Der etwas andere Beitrag über Fußball. Nicht live im Stadion, dafür live aus unserem Fan-Lokal. Viele Eindrücke die ich teilen möchte über das, was außerhalb des Stadions passiert.
Wie alles begann
Vor gut über einem Jahr fing alles an, im Schmaus und Braus. Davor waren wir sozusagen heimatlos. Das Stadion an der Schleißheimer Straße gewährte uns oft ein kleines Plätzchen zum exklusiven Werder Spiel – aber das Flair von etwas Eigenem war lange weg. Das Stadion sollte übrigens jeder einmal von innen gesehen haben. Es ist gemütlich eingerichtet mit tausenden Fanschals und vielen coolen Stadionsitzen. Eine Kneipe, der Fußballtechnisch kaum eine andere das Wasser reichen kann. Schaut mal vorbei – vielleicht hängt auch ein Schal Eures Fanclubs drin 😉
Heimat – das Ankommen und Wohlfühlen
Endlich angekommen. Es dauerte wirklich nicht lange und es war ein zweites kleines Wohnzimmer, mitten in München – Schwabing. Die Stimmung und die Besucher wuchsen von Woche zu Woche. Über die Stimmung wollte ich ja eh mal schreiben. Hier mein kleiner Bericht über das, was im Schmaus und Braus an der Tagesordnung lag.
Ca. 50-70 Leute kommen jeden Spieltag in das kleine Lokal in der Ursulastraße. Man kennt sich. Kommt früher, weil man Privates austauschen möchte. Plant außerhalb Aktivitäten, weil man unter Freunden ist. Ist man neu hier, wird man aufgenommen und herzlich willkommen geheißen. Hier gibt es kein „fremd.“

SCHNAAAAPS
Bei einem Tor kommt automatisch „Pfeffi“ – der Torschnaps in grün, versteht sich. Es gibt keine rhetorischen Fragen. Es wird eingeschenkt wenn Werder einschenkt. Es arbeiten hier bis zu 3 Kellner, um uns Bremer zu versorgen. Der Jubel bleibt nie aus. Ich denke, selbst an der Münchener Freiheit hört man, wenn wir ins Eckige treffen. Nach Abpfiff gehen hier nicht viele heim. Ich habe es auch schon erlebt, dass nach dem Spiel der „Andre Wiedener“ getanzt wird. Ganze Stadiongesänge während des Spiels sind hier Standard. Da ich im Schmaus gearbeitet habe, kann ich sagen, es geht auch anders.

Verkehrte Welt
Champions League. Heute spielt der FC Bayern München. Auch das wird übertragen. Ich arbeite heute – alleine. Der Raum füllt sich. Wird aber nicht voll und die Rote Bande überfordert mich kein bisschen.
Was bei uns aus dem Hahn fließt und nach Hopfen schmeckt, kommt bei den Bayern aus dem Cocktail Shaker. Tor-Schnaps? Gibt es nicht. Der Zusammenhalt ist auch eher gering und nach 60 Minuten verlassen einige das Spiel. Bayern führt. Als dann noch von einem Gast die Bestellung für einen Cosmopolitan kam und danach ein weiterer einen Kaiserschmarrn wollte, war für mich alles durcheinander. Einer verstand meinen Humor. Am Ende stellte sich heraus, dass er Werderaner ist und nicht wusste, dass er sich in der offiziellen Werder Kneipe befand. Wieder einer mehr für uns.
WIR SIND WIR
Wir haben viele Spiele im Schmaus bejubelt. Teilweise fühlten wir uns so, als wäre Werder gerade Deutscher Meister geworden. Dabei hatte der SVW in letzter Sekunde das entscheidende Tor geschossen. Durchdrehen können wir. Nach einer langen Durststrecke kommt eben eine „Durst-Strecke.“

Das Licht geht aus im Schmaus und Braus
Nun haben wir bald die erste Saison dort verbracht. Höhen und Tiefen durchlebt. Ein Herz und eine Seele mit diesem Lokal. Ihr habt all unsere Macken ertragen und uns immer die Türen geöffnet. Uns ein neues Zuhause gegeben. Es ist nicht nur Zeit zu akzeptieren, dass ihr Eurem Herzensprojekt nachgeht und einen Traum erfüllt, sondern auch – DANKE zu sagen.
Auch wenn Eure Herzen für die Roten schlagen, habt ihr es gewagt, uns ein Teil von Euch werden zu lassen – und dies nicht bereut. Danke für Euer Engagement, die Geduld, den guten Service und das gute Essen. Danke, dass ihr mit uns das Fan-Fest auf die Beine gestellt habt. Danke für die Treue und Eure Liebe fürs Detail. Auch wenn der Besitzer wechselt und die Tür in einem anderem Licht aufgeht, werden wir immer an genau diese Zeit zurückdenken.

Ein Tiefer Einblick
Diese Gelegenheit möchte ich hier in diesem Beitrag nutzen, um mich auch mal bei anderen zu bedanken. Ich kam aus diversen Gründen nach München und es kam der Punkt an dem für mich hier nichts mehr Sinn machte. Kurz: Ich wollte hier nur noch weg. Ich mag diese Stadt nicht besonders. Was andere an Ihr hypen, verteufel ich. München ist teuer, laut und ein Zeitfresser. Es kommt mir vor, als hätte man hier weniger von seiner Lebenszeit. Schnelllebig ist wohl das richtige Wort dafür.
Dann kam ich zum Fanclub. So schnell habe ich mich selten irgendwo wohl gefühlt. Man kommt direkt in das WIR-Gefühl und denkt sich, man sei schon von Anfang an dabei. 2009 war ich hier schon einmal Mitglied, lebte aber im Bayerischen Wald und verlor so den Anschluss. 8 Jahre später sollte die richtige Zeit aber kommen.
Ich musste innerhalb Münchens umziehen. Meine Anzahl an Freunden die Zeit hatten, konnte man an einer Hand abzählen. Stattdessen hat Nicola mit mir die Wohnung gestrichen. Das nach so kurzer Zeit. Viele Leute von GWM haben mir Ihre Hilfe angeboten und waren für mich da. An dieser Stelle möchte ich DANKE sagen. Vielleicht kann man einige Beiträge davor nun besser verstehen. Fußball ist so viel mehr und geht weit über 90 Minuten hinaus.
Wir schätzen so wenige Dinge im Leben. Es müssen nicht immer die ganz großen Momente sein, für die man dankbar ist – oder sein sollte. Es können ganz kleine sein. Leider erwarten wir immer mehr vom Leben, obwohl das ein total verkehrter Ansatz scheint. Es ist einfach da und will gelebt werden. Es geht nicht um den perfekten Moment, den uns die Werbung vorlebt. Es geht um die echten Augenblicke. Die machen das Leben besonders. Machen es perfekt. Jeden Abend, lasse ich den Tag Revue passieren und frage mich, für welche 3 Dinge ich dankbar bin. Das sind nicht immer Hollywood-Momente. Aber immer beende ich den Tag positiv.
Heute:
- Die tolle Zeit im Schmaus und Braus
- Der Blog
- Die Unterstützung und Freundschaft von GWM
Und für was seid ihr dankbar?