimmer
SVW – seit ich denken kann. Und es gibt einen Beweis: Auf dem Foto bin ich 5 Jahre alt

Das schlimmste waren nicht mal das Haus oder die Umgebung. Viel mehr war die bayerische Mentalität das Problem. Eine völlig neue Welt und was mir am meisten fehlte, war meine Familie. Klar, meine Eltern waren immer da. Dennoch fielen riesige Säulen weg, die ich sonst jeden Tag um mich hatte. Meine Großeltern, Geschwister, Onkel und Tanten. Alle weg. Freunde aus dem Kindergarten… weg. 

Schule war der reinste Horror. Niemand kannte Bremen. Man hänselte mich, weil ich ihren Dialekt nicht sprach oder verstand. Weil ich anders war. Und etwas, das ich selbst in jungen Jahren verteidigte, war dieser eine Fußballverein, dessen Trikot in Grün-Weißem Glanz leuchtet. Werder Bremen.

Blick auf ein Plakat, das am Weserstadion hängt mit der Aufschrift: Für Euch
Für Euch hab ich das alles getan

Ein Riesen Patzer von Oli Kahn

Hach, das ist Musik. Ich habe wirklich viel für diesen Verein eingesteckt. Unglaublich wie grausam Kinder sein können. Sie hatten doch alle keine Ahnung. 2004 war dann alles anders. An dem Tag, als wir im Olympiastadion in München mit 3 : 1 die Bayern „wegfegten“ und Deutscher Meister wurden, da drehten wir in unserer Familie wirklich durch. Den Montag danach könnt ihr euch nicht vorstellen. Ich fühlte mich großartig. Sonnenbrille auf, Werder Trikot an. Die Sonne schien. Die Schultür zur Aula öffnet sich und im Hintergrund läuft ein Ghettoblaster der „Man in Black“ aus dem gleichnamigen Film mit Will Smith, zum Besten gibt. 

Ja, so ähnlich war das damals☺. Kurze Zeit darauf schnappte sich der SVW dann auch noch den DFB Pokal und wir waren Double Sieger. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Bruder auf der Couch saß und Tränen in den Augen hatte. Wir freuten uns aus tiefstem Herzen. Meine Mutter meinte damals zu mir: „Das wirst du vielleicht nie mehr erleben.“ Sie war schon immer optimistisch☺. Das ist Leidenschaft. Wir werden vielleicht nicht jedes Jahr Deutscher Meister wie der FC Bayern. Aber wir wissen es zu schätzen, wenn der Zeitpunkt da ist. 

Wo die Weser einen großen Bogen macht

Der richtige Zeitpunkt ist übrigens auch jetzt da. Die Sonne strahlt über das Bremer Weserstadion und wir sind voller Vorfreude auf das letzte Spiel in der schönsten Stadt. Nach einer Fischfrikadelle im Brötchen und einem leckeren Stadion Bier, könnte die Laune nicht besser sein. An dieser Stelle möchte ich DANKE für so gutes Bier sagen. Herr Haake Beck – Sie sind der Beste☺! Das vermisse ich immer wieder auf Auswärtsfahrten. Gutes Bier! 

Blick auf das Weserstadion von Außen hinter den Grünanlagen
Das Weserstadion strahlt hinter den Bäumen empor

Danke für euer Engagement

Bei gemütlichem Schnack in der Sonne, entdecke ich am Rande der Straße einen Stand. Ich habe in der Augsburger Punktekiste schon einmal über diese Aktion berichtet.

Drei Werder Fans stehen vor dem Stadion mit einem Becher Bier in der Hand und genießen das gute Wetter
Bestens gelaunt vor dem Stadion

Ich finde die Arbeit, die diese Herrschaften da machen aber so unendlich gut, dass ich hier noch ein paar Zeilen über sie schreiben möchte. DAUMEN HOCH! Ein Thema, das nie unterschätzt werden darf. Bei meinem letzten „stöbern“ in diversen Foren auf Facebook, stieß ich auf den Beitrag über diese Kampagne. Darüber, dass Werder hier weiterhin tatkräftig unterstützt.

Ich war ziemlich verwundert, als ich dann über die Kommentare stolperte. Viele negative Statements. Da muss ich an dieser Stelle wirklich mal was loswerden: Solche Aktionen sind erforderlich, weil dieses Land unendlich viele Bürger hat, die der Meinung sind, ihre Herkunft macht sie zu etwas besonderem. Nicht nur Farin Urlaub hat das erkannt:

„Solange es Leute gibt, die nichts können, nichts wissen und nichts geleistet haben, wird es auch Rassismus geben. Denn auch diese Leute wollen sich gut fühlen und auf irgendwas stolz sein. Also suchen sie sich jemanden aus, der anders ist als sie, und halten sich für besser. Oder sie sind bekloppterweise stolz darauf, deutsch zu sein, wozu keinerlei Leistung ihrerseits nötig war.“

Dieses Zitat, gab der Musiker dem Magazin „Frizz Halle“ und stieß eine Diskussion an, die ich auch aufgreifen möchte. Wenn von ihm auch nicht auf Fußball oder Stadien bezogen, steckt Wahrheit in seinen Zeilen.

Blick auf den Stand der Aktion: Nazis Raus aus den Stadien
Im Ostkurvensaal geht die Aktion in die 2. Runde

Bei mir fing es in der Schule an. Ich war anders, weil ich nicht aus Bayern kam. Stolz bin ich drauf! Zwar schlug mir keine körperliche Gewalt entgegen, doch wurde ich auf sehr verletzende Art gehänselt, weil ich anders war – und Flagge gezeigt habe. Das tue ich bis heute. Ich habe mich nie versteckt und das tue ich auch heute nicht. Ich habe mir ein T-Shirt gekauft – genau an diesem Stand.

Nazis raus aus den Stadien!

Auf dem dunkelgrünen Shirt steht: „Nazis raus aus den Stadien“ Und ich werde nicht eher aufhören darüber zu schreiben, bis wir den allerletzten Nazi aus jedem Stadion verbannt haben. Es gibt nur eine Art von Mensch, die ich wirklich verachte und das sind die, die bis heute nicht verstanden haben, dass ein Mensch niemals über das Leben oder den Tod eines anderen entscheidet. Schon gar nicht aufgrund seiner Herkunft. Wenn ich dann diese Kommentare lese, weiß ich, dass hier noch viel mehr passieren muss.

Also kauft euch ein Shirt. Unterstützt die Kampagne. Guckt Jan Böhmermann. ☺ (Unabhängig von allem – Bremer sind eben die Besten). Schreit es raus und tragt ein Stück Menschlichkeit in die Welt. Wählt nicht die AFD. Verfolgt meinen Blog und hängt eure Zähne häufiger an die Luft zum Trocknen. 

Frontaufnahme des Standes der Aktion Nazis Raus aus den Stadien im Freien
Guter Zweck und gutes Zeug

Zurück zum Stadion

Endlich geht es in den Block. Ostkurve. Oh du schönes Weserstadion, wie ich dich vermisst habe. Das letzte Mal gegen Stuttgart war ich hier. Wir sind Fanclub des Jahres geworden. Es war kalt. Heute scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich treffe Freunde und es gibt gutes Bier von Herrn Beck. Jetzt müssen nur noch 3 Punkte her und eine Niederlage vom HSV. DRINGEND! Das Abrisskommando für die Uhr im Stadion steht bereit. Wartet auf Freigabe… 

Blick auf das Spielfeld im Weserstadion
In wenigen Minuten wird das letzte Heimspiel angepfiffen

Nicht nur das letzte Heimspiel der Saison steht an, sondern auch das letzte von Zladdi. Dazu komme ich später noch. Jetzt gehen erst einmal die Arme hoch. Nicht nur meine – ALLE. Jeder Fan hält seinen Werder Schal hoch und es ertönt eine Melodie aus dem Off. Die Zeilen beginnen mit: „Was für ein Jahr wir waren immer voll da…“ Ja, das waren wir. Mehr als nur dabei. Kilometerweit gereist. Viel erlebt und nie kam Spaß zu kurz. Freundschaften wurden geschlossen, Tore bejubelt, Tränen vergossen. Wir waren wirklich immer da. 

Fünf Freunde im Weserstadion
5 Freunde sollt ihr sein

Als wir die Hände hochheben und den Werder Schal zeigen, bekomme ich Gänsehaut. Mein Freund, der noch nie im Weserstadion dabei war, ebenfalls. Da springt der Funke über. Da gehört jeder zusammen. Und auch wenn wir dieses Jahr nicht im DFB Pokal Finale stehen oder Deutscher Meister geworden sind, klatschen wir Werder Applaus. Ich stehe in der Kurve, mit dem breitesten Lächeln im Gesicht. Zufrieden mit dem was ist. Einfach nur da als ein Teil vom großen Ganzen und lasse den Moment einfach sein und singe lauthals mit. 

Werder Bremen – Lebenslang Grün-Weiß. Wir gehör’n zusammen – ihr seid cool und wir sind heiß.

Wie es weitergeht und was noch so alles kommt – Nächste Woche im 2. Teil!

SVW – SONNE – SIEG – die Auswärtsfahrt nach Stuttgart

08:35 Uhr. München Hauptbahnhof. Der Zug fährt los. Heute Richtung Stuttgart.3 Punkte stehen heute auf dem Plan. 11 Leute sind dabei. Allesamt heiß auf den Sieg und auf das Spiel. Zudem: Eine Premiere. Denn eine Arbeitskollegin, die meinen Blog verfolgt, wollte unbedingt das erleben, worüber ich immer schreibe. Da lasse ich nicht lange bitten und nehme sie mit. Spannend zu erfahren, wie geschriebenes auf andere wirkt. Wie das Spiel ausging und wie Stella, meine Arbeitskollegin, das Spiel fand? Lest selbst.

Zugfahrt von München nach Stuttgart mit den Anhängern des Fanclubs Grün Weißes München
Auf nach Stuttgart: Gemeinsam startet die Anreise am Münchner Hauptbahnhof

Auf ins Schwabenländle

In aller Herrgottsfrühe geht es los, denn heute beginnt auch noch das Frühlingsfest in Bad Cannstatt. Da dürfen wir nicht fehlen. Auf der Zugfahrt Richtung Stuttgarter Hauptbahnhof im Regionalexpress, treffen wir erstmals auf Fans der Gegenseite. Man würde sich ja gern unterhalten, nur versteht man fast kein Wort. Der Dialekt ist eine komplette Sprache für sich und ein Wörterbuch wäre hier keine Fehlinvestition gewesen.

Natürlich fallen wieder die allbekannten Sprüche. Alles schon gehört. Mehr als nur einmal. Ironie ist, wenn die hardcore verschwitzen Leute, die man vom weitem riecht, einem erzählen wollen, dass man nach Fisch riecht. So eine Dusche am Morgen, die kann was! Nicht die Bierdusche, Freunde! 🙂

Die Stimmung dennoch gut aus unserer Sicht. Am Hauptbahnhof habe ich noch tolle Gespräche mitgenommen und neue Menschen kennengelernt. Das ist das Schöne an der Sache Fußball: man sieht sich immer wieder. Spiel für Spiel.

Auf dem Stuttgarter Frühlingsfest. Werderfans vor dem Spiel.
Stella und ich mit neuen Bekanntschaften. Fußball verbindet!

Neben Frühlingsfest und Stuttgart 21 Baustelle für allen Reisenden, die sich ins „Ländle“ begeben ein paar Tipps rund um die schwäbische Metropole. Diese Orte sind in Stuttgart außerdem zu empfehlen:

Aber nun erst einmal los zum Gegenstück der Cannstatter Wasen –  zum Frühlingsfest!

Zwei gute Freunde inmitten des Fahrgeschäft-Rummels in Stuttgart
Long time no see: Der Oli war mal wieder auswärts am Start.

Hunde müssen draußen bleiben

Feste feiern können sie, die Stuttgarter. Auch wenn die Ultras wie Pitbulls vor dem Zelteingang warten. Ja, Leidenschaft und Liebe zum Verein kann ich verstehen und teilen. Gewalt nicht. Ich denke, diese Zeilen stehen mir zu, da ich selbst ein „hässliches“ Erlebnis, vor nicht allzu langer Zeit hatte. Vielleicht treffen diese Zeilen genau auch mal an die Menschen, an die es gerichtet ist. Werder und ich, das ist eine Art Beziehung. Mein ganzes Leben lang. Bedingungslose Liebe. Nichts und niemanden war ich länger treu, als diesem Verein. Was man liebt, verteidigt man. Aber warum eigentlich verteidigen? Wer will mir denn Werder wegnehmen? Eifersucht ist hier fehl am Platz.

Aber warum kann es dann sein, dass man nichtsahnend auf ein Spiel geht und Gewalt auf einmal zum Thema wird? Aus falschem stolz? Klar, wenn mich jemand angreift, bin ich die letzte die das akzeptiert. Aber warum greifen mich wildfremde Personen an? Warum passiert das, nur weil ich ein Trikot eines anderen Vereins trage? Sind wir hier schon wieder an der Grenze der Ausgrenzung? Und warum sind wir das?

Gerne kann mir jeder Mal seine Meinung dazu schreiben. Füllt dazu einfach mal das Kontaktformular aus.

Mich würde interessieren, was es für euch bedeutet, Fan zu sein und wie weit Eure Liebe zum Verein geht.

Der Anblick dieser aggressiven Gesichter, widert mich einfach nur an. Verteidigt etwas, was euch keiner nehmen kann, nur ihr selbst – eure Würde. Jeder Mensch, hat seine Daseinsberechtigung, egal welches Trikot er trägt. Ohne verschiedene Vereine würde es keine Bundesliga geben. Also geht mein Dank an alle Vereine. Auch wenn mein Herz für Grün-Weiß schlägt und auch ich nicht der Beste Freund vom HSV werde, greife ich nicht ihre Menschenwürde an.

Die Mercedes Benz Arena und der etwas andere geschichtliche Rückblick.

Blick auf die Mercedes Benz Arena
Gleich geht’s los. Wir laufen in das Stadion!

Da ist sie endlich. Rund 60.000 Zuschauer passen rein. Erstaunlich, welche Namen dieses Gebäude schon trug:

  • Mercedes Benz Arena
  • Gottlieb Daimler Stadion
  • Neckarstadion
  • Century Stadium
  • Adolf Hitler-Kampfbahn

Ja, richtig gelesen. Dieses Stadion hat eine tiefe Vergangenheit. Wer nachlesen möchte – bitte hier entlang. Interessant auch, dass das Stadion mal ein Fassungsvermögen von ca. 97.000 Zuschauern hatte. Durch die Umbauten von Steh- zu Sitzplätzen hatte man hohe Einbußen an Kapazität.

Jetzt aber rein da

Wir stehen im Block und das Spiel geht los. Endlich scheint mal wieder die Sonne. Keine Jacke und kein Frieren mehr. Die Laune könnte eigentlich nicht besser sein, wäre da nicht das schnelle Gegentor, das Werder kassiert. Stella steht mittendrin und ist erstaunt, dass trotz Rückstand, die Stimmung famos bleibt.

Blick auf die Kurve der mitgereisten Fans aus Bremen
Zusammen feiern wir die Mannschaft: GWM on Tour!

Egal was auch passiert…

Die Leistung der Mannschaft ist leider nicht nennenswert. Torchancen werden nicht genutzt und es macht keine Freude, der Elf in Grün und Weiß zuzusehen, wie sie 3 Punkte liegen lassen. Ich würde gerne von einem Tor berichten – aber das verschiebe ich auf das letzte Heimspiel gegen Leverkusen. Da ärgern aber nichts bringt, und so nutze ich die Zeit, um ein paar Freunden „Hallo“ zu sagen. Wie soll ich bloß die Bundesliga Pause ohne diese Menschen überleben?!

Blick auf Grün-Weißen Rauch in der Gästekurve
Pyrotechnik ist kein Verbrechen!

Nach Abpfiff machen sich einige Werder Fans an den Zaun und werfen Gegenstände auf die Fans des VFB. Kann ich nicht verstehen. Kann ich nicht teilen. Kann ich nicht gutheißen. Seit wann haben wir denn verlernt zu verlieren? Das gehört eben auch zum Fußball. Dieses Verhalten nicht. Verloren. Verdient. Kopf hoch und auf zum nächsten Spiel.

Wir verlassen die Kurve. Steigen später in den Zug und langsam geht die Sonne unter. Ich nutze die Zeit, um Stella zu fragen, wie sie als „Nicht-Fan“ das Spiel empfunden hat.

Drei Fragen an Stella

Stella, was genau war dein Highlight auf dieser Auswärtsfahrt?

Mein Highlight war die grandiose Stimmung bei Kaiserwetter und die Fankultur, die alle meine Erwartungen übertroffen hat. Die Fans wurden nicht müde, ihre Mannschaft anzufeuern und die Liebe zum Verein war echt ansteckend!

Welches Gefühl beschreibt die 1. Halbzeit am besten?

Habe viel Text gelernt, viel geklatscht, die Fahnen begutachtet und die Stimmung auf mich wirken lassen. Die Fans waren alle gut gelaunt und ich habe mich sehr willkommen gefühlt inmitten der Ultras.

Würdest du noch einmal mitkommen und warum?

Ich würde definitiv wieder mitkommen, weil ich herzlich aufgenommen wurde, einen heiden Spaß hatte und Werder beim nächsten Mal siegen sehen möchte 😉

Fünf Freunde im Werder-Trikot
Mittendrin statt nur dabei – Stella im Mittelpunkt des Geschehens

Etwas das bleibt

Der etwas andere Beitrag über Fußball. Nicht live im Stadion, dafür live aus unserem Fan-Lokal. Viele Eindrücke die ich teilen möchte über das, was außerhalb des Stadions passiert.

Wie alles begann

Vor gut über einem Jahr fing alles an, im Schmaus und Braus. Davor waren wir sozusagen heimatlos. Das Stadion an der Schleißheimer Straße gewährte uns oft ein kleines Plätzchen zum exklusiven Werder Spiel – aber das Flair von etwas Eigenem war lange weg. Das Stadion sollte übrigens jeder einmal von innen gesehen haben. Es ist gemütlich eingerichtet mit tausenden Fanschals und vielen coolen Stadionsitzen. Eine Kneipe, der Fußballtechnisch kaum eine andere das Wasser reichen kann. Schaut mal vorbei – vielleicht hängt auch ein Schal Eures Fanclubs drin 😉

Heimat – das Ankommen und Wohlfühlen

Endlich angekommen. Es dauerte wirklich nicht lange und es war ein zweites kleines Wohnzimmer, mitten in München – Schwabing. Die Stimmung und die Besucher wuchsen von Woche zu Woche. Über die Stimmung wollte ich ja eh mal schreiben. Hier mein kleiner Bericht über das, was im Schmaus und Braus an der Tagesordnung lag. 

Ca. 50-70 Leute kommen jeden Spieltag in das kleine Lokal in der Ursulastraße. Man kennt sich. Kommt früher, weil man Privates austauschen möchte. Plant außerhalb Aktivitäten, weil man unter Freunden ist. Ist man neu hier, wird man aufgenommen und herzlich willkommen geheißen. Hier gibt es kein „fremd.“

Vier Mitglieder des Fanclubs halten sich Arm in Arm
Mitglieder von Grün Weißes München

SCHNAAAAPS

Bei einem Tor kommt automatisch „Pfeffi“ – der Torschnaps in grün, versteht sich. Es gibt keine rhetorischen Fragen. Es wird eingeschenkt wenn Werder einschenkt. Es arbeiten hier bis zu 3 Kellner, um uns Bremer zu versorgen. Der Jubel bleibt nie aus. Ich denke, selbst an der Münchener Freiheit hört man, wenn wir ins Eckige treffen. Nach Abpfiff gehen hier nicht viele heim. Ich habe es auch schon erlebt, dass nach dem Spiel der „Andre Wiedener“ getanzt wird. Ganze Stadiongesänge während des Spiels sind hier Standard. Da ich im Schmaus gearbeitet habe, kann ich sagen, es geht auch anders.

Besucher des Fanclubs Grün-Weißes München im Schmaus und Braus
Momentaufnahme kurz vor Anpfiff

Verkehrte Welt

Champions League. Heute spielt der FC Bayern München. Auch das wird übertragen. Ich arbeite heute – alleine. Der Raum füllt sich. Wird aber nicht voll und die Rote Bande überfordert mich kein bisschen.

Was bei uns aus dem Hahn fließt und nach Hopfen schmeckt, kommt bei den Bayern aus dem Cocktail Shaker. Tor-Schnaps? Gibt es nicht. Der Zusammenhalt ist auch eher gering und nach 60 Minuten verlassen einige das Spiel. Bayern führt. Als dann noch von einem Gast die Bestellung für einen Cosmopolitan kam und danach ein weiterer einen Kaiserschmarrn wollte, war für mich alles durcheinander. Einer verstand meinen Humor. Am Ende stellte sich heraus, dass er Werderaner ist und nicht wusste, dass er sich in der offiziellen Werder Kneipe befand. Wieder einer mehr für uns.

WIR SIND WIR

Wir haben viele Spiele im Schmaus bejubelt. Teilweise fühlten wir uns so, als wäre Werder gerade Deutscher Meister geworden. Dabei hatte der SVW in letzter Sekunde das entscheidende Tor geschossen. Durchdrehen können wir. Nach einer langen Durststrecke kommt eben eine „Durst-Strecke.“

Ein GWM Schal hängt an der Wand und schmückt den Eingang zum Fußballzimmer
Hier gehts ins Paradies

Das Licht geht aus im Schmaus und Braus

Nun haben wir bald die erste Saison dort verbracht. Höhen und Tiefen durchlebt. Ein Herz und eine Seele mit diesem Lokal. Ihr habt all unsere Macken ertragen und uns immer die Türen geöffnet. Uns ein neues Zuhause gegeben. Es ist nicht nur Zeit zu akzeptieren, dass ihr Eurem Herzensprojekt nachgeht und einen Traum erfüllt, sondern auch – DANKE zu sagen. 

Auch wenn Eure Herzen für die Roten schlagen, habt ihr es gewagt, uns ein Teil von Euch werden zu lassen – und dies nicht bereut. Danke für Euer Engagement, die Geduld, den guten Service und das gute Essen. Danke, dass ihr mit uns das Fan-Fest auf die Beine gestellt habt. Danke für die Treue und Eure Liebe fürs Detail. Auch wenn der Besitzer wechselt und die Tür in einem anderem Licht aufgeht, werden wir immer an genau diese Zeit zurückdenken.

Außenbeleuchtung des Lokals Schmaus und Braus ohne Licht
Niemals geht man so ganz!

Ein Tiefer Einblick

Diese Gelegenheit möchte ich hier in diesem Beitrag nutzen, um mich auch mal bei anderen zu bedanken. Ich kam aus diversen Gründen nach München und es kam der Punkt an dem für mich hier nichts mehr Sinn machte. Kurz: Ich wollte hier nur noch weg. Ich mag diese Stadt nicht besonders. Was andere an Ihr hypen, verteufel ich. München ist teuer, laut und ein Zeitfresser. Es kommt mir vor, als hätte man hier weniger von seiner Lebenszeit. Schnelllebig ist wohl das richtige Wort dafür.

Dann kam ich zum Fanclub. So schnell habe ich mich selten irgendwo wohl gefühlt. Man kommt direkt in das WIR-Gefühl und denkt sich, man sei schon von Anfang an dabei. 2009 war ich hier schon einmal Mitglied, lebte aber im Bayerischen Wald und verlor so den Anschluss. 8 Jahre später sollte die richtige Zeit aber kommen.

Ich musste innerhalb Münchens umziehen. Meine Anzahl an Freunden die Zeit hatten, konnte man an einer Hand abzählen. Stattdessen hat Nicola mit mir die Wohnung gestrichen. Das nach so kurzer Zeit. Viele Leute von GWM haben mir Ihre Hilfe angeboten und waren für mich da. An dieser Stelle möchte ich DANKE sagen. Vielleicht kann man einige Beiträge davor nun besser verstehen. Fußball ist so viel mehr und geht weit über 90 Minuten hinaus.

Wir schätzen so wenige Dinge im Leben. Es müssen nicht immer die ganz großen Momente sein, für die man dankbar ist – oder sein sollte. Es können ganz kleine sein. Leider erwarten wir immer mehr vom Leben, obwohl das ein total verkehrter Ansatz scheint. Es ist einfach da und will gelebt werden. Es geht nicht um den perfekten Moment, den uns die Werbung vorlebt. Es geht um die echten Augenblicke. Die machen das Leben besonders. Machen es perfekt. Jeden Abend, lasse ich den Tag Revue passieren und frage mich, für welche 3 Dinge ich dankbar bin. Das sind nicht immer Hollywood-Momente. Aber immer beende ich den Tag positiv.

Heute:

  1. Die tolle Zeit im Schmaus und Braus
  2. Der Blog
  3. Die Unterstützung und Freundschaft von GWM

Und für was seid ihr dankbar?